Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
Rita-X
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Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#1

Beitrag von Rita-X »

Hallo zusammen,
vielleicht zu Beginn ein paar Eckdaten:
Mein Mann und ich sind Mitte dreißig, seit 13 Jahren ein Paar, fast zwei Kinder (eins ist noch in mir drin).
Während meiner letzten Schwangerschaft vor drei Jahren (nach einem Städte-Tag und -mal wieder- viel Stress und Streit) kamen wir auf die Idee, dass er eventuell nicht gut hören kann.
Zum Glück hat er sich schnell gekümmert und keine Arztkontakte gescheut. Auch nicht den Gang zum Hörgeräteakustiker.
Seit zwei Jahren trägt er nun wegen seiner Hochton-Schwerhörigkeit seine Geräte. Ein Segen. Es hat sich so vieles verbessert. Viel weniger Streit und Missverständnisse und Unmut.
ABER:
Es ist noch lange nichts "gut" und ich muss sagen, gerade ist es ganz besonders schwer..
Ich versuche zu verstehen wie es sein muss.
Ruhe zu wollen und Stille nicht ertragen zu können.
Zuzuhören und doch nicht verstehen zu können.
Das Gehirn ständig an seiner Belastungsgrenze fahren zu haben.
.. es gelingt mir nur bedingt..
Eigentlich bin ich ein sehr empathischer Mensch.
Aber im Alltag habe ich es oft nicht auf dem Schirm.
Dann antworte ich aus dem Nebenzimmer (aus dem er was gefragt hat(!)), oder sprudle nur so über von Erzählungen und Themenwechseln. Oder spreche gleichzeitig zu unserem Kleinkind, weil ich sonst nie zuende sprechen könnte.
Ich weiß, dass das alles blöd ist. Aber in dem Moment habe ich es nicht parat. - Er oft auch erst, wenn es zu spät ist. (sprich Gehirn und Ohren völlig durch, Laune am Tiefpunkt, sich missverstanden fühlen ("alle anderen schaffen es Rücksicht zu nehmen, nur meine eigene Frau nicht", "Du solltest es langsam wissen, dass ich nicht gut hören kann", ...)
Wenn nur noch Rückzug hilft.. Die vielen Rückzüge. Das Schlafen in einem anderen Zimmer (mit Kind im Raum kommen seine Ohren nicht zur Ruhe und er ist tagsüber völlig ausgelaugt. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Habe noch nie einen Vorwurf daraus gemacht und finde es auch sinnvoll, wenn er sich seine Möglichkeiten schafft), .. jedenfalls führt all das dazu, dass sich bei mir (die ihr Leben lang vom Naturell eher viel als wenig spricht) über die letzte Zeit (die jetzt auch für ihn im Job sehr stressig war) echt viele Themen angestaut haben, die im Hinterkopf die ganze Zeit Schleife laufen.
(von ganz banalen Dingen des Haushalts, zu organisatorischen, terminlichen, aber auch akutere wie es mir z.B. an verschiedenen Tagen geht)
Wenn es dann ganz selten dazu kommt, dass wir tatsächlich zu zweit auf der Couch sitzen und uns freuen, dass das Kleinkind fast alleine spielt. Wenn wir es schaffen mal endlich endlich miteinander zu reden. Dann freue ich mich so, dass ich gar nicht merke, dass ich ein Thema nach dem nächsten abfeuere.. Eben war es dann wieder komplett zu viel. (Aber auch erst wieder gemerkt, als es schon viel viel zu spät war.)
Es ist furchtbar. Ende vom Lied eben war, dass er traurig sagte "Es ist von keinem von uns die Absicht, aber trotzdem passiert es immer wieder. Mittlerweile fühle ich mich eingeengt". Es geht jetzt in die Richtung, dass er Gesprächssituationen nicht mehr genießen kann.. Und ich habe noch mehr Themen, die ich in mich rein fresse..
Ich finde es unerträglich, dass er sich missverstanden fühlt und wünschte ich könnte was daran ändern.. Ich sehe für mich nur irgendwie keine konkreten Möglichkeiten. Ich weiß gewisse Gesprächsregeln ja in der Theorie..
Aber in der Praxis schaffe ich es einfach nicht daran zu denken. Ich bin einfach zu nah dran an ihm.. Wisst ihr was ich meine?
Ich habe in meinem Umfeld zwei Bekannte mit Hör-Schwierigkeiten. Einmal mit Tiniturs und Hörgeräten, einmal mit einseitigem Hörverlust. Das habe ich bei jeder Begegnung total im Neben-Bewusstsein. Ich achte auf meine Sprache. Weiß genau auf welcher Seite ich gehen muss. Achte im Cafe auf die Sitzordnung..
Wieso bin ich da so aufmerksam und schaffe es bei meinem eigenen Mann nicht??
Das lässt mich wirklcih verzweifeln.
(Vorallem, wenn dann Gedanken dazu kommen wie "Ich bin irgendwann nicht mehr die richtige Gesprächspartnerin mehr für ihn")
Ganz oft schaffen wir es offen zu sprechen und er geht auch so offen mit seiner Schwerhörigkeit um. Daher wirkt es für andere gar nicht wie ein Problem. Und tatsächlich ist zB arbeiten auch wirklich kein Problem für ihn. Obwohl er den ganzen Tag Meetings hat und fachliche Gespräche führen muss. - Natürlich ist das Gehirn abends überlastet und die Ohren überreizt. Da braucht unser Kleines nur eine kleine Trotzphase und mein Mann hat richtige Schmerzen. Das macht uns beiden natürlich Angst. Also auch dieser Familienaspekt ist für ihn ein irrer Druck.
Für mich - heute - ganz konkret ist aber das Beziehungsding total schlimm.. Weil ich nicht weiß, wie ich ihn fühlen lassen kann, dass ich Verständnis habe. Wie ich besser auf seine Bedürfnisse eingehen kann (in der Praxis, nicht in der Theorie)..

So. ich beginne mich zu wiederholen.
Als ich vorhin beim durchs-Netz-stöbern auf den Blog von "not quiet like Beethoven" einen Beitrag zu "taub macht stumm — aber den anderen. Schwerhörigkeit als Beziehungskiller" gelesen habe, konnte ich nur noch Rotz und Wasser heulen.

Danke fürs Lesen.. und vielleicht gibt es ja doch den ein oder anderen, der mir vielleicht aus ähnlicher Position einen hilfreichen Rat geben kann. Oder mir helfen kann mein Verständnis irgendwie tiefer zu verankern, dass es auch jederzeit parat ist...

Rita
(geschrieben hab ich gestern Abend. Da war nur mein Account noch nicht freigeschaltet)
Zuletzt geändert von Rita-X am 2. Okt 2018, 11:54, insgesamt 1-mal geändert.
rabenschwinge
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#2

Beitrag von rabenschwinge »

Hallo Rita und fühl Dich mal umärmelt.

Es ist für Euch beide nicht leicht und grad bei der Familienkonstellation Kleinkind und Bauchzwerg für Euch beide nicht leicht und Ihr müsst beide aufeinander zugehen. Schau mal hier: https://www.br.de/mediathek/video/leben ... 00184297e7 Das macht Mut und erklärt auch noch manches .
Zuletzt geändert von rabenschwinge am 2. Okt 2018, 11:16, insgesamt 1-mal geändert.
AlfredW
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#3

Beitrag von AlfredW »

Hallo,

ich bin zwar nicht in einer Beziehung, aber was den Umgang mit Hörbehinderten betrifft, bedarf es dazu auch keiner.
Für den Umgang miteinander sind "Regeln"/"Vereinbarungen" nötig:
- er darf sich nicht hängen lassen (im Rahmen der Möglichkeiten). Evtl muss er dann auch mal ins andere
Zimmer kommen, wenn er etwas nicht verstanden hat und Du musst es halt nochmal sagen.
- du musst ihm glauben, dass er trotz guter Versorgung mit HG Probleme in der Kommunikation hat und
auch öfter geschlaucht ist, und dein Verhalten danach ausrichten.
- es genügt nicht zu wissen wie man mit Hörbehinderten kommuniziert, man muss es auch machen, sonst
bleibt dies immer ein Zankapfel und die Beziehung leidet. Ich kann nachvollziehen, dass man als
Nichtbetroffener nicht immer daran denkt, dies sollte aber nicht 90% der Fälle ausmachen.
- es werden wohl weitere neue Situationen auf euch zukommen, wo es Kommunikationsprobleme gibt:
z.B. Schwimmbad, Sauna (wo man keine HG tragen kann bzw. sollte)

Ansonsten kann man die Beziehung ganz normal leben.
Ich wünsche Euch gutes Gelingen auf dem sicher nicht einfachen Weg.

Gruß

Alfred
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Dani!
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#4

Beitrag von Dani! »

Noch ein Tipp: ihr solltet die Probleme nicht allein auf die Hörprobleme schieben. Bedenkt, dass ihr auch nicht mehr die Jüngsten seid. So leid es mir tut, euer Leistungsmaximum habt ihr hinter euch. Täglich ganztägig Meetings und Telkos ist auch für Normalhörende anstrengend und zermürbend. Und wenn dann am abend das unbelehrbare oder sturköpfige Kleinkind hinzukommt schlaucht das jeden. Das heißt aber unter gar jeinen Umständen, dass du jetzt die Kindererziehung allein übernimmst. Tätest du das, bist *du* über kurz oder lang reif für die Insel, es ist also auch keine Lösung.

Was gar nicht geht ist die Aussage deines Manns, dass nur du kein Verständnis hättest. Als Schwerhöriger nimmt man sich mit den eigenen Problem viel zu wichtig und merkt gar nicht mehr, wieviel Rücksicht andere tatsächlich auf einen nehmen. Das sage ich als selbst hochgradig Schwerhöriger. An dieser Stelle kann ich euch nur den gemeinsamen Besuch einer Interessengemeinschaft für Hörgeschädigte empfehlen und mit Paaren dort unterhalten. Schon allein dafür, damit dein Mann selbst sieht, wie anstrengend es mit einem sein kann, wenn der andere schwerhörig ist. Konsequent Rücksicht nehmen ist sehr schwer. Meine Frau kennt mich bspw. bereits 25 Jahre und es gibt immer noch immer wieder Missverständnisse.

Als akute Lösung kann ich im Moment auch nur vorschlagen, dass im HG ein (zusätzliches) Programm auswählbar ist, bei dem die Verstärkung der schrillen Töne eures Kinds *deutlich* stärker begrenzt wird. Oder alternativ Impulsschall maximal unterdrückt wird. Denn dauernd laute schrille Töne (vom Kind) zu hören kann einen in kürzester Zeit tatsächlich aggressiv machen und man distanziert sich unnötig.
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Musiker_72
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#5

Beitrag von Musiker_72 »

Hallo,
was mich interessieren würde: Arbeitest Du denn auch vollzeit?

Die von Dir beschriebenen Probleme tauchen ja auch bei Paaren auf, wo keiner schwerhörig ist. Wenn einer zu Hause ist und der andere arbeitet, möchte der, der zu Hause war, gerne mal mit einem erwachsenen Menschen reden, während der andere erst mal seine Ruhe will.

Ich (Mann) bin bei uns der Schwerhörige, aber wenn meine Frau Stress hat, ist sie auch extrem ruhebedürftig. Ich war eine zeitlang zu Hause und meine Frau hat Vollzeit gearbeitet, da wollte ich dann auch mal reden (und meine Frau ihre Ruhe).

Vielleicht könnt Ihr Eure Abläufe ja (noch) besser planen. Z.B. festlegen, wie lange Dein Mann erst mal Ruhe braucht und wann ihr dann wichtige Dinge bereden könnt. Oder etwas früher aufstehen und wichtige Dinge morgens besprechen.

Wie stark ist denn die Schwerhörigkeit Deines Mannes?

Alles Gute wünsche ich Euch!
BgmSon
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#6

Beitrag von BgmSon »

Hallo Rita-X,

garnicht so einfach.... Wie wäre es denn, wenn du das, was du hier geschrieben hast, einfach mal als handgeschriebenen Brief an deinen Mann schreibst...

Bei der Kindererziehung (unsere Kinder sind 8 und 12) geht im Alltag ganz schnell auch mal in der Beziehung etwas verloren. Dann muss man sich vieles wieder erarbeiten.

Meine Frau und ich gönnen uns einmal in der Woche einen ruhigen Abend nur für uns zwei. Die Kinder sind dann ab 20.00 Uhr "unerwünscht". Heißt, sie sind dann im Bett oder in ihrem Zimmer. In der Regel kochen wir zusammen und besprechen dann beim und nach dem Essen Themen, zu denen man in der Woche nicht gekommen ist.

Dieses Ritual hilft uns beiden. Es lohnt sich, gemeinsame Zeit füreinander zu finden,

Gruß und alles Gute
Rita-X
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#7

Beitrag von Rita-X »

Ihr Lieben!
Ganz vielen lieben Dank für eure Antworten und zahlreichen und vielfältigen Tipps! Da gibt es einiges über das ich noch länger nachdenken werde, um zu schauen, was das für uns konkret heißt.
Ich arbeite momentan noch bis zum Mutterschutz halb. Allerdings ist das mit dem „endlich mal mit nem Erwachsenen reden“ (und einem sehr wichtigen!) sicher ein Punkt.. Auch dass es grundsätzlich als junge Eltern erst mal ne Umstellung ist. Ich schiebe auch Probleme nicht aufs Hören. Habe das Thema bisher vielleicht sogar eher zu wenig wichtig genommen, indem ich mich alleine zB nicht länger damit auseinander gesetzt hab. Bis Montag. Da habe ich nach unserem schweren Abend recherchiert und viel gelesen- und so auch hier das Forum gefunden.
Gestern haben haben wir zwei ein total gutes Gespräch gehabt, bei dem wir beide sehr vorsichtig waren und beide gezeigt haben, dass wir wissen dass wir unseren Beitrag zu leisten haben. War sehr konstruktiv. Haben manche Dinge auch ausgelagert (zB trage ich Termine jetzt digital ein) und ich hab mich echt beschränkt in meinen Themenwechseln.
Das mit dem zusätzlichen Programm im HG finde ich spannend. Das werde ich ihn mal bitten mit dem HGAkustiker zu besprechen. Bisher zieht er die im Notfall abends aus- dann ist es mit Gesprächen aber auch wieder schwieriger.. Wie stark die Einschränkung ist weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Wird das in Frequenzen und Prozent angegeben?
„Das Ihr ist eine Tür“ da hab ich nur den Trailer gefunden. Muss ich noch mal am Rechner testen.
Ich sage für heute gute Nacht.
Danke nochmal!
Ich sehe die Welt schon wieder positiver und habe die Hoffnung, das wir einiges noch optimiert bekommen. Da gibt es noch ungenutzte Stellschrauben. Mir haben eure Antworten schon guten Input gegeben!
Rita
EinOhrHase
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#8

Beitrag von EinOhrHase »

Hallo Rita-X

Resthörvermögen wie Sprachverständnis wird in Prozent angegeben.

Je nach Hörkurve kann man im Audiogramm (wird vom HNO-Arzt oder auch Akustiker erstellt) die Frequenzen ablesen, ab welcher Frequenz bzw ab wieviel db (Lautstärke) ein Schwerhöriger noch was hört.

Hören und Sprache zu verstehen sind, bezogen auf die Hörhilfe, 2 paar Stiefel, weshalb Dani ua auch ein zusätzliches Programm im HG vorgeschlagen hatte.

Gruss
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen ;)
Körper(sprache) lügt niemals :!:

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jessy
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#9

Beitrag von jessy »

Hallo Rita,

ich kann dich verstehen (wenn auch wenig hörend). Ich empfehle oft, einfach mal eine Woche Stöpsel in beide Ohren. Tag und Nacht. Ich glaube dann wird eher klar, was es wirklich bedeutet. Durch Hörgeräte werden Nebengeräusche lauter, oder das Gehirn hatte sich an diese Art Ruhe gewöhnt. Man hat keinen Vergleich mehr, was normales hören wäre. Somit wird der Teil auch belastend. Ich hoffe ihr beide schafft es. Ja es erfordert viel Verständnis auf beiden Seiten. Jeder hat schlechte Tage. Erst sprechen, wenn man dem anderen gegenüber steht. Nicht aus der Küche rufend....Ich habe da so meine Last mit meinen "Kindern"..in der Firma. Mir fehlt der Zettel auf der Stirn "Schwerhörig", denn jeder vergisst es immer wieder. Beginnt den Satz ist aluter und endet doch woeder in seinem gwohnten leise. Euch viel Glück.
LG Ramona
Dani!
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#10

Beitrag von Dani! »

Hallo Ramona!
Das mit dem Zettel auf der Stirn sollte nicht notwendig sein. Da ist das HG falsch eingestellt oder zu schwach. Ich bin hochgradig SH bis an Taubheit grenzend und keine fliesend Deutsch sprechender muss besondere Rücksicht nehmen.
Ich nehme an, dass deine aktuellen Geräte mittlerweile einige Jahre alt sind. Als Kassenpatientin hast du in D alle 6 Jahre Anspruch auf neue Geräte, erst Recht, wenn du mittlerweile schlechter hörst.
Nimm dieses Recht in Anspruch, denn kein Fernseher mehr gucken zu können kanns ja auch nicht sein, oder?
:sm(16):
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Pfefferminze
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#11

Beitrag von Pfefferminze »

Hallo Dani,
dann kannst du dich glücklich schätzen. Im Allgemeinen wird ein so ausgeprägte Hörschädigung mit HG nicht wirklich kompensiert. Trotz bestmöglicher Einstellung der HG klappt es oft einfach nicht mit dem Verstehen. Das wird dir jeder Fachmensch bestätigen.
Gruß Pfefferminze
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KatjaR
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#12

Beitrag von KatjaR »

Da stimme ich dir zu Pfefferminze. Bei langjährig hochgradig hörgeschädigten, entwickelt sich oft zwar eine kompensatorische Fähigkeit ergänzend zu kombinieren und das Mundbild zur Hilfe zu nehmen, aber dass ist dann halt sehr störanfällig und abhängig von Sichtkontakt und Tagesform. Vielen ist garnicht bewusst, wie stark sie absehen und merken das erst wenn jemand den Mund beim Sprechen verdeckt. Auch ist es ein Unterschied inwieweit der Hörverlust über alle Frequenzen ähnlich stark ausgeprägt ist, oder ob es zu besonderer Ausprägung im Hochtonbereich kommt, der eben durch Hörgeräte nicht mehr ausreichend ausgleichbar ist und so die hochfrequenten Konsonanten unhörbar macht.
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Dani!
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#13

Beitrag von Dani! »

Es ist nicht so, dass ich mit HG alles verstehe. Im Gegenteil, aufgrund meines steilen Hochtonabfalls geht der Einsilbentest ohnne HG Richtung 0. Auch muss ich bei Kollegen hin und wieder Nachfragen, aber nicht weil sie leiser werden, sondern weil mir in Schlüsselwörtern fast sämtliche Konsonanten fehlen.
Mundbild kann ich aufgund meiner Sehschwäche meist vergessen. Ein Kollege machts fatalerweise auch noch falsch, indem er bei Wiederholung deutlich lauter spricht; unglücklicherweise verstehe ich ihn mit HG gerade deshalb dann noch schlechter.
Ihr habt aber insofern Recht, dass ich aufgrund jahrzehntelanger Übung sehr viel nicht Gehörtes kompensieren kann, selbst beim Einsilber rate ich mit HG mehr als ich wirklich höre ("Batt" und "Spatz" ist für mich akustisch dasselbe).
Dennoch liest sich Ramonas Beitrag so, dass sie mittlerweile nicht mehr die richtigen Geräte hat. Daher mein Hinweis darauf, vielleicht doch mal wieder den Akustiker zu besuchen. Die gesetzliche Krankenkasse in D zahlt ja alle 6 Jahre, bei WHO4 sogar noch ein bisschen mehr.
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jessy
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#14

Beitrag von jessy »

Dani! hat geschrieben:Hallo Ramona!
Das mit dem Zettel auf der Stirn sollte nicht notwendig sein. Da ist das HG falsch eingestellt oder zu schwach. Ich bin hochgradig SH bis an Taubheit grenzend und keine fliesend Deutsch sprechender muss besondere Rücksicht nehmen.
Ich nehme an, dass deine aktuellen Geräte mittlerweile einige Jahre alt sind. Als Kassenpatientin hast du in D alle 6 Jahre Anspruch auf neue Geräte, erst Recht, wenn du mittlerweile schlechter hörst.
Nimm dieses Recht in Anspruch, denn kein Fernseher mehr gucken zu können kanns ja auch nicht sein, oder?


Hallo Dani,

nein ich habe nun seit 1,5 Jahren neue Geräte (nach 15 Jahren Nr.4), diesmal auch Lautsprecher im Ohr, geschlossene Versorgung vertrage ich nicht. Auch den Akustiker habe ich gewechselt. Da sind im Hause verschiedene Akustiker, welche die Einstellung versucht haben. Offensichtlich ist die Versorgung mit HG nicht mehr ausreichend möglich. Die war nun die Antwort noch Akustiker, Ohrenärztin und auch in der Reha hat man sich dies angeschaut und war der gleichen Meinung. Klar wäre mir eine ausreichende Versorgung lieber, da ich CI wenn überhaupt, erst bei kompletter Taubheit in Erwägung ziehen werde. Bis dahin, ist es so wie jetzt sehr schwer.
LG Jessy
AlfredW
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#15

Beitrag von AlfredW »

Hallo Jessy,

warum erträgst Du "freiwillig" diese Situation? Wenn kein ausreichendes Sprachverstehen mehr möglich ist, dann ist doch ein CI ganz klar indiziert. Bis man mit CI wieder gescheit verstehen kann, vergeht auch einiges an Zeit.

Gruß

Alfred
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Tuchel48.1.1
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#16

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Alfred, ein CI zu bekommen,ist gar nicht so einfach: Der MDK empfiehlt sehr häufig, das CI abzulehnen, damit die KK ne Menge Geld sparen kann und die Vorstandsvorsitzenden ne Menge Geld abkassieren können!

Ich habe es im Frühjahr auch probiert und mir wurde es auch abgelehnt, weil ich angeblich zu gut höre, dabei bin ich auch auf 1 Ohr an Taubheit schwerhörig.

Es ist leider bei verschiedenen Leuten so, daß sie eine Abneigung gegen Hörgeräte haben und wenn es schon sein muß, sollen die Geräte möglichst unsichtbar sein, damit die Mitmenschen nicht mitbekommen, daß man schlecht hört. Das ist ein großer Fehler! aber gegen Vorurteile kommt man schlecht an!
rabenschwinge
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#17

Beitrag von rabenschwinge »

Ich bin grad entsetzt. Das kann doch nicht wahr sein.

Hast Du dagegen Widerspruch eingelegt?
Pfefferminze
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#18

Beitrag von Pfefferminze »

Hallo Tuchel,

Zitat aus deinem Post (ich weiß jetzt nicht, wie ich das eleganter hinbekomme): Der MDK empfiehlt sehr häufig, das CI abzulehnen, damit die KK ne Menge Geld sparen kann und die Vorstandsvorsitzenden ne Menge Geld abkassieren können!

Das war doch wohl nicht die Begründung des MDK! 😂

Grüße
Pfefferminze
li. Taub mit CI MED-EL Sonnet, EA am 25.07.14
re. an Taubheit grenzend SIEMENS INTUIS PRO DIR :wilma:
Tuchel48.1.1
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#19

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Pfefferminze, nein, die Begründung war: Ich solle doch beim Akustiker nachfragen, ob nicht neue Hörgeräte auch reichen würden, das habe ich gemacht und es wurde gesagt, meine Hörgeräte wären ausreichend. Mir kommt das aber nicht so vor! Es kommt immer häufiger vor, daß ich nachfragen muß, weil ich nicht ausreichend verstanden habe. Einen Vortrag verstehe ich nur mit Induktions-schleife oder ähnliches. Ins Konzert brauche ich gar nicht erst gehen, weil ich dort auch nichts verstehen kann. Bei uns in BW ist es um Induktionsanlagen sehr schlecht bestellt. Da tut man so, als hätte man noch nie etwas davon gehört.

Habe ich jetzt genug erklärt, warum ich ein CI möchte? Aber um das zu kriegen, muß ich wohl vor Gericht gehen. Oder selber zahlen.
Tuchel48.1.1
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#20

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Pfefferminze, nein, die Begründung war: Ich solle doch beim Akustiker nachfragen, ob nicht neue Hörgeräte auch reichen würden, das habe ich gemacht und es wurde gesagt, meine Hörgeräte wären ausreichend. Mir kommt das aber nicht so vor! Es kommt immer häufiger vor, daß ich nachfragen muß, weil ich nicht ausreichend verstanden habe. Einen Vortrag verstehe ich nur mit Induktions-schleife oder ähnliches. Ins Konzert brauche ich gar nicht erst gehen, weil ich dort auch nichts verstehen kann. Bei uns in BW ist es um Induktionsanlagen sehr schlecht bestellt. Da tut man so, als hätte man noch nie etwas davon gehört.

Habe ich jetzt genug erklärt, warum ich ein CI möchte? Aber um das zu kriegen, muß ich wohl vor Gericht gehen. Oder selber zahlen.
Tuchel48.1.1
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#21

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Pfefferminze, nein, die Begründung war: Ich solle doch beim Akustiker nachfragen, ob nicht neue Hörgeräte auch reichen würden, das habe ich gemacht und es wurde gesagt, meine Hörgeräte wären ausreichend. Mir kommt das aber nicht so vor! Es kommt immer häufiger vor, daß ich nachfragen muß, weil ich nicht ausreichend verstanden habe. Einen Vortrag verstehe ich nur mit Induktions-schleife oder ähnliches. Ins Konzert brauche ich gar nicht erst gehen, weil ich dort auch nichts verstehen kann. Bei uns in BW ist es um Induktionsanlagen sehr schlecht bestellt. Da tut man so, als hätte man noch nie etwas davon gehört.

Habe ich jetzt genug erklärt, warum ich ein CI möchte? Aber um das zu kriegen, muß ich wohl vor Gericht gehen. Oder selber zahlen.
Tuchel48.1.1
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#22

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Rita, vielleicht wäre es mal gut, wenn Ihr beide in eine Reha nach Rendsburg fahrt, da könnt Ihr beide einiges über die Hörbehinderung erfahren und wie man sich da hilft. Hörtrainig, LBG, Fingeralphabeth und du lernst verstehen, warum es für den Partner schwierig ist zu verstehen, vor allem, wenn er keinen Sichtkontakt hat. Gewöhne dir an, nur mit Blickkontakt mit ihm zu sprechen und nicht zu schnell, damit er von den Lippen absehen kann. Da klappt manches besser.

Viel Glück!
Tuchel48.1.1
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#23

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Rita, vielleicht wäre es mal gut, wenn Ihr beide in eine Reha nach Rendsburg fahrt, da könnt Ihr beide einiges über die Hörbehinderung erfahren und wie man sich da hilft. Hörtrainig, LBG, Fingeralphabeth und du lernst verstehen, warum es für den Partner schwierig ist zu verstehen, vor allem, wenn er keinen Sichtkontakt hat. Gewöhne dir an, nur mit Blickkontakt mit ihm zu sprechen und nicht zu schnell, damit er von den Lippen absehen kann. Da klappt manches besser.

Viel Glück!
Pfefferminze
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#24

Beitrag von Pfefferminze »

Hallo Rita,
ja, der Tipp mit der Rendsburg-Reha ist seeehr gut. Ich war auch in diesem Jahr dort. Angehörige sind willkommen. Ich weiß, dass dort mal eine hörgeschädigte Mutter mit ihrem Kind war. Die Reha dauert 4 Wochen. Angehörige haben auch die Möglichkeit nur ein paar Tage an der Reha teilzunehmen. Während meiner Reha war ein Ehemann für 1 Woche dort, weil es halt wegen der Hörschädigung seiner Frau auch zu viel Spannung Zuhause kam. Das Ehepaar hat gesagt, das dies sehr hilfreich für das gegenseitige Verständnis füreinander war. Denn auch die Hörenden leiden unter der Hörschädigung des Partners.
Grüße Pfefferminze
li. Taub mit CI MED-EL Sonnet, EA am 25.07.14
re. an Taubheit grenzend SIEMENS INTUIS PRO DIR :wilma:
Pfefferminze
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Re: Hörend+Schwerhörend: Beziehungs Kriesen/Herausforderungen ....

#25

Beitrag von Pfefferminze »

Hallo Tuchel,
ich wollte dir nicht zu nahe treten. Habe die eine PN geschickt, weil dies ja nicht Thema der Thread-Erstellerin ist.
Grüße Pfefferminze
li. Taub mit CI MED-EL Sonnet, EA am 25.07.14
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