Knochenleitungshörgeräte

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mmsleo
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Knochenleitungshörgeräte

#1

Beitrag von mmsleo »

Hallo,
nach der Sommerpause habe ich wieder die Zeit und Geduld, mich mit HG-Tests zu beschäftigen. Meine letzten Tests mit Oticon opn und Widex Evoke haben das Ergebnis gebracht, daß ich wegen Heuschnupfen (Allergien) innerhalb kurzer Zeit die Stöpsel aus den Ohren ziehen musste. Egal, ob mit Otoplastik (mit kleiner oder großer Lüftungsbohrung) oder mit "Schirmchen": die Dinger sind einfach ein Fremdkörper in meinen Ohren, weil die Ohrenschleimhäute anschwellen.
Mein nächster Versuch war AdHear von MeDel, ein Knochenleitungs-HG zum Aufkleben hinter dem Ohr. Hörverbesserung war gering, m.M. nach weil der Anpressdruck zu gering ist. Und: die Klebepads fallen nach einmaligem Duschen oder starkem Schwitzen wieder ab. Auch beim Haarekämmen sind sie mir schon runter gefallen.
In Kombination mit einer (stabilen) Brille (ich bin Brillenträger) kann ich mir die Knochenleitungsgeräte aber gut vorstellen.
Hat jemand Erfahrungen damit?
Welche Hersteller gibt es?
annib
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#2

Beitrag von annib »

Schau mal bei den Hörbrillen von Bruckmann
nach Hörsturz/Hörstürzen auf einem Ohr an Taubheit grenzend, jetzt mit CI
Ohrenklempner
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#3

Beitrag von Ohrenklempner »

Bruckhoff meinst du. ;)
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... :geek:

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten – Grüßli an die Schwiz! :wave: – fragen Sie Ihren Hörakustiker (m/w/d)!
annib
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#4

Beitrag von annib »

Ja, richtig
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EinOhrHase
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#5

Beitrag von EinOhrHase »

Hallo,

ja - es gibt zum einen die "Hörbrillen" und zum anderen auch die BAHAs.
Wenn der HNO-Arzt belegt, dass Du keine Standard-HGs tragen kannst oder andere Alternativen, wäre die Überlegung, ein BAHA setzen zu lassen.
Die Klebepads sind - aus meiner Sicht - sowas wie ne Notlösung / nur zum Testen geeignet, weil:
Durch den Wiederstand der Haut muss das HG komplett anders (und evtl auch lauter) eingestellt werden. Die bessere Lösung ist das BAHA - wenn auch mit ner OP verbunden, bei der ne Titanschraube gesetzt wird, damit das BAHA direkt über die Knochenleitung arbeitet.

Hatte vor zig Jahren mal ne Hörbrille, diese ist in manchen Situationen etwas hinderlich.
Aktiv Sport treiben geht zwar, solang man nicht "zusammenrauscht" mit nem Sportskameraden (Fussball, Kampfsport usw).
Da würd ich persönlich was anderes vorziehen, ist halt doch ärgerlich, wenn die Brille kaputt gehn sollte und man hat keine Alternative fürs HG.........

Auch hier gilt wie bei allen HGs, das Für und Wieder für sich selbst abzuwägen, auch in Bezug auf die entstehenden Kosten bzw Folgekosten.

Gruß :-)
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen ;)
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mmsleo
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#6

Beitrag von mmsleo »

Hallo,
zunächst mal Danke für die Rückmeldungen.
Nach langer Suche hab ich nun endlich einen HG-Akustiker in meiner Nähe gefunden, der sich mit Knochenleitungshörbrillen auskennt. Nächste Woche Termin, mal sehen, was dabei rauskommt.
Unklar bleibt mir, warum die Knochenleitungsgeräte so wenig präsent sind.
Ich habe als als Behelf für meine Hörminderung einen Hörverstärker (Herstellernamen nenne ich jetzt mal nicht, ist aber im Hilfsmittelverzeichnis der GKV gelistet) und Bone Conduction Headphones, beides zusammen für ca. 500 Euro.
Das Hörempfinden über die Knochenleitung (auf die Schläfenbeine) ist ausgezeichnet - auch Normalhörende (u.a. meine Frau) sprechen hier von einem Wow-Effekt.
Jetzt bin ich mal auf die Hörbrillen gespannt... bis dann
Selene
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#7

Beitrag von Selene »

mmsleo hat geschrieben:Jetzt bin ich mal auf die Hörbrillen gespannt... bis dann
Viel Erfolg damit und bitte hier darüber berichten!

Alles erdenklich Gute
Selene
Tinnitus (früher Morbus Meniere), durch Hörstürze beidseits ca. 50-70 dB Schwerhörig. Seit dem 11. Oktober 2017 Trägerin von Oticon opn 1 mit T-Spule Ex-Hörer mit geschlossenen Schirmchen. :idee:
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#8

Beitrag von EinOhrHase »

@nmsleo

Mit den Knochenleitungsgeräten sprichst Du die BAHAs (Bone Anchored Hearing Aid) an oder meinst Du in dem Fall ein anderes Gerät?

Im ersteren Fall ist es so, dass man ein BAHA nicht so ohne weiteres bekommt wie ein Standard HG. Hierfür müssen - aus medizinischer Sicht - Gründe vorliegen, dass man ein Standard-HG mit Otoplastik nicht tragen kann, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden oder eben gesundheitliche Bedingungen es nicht möglich machen, eine Otoplastik tragen zu können.
Das können zb starke Bildung von Ohrenschmalz sein, Materialunverträglichkeiten der Otoplastiken (ua Allergien), geburtsbedingte Einschränkungen (missgebildeter Gehörgang, fehlende Knorpel) oder auch schlecht heilende Entzündungen auf Grund von Reibung (Otoplastik). Das Fehlen der (ganzen oder teilweisen) Ohrmuschel kann in manchen Fällen auch ein Grund sein, ein BAHA zu bekommen.

Denke, konnte Dir das ausreichend erklären, weshalb man BAHAs so "selten" zu Gesicht bekommt.

Grüssle
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Ohrenklempner
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#9

Beitrag von Ohrenklempner »

Eine KL-Hörbrille ist allerdings deutlich günstiger als ein BAHA. Die Brille setzt man auf und fertig. Das BAHA muss in den Schädel geschraubt werden. Wenn ein ärztliches Attest vorliegt, dass ein Standard-HG wegen Unverträglichkeit nicht möglich ist, sollte die KK das auch ohne Probleme genehmigen.
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#10

Beitrag von EinOhrHase »

@Ohrenklempner

das ist schon richtig, dass ein BAHA teurer ist (und wird, wenn die medizinischen Gründe vorliegen, auch von den KK bezahlt). Hierbei ist man nicht "abhängig" von der (Kl / Hör-) Brille, weswegen ich das weiter oben ansprach, wenn das HG kaputt wäre / Brille nicht benötigt wird, aber HG bzw anders rum......

Hatte wie erwähnt schon selbst ne HG-Brille und war immer auf die Brille angewiesen, die ich nicht wirklich gebraucht habe.....

Gruss :-)
Zuletzt geändert von EinOhrHase am 11. Okt 2019, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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mmsleo
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#11

Beitrag von mmsleo »

Hallo,
ich meine nicht BAHA (also keine Implantation) , sondern eine äusserlich aufliegende Knochenleitung in Form einer Brille.
Da ich sowieso Brillenträger bin, wäre der Vorteil, dass ich quasi automatisch mein Hörgerät mit aufsetze, und mir morgens nicht extra noch Stöpsel reindrücken muss, welche ich als einen Fremdkörper empfinde.
Schon mal einen Schnupfenanfall mit Ohrstöpseln erlebt?
Es gibt mittlerweile hervorragende Kopfhörer mit Knochenleitung.
Luftleitungs-HGs sind auch nur eine Krücke, da Schall eben nicht nur über den Gehörgang wahrgenommen wird.
Habe nächsten Montag meinen Termin beim Akustiker, da bin ich mal sehr gespannt.
annib
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#12

Beitrag von annib »

Hast du eine Schallleitungs- oder Schallempfindungsschwerhörigkeit? Im Fall 2 kommst du, wenn mich nicht alles täuscht, mit einem Knochenleitungsgerät bei einer beidseitigen Schwerhörigkeit nicht weit und bei einer einseitigen kannst du allenfalls auf die andere Kopfseite leiten.
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#13

Beitrag von EinOhrHase »

@nmsleo

Hatte vor 1998 ein Standard-HG - teils auch mit Brille gekoppelt.
Schnufpenanfälle wie Husten & co hatte ich mit dem Gerät ebenso. Dass es mit den Otoplastiken weniger angenehm ist, streite ich nicht ab :-)

Kannst Du beschreiben, wie gross der Druck ist / sein muss von diesen Brillen-HGs? Vermutlich wird der Druck auf längere Zeit unangenehm werden?
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#14

Beitrag von mmsleo »

So, nach einer Woche ausführlicher Tests der Knochenleitungshörbrille BHM Evostar eine Zwischenbilanz.
Obwohl ich kein typischer Fall von KL-Geräten bin (Innenohrschwerhörigkeit ca. 50 % Verlust v.a. im Hochtonbereich):
Sehr positiv: sehr gute Sprachverständlichkeit, feine Regelung der Lautstärke durch Drehknopf.
Vorteile gegenüber Luftleitung:
1. kein Fremdkörper im Ohr.
2. Brille wird aufgesetzt und damit auch das HG, kein Gefummel, HG und Brille zu sortieren. HG wird automatisch mit aufgesetzt und bleibt nicht irgendwo in der Schublade liegen, weils zu umständlich ist oder "heute sowieso nicht gebraucht wird".
3. Fernsehen geht sogar ohne zusätzliche Geräte, welche selbst bei den teuersten Luftleitungs-HGs oft notwendig sind.
Nachteile:
1. Druckgefühl am Ohr, schwerere Brille.
2. Windgeräusche werden, da die Mikrofone ausserhalb des Ohrs an der Brille platziert sind, wahrscheinlich stärker übertragen als bei Mikros hinter oder im Ohr.
3. Es gibt kaum Akustiker, welche sich in der Praxis mit KL-Geräten auskennen. Die Anpassung ist nicht einfach, es gehört viel Erfahrung dazu.

Wahrscheinlich werde ich bei der Hörbrille bleiben.
Mit ausschlaggebend auch das Erlebnis heute beim Seniorennachmittag (also Generation 65+): von 21 Menschen besitzen 9 ein HG. Drei (!!!) von denen haben ihr HG getragen. Antworten der 6 anderen: ist eh keine Hilfe, tut mir im Ohr weh, habs vergessen.
Alle diese 6 tragen auch eine Brille (wie übrigens über 90% aller Hörgeschädigten) - wenn diese mit ihrer Brille automatisch ihr HG aufsetzen würden...!?!
EinOhrHase
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Re: Knochenleitungshörgeräte

#15

Beitrag von EinOhrHase »

Alles hat so seine Vor- und Nachteile.
Jeder hat andere Hörsituationen, andere Vorlieben.

Ganz so pauschal würde ich es nicht sagen, dass man bei (vielen) HdO-Geräten zusätzlich ein Gerät braucht wg TV schauen. Kommt ua auch auf die Gerätschaften selbst an, wie sie eingestellt sind.

Das Druckgefühl wird sehr wahrscheinlich "bleiben" müssen wg der Übertragung.

Wo sind bei diesen Hörbrillen die Mikros angebracht? Seitlich oder eher hinten?
Wann treten die Windgeräusche eher auf? Schon bei leichtem Wind oder wenn er "nur" aus einer bestimmten Richtung kommt?

Ein Hörgrät tragen zu müssen als "Neuling" ist immer eine Umstellung, egal welches Alter. Zudem kommt der Anspruch hinzu, mit dem Gerät wieder komplett "normal" hören zu können, was leider nie der Fall sein wird.
Egal, was für Probleme die Geräte mit sich bringen, sei es das Fiepen, Druckgefühl der Otoolastik, viel zu laut eingestellt usw - dann sollte man zum Akustiker gehen, denn dazu sind sie ja da.
Ja - es kann nervig sein, oft hingehen zu müssen. Dennoch sollte man sich überlegen: Will ich am gesellschaftlichen / öffentlichen Leben weiter teilhaben können oder gehe ich das Risiko ein, zuhause zu bleiben "nur" des schlechten Hörens wegen um aber dann zb den TV so aufzudrehen, dass die Strasse mithören kann....?

Grüssle
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