Hallo, ich bin neu hier in diesem Forum. Ich habe von Geburt an eine Hochtonschwerhörigkeit. Rechts schlimmer als links. Besitze seit 11 Jahren Hörgeräte, die ich nicht regelmäßig getragen habe. Eher selten. Nun habe ich an mir selber festgestellt, dass ich Gesprächen in der Runde nicht mehr folgen kann. Ich abschalte und mich zurückziehe. Ich schneller überfordert bin wenn Partner / Freunde oder Familie ohne Punkt und Komma reden. Ich fühle mich erschöpft wenn ich von meinem Job nach Hause komme.
Leider finde ich im Internet sehr wenig über Konzentrationsschwierigkeiten bei Hochtonschwerhörigkeit. Ich möchte mir das auch nicht einreden. Dennoch mache ich mir Sorgen die steigenden Anforderungen im Job nicht mehr meistern zu können.
(Mir ist bewusst das ich die HG wieder tragen muss. Habe sie kürzlich noch einmal anpassen lassen und trage sie wieder seitdem.)
Über einen Erfahungsaustausch/ Hinweise / Links würde ich mich sehr freuen.
Hallo Margie,
Konzentrationsschwierigkeiten und Erschöpfung sind sehr verbreitete Begleiterscheinungen bei Hörschädigungen jeglicher Art. Bei Hochtonschwerhörigkeit sind oft nur bestimmte Konsonanten betroffen, welche aber trotzdem schon massive Einschränkungen im Sprachverstehen nach sich ziehen können. Diese können bis zu einem gewissen Grad ausgweglichen werden, durch erhöhte Konzentration (begrenzte Ressource) und innerliches Ergänzen, was ebenfalls kognitive Ressourcen kostet. Ergebnis kann dann bei längerer Notwendigkeit der Kompensation zu Limitation führen, dessen was man verarbeiten kann. Dein Entschluss die Hörgeräte wieder zu tragen ist daher denke ich der richtige Schritt. Anfangs wirst du dich an die neuen Höreindrücke gewöhnen müssn, mittel-und langfristig wird es dir meiner Meinung nach aber das Verstehen erleichtern und daher deine Ressourcen schonen. Für schwierige Situationen oder langfristige Sitzungen kann auch Zusatzbehör noch hilfreich sein. Viel Erfolg bei der Wiedergewöhnung an Hörgeräte wünscht Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Hallo, wie du schon selbst sagst, ist es wichtig, die Geräte regelmäßig zu tragen. Am besten morgens rein und abends raus. Wenn du die Leute besser verstehst, wird das schon ein ganzes Stück besser. Dann reflektierte mal generell dein Verhalten. Stehst du ständig unter Strom, oder gönnst du dir genügend Auszeiten. Entspannung ist wichtig, dabei ist es eigentlich egal, was du machst. Yoga und Co., lange Spaziergänge, Rad fahren, lesen etc., etc.. Jeder findet etwas, was ihm gut tut. Zwischendurch einfach mal hin setzen und einen Kaffee / Tee trinken. Wie ist die Arbeitssituation, lässt sich da etwas ändern. Kannst du einzelne Aufgaben abgeben.
Wenn das alles nicht hilft, hast du auch die Möglichkeit mal eine Reha zu beantragen. Da kann dir dein Arzt weiterhelfen.
Gruß Nanni
Du, dass ist gar nicht so selten. Grad wenn Du die HG´s nicht regelmäßig trägst. Dein Gehirn muss das Hören damit erst wieder lernen und dazu bedarf es Training in Form vom regelmäßigen Tragen der HG´s.
Das Du so erschöpft bist liegt an der Höchstleistung, die Dein Hirn da bringen muss: Zum Gehörten das Fehlenden mittels ablesen des Mundesbildes sowie Kombinieren und raten dazu bringen an Information und Input.
DAS ist anstrengend!
Zuletzt geändert von rabenschwinge am 9. Feb 2020, 20:14, insgesamt 3-mal geändert.
Danke @KatjaR und Nanni für eure Zeilen und die Ermutigung meine HR immer zu tragen. Entspannung ist außerhalb meines Job`s kein Problem. Nur im Job treten Schwierigkeiten auf. Ich bin mir selbst nicht sicher ob es an mir liegt oder auch eine Ursache meiner Schwerhörigkeit ist. Ich übe einen medizinischen Beruf aus. ( Seit 26 Jahren) Bisher musste ich z.B keine Dokumente erstellen. Ich hatte schon als Kind Schwierigkeiten Aufsätze zu schreiben und brauchte Stunden dafür. Andere meistern das ohne Schwierigkeit. Ich habe meinen Beruf gewählt, weil diese Fähigkeit dort nicht wichtig war. Dies änderte sich aber mit den letzten Jahren und ich merke wie ich mich davor drücken möchte. Seitens meiner Vorgesetzten habe ich da wenig Verständnis. Allerdings habe ich es auch noch nicht aus den Sicht meiner Schwerhörigkeit gesehen und auch so geäußert. Wie seht ihr diese Situation?
Hallo Margie,
da scheinst du gleich 2mal auf Schwachpunkten gefordert zu sein, was doppelte Kompensation erfordert und natürlich auch doppelt stresst und erschöpft.
Wenn du für Schreibtätigkeiten länger brauchst und es dich anstrengst ist das natürlich ein zusätzliches Problem.
Hast du die Möglichkeit mit Textbausteinen zu arbeiten?
Standarddokumente für bestimmte Sachverhalt zu erstellen und dir dafür vielleicht von Kollegen helfen zu lassen? Ich würde damit offen umgehen und schauen ob ich Unterstützung bekommen kann. Dass du in deiner Arbeitsfähigkeit erhalten bleibst, sollte ja auch im Interesse der Kollegen sein. Wünsche viel Erfolg.
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Ich würde die Schwerhörigkeit offen ansprechen und darauf hinweisen, dass du nicht immer alles so mitbekommt.
Du wirst dich wundern, wie viel andere auch schlecht hören und auch bereits Hörgeräte haben.
Mit einer Vertrauensperson würde ich auch über die Schreibschwäche sprechen. Vielleicht lassen sich ja doch die Aufgaben anders verteilen. Dafür müssen die anderen erstmal von den Problemen wissen,damit sie darauf eingehen können. Die Angst dem Job nicht mehr gewachsen zu sein, kostet auch Energie und belastet.
Ich habe gelernt, dass es besser ist, damit offen umzugehen, anstatt das immer zu verschweigen. Irgendwelche Deppen hast du immer, die sich vielleicht lustig machen, aber der breiten Masse nimmst du den Wind aus den Segeln.
Hallo Katja, mit Textbausteinen wird bei uns nicht gearbeitet. Zumindest bei neuen Sachverhalten / Verfahren nicht. Hilfe von Kollegen würde ich sehr gern annehmen. Von meiner Vorgesetzten wird aber eigenständiges arbeiten ohne viele Fragen erwünscht. Danke für deine Worte. Werde nochmals versuchen, Unterstützung zu bekommen.
Hallo rabenschwinge, ja jeder weiß von meiner Schwerhörigkeit. Mir waren die Auswirkungen des nicht Tragens der HR nicht so bewusst. Spürte immer nur das etwas nicht stimmt, bzw. beruflich gesehen, ich jetzt nun mal an meine Grenzen komme.
Ich bin auch immer dafür Dinge klar anzusprechen. Hoffentlich bewirkt es auch etwas. Danke.
Zuletzt geändert von Margie am 9. Feb 2020, 21:33, insgesamt 1-mal geändert.
Bitte nimmt schnellstmöglich mit dem für deinen Wirkungsbereich (Ort deiner Arbeitsstelle) zuständigen Integrationsfachdienst kontakt auf. Diese helfen dir weiter und vermitteln auch mit dem Arbeitgeber. Ferner bieten sie Unterstützung - auch bei den Kosten - an, die die Ausstattung deines Arbeitsplatzes betreffen. Habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Leider habe ich mit der Einschaltung des IF zu lange gewartet und das hätte mich beinahme meinen Job gekostet. Dir viel Erfolg
Was Holunder schrieb ist soweit richtig. Allerdings geht nur wenn man als Schwebi beim AG gemeldet ist und SchwebiAusweis hat
Im Job kannst du auch Schreibdolmetscher über IFD anfordern oder wenn du Gebärden kannst Gebärdendolmetscher bestellen.
Trägst du Hörgerät die du bereits seit 11 Jahren hat oder hast du inzwischen neue. Nach 11 Jahren sollte dann ohnehin nach neue HG geschaut werden und wenn du mit Hilfsmittel zb FM Anlage weiterkommst dann kann man dies auch zb bei IFD beantragen. FM Anlage zb Roger-Seite kann man beim Akustiker zum Testen ausleihen bevor man dies beantragen tut.
Lass dich ruhig bei IFD beraten, um zu sehen welche Möglichkeiten für deinen Job machbar ist
deshalb ist auch meine Frage: Hast du einen Schwerbehinderten - Ausweis?
Wenn nicht, empfehle ich dir, einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Das, was du beschrieben hast, ist allgemein sehr bekannt.
Hallo, ich Danke Euch. Bevor ich überhaupt einen Integrationsfachdienst kontaktiere, muss ich erst einmal einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Was ich auch tun möchte.
Mir ging es bei meinen Fragen / bzw. meinem Anliegen eher darum ob Konzentrationsprobleme vorkommen können. Denn es findet sich dazu sehr wenig im Internet. Ich möchte eben ernst genommen werden. Aber es ist wie mit einem Bruch oder einer Migräne. Einen Knochenbruch nimmt man mehr wahr oder ernst.
Natürlich interessiert mich auch......
Kann man sich wieder mehr konzentrieren wenn man die HG immer trägt?
Hat die schlechte Konzentrationsfähigkeit auch zu Problemen bei anderen Usern geführt? z.B. im Job. ?
LG Margie
Das Tragen der Hörgeräte lässt mich besser verstehen und entlastet mich dadurch ein Stück weit. Dadurch steigt meine Konzentrationsfähigkeit bzw. ich habe mehr Ressourcen um mich wieder zu konzentrieren.
Bei mir führte schlechtes Hören u.a. auch mit zu Depressionen und Angstzuständen.
Klar besteht da ein Zusammenhang, wenn man nicht richtig versteht und immer überlegen muss, was der andere gesagt hat und irgendwas interpretieren muss, ist das mega anstrengend und die Konzentration lässt nach. Oder man gibt falsche Antworten , weil man es nicht verstanden hat und die anderen halten ein für meschugge. Ich sage gerne, ich bin nicht blöd, ich höre schlecht - auch mit Hörgeräten geht manches unter.
Besseres Verstehen heisst auch bessere Konzentration.
Als Beispiel kann ich auch folgendes berichten: Ich lese wahnsinnig gerne, irgendwann habe ich mich nach ein paar Seiten so kaputt und müde gefühlt, dass mir das Buch auf die Nase gefallen ist und ich tief und fest geschlafen habe. Bis ich dann mal beim Augenarzt war und der mir eine Brille verschrieben hat, seitdem vergesse ich Raum und Zeit, wenn ich ein spannendes Buch in der Hand habe.
Wie die anderen schon geschrieben haben, das wird schnell eine Abwärtsspirale in Depressionen etc.
Probiere einfach mal neue Geräte aus, einen neuen Anspruch hast du ja bald und in der Technik hat sich ja auch viel getan. Ich habe letztes Jahr neue Geräte bekommen und das war ein Unterschied wie Tag und Nacht gegenüber meinem alten Geräten. Seitdem hat sich mein Radius wieder wesentlich vergrößert
Bei mir liegt auch eine Hochtonschwerhörigkeit vor. Seit 5 Monaten habe ich HGs und stelle mittlerweile eine deutliche Konzentrationssteigerung bei mir fest,. Dauert aber etwas, da man sich erst gewöhnen muss.
nein, für einen Besuch beim Integrationsamt brauchst du keinen Schwebi, die beraten dich auch ohne alles und glauben dir deine Probleme. Mach einfach einen Termin.
Den Ausweis kannst du dann in Ruhe beantragen, das würde viel zu lange dauern.
Hier geht es um die Absicherung des Arbeitsplatzes.
Es ist besser, ein Dokument in der Hand zu haben als mit Händen und Füßen zu reden und den Kern nicht zu treffen, weil die Nachweise fehlen.
Auch wenn das I-amt rät, die HG zu erneuern, kann das lange dauern.
Dennoch mache ich mir Sorgen die steigenden Anforderungen im Job nicht mehr meistern zu können.
Wenn das dein Gefühl ist, dann würde ich zeitnah versuchen einen Schwerbehindertenausweis zu bekommen. Habt ihr einen Betriebsrat und einen Behindertenvertreter. Ich würde mich mit denen auch mal in Verbindung setzen.
Leider beraten Vereine auch nur ihre Mitglieder.
Stimmt. - Ämter haben eine Beratungspflicht. Ich würde dort erst mal hingehen, im an Infos zu kommen. Zu den Vereinen kannst Du immer hingehen.
Leider finde ich im Internet sehr wenig über Konzentrationsschwierigkeiten bei Hochtonschwerhörigkeit. Ich möchte mir das auch nicht einreden.