Hörgeräte und Hifi - Empfehlungen

[Freedi]

Hallo Zusammen,

als Neuling im Forum habe ich eine Frage zum Thema Hifi (sorry, falls schon gestellt) – mit Mitte 50 habe ich nun leider auch das Thema Hörgeräte auf meiner Agenda. Laute Musikbeschallung in der Jugend hat ab ca. 1,5 KHz in der Hörkurve Ihren Tribut gefordert und zwei OP´s (Radikalhöhle an beiden Ohren) haben mir nun den Rest gegeben. Laut HNO pendle ich inzwischen beim Sprachverständnis an/ leicht über der Grenze beim Sprachverständnis (also leichter Hörverlust). Da ich im Vertrieb meine Brötchen verdiene, merke ich das allerdings auch immer stärker.
Nun trage ich, unbedarft im Thema, nach wirklich ausführlicher Beratung zwei Phonak Paradise 70 Testgeräte (da ich immer wieder in sehr lauten Umgebungen wie Fabriken unterwegs bin, oder Meetings, etc., wollte ich die entsprechenden Zusatzfeatures probieren) mit offenen Schirmchen (Gute Belüftung meiner operierten Gehörgänge zwingend erforderlich). Was das Sprachverständnis angeht, sind die Geräte ein deutlicher Gewinn für mich. So weit so gut.

Schwierig ist die Situation jedoch dadurch, dass ich ein Hifi-Freak (bin) war – durch mein über Dekaden geschultes Gehör fällt mir schlechter bzw. unnatürlicher Klang noch mehr auf. Ich habe nun nicht wirklich erwartet, dass ich mit Hörgeräten wieder wie mit 20 höre, aber auf ein deutlich besseres Ergebnis bezüglich der reinen Klangqualität hätte ich doch gehofft (auch durch das Musikprogramm bei den Phonak 70). Ich habe die Testgeräte nun seit über 3 Wochen (Parameter bereits mehrfach nachkorrigiert) und mir ist klar, dass die Anpassungsphase in den Parametern noch länger andauert, ebenso der Gewöhnungseffekt noch Verbesserungen bringen wird.
Gibt es aber möglicherweise Geräte am Markt, die, nur vom musikalischen Ansatz her gesehen einfach angenehmer und nicht so mechanisch klingen ? Nach den OP`s habe ich am Musikhören kaum noch Freude, mit den Hörgeräten im Ohr ist keine Verbesserung da, ich finde es eher noch schlimmer. Ich weiß, eigentlich ein Luxusproblem ... Dennoch, hat jemand im Forum ähnliche Probleme und ggf. einen ganz anderen Ansatz gewählt ?

Grüße
Freedi

[svenyeng]

Hallo!

Also in Sachen Musikhören sind HGs immer so ein Fall für sich.
Liegt sicherlich daran, das HGs eben auf Sprache optimiert sind.

Ich mache es so, das ich beim Musik hörne die HGs rausnehmen und normale Kopfhörer nehme.
Das sind klanglich einfach Welten.
In der Band (bin auch Musiker), arbeite ich einem InEar System von Sennheiser.

Gruß
Sven

[BenB]

Hallo Freedi,

bei einem leichten Hörverlust würde ich mir da keine großen Sorgen machen:

Oberhalb von etwa 10 kHz spielt sich in der Musik nichts Signifikantes mehr ab - nur noch eine Art Gleißen, das zudem in der Uralt-HiFi-LP-Zeit eher unter das Rubrum "Abtastverzerrungen" fiel.

Man wird - ich bin selbst betroffen - allerdings sehr viel empfindlicher bei der verbleibenden Bandbreite (bei mir: 6-10 kHz) - Beispiel: MP3 mit 128 kbit/s empfinde ich nur noch als extrem ausgedünnt, so als wäre der Friseur mit seiner Kammschere durchmarschiert.

Radiosender mit möglichst wenig Datenreduktion gehen immer noch, ansonsten ab und zu mal Live-Musik, um das Gehör auf Normal-Null zu normieren

Gruß BenB

[Ohrenklempner]

HiFi kann man von Hörgeräten sicher nicht erwarten. Man erzielt zwar teilweise ganz guten Sound, das verlangt aber nach einer eher verschlossenen Versorgung. Mit offenen Schirmchen wird die Musik ziemlich dünn klingen. Ich würde fürs Musikhören lieber Kopfhörer nehmen. Da bin ich bei Svens Meinung: Hörgeräte sind für die Verbesserung des Sprachverstehens gedacht, nicht primär für den Musikgenuss.

Eine Alternative gäbe es noch, und zwar ein zweites Paar Hörer mit extra Domes bzw. Otoplastiken und einem dafür angepassten Musikprogramm. Das setzt natürlich einen geduldigen und kompetenten Akustiker voraus.

[Espresso]

Ich würde zum Musik hören von offenen auf geschlossene Domes wechseln. Mein Akustiker hat mir entsprechende Domes in verschiedenen Größen mitgegeben

[Dani!]

Sprechen wir bei Musikhören von "Streamen" oder von "live" über eine HiFi Anlage mit guten Boxen?

[Espresso]

Ich war beim streaming

[Freedi]

Erst mal danke für die Antworten. Um es zu präzisieren, mir ging es eher um „freies Hören“ über Lautsprecher - Streamen tue ich nur, wenn ich telefoniere oder für TV. Ich habe mal zum Spass von einem HighRes Player hochaufgelöste WAV-Dateien abgespielt. Was soll ich sagen, die Qualität war so miserabel, dass ich es gleich aufgegeben habe. Mir ist schon klar, dass durch die offenen Schirmchen kein passabler Sound durch fehlenden Druck herauskommen kann, ich denke aber, das stärker abdichtende Modelle zwar den Tiefton korrigieren, aber wegen der grundsätzlichen Ausrichtung auf Sprache nicht deutlich mehr Musikalität bringen werden. Und ein zweites „getuntes Paar“ ? Vermutlich macht ein guter Overear-Kopfhörer dann auch preislich mehr Sinn.

Was mich aber wirklich interessiert - ich meine irgendwo im Netz gelesen zu haben, dass die einzelnen Hersteller unterschiedliche Klangcharakteristiken bei Ihren Geräten aufweisen. Daher auch meine Frage eingangs, ob es eventuell Geräte mit eher gefälligerer statt technischer Signatur gibt, könnte mir vorstellen, damit auch besser durch den Alltag mit weniger Irritationen zu kommen? Oder liegt das Geheimnis der Signatur tatsächlich ausschließlich in der Einstellung der einzelnen Parameter (was hieße, mit viel Geduld könnte ich auch die Phonak-Geräte entsprechend trimmen lassen)?

Grüße
Freedi

[Akustik Alex]

Hey Freedi,

das mit der verschlosseneren Option würde ich für Musik auch empfehlen. Die Ausrichtung auf Sprache ist ja abschaltbar, was in Musikprogrammen idR auch erfolgt. D.h. es arbeitet nicht mehr direktional, Features, die bestimmte Geräusche filtern werden abgeschaltet oder an ein Minimum gefahren usw. Das ändert natürlich nichts am Frequenzspektrum, wohl aber an der Frequenzübertragung.
Ansonsten bleibt auch nur der Kopfhörer. Ich würde der Gewöhnung aber auch noch Zeit lassen. Dein jetziger Klangeindruck kann sich ja durchaus noch verändern.

Dass andere Hersteller einen anderen Klang haben können ist zwar richtig, aber weniger den Bauteilen, als mehr den verarbeitetenden Prozessen geschuldet, die in einem Musikprogramm ohnehin weniger zum tragen kommen. Trotzdem macht Versuch klug, objektiv ist ja nicht gleich subjektiv

Besten Gruß,
Alex

[Bachianer]

Um es zu präzisieren, mir ging es eher um „freies Hören“ über Lautsprecher

.
Hallo Freedi,

erstmal Willkommen hier...

Bei mir war es noch schlimmer, als ehemals professioneller Musiker hörten sich meine hochwertigen klassischen Gitarren an wie die 49,99,- Euro Plaste-Sperrholzgitarren vom Grabbeltisch, freies Hören über Lautsprecher war auch alles suboptimal.

Ich und meine Akustikerin haben fast ein halbes Jahr gebraucht um Musik wieder hörbar zu machen.
Alles rumprobiert, nix passte so richtig, die Musikprogramme in den HG. auch suboptimal.
Irgendwann habe ich dann Musik im Universalprogramm gehört, also mit dem ganzen Features Kompression u.s.w., genau dieses habe ich dann verwendet ohne Features, also ALLES raus, seit dem passt es.
Eigentlich ganz einfach, man muss nur drauf kommen, soll aber jetzt nicht heißen dass das bei dir auch funzt, ist halt sehr individuell.
Wichtig ist halt das diese Features wirklich raus sind, die verschlimmbessern alles, letztlich solltest du dir aber auch etwas Zeit geben, dass Ohr gewöhnt sich dann mit HG zu hören und vieles relativiert sich mit der Zeit.
Für mich ist Musikhören/machen jetzt wieder unbeschwert möglich.

Viel Erfolg,
Andreas

[Skater]

Irgendwann habe ich dann Musik im Universalprogramm gehört, also mit dem ganzen Features Kompression u.s.w., genau dieses habe ich dann verwendet ohne Features, also ALLES raus, seit dem passt es.

Reicht lediglich das Musikprogramm zu isolieren (Eigenes Programm) oder sind dann im reinen Musikprogramm noch weitere Optionen aktiv welche den Musikgenuss stören?
Gruß Frank

[Fynn1177]

Ich bin auch gerade auf der Suche nach Hörgeräten gewesen.
Habe wirklich alle Hersteller in der Premiumausstattung durchprobiert.
Wenn es rein um Musikhören geht (natürlich Sprachverständnis im Alltag auch) empfehle ich Dir die Widex Moment 440
Wahnsinn, welch ein Unterschied da zu den anderen Herstellern beim Musik hören zu entdecken sind.
Als Nachteil kann ich anmerken, bei diesem Hersteller gibt es deutlich mehr Rückkopplungen wie bei anderen.

Probiere Sie mal aus, lohnt sich.

P.S. Ich habe Sie nicht genommen, das hatte aber andere Gründe.
Gruß Nils

[Ohrenklempner]

Ja, Widex klingt ziemlich gut bei Musik. Nach meinem Empfinden sind auch Bernafon und Oticon super bei der Musikwiedergabe.

Reicht lediglich das Musikprogramm zu isolieren (Eigenes Programm) oder sind dann im reinen Musikprogramm noch weitere Optionen aktiv welche den Musikgenuss stören?
Gruß Frank

Im Musikprogramm störende Features zuzuschalten, wäre nicht Sinn der Sache. Je nach Art der Musik sollte die Dynamik und der Frequenzgang angepasst sein (linearer ist bei Musik meistens besser). Dann sollten Rückkopplungsmanagement, Direktionalität, Frequenzkompression usw. abgeschaltet sein. Also eigentlich alles abschalten bis auf die Dynamik- und Frequenzkorrektur.

[Freedi]

Jetzt habe ich ein Verständnisproblem, Andreas ...
"Irgendwann habe ich dann Musik im Universalprogramm gehört, also mit dem ganzen Features Kompression u.s.w., genau dieses habe ich dann verwendet ohne Features, also ALLES raus, seit dem passt es."
Universalprogramm heißt in dem Fall WAS, normales Sprachprogramm das in der Automatik als Standard läuft? Ich war der Meinung, das Musikprogramm entspricht in etwa dem Sprachprogramm, nur dass etliche Features reduziert und abgeschaltet sind (was dann ja aber aufs Gleiche herauskommt, wie Du es gemacht hast). Oder werden beim hinterlegten Standard-Musikprogramm auch die Kurven entsprechend anders angepasst gegenüber reiner Sprache. Dann macht es aber, wie Ohrenklempner schreibt, am meisten Sinn, ein individuelles Programm zu hinterlegen, bei dem die Kurven vom Akustiker gemeinsam mit mir erarbeitet werden?

"Wenn es rein um Musikhören geht (natürlich Sprachverständnis im Alltag auch) empfehle ich Dir die Widex Moment 440
Wahnsinn, welch ein Unterschied da zu den anderen Herstellern beim Musik hören zu entdecken sind."
Hallo Nils und Ohrenklempner, bezieht sich das nur auf das bestimmte Modell, oder Widex Geräte allgemein? Ich habe vor einigen Tagen mit meinem Akustiker vereinbart, dass er mir noch zum Test das Resound One zur Verfügung stellt (bin auf deren Seite des dritten Mikros im Ohr wegen aufmerksam geworden, in der Hoffnung es bringt mich weiter - der Akustiker ist mit dem Gerät auch nicht wirklich so vertraut, will mich aber bei der Suche nach meinem Heiligen Gral unterstützen). Jetzt frage ich mich nach Euren Aussagen, ob es nicht besser ist doch lieber gleich das Widex zu testen. Habt Ihr Erfahrungen zum Resound One und ich liege damit ggf. total falsch?

Grüße Freedi

[Ohrenklempner]

Das ist alles eine Frage des Geschmacks. Bei Widex klingt das billigste Gerät genau so wie sein teures Pendant. Es müsste also nicht gleich das 440 (teuerstes Modell) sein. Am besten du hörst mal in die Einstiegs- und Mittelklasse rein, zum Beispiel Magnify 50 und Moment 220. Wenn beide für dich Müll sind, wird es das 440er auch nicht mehr reißen.

[Skater]

Das P70 hat AutoSense an Bord. Dort sind Programme hinterlegt, welche aktiviert werden, wenn ein Algorithmus dieses erkennt. Bedauerlicherweise klappt das Erkennen nicht immer. Daher können einige Programme manuell angesteuert werden, sofern der Akustiker diese eingestellt hat.
Darum ist auch Musik.

[Fynn1177]

Das Resound One habe ich auch wegen dem dritten Mikro getestet.
Die Automatik war bei diesem Gerät für mich zu aktiv.
Das heißt man hörte andauernd wie das Gerät am regeln war.
Außerdem hat für mich das dritte Mikro nix gebracht.
Nach dem Motto, es werden bei Wind die Aussenmikros abgeschaltet und nur das Innenmikro läuft.
Eher nicht, bei mir wurde nur ein Aussenmikro abgeschaltet, es war kein Unterschied zu anderen Geräten hörbar.
(Für mich ein typisches Marketingversprechen welches in der Praxis nix bringt)
Der Klang der Resound ist aber sehr gut.

Zu den Widex, man muss wirklich nicht die teuersten nehmen.
Ich habe mich 10 Jahre mit meinem Hörverlust rumgeschlagen und durchgemogelt da ich zu eitel war loszugehen um was zu unternehmen.
Nun, da ich wie der Beitragsersteller ein Techniknerd bin, wollte ich wissen was technisch möglich ist und habe nur die Highendklassen getestet. (ein Kassenmodell zum Vergleich natürlich auch Unitron Moxi Fit, Klang super aber meins hatte halt kein Bluetooth).

Nochmal zum widex, der Klang war wirklich für mich am angenehmsten, der Puresound extrem gut, kein Halleffekt mehr oder blecherner Klang. Die Rückkoppelungsempfindlichkeit und der Preis haben mich aber am Schluss zu den Starkey Livio Ai Edge 2400 geführt.
Diese werden es nun zu 99 bei mir.
Musik ist zu zwar nur gut und nicht gigantisch wie bei Widex, der Rest passt aber besser.
Die Ganze Bluetooth Geschichte fand ich übrigens bei den Phonak Paradise am besten gelöst.
Irgendwie hat tatsächlich jeder Hersteller ein Highlight was bei ihm am besten klappt.
Gruß Nils

[gereon]

Man kann sich auch ein Musikprogramm einstellen lassen. Das ist bei den Phonak Marvel und Lumity möglich. Bei anderen Marken weiß ich es leider nicht

[Hups]

Hallo Gereon,

der thread ist 3 Jahre alt. Deshalb die Frage an Freedi - was ist es denn geworden?

Liebe Grüße
Hubert

[gereon]

Hallo Gereon,

der thread ist 3 Jahre alt. Deshalb die Frage an Freedi - was ist es denn geworden?

Liebe Grüße
Hubert

+

Danke für den Hinweis, das habe ich nicht gemerkt. Aber Deine Frage ist berechtigt. Es wäre intressant zu wissen, welches Gerät Freddi letztendlich gewählt hat.

[Freedi]

Hallo,

es sind bei mir tatsächlich die Widex 440 geworden - ich habe damals wirklich noch (fast) alle namhaften Hersteller getestet und bin letztendlich bei Widex hängen geblieben. Ausschlaggebend war tatsächlich die freie Musikwiedergabe mit dem Musikprogramm (wohlgemerkt, kein Pure-Programm, dass hat mein Gehör laut Akustiker nicht mehr hergegeben und mit Schirmchen). Sonst nutze ich ausschließlich noch das Universalprogramm, das reicht. Ich hatte bei ein/ zwei Wettbewerbern das Gefühl, ein etwas besseres Sprachverständnis zu haben, am Ende war aber mein „Wunsch-Gesamtpaket“ entscheidend (z.B. auch der Fakt, dass die Geräte sehr klein bauen).
Der einzige Kritikpunkt bisher ist die Tendenz zu Rückkopplungen (möglicherweise auch eine Einstellungssache).
Ich werde in absehbarer Zeit wegen einer weiteren Hörverschlechterung mal Otoplastiken testen, wie es dann mit dem Musikprogramm harmoniert ? Mal abwarten …

Gruß
Freedi