Hilfe!!!!!!!!!!!

[Petra]

Hallo, bei meiner 8 jährigen Tochter wurde vor 4 Tagen ein Tinnitus festgestellt. Sie hat eine bekannte mittelgradige,beidseitige Innenohrschwerhörigkeit, ist bis jetzt nicht Hörgeräte versorgt! Noch kommt und geht das Geräusch ( Tinnitus); mir wurde von der Uni Erlangen jetzt dringlichst eine Hörgeräteversorgung als "Therapie" verschrieben- sonst nichts... Kann mir jemand noch weitere Möglichkeiten der Behandlung nennen? Sie hatte vor 4 Jahren Hörgeräte zur Probe- haben ihr aber subjektiv nichts gebracht. Wir haben dann nach Rücksprache mit dem Arzt auf eine Versorgung verzichtet. Zumal nach dem "Probetragen" das Sprachverständniss bei mehreren Tests auf 100% gestiegen war und der Akustiker nicht wusste, was er ihr "einstellen" sollte! Allerdings unter dem Vorbehalt, dass keine Verschlechterungen auftreten, wie z.B. Kopfschmerzen, etc... Jetzt hat sie den Tinnitus und ich könnte verzweifeln. Ausgelöst wurde er durch eine Stresssituation in der Schule; Sie hatte eine Hauptrolle in einer Schulaufführung und war superaufgeregt... Hat irgend jemand etwas ähnliches erlebt und kann uns weiterhelfen? Sind am Ende...

[Andrea Heiker]

Hallo Petra,

wie stark ist die Schwerhörigkeit? Hörgeräte können bei Tinnitus die Ohrgeräusche durch reale Geräusche so überdecken, dass man die Geräusche nicht mehr wahrnimmt.

Ich empfehle schon sehr, Hörgeräte zumindest zu probieren, da ich vermute, dass Eure Tochter sich doch mit dem Zuhören sehr anstrengen muss.

Bitte macht den Tinnitus nicht zum dramatischen Thema, wenn ihr Euch darüber aufregt, empfindet Eure Tochter den Tinnitus stärker und als störender bzw. krank.

Ich habe z.B. auf einem Ohr schon Tinnitus solange ich denken kann. Ich habe ihn aber nie als störend empfunden, weil ich erst als Jugendliche mitbekommen habe, dass das nicht normal ist. Vielleicht klappt das bei Eurer Tochter auch, dass sie den Tinnitus als völlig normal betrachtet.

Gruß
Andrea

[Petra]

Hallo Andrea,
die Schwerhörigkeit liegt seit Jahren gleichbleibend bei 40 - 50 db. Hat sich auch aktuell nicht verändert.Hohe Töne nimmt sie normal wahr. Die Schwerhörigkeit ist familiär dispositioniert- auch mein Mann leidet seit Jahren unter permanentem Tinnitus. Das Kind hat aber völlig allein davon berichtet und empfindet es als sehr störend.
Hgs finde ich auch gar nicht schlimm- aber ich kann nicht glauben, dass das die einzige Behandlung ist? Hast du schon von Low- Laser-Therapie gehört?
Ich möchte sie unbedingt auf der Regelschule behalten, da es bei uns in der Nähe auch keine Möglichkeit gibt, sie auf eine weiterführende Schule zu geben... Mit Hgs sitzen die bei uns in der Region aber "Gewehr bei Fuss"; und mehr als Hauptschulabschluss ist nicht möglich. Für mich ist das aber in der momentanen Situation völlig unakzeptabel - und nicht mal einer Überlegung wert! Also, was kann ich machen?

[Andrea Heiker]

Liebe Petra,

also 40-50 dB ist schon ein deutlicher Hörverlust. Ich verstehe jetzt auch, warum eure Tochter mit Hörgeräten nicht zurecht gekommen ist. Die meisten Schwerhörigen hören die hohen Töne schlechter als die Tiefen. Bei Eurer Tochter ist es wohl umgekehrt. Da aber die meisten SH die hohen Töne schlechter hören, waren die Hörgeräte bis vor wenigen Jahren danach konzipiert, so dass Leute mit der seltenene Tieftonschwerhörigkeit nur schlecht mit Hörgeräten zurecht kamen.

Heute ist die Hörgerätetechnik aber weiter fortgeschritten. Zum Glück kann man die Verstärkung für jeden Kanal (=ein Frequenzband) unterschiedlich einstellen, so dass es jetzt auch bei Eurer Tochter möglich ist, ein gutes Ergebnis zu bekommen. Der Nachteil ist, dass solche Geräte teuer sind und ihr möglicherweise zuzzahlen müsst.

Der Hörverlust ist schon so hoch, dass ich darauf bestehen würde, dass Eure Tochter ernsthaft die Geräte probiert. Ihr tut ihr aber keinen Gefallen damit, mit einer mittelgradigen Schwerhörigkeit ohne Hörgeräte rumlaufen zu lassen. Das Ergebnis ist Hörstress pur. Ich sehe schon die Gefahr einer weiteren Verschlechterung des Tinnitus.

Die Gewöhnung wird ihr schwer fallen, da sie schon so lange gewisse Geräusche nicht mehr hört. Der Klang ist am Anfang auch ziemlich ungewohnt, aber Eure Tochter muss da durch. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass der Tinnitus durch reale Geräusche überdeckt wird und dann nicht mehr als so störend empfunden wird.

Hörgeräte sind der EINZIGE Weg. Hände weg von der Laser-Therapie. Der Mann ist ein schamloser Abzocker und helfen tut es nicht. Das Geld ist sinnvoller in gute Hörgeräte angelegt. Das Gleiche gilt auch für die Tomatistherapie. Bitte lies dazu folgenden Link (insbesondere den Beitrag von Josef Most):
http://www.schwerhoerigen-netz.de/pinbo ... 1&all=True

Auch mit Hörgeräten kann Eure Tochter eine Regelschule besuchen. Auch eine Schwerhörigenschule ist eine sehr gute Alternative. Vor allen Dingen in der Pubertät sind sehr sehr viele Schwerhörige Außenseiter, weil sie nicht richtig verstehen. Wer will denn schon in der Pubertät so etwas Uncooles tun und wiederholen. Auf der Schwerhörigenschule besteht das Problem nicht. Es gibt auch weiterführende Schulen für Schwerhörige, bei denen eine Internatsunterbringung oder eine Unterbringung in einer Gastfamilie möglich ist. Ich selbst hätte im Nachhinein gesehen die gymnasiale Oberstufe lieber auf einer Schwerhörigenschule gemacht.

Gruß
Andrea

[Hörakustiker]

Hallo,

unternehmt Eurer Tochter zuliebe einen neuen Versuch der Hörgeräteausprobe. Geht zu einem Akustiker, der sich bei Kinderversorgungen auskennt. Erkundigt euch! GGf. Kann ich Euch vielleicht auch einen in Eurer Nähe nennen, wenn gewünscht.

Der Tinntius wird mit einer Hörgeräteversorgung nicht mehr so deutlich wahrgenommen, da Eure Tochter ja mit Geräten viel mehr von der Umwelt hört. Der Tinnitus wird dadurch weniger störend. Hörgeräte sind ein ganz normales Mittel gegen Tinnitus.

Ich persönlich würde das an allererste Stelle setzen und andere Therapien erstmal hintenanstellen.

Außerdem gebt Ihr Eurer Tochter mit einer funktionierenden Hörgeräteversorgung Lebensqualität für das ganze Leben! 40-50 dB Hörschaden ist nämlich schon im Bereich einer mittelgradigen Schwerhörigkeit, also nichts, was man vernachlässigen sollte.

Gruß
Wim

[Petra]

Ja, "Danke" für die Ratschläge;
das Kind ist mittlerweile natürlich Hg versorgt, das war keine Frage! Ich hatte nur gehofft, irgend jemand weiß noch über zusätzliche Therapien oder Angebote Bescheid... :idee:
Leider ist der Tinnitus nach anfänglicher Besserung (in den Ferien) jetzt wieder da! Der Kinderarzt schickt uns zur Psychotherapie; da haben wir aber erst einen Termin in 8 !!!!!! Monaten!
Für meinen Geschmack geht das alles viel zu "zäh";

Trotzdem noch mal "Vielen Dank"-

Petra