
Da ich ja recht neu in dem Thema bin (und nun endlich mal einen Ersttermin bei einem Hörgeräteakustiker am 11.04. habe), fällt mir sozusagen als Außenstehender völlig unvoreingenommen in diesem Forum Folgendes auf:
Es gibt hier eine unterschwellige Empörung (wenn nicht gar Aggression) gegen Leute, die die Dreistigkeit besitzen, mit Hörgeräten im Jahr 2023 in guter Qualität Musik hören zu wollen. Man wird dann schnell belehrt, das Hörgeräte "Verstehgeräte" und nicht auf Musik ausgelegt seien. Nun kann ich zwar verstehen, dass man bei heftiger Höreinschränkung erstmal froh ist, überhaupt Sprache verstehen zu können. Ich frage mich nur, ob dann Menschen mit z. B. nur leichter oder (wie ich) mittelgradiger Hochtonschwerhörigkeit automatisch das Recht verlieren, gut Musik hören zu dürfen.
Auch fällt mir auf, dass der Begriff Hifi offenbar dahingehend missinterpretiert wird, dass man bis 20.000HZ hören möchte. Das will ich ja gar nicht. Es folgt immer der Hinweis darauf, dass Hörgeräte eh nur bis 8.000 bzw. 10.000Hz können, darüber nicht. Bei mir ist schon seit 20 Jahren bei 8.000 Hz Ende, aber ich habe bis vor kurzem immer noch sehr genussvoll hören können. Nicht nur Sprache, auch Musik spielt sich im Wesentlichen bis 8.000Hz ab, darüber kaum etwas, sicher noch Obertöne, aber bis 8.000Hz kann man sehr gut genussvoll hören.
Dann kommt stets, man solle froh sein, dass man überhaupt Hörgeräte etc.
Warum dieser geringe Anspruch? Alles entwickelt sich weiter, und Entwicklung entsteht immer nur, wenn Kunden auch fordern. Und nicht gleich aufstecken, nach dem Motto: Mir reicht dies oder jenes.
Am merkwürdigsten finde ich den regelmäßigen Hinweis darauf, dass ja nur eine verschwindend geringe Anzahl von Leuten gern Musik in guter Qualität hören möchte. Sagt wer??? Gibt es da Statistiken? Es gibt zwar User-Erfahrungen, dass der Großteil der Hörgeräteakustiker persönlich nicht an Musik/Hifi interessiert ist, aber ist das der Maßstab der bundesdeutsch Zahlen Musikinteressierter? Möglicherweise liegt das daran, dass Hörgeräteakustiker heute häufig oder sogar überwiegend noch mit der Generation der 70- und 80jährigen zu tun hat. Die Zuhause noch einen Transistorempfänger haben. Das wird sich aber sehr schnell ändern. Mir kommt das so vor wie: Ich kann nur Geräte für Sprachverstehen anbieten, da behaupte ich einfach mal schnell, dass kaum jemand was Anderes möchte. So kann man auf Dauer keine Probleme lösen. Auf mehreren Internetseiten von Hörgeräteakustikern (besonders in Großstädten) kann ich immer häufiger lesen, dass die Zahl der Kunden, die gut Musik hören möchten, ständig zunimmt...
Also mal sehen, wie meine Erfahrungen beim Termin sein werden . Sollte ich da auf ähnliche "Argumente" stoßen, bin ich schnell wieder draußen und kauf mir für meinen TV einen Sennheiser-Empfänger.


Nichts für ungut, beste Grüße

Reinhard