michaelfulda hat geschrieben: ↑4. Dez 2024, 17:13
Wenn man Tiefe wegnimmt (eine Frequenz) senkt, erhöht man dann den restlichen Bereich minimal?
Das passiert nicht automatisch, aber es kann spezielle Fälle geben, wo es sinnvoll ist, es manuell zu machen.
Ein Beispiel für meinen Fall mit Widex Moment 440, da liegen die Mittenfrequenzen im Tieftonbereich bei 125Hz, 250Hz, 350Hz und 500Hz:
Diese vier Frequenzbänder bilden bei Widex die Gruppe 1 ("tiefe Töne"). Nun möchte ich die Hörgeräte so einstellen, dass in diesem Frequenzbereich bei 40dB (leise Töne) die rechts/links-Balance stimmt. Ich verwende als Testsignal ein bandbegrenztes rosa Rauschen von 100-630Hz und justiere damit die Verstärkung in Gruppe 1 so, dass mir das Rauschen links und rechts gleich laut erscheint.
Wenn ich dann später feststelle, dass links die 500Hz zu leise sind, darf ich nicht einfach dort die Verstärkung hochdrehen, sonst wird Gruppe 1 links insgesamt zu laut. Also korrigiere ich die anderen drei Frequenzen links etwas nach unten, um wieder die richtige Lautheit der Gruppe 1 herzustellen.
Nun kann man sich fragen, warum man den komplizierten Umweg über die Gruppen macht und nicht einfach jedes Frequenzband links und recht auf gleiche Lautstärke justiert. Das funktioniert in der Praxis aber aus mehreren Gründen nicht. Ein nicht offensichtlicher Grund ist, dass die Lautheitssummierung des Ohrs nicht rein additiv ist. Ein anderer Grund ist, dass es mit einem geschädigten Gehör schwierig sein kann, die Lautstärke eines relativ schmalbandigen Signals genau zu vergleichen. Mit einem breitbandigen Signal ist das einfacher. Resonanzen und Auslöschungen spielen dann auch noch mit rein, außerdem psychoakustische Effekte wie Maskierung und Dominanz - es ist leider kompliziert.