ein paar Fragen - darf ich?

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SunflowerCH
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ein paar Fragen - darf ich?

#1

Beitrag von SunflowerCH »

hallo - ich schon wieder!

am donnerstag wird bei tim der ohrabdruck für die hörgeräte gemacht. wie lange dauert es dann normalerweise so, bis er die hörgeräte kriegt? sind das erstmal probegeräte? wie oft muss man die einstellen bis alles stimmt? und wie geht sowas bei einem kleinkind? er wird ja noch nicht sagen, was besser ist oder was schlechter. muss da jedesmal wieder eine BERA gemacht werden?

und noch eine frage:
tim spricht ja trotz seiner schwerhörigkeit (mittel-gradig) "relativ" gut. er macht 4-5 wort sätze, artikuliert aber ziemlich schlecht.
wie lange dauert es in etwa, bis er normal spricht? ist vermutlich eine ziemlich doofe frage denn jedes kind ist ja anders und jede entwicklung auch. ich frag nur, weil alle meinen das würde dann ruckzuck gehen und hier lese ich immer wieder, dass es nicht mal ganz sicher ist, dass er alles aufholen kann. er wird ja im juni schon 3 jahre alt.

irgendwie beginne ich mich jetzt zu freuen, dass ihm bald geholfen wird. der arme kerl weiss ja noch gar nicht, dass das was er hört nicht alles ist! wie wird er wohl reagieren wenn er merkt, dass er jetzt plötzlich hört. auf den gesichtsausdruck bin ich mächtig gespannt. ich hoffe, er kriegt nicht angst.
kann ich ihn irgendwie vorbereiten? ihm etwas erklären? ich hab ihm gesagt, dass seine ohren nicht dasselbe hören wie die, der meisten anderen menschen und dass er eine "maschine" kriegt, die ihm helfen wird. das interessiert ihn, denn alles technische fasziniert ihn. ich wollte ihn damit neugierig machen und dadurch bewirken, dass er die teile gut/besser annimmt. keine ahnung ob das richtig war, wir werden sehen.

was mir aufgefallen ist: seit der BERA letzten mittwoch fasst er sich täglich x-mal an die ohren und klappt sie um oder hält sich die ohren zu. kennt das jemand? was kann das bedeuten? zufall?
ich hab mich gefragt, ob er durch die bera oder die sedierung jetzt evtl. zusätzlich noch einen tinnitus hat? schmerzen hat er jedenfalls keine.

ich löchere euch bestimmt noch oft, aber ich bin so froh, dass ich hier ein forum gefunden habe, dass mir weiterhilft. es ist ja alles noch so neu für uns.

ach ja, gibt's hier eigentlich auch schweizer?

Tanja mit Tim + Vivien
Andrea Heiker
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Registriert: 10. Jul 2002, 11:39
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Re: ein paar Fragen - darf ich?

#2

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Tanja,

für solche Fragen sind wir doch da. Es gibt auch keine dumme Fragen:

Ca. eine Woche nach dem Abbdruck der Ohrpassstücke geht es mit der Anpassung der Hörgeräte los.

Ich weiß nicht wie die Procedere in der Schweiz ist. Aber in Deutschland ist es üblich, dass die Kinder zwei bis drei verschiedenen Gerätepaare für ein jeweils bis vier Wochen zur Probe tragen und die Eltern und der Akustiker die Kinder über die Zeit beobachten und sich dann für ein Gerätepaar entscheiden. die Probehörgeräte sind oft in langweiligen Tarnfarben und auch verschiedenfarbig, damit die Eltern es leichter haben, zwischen links und rechts zu unterscheiden. Die endgültigen Geräte kann man aber in allen möglichen Farben und zum Teil mit Figuren etc. bekommen.

Die Hörgeräte werden nach der mit der BERA festgestellten Hörkurve eingestellt. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase wird die Einstellung noch etwas angepasst, indem z.B. der Sprachbereich um 1500 Hz stärker hervorgehoben wird. Es gibt im Prinzip zwei Anpassmöglichkeiten, zuerst nur leise anpassen und dann nach und nach lauter anpassen, bis das Optimum erreicht ist oder gleich das Optimum einstellen. Durch eine Verhaltensaudiometrie kann man oft ungefähr feststellen, wie die Kinder mit Hörgeräten hören. Mit drei Jahren kann man vielleicht auch schon versuchen, dass Euer Sohn schon das Audiometriespiel mitmacht. Jedesmal wenn er etwas hört, darf er etwas Schönes tun.

Ihr werdet die nächsten Jahre häufig zum Akustiker gehen müssen. Irgendetwas ist immer: Mal ist etwas kaputt, mal braucht er neue Ohrpassstücke, mal neue Schläuche, mal pfeift ein Hörgerät aus unerfindlichen Grund und so weiter und so fort.

Typisch für eine mittelgradige Schwerhörigkeit ist, dass die Kinder altersgemäß sprechen können, dieses aber sehr verwaschen und schlecht artikuliert. Diese Kinder hören ja die Sprache, aber eben nicht richtig. In der Regel akzeptieren die Kinder schnell die Hörgeräte und verbessern dann auch die Artikulation, aber ganz ohne Logopädie wird das vermutlich nicht abgehen, da bei Tim wahrscheinlich erst das Bewußtsein für bestimmte Laute geweckt werden muss. Ich würde einfach ein halbes Jahr warten, um zu sehen, was sich von allein bessert; Und bis ihr Euch an die Hörgeräte und dem ganzen Drum und Dran gewöhnt habt und Euch dann ggfls. um Logopädie kümmern.

Ich halte es auch für normal, dass er sich jetzt um seine Ohren kümmert. Ihr habt in der letzten Zeit durch Deine Erklärungen und die Untersuchungen seine Aufmerksamkeit auf die Ohren gelenkt, so dass er jetzt natürlich neugierig ist, was es nun mit den Ohren auf sich hat. Bei der Gelegenheit hat er vermutlich auch gemerkt, dass bestimmte Sachen sich anders anhören, wenn man die Ohren zuhält oder die Hände hinter der Ohrmuschel hält. Er wird wahrscheinlich auch die Hörgeräte noch ausgiebig in Augenschein nehmen wollen, daher halte ich eine Kindersicherung für das Batteriefach für unerläßlich.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Petra
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Registriert: 4. Apr 2004, 18:01
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Re: ein paar Fragen - darf ich?

#3

Beitrag von Petra »

Hallo Tanja,

die Otoplastiken ( das Teil im Ohr) dauert etwa 1-2 Wochen bis es fertig ist. Lass das deinem Sohn doch gleich in seiner Lieblingsfarbe anfertigen- da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt- von blau über lila bis tigerentengestreift ist alles möglich:D... Danach bekommt ihr die Geräte zur Probe. Im allgemeinen wird hier die Meinung vertreten man sollte mindestens 2-3 verschiedene Geräte+ Hersteller testen. Das dauert je nach " Erfolg" 2 Monate oder länger. Es muss nicht jedes Mal eine Bera gemacht werden. Die Ergebnisse der Bera dienen dem Akustiker aber zur Grundeinstellung der Hgs. Der Pädakustiker ( hat eine Zusatzausbildung für Kinder)oder die Beratungsstelle macht Spiel/Sprachaudiometrien zu jedem Gerät. Weiß nicht, wie das bei euch gehandhabt wird. Mir wurde auch eine Anpassung direkt im KH vorgeschlagen- hätte nur 1 Woche gedauert. Hab mich aber anders entschieden. Wie das bei einem kleinen Kind im Einzelnen funktioniert, weiß ich aber leider auch nicht genau- meine Tochter war bei den ersten Hgs schon 4 und konnte ein bisschen was "beisteuern". Aber hier schreiben viele Mütter mit Kleinen mit, da wird dir schon eine weiterhelfen können!
Du fragst wann er richtig sprechen kann. Das kann dir natürlich wirklich keiner sagen, aber Panik hilft dem Kind nicht weiter... Man muss lernen sehr geduldig zu sein! Jetzt lass ihm erst mal die Hgs anpassen- es läuft dir nichts davon! Es gibt Frühförderstellen bei uns, die leiten die Eltern an- Sprachübungen, Spiele etc... - wie ist das in der Schweiz? Für deine wichtigsten Fragen gibt es ein Buch von Karin Kestner - sie schreibt hier auch mit: " Diagnose hörgeschädigt" kann man direkt bei ihr bestellen- vielleicht hilft dir das weiter!? Kannst ja mal googeln...
Übrigens den Begriff mit den " Hörmaschinen" mochte meine Tochter auch sehr ;) . Ob du ihn vorbereiten kannst: Naja, es gibt wohl keine Patentrezepte- du als Mama weißt sicher auf was er am besten anspringt. Er hört mit Sicherheit lauter und anders- vielleicht kannst du ihm das irgendwie vorher erklären- ansonsten muss man manches auch einfach auf sich zukommen lassen... Aber Angst brauchst weder du noch er zu haben!!!!
Meine Tochter hat noch beim Akustiker direkt probiert wie sie sich "anders" (an)hörte mit ihren ersten Hgs- hat die wildesten Melodien gesummt in allen Variationen und Lautstärken. Vielleicht probiert das dein Kleiner im Prinzip auch gerade aus- mit dem Ohren zu halten oder vorklappen?

So hoffe, dir im Groben geholfen zu haben-
LG, Petra

...hoffe auch diese Nachricht kommt jetzt an- meine letzte ist in den Tiefen des Rechners verschwunden ... :mad:
SunflowerCH
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Re: ein paar Fragen - darf ich?

#4

Beitrag von SunflowerCH »

hallo andrea

vielen dank für deine prompte antwort! dieses forum ist einfach super, es ist unglaublich, was ich alleine durch das lesen der anderen beiträge schon gelernt habe. nun erscheint mir tim's schwerhörigkeit auch nicht mehr so "bedrohlich" ! wenn ich ihn so anschaue und beobachte kann ich es immer noch nicht so richtig glauben - er wirkt so normal und unbeschwert auf mich und singt und lacht. wie wird das erst werden, wenn er richtig hören kann. es ist schon komisch, meine liebe zu ihm fühlt sich jetzt noch stärker an als sie es eh schon war. :)

hier in der schweiz scheint es üblich zu sein, dass ein kind gleich von anfang an heilpädagogisch gefördert wird. was das genau heisst weiss ich noch nicht, aber ich werde die therapeutin am donnerstag kennenlernen. danach bin ich bestimmt schlauer.

was mich ein bisschen verunsichert ist die tatsache, dass tim während der BERA geschnullert hat. die audiometristin hatte auch ein leichtes störsignal, meinte aber, dass das nicht schlimm sei. könnte das aber nicht die hörkurve verfälscht haben? nicht, dass das gerät aufgrund dieser auswertung dann falsch eingestellt wird und nichts nützt.

nochmals vielen dank für deine kompetente beantwortung meiner fragen.

Tanja mit Tim + Vivien
SunflowerCH
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Re: ein paar Fragen - darf ich?

#5

Beitrag von SunflowerCH »

hallo petra

auch dir vielen dank für deine antworten.

ich hab keine panik, dass er nicht sprechen lernt und ich will ihn auch nicht drängen. die frage war nur rein interessehalber gestellt, weil halt wohl von aussen dann eine grosse erwartungshaltung da sein wird. so nach dem motto: na, jetzt kann er ja hören, wieso spricht er dann immer noch so undeutlich.

oje, das batteriefach wird wohl meine kleinste sorge sein. so wie ich tim kenne wird er zuhause als erstes einen schraubenzieher holen um das innenleben dieser hörmaschinen zu erkunden.:D

was mir mehr sorgen macht ist die aussicht auf die häufigen besuche beim akustiker. ich habe ja noch eine kleine tochter und weit und breit keinen allzeitbereiten babysitter. naja, irgendwie geht's ja immer.

viele grüsse,
Tanja mit Tim + Vivien
Gudrun
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Re: ein paar Fragen - darf ich?

#6

Beitrag von Gudrun »

Hallo sunflower,

es gibt keine dumme Fragen, sondern dumme Antworten. :)

Andrea hat ja schon sehr gut geantwortet.

Das mit der Probierphase der Hörgeräte handhabt jeder Akustiker unterschiedlich. Hab keine Scheu, notfalls ein HG-Paar ein zweites Mal auszuprobieren, bevor du dich endgültig entscheidest.

Du hast deinem Kleinen das mit den Hörgeräten prima erklärt, du kannst ihm ja zeigen, was es alles zu hören gibt, du kannst ihm ein paar Worte vorsprechen und daraus ein Spiel machen, dass er lauschen soll, wie anderes die Wörter nun klingen.

Ich denke nicht, dass wieder eine BERA gemacht wird, eher sollst du beobachten. Vielleichtr sprichst du ihm auch mal was vor und er soll nachsprechen. Aber hab Geduld, er wird noch aus Gewohnheit undeutlicher sprechen und seine Sprechweise erst allmählich an eure angleichen. Du musst drandenken, dass auch manche hörende Kleinkinder in seinem Alter nicht immer deutlich sprechen.

Wie lange es dauert, bis er deutlich spricht, kann ich nicht sagen, aber ich denke, ein halbes Jahr solltest du ihm schon Zeit lassen.
hier lese ich immer wieder, dass es nicht mal ganz sicher ist, dass er alles aufholen kann.
Doch, doch, er wird schon aufholen, da bin ich mir ganz sicher. Er ist ja "nur" mittelgradig schwerhörig und ERST drei Jahre alt. Gerade bei mittlegradiger Schwerhörigkeit ist es nicht ungwöhnlich, wenn die Hörschädigung zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr entdeckt und eine Hörhilfenversorgung zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr erfolgt. Es gibt auch welche, die kriegen noch später Hörgeräte und holen dann auf.

Du kannst seine Hörfähigkeit ein bisschen ankurbeln, indem du viel (aber nicht nonstop :D) und melodisch mit ihm sprichst.

Du könntest mit ihm auf "Entdeckungsreise" gehen, mit ihm Märchen- und Musikkassetten anhören, auf einem Instrument was vorspielen. Vielleicht hat der Akustiker auch ein Kinderbuch zur Hörgeräteanpassung, das für Kleinkinder geeignet ist.

Ein schönes Buch zur Hörförderung ist das von Gisela Batliner: "Hörgeschädigte Kinder spielerisch fördern", Susanna Schmid-Giovannini hat auch ein Buch geschrieben: "Hören und Sprechen", zu bestellen bei:

Internationales Beratungszentrum für Eltern hörgeschädigter Kinder
Sekretariat
Zollikerstr. 41
CH - 8702 Zollikon

Vielleicht magst du ja mit deinem Kleinen zusammen bunte Ohrpassstücke aussuchen? Dann akzeptiert er sie vielleicht leichter, und man findet sie auch besser, wenn sie mal verloren gehen.
was mir aufgefallen ist: seit der BERA letzten mittwoch fasst er sich täglich x-mal an die ohren und klappt sie um oder hält sich die ohren zu.
Ich denke auch wie Andrea, dass er sich jetzt einfach mit dem Thema Hören auseinandersetzt.

Berichte uns doch, wie der Start mit den Hörgeräten war, ja? :)

Gudrun[size=small]

[Editiert von Gudrun am: Mittwoch, März 30, 2005 @ 12:31 AM][/size]
Gudrun
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Re: ein paar Fragen - darf ich?

#7

Beitrag von Gudrun »

Ups, sind ja grad neue Beiträge hinzugekommen. Das kommt davon, wenn man während des Schreibens auf anderen Seiten surft. :notsure:
M-T-P
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Re: ein paar Fragen - darf ich?

#8

Beitrag von M-T-P »

Hallo Tanja ,

Tim hat ja seit letztem Jahr HG , bekommt 1 x die Woche bis auf weiteres Logopädie und 1x die Woche Frühförderung durch die Hörgeschädigten Schule , sein Sprechen hat sich schon um einiges gebessert , er muß aber noch viel lernen , er hat nun noch etwas über 1 Jahr Zeit das aufzuholen um auf die Regelschule gehen zu können ...
Die richtig vielen Termine beim Akustiker waren bei uns nur am Anfang , wir hatten unsere kleine auch immer mit und manchmal war es nicht so einfach ... jetzt wo sie tags nicht mehr gestillt wird , geht es beser und die Termine sind auch nicht mehr so oft , wir waren das letzte mal im Januar , da bekam er neue Otoplastiken , da die anderen nicht mehr richtig passten und ständig pfiff es dadurch , und Ende diesen Monats geht es wieder in die Pädaudiologie..., da beides recht nah von einander entfernt ist , werden wir dann gleich wieder vorbei gehen um neue Batterien mit zu bringen .
Unser Tim hat die HG von Anfang an sehr gut angenommen ,klar hat er gefragt warum ausgerechnet er die tragen muß , ansonsten trägt er sie seitdem jeden Tag von morgens bis Abends , er hat selber direkt gemerkt , wie sehr es ihm hilft und ich kann mir gut vorstellen , das es bei Deinem Tim genauso ist .

liebe Grüße
Michaela & Tim Niklas (mit HG seit 05.04)
lg Michaela mit Tim (*11.99 seit 05.04 mit Hg versorgt)
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