Ich habe die Hörgeräte jetzt eine knappe Woche zur Probe und habe sie konsequent getragen, um mich einfach daran zu gewöhnen. Das eine oder andere (durchweg positive) Aha-Erlebnis habe ich hinter mir, obwohl bisher nur meine in meinen Augen nicht verlässliche Hörkurve, die bei meiner HNO ermittelt wurde, implementiert wurde.
Die App "Moment" ist sehr rudimentär mit den drei Einstellungen für Bässe, Mitten und Höhen. Die Situations-Programme habe ich noch nicht intensive ausgetestet, sie gehen aber natürlich allesamt von meiner bislang angenommenen Hörkurve aus.
Beim Tragen gefallen mir im Moment die vented
Könnte ich zum Vergleich
Beim Einschalten zeigt mir das Normalprogramm immer eine mittlere Lautstärke an (5), die Skala reicht von 1 bis 9. "5" ist mir immer viel zu laut und dominant, mir reicht immer die "1", also die niedrigste Stufe. Selbst damit höre ich Sachen, die ich vorher nicht mehr gehört habe.
Das fängt an mit der Grundlautstärke (Ruhepegel) des Raums an, die ich als Grundrauschen fehlinterpretiert hatte. @jguther hat mich da netterweise korrigiert. Mein Lautstärke-Messprogramm auf dem iPhone ("Decibels") zeigt da im Schnitt 26 dB(A), die ich natürlich ohne Hörgeräte nicht (mehr) wahrnehme. Bei normaler Sprache oder anderen Signalen arbeitet der Expander und regelt den Ruhepegel ab. Der schleicht sich langsam wieder ein, wenn das Signal wieder unter den Threshold (Schwellenwert) sinkt, an dem der Expander einsetzt.
Natürlich zeigt die Software "Moment" da nichts an, ich vermute aber, das der Threshold etwa bei 40 dB(A) liegt.
Ich werde aber den Audiologen morgen mal löchern.
Solange ich kein Windows-Notebook, keine Compass-Software und kein Noahlink 2 Bluetooth-Interface habe, kann ich hier nur mutmaßen. Ich warte mal die Arbeit mit dem Akustiker ab und entscheide dann, ob es mir die Investition in Zeit und Geld wert ist, mich tiefer einzuarbeiten. Interessant wäre es allemal.
Den Klang empfinde ich (natürlich) als fremd, schließlich drängt mir das Hörgerät Frequenzen in einem Pegel auf, der mir über die Jahre fremd geworden ist. Grundsätzlich empfinde ich den Klang aber sehr natürlich und transparent, und gerade die geringen Latenzen sind mir als Musiker und Musikliebhaber sehr willkommen.
Das elende Beschneiden des Bluetooth-Audiosignals macht das Streaming zu einem Kompromiss bei Bewegung im Haus, die man einfach nicht mit Kabel bewerkstelligen kann. Schon die AirPods meiner Frau kann ich schlecht ertragen: Streicher und Blechbläser scheppern derartig, dass ich, sobald ich kann, schnell wieder zu meinen Sennheiser-Kopfhörern zurückkehre oder die gut abbildenden Streaming (96 KHz) Aktiv- Lautsprecher (Electrocompaniet Tana) einschalte und halt über Raumklang höre.
Früher waren Geithain RL 903 meine aktive Abhöre, ich mache aber nur noch wenig im Studio und habe sie konsequenterweise verkauft.
Die Aha Erlebnisse zum Schluss:
Mit auf "1" abgeregelten Hörgeräten, die außerdem noch im 3-bändigen EQ beschnitten wurden, sitze ich neben meiner Frau am Fernseher und kann die Lautstärke ohne Informationsverlust von 12 auf 9 absenken. Irgendwann nach einer Stunde denke ich, dass es eigentlich doch Quatsch ist und auch ohne die Geräte geht. Ich schalte sie also über die Software aus, und der Fernsehton versinkt im Grauschleier der Mitten und Bässe. Oha.....
Gleiche Einstellung beim Spaziergang in der wunderbaren Frühlingssonne eben: neben Musik und Astronomie ist ja die Ornithologie mein Hobby seit Kindertagen, und ich lausche fasziniert dem anmutigen, perligen Gesang eines Rotkehlchens im Nachbarhaus. Auch hier denke ich, dass es "ohne" geht, schalte die Widex aus und höre nur noch, DASS es ein Rotkehlchen ist. Die Feinheiten habe ich im Laufe der Jahre verlernt zu hören und habe "Bestimmen" und "Zuhören" verwechselt.
Ein Freund interessiert sich auch für Hörgeräte, weil sie ihm vom HNO empfohlen wurden. Er ist aber jemand, der sich auf solche Neuerungen in seinem Leben schlecht einlassen kann, und ohne Neugier und Bereitschaft "zu studieren" wird das nix mit Hörgeräten.