Ich höre, verstehe aber nicht.

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Senta Fr
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Ich höre, verstehe aber nicht.

#1

Beitrag von Senta Fr »

Seit 2 Wochen trage ich einseitig ein Hörgerät und habe immer mal wieder versucht, das gute Ohr zu verschließen, um zu testen, wie gut das Hörgerät funktioniert. Auch wenn ich alle settings ausprobieren und anpasse, habe ich den Eindruck, dass ich zwar lauter höre, aber immer noch wenig verstehe. Was mache ich falsch?
servus
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#2

Beitrag von servus »

Andere können gewiss fachkündiger auf deine Frage antworten als ich. Ich vermute aber: Es braucht halt Zeit, bis du dich ans HG gewohnt hast. In meinem Fall war ich nach zwei Wochen längst nicht auf voller Power. Meine AKUin hat nur nach und nach die Lautstärke erhöht.
Ohrenklempner
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#3

Beitrag von Ohrenklempner »

Hast du ein Ton- und Sprachaudiogramm? So könnte man die Lage besser beurteilen. Generell ist es so, je stärker ein Hörverlust ist und je länger dieser besteht, desto langwieriger ist es, das Hörorgan mit den ungewohnten Reize anzulernen. Im Sprachaudiogramm sieht man außerdem, wie viel das jeweilige Ohr überhaupt noch verstehen (=diskriminieren) kann. Das ist eine ganz essenzielle Größe, um den langfristigen Erfolg mit einer Hörhilfe einschätzen zu können.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
gereon
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#4

Beitrag von gereon »

Zwei Wochen sind definitiv zu wenig. Es hängt auch davon ab, ob Deine Hörschädigung schon länger vorliegt und Du erst jetzt mit Hörgeräten versorgt worden bist. Denn das Gehirn muss eventuell auch erst wieder lernen Geräusche, die es lange nicht mehr gehört hat, wahrzunehmen. Dies geht bei dem einen schneller, bei dem anderen langsamer. Daher habe noch etwas Geduld. Denn dies kann drei bis sechs Monate dauern.
Ich bin 45 und trage seit 39 Jahren Hörgeräte , da meine Hörschädigung erst mit fünf festgestellt worden ist. Als 2020 eine Neuversorgung anstand, habe ich im Mai 2020 damit begonnen neue Hörgeräte zu testen. Bis ich mich dann für ein HG entschieden hatte, mit dem ich am besten zurecht kam, war es dann schon Juli/ August 2020.
Hochgradig schwerhörig (rechts), links an Taubheit grenzend schwerhörig, Schwerhörig seit Geburt, aber Hörschädigung erst mit fünf festgestellt. Zur Zeit mit Phonak Naida Marvel 30 SP versorgt
Hermann
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#5

Beitrag von Hermann »

Wenn Du noch ein sehr gutes Ohr hast,nimmst Du den Unterschied nur sehr langasam war.In ruhigen Umgebungen warscheinlich garnicht.Wenn Du mit Vielen Leuten zusammen bist,da kannst Du den Unterschied eher ausmachen.
Oder verstehst Du allgemein schlecht,auch mit mit dem guten Ohr ?
Hups
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#6

Beitrag von Hups »

Hallo Senta Fr,

erstmal machst du gar nichts falsch! Bitte vergiß' nicht, das Ohr hört, das Hirn versteht. Wenn du jetzt Klänge/Geräusche lauter hörst, dann kommt doch schon mal was beim Hirn an. Das Hörgerät zusammen mit dem Ohr funktioniert. Jetzt muss das Hirn lernen, aus den Geräuschen/Klängen etwas zu verstehen. Das dauert einfach seine Zeit.

Liebe Grüße
Hubert
leichte Hochtonmacke, gelöst mit Widex Moment 330
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Captain
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#7

Beitrag von Captain »

Vielleicht wird deine Frage beantwortet wenn wir in deine Geschichte Tennisschläger statt Hörgeräte schreiben 😅

Du hast dein lebenlang einen Rechtshänder-Schläger und kannst damit super spielen, triffst jeden Ball und kannst die Bälle punktgenau zum Gegner schlagen. Sogar mit Drall und Flugkurven.
Seit 2 Wochen hast du jetzt zum ersten Mal einen Linkshänder-Schläger, du triffst jetzt zwar manchmal den Ball mit links, kannst den Ball aber überhaupt nicht so gut treffen und schlagen wie mit rechts.
….. Ich denke es ist eindeutig worauf ich hinauswill 😉

Übung macht den Meister, das gilt auch für unsere Sinnensorgane. Der Teil von deinem Hirn der für dein schlechtes Ohr zuständig ist wird jetzt seit 2 Wochen wieder mit Reizen bzw. Impulsen befeuert.
Das merkst du ja daran das alles lauter ist. Um aber auch aus dem mehr an Lautstärke Verständlichkeit zu erlangen braucht es einfach Zeit.
Im Falle eines Hörgerätes braucht man es ja nur morgens anziehen und das Ohr wird gezwungen zu hören 😅 Um Tennisprofi zu werden muss man mehr tun 😆

Bleib einfach dran, trag jeden Tag dein Hörgerät (auch wenn du allein bist) und mit der Zeit kommt auch die Verständlichkeit bzw. eine Verbesserung.

Auf das selbe Sprachverstehen wie an deinem guten Ohr wirst du vermutlich trotz Hörgerät nicht kommen.
Für eine genauere Aussage bräuchten wir ein Bild von deinem Hörtest, den Test in dem du Wörter nachgesprochen hast.
Senta Fr
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#8

Beitrag von Senta Fr »

Ich habe mein Hörtestergebnis, das zur Verordnung gehört in eine Datein eingefügt und angehängt.
Ich würde mich freuen, wenn jemand mal draufschaut.
Dankeschön!
Dateianhänge
Hörtest links rechts.docx
(196.29 KiB) 134-mal heruntergeladen
Senta Fr
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#9

Beitrag von Senta Fr »

Hermann hat geschrieben: 17. Mär 2025, 13:23 Wenn Du noch ein sehr gutes Ohr hast,nimmst Du den Unterschied nur sehr langasam war.In ruhigen Umgebungen warscheinlich garnicht.Wenn Du mit Vielen Leuten zusammen bist,da kannst Du den Unterschied eher ausmachen.
Oder verstehst Du allgemein schlecht,auch mit mit dem guten Ohr ?
Ich glaube nicht, dass ich mit dem guten Ohr auch schlecht verstehe. Aber mal sehen, was die Experten zu meinen Hörtestergebnissen sagen.
Captain
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#10

Beitrag von Captain »

Hallo Senta
all zu groß ist der Unterschied von rechts zu links ja gar nicht 😉

Hast du noch ein Testbogen von Arzt oder Akustiker?
Die Datei zeigt lediglich das Tonaudiogramm, also die Messung mit den leisen Pfeiftönen.
Es wurde doch bestimmt auch eine Messung durchgeführt bei der du verschiedene Wörter nachgesprochen hast?
tabbycat
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#11

Beitrag von tabbycat »

Ich hatte dir ja schon in deinem anderen Thread geschrieben, daß meine Situation ähnlich ist.

Als ich damals das erste Hörgerät bekam, war auch erstmal alles nur lauter, ansonsten akustisches Gulasch. Sprachverstehen fast null.
Es hat bei mir ungefähr ein halbes Jahr gedauert, bis ich langsam anfing wieder Sprache zu verstehen - und nochmals ein weiteres halbes Jahr, bis ich auch Stimmen voneinander unterscheiden konnte.
Mittlerweile bin ich zwar auf der schlechteren Seite gut ansprechbar, muß mich aber oft immer noch innerlich zwingen einfach hinzuhören und mich nicht zu verrenken.
*********************************
Entweder wir finden einen Weg,
oder wir machen einen. 🤗
(Hannibal Barkas)
Senta Fr
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#12

Beitrag von Senta Fr »

Anbei noch eine Datei, die den Rest des Testbogens vom HNO und einen zusätzlichen vom Akustiker enthält.
Dateianhänge
Hörtest links rechts - Sprachverstehen.docx
(474.78 KiB) 98-mal heruntergeladen
Captain
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#13

Beitrag von Captain »

Senta Fr hat geschrieben: 17. Mär 2025, 18:54 Anbei noch eine Datei, die den Rest des Testbogens vom HNO und einen zusätzlichen vom Akustiker enthält.
Ja genau, das ist das Sprachdiagramm !

Auf dem farbigen Diagramm erreichst du 100% Verständlichkeit auf dem rechten wie auch auf dem linken Ohr.
Natürlich musste die Lautstärke rechts lauter sein als links um auf 100% zu kommen.
Daraus lässt sich ableiten, dass dein Gehirn noch in der Lage ist die Informationen von rechts zu 100% zu verarbeiten.
Das ist nicht selbstverständlich! Oft baut das Gehirn ab wenn ein Hörverlust lange unversorgt bleibt, insbesondere bei einohriger Schwerhörigkeit, womit dann trotz Hörgerät keine 100% Verständlichkeit mehr erreicht werden können.
Aber wie gesagt, laut dem Diagramm sollte bei dir noch 100% möglich sein.
Wie bereits geschrieben wurde, ist Zeit und Gewöhnung erforderlich um das Gehirn nach und nach wieder in den normalen Hörablauf zu bringen.

Trag dein Hörgerät einfach den ganzen Tag. Lass dir das Gerät regelmäßig nachjustieren um zu gewährleisten das dein schlechtes Ohr optimal beschallt wird.
Senta Fr
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#14

Beitrag von Senta Fr »

Vielen Dank für die Einschätzung!
Ohrenklempner
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#15

Beitrag von Ohrenklempner »

Hast du eine Info, warum das rechte Ohr in den tiefen Tönen schlechter hört? Tubenverschluss oder etwas anderes? Laut Audiogramm hast du da einen beträchtlichen Schallleitungsanteil, das heißt, dass die mechanische Strecke vom Trommelfell zum Steigbügel den tieftonigen Schall ausbremst. VIelleicht gibt es die Möglichkeit, das zu behandeln. Mit der richtigen akustischen Ankopplung ans Ohr (mehr verschlossen) kann ein Hörgerät den Tieftonbereich auch ganz gut kompensieren, aber das beste ist selbstverständlich, die fehlenden Töne wieder auf normalem Weg wahrnehmen zu können. Wenn du mit dem jetzigen Hörverlust eher offen versorgt bist (belüftetes Schirmchen oder Otoplastik mit großer Belüftungsbohrung), dann kann das Hörgerät das normale Lautheitsempfinden nicht korrigieren.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

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Senta Fr
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#16

Beitrag von Senta Fr »

Hallo Ohrenklempner, ich hatte im Mai 2024 eine OP am rechten Ohr wegen eines Cholesteatoms. Es wurde eine Typmpanoplastik gemacht. Grundsätzlich kann man operativ möglicherweise noch etwas erreichen, der HNO meinte aber, dass man das Ohr zunächst noch in Ruhe lassen sollte. Er würde frühestens in 1,5 Jahren operieren. Bis dahin soll mir mit einem Hörgerät geholfen sein.
Heute war ich beim Akustiker und dort wurde die Belüftungsbohrung vergrößert, was tatsächlich das dumpfe Gefühl etwas verbessert hat.
Ohrenklempner
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#17

Beitrag von Ohrenklempner »

Ja, da würde ich mitgehen. Das Hörgerät wird dir auch nach einer erfolgreichen weiteren OP helfen, da der Hochtonbereich ebenfalls eingeschränkt ist (reine Schallempfindungs-Hörminderung) und dies auch bleiben wird. Das vorhandene Hörgerät muss dann einfach nur an die neuen Gegebenheiten angepasst werden, aber das ist kein Problem.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

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Senta Fr
Beiträge: 9
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#18

Beitrag von Senta Fr »

Ich hatte ja gehofft, dass eine OP möglicherweise dazu führt, dass ich dann gar kein Hörgerät mehr brauche. Ist das völlig unrealistisch? Dann muss ich mir ja gut überlegen, ob ich mir die OP überhaupt antun möchte.
gereon
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#19

Beitrag von gereon »

Wenn Haarsinneszellen kaputt oder abgestorben sind, wird auch eine OP nichts bringen. Ohrenklempner hat es ja schon geschrieben, dass Dir das HG nach der OP weiterhelfen wird die Schallempfindungsstörung auszugleichen.
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Birkbot
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#20

Beitrag von Birkbot »

Senta Fr hat geschrieben: 19. Mär 2025, 09:00 Ich hatte ja gehofft, dass eine OP möglicherweise dazu führt, dass ich dann gar kein Hörgerät mehr brauche. Ist das völlig unrealistisch? Dann muss ich mir ja gut überlegen, ob ich mir die OP überhaupt antun möchte.
Du hast halt zwei Probleme, das eine sind die Gehörknöchelchen, die in einer OP wohl wieder "repariert" werden könnten, das andere sind die Haarsinneszellen, die in der Gehörschnecke sind. An dem Hörverlust durch die Haarsinneszellen kann man nichts mehr machen, dafür brauchst du Hörgeräte. Aber der Hörverlust, der durch die Gehörknöchelchen kommt, ist durch die OP behandelbar.
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Re: Ich höre, verstehe aber nicht.

#21

Beitrag von tabbycat »

Ich wurde damals wegen meinem Cholesteatom auch zweimal operiert. Bei der zweiten OP wurde das zerstörte Gehörknöchelchen mittels Knorpelhaut rekonstruiert. Nachdem ich ca. ein Jahr vor der ersten OP und hinterher auf dem Ohr so gut wie gar nichts hörte, kam einige Zeit nach der zweiten OP einiges an Hörvermögen wieder - ich konnte viele Jahre mit dem Ohr telefonieren und hatte noch ein gutes Sprachverstehen, war einigermaßen ansprechbar auf der Seite, wenn auch nicht so gut wie auf dem gesunden Ohr.

Daß ich 23 Jahre später ein Hörgerät benötigte, war wohl hauptsächlich der hinzugekommenen Lärmschwerhörigkeit geschuldet. Nach der zweiten OP (mit 17 Jahren) wollte ich einfach nur mein Leben genießen, war begeisterte Konzert- und Partygängerin - und Hardrock- und Heavy Metal-Fan 8-) . Und diese Art von Musik *kann* man - zumindest in jungen Jahren - einfach nicht leise hören. Mit 40 war dann das erste Hörgerät fällig...

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde erstmal schauen, daß ich eine gute HG-Versorgung bekomme, allein damit das Ohr im Training bleibt, bzw. speziell das Verstehen von Sprache wieder erlernt. Das wird Dir sowohl mit als auch ohne gehörverbessernde OP nutzen, auch wenn es in der ersten Zeit verdammt mühsam ist.
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(Hannibal Barkas)
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