Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

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Yvy
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Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#1

Beitrag von Yvy »

Hallo zusammen.
Folgendes Problem: Ich habe eine "Ohrenärztliche Verordnung einer Hörhilfe" und habe anhand der Messung bereits vorab im Internet Informationen gesammelt. Bei meiner Recherche kam heraus, dass das von der Krankenkasse zu zahlendes Hörgerät mein Problem nicht ausreichend abdecken würde, jedoch ein hochwertiges Gerät dieses abdecken würde.
Beim Testen von verschiedenen Hörgeräten hat sich dieses auch bestätigt, jedoch weigert sich der Akustiker mir zu bestätigen dass der Unterschied zwischen den beiden Geräten mehr als 5% Verbesserungen beträgt. Er teilte mir mit, dass er lieber auf meinen Auftrag verzichten, bevor er sich darauffolgenden Aufwand einlässt. Somit hätte ich theoretisch die Möglichkeit und Recht das die Krankenkasse Mehrkosten übernehmen würde, jedoch praktisch fehlen mir die dafür notwendigen Beweise.

Nun meine Frage, wie kann ich den Unterschied nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch belegen?
gereon
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#2

Beitrag von gereon »

Hallo YvY,
erlaube mir kurzen Hinweis für das von Dir geschilderte Problem. Aufgrund der Verträge zwischen BIHA (Bundesinnung der Akustiker) und den Krankenkassen hat Dein Akustiker sich dazu verpflichtet Dich aufzahlungsfrei mit Hörgeräten versorgen zu können. Somit kann es dann in der Praxis häufiger vorkommen, dass sich dann aufzahlungsfreie Geräte von teuren Geräten lediglich um 5% unterscheiden. Dieser Unterschied wird dann von den Krankenkassen als Messungenauigkeit bzw. Fehlertoleranz angesehen, da sich ihrer Ansicht nach dann nur um ein Wort handelt, das mehr verstanden worden ist. Dabei sehen sowohl der Freiburger als auch die Hilfsmittelrichtlinien keine Messungenauigkeiten und Fehlertoleranzen vor. Im Moment laufen verschiedene Verfahren beim Bundessozialgericht, da je nach Bundesland 5% Unterschied schon ein erheblicher Gebrauchsvorteil ist und somit auch die Kassen die Mehrkosten zu tragen haben, während andere Gerichte hier aufgrund des geringen Unterschied sich auf Seiten der Kasse stellen.
Du kannst jetzt folgendermaßen vorgehen:
1. Versorgung bei Deinem Akustiker abbrechen und zu einem anderen Akustiker wechseln. Vielleicht hat ja ein anderer Akustiker aufzahlungsfreie Geräte im Sortiment, die zum Ausgleich Deiner Hörschädigung geeignet sind.
2.Du bleibst bei Deinem Akustiker und dokumentierst mit Hilfe des unten aufgeführten Link die von Dir festgestellten Unterschiede und hoffst somit die Krankenkasse zur Übernahme der Mehrkosten bewegen zu können.
https://update.kbv.de/ita-update/Medizi ... _QSHGV.pdf

TKK, Barmer und DAK werden es wahrscheinlich auf eine Klage vor dem zuständigen Sozialgericht ankommen lassen. Denn für sie zählen nur die Messergebnisse.
Hochgradig schwerhörig (rechts), links an Taubheit grenzend schwerhörig, Schwerhörig seit Geburt, aber Hörschädigung erst mit fünf festgestellt. Zur Zeit mit Phonak Naida Marvel 30 SP versorgt
Yvy
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#3

Beitrag von Yvy »

Bei mir gemessene Werte
Bei mir gemessene Werte
Das hier wären die gemessenen Werte. Welches zuzahlungsfreies Gerät würde bei diesen Werten in Frage kommen?
Ohrenklempner
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#4

Beitrag von Ohrenklempner »

Wie gereon schon schrieb, muss mit einem aufzahlungsfreien Hörgerät der Hörverlust ausreichend und zweckmäßig ausgeglichen werden. Wenn es mit einem aufzahlungsfrei angebotenen Gerät bei dem einen Akustiker nicht klappt und er keine Alternative in dem Preissegment anbieten kann, dann würde ich den Akustiker wechseln.

Hast du denn auch ein anderes Gerät getestet? Es gibt noch viel Luft zwischen "aufzahlungsfrei" und "hochwertig". Ganz klar, dass der Akustiker sich weigert, die Mehrkosten selbst zu tragen bzw. dir das teure Gerät aufzahlungsfrei zu überlassen. Das würde ich auch so machen und lieber mehr günstige Alternativen testen, bis es von den Messwerten her passt.

Ich muss dazu noch sagen, dass der Freiburger Sprachtest nichts über die Alltagstauglichkeit aussagt. Ich könnte dir jedes Hörgerät so einstellen, dass du im Freiburger besser verstehst, als es deine Ohren laut Sprachaudiogramm hergeben (oh oh, weit aus dem Fenster gelehnt... besser als 100% geht nicht), aber das will man dann im Alltag bestimmt nicht dauerhaft tragen. Ebenfalls geben die Messwerte weder den Klangkomfort und das Tragegefühl wieder. Kann es sein, dass dir das teurere Hörgerät vielleicht einfach vom Hören her besser gefällt? Bei deinem recht starken Hörverlust links freut sich dein entwöhntes Ohr über jedes bisschen Komfort, welchen ein teures Hörgerät bieten kann. Günstige Geräte gleichen den Hörverlust genau so gut aus, das Hören ist damit nur unbequemer und die Gewöhnung dauert länger.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... :geek:

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten – Grüßli an die Schwiz! :wave: – fragen Sie Ihren Hörakustiker (m/w/d)!
emilsborg
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#5

Beitrag von emilsborg »

Ohrenklempner hat geschrieben: 14. Mai 2025, 19:50 Ich muss dazu noch sagen, dass der Freiburger Sprachtest nichts über die Alltagstauglichkeit aussagt. Ich könnte dir jedes Hörgerät so einstellen, dass du im Freiburger besser verstehst, als es deine Ohren laut Sprachaudiogramm hergeben (oh oh, weit aus dem Fenster gelehnt... besser als 100% geht nicht), aber das will man dann im Alltag bestimmt nicht dauerhaft tragen. Ebenfalls geben die Messwerte weder den Klangkomfort und das Tragegefühl wieder.
Genau das ist regelmäßig der Knackpunkt. Labormesswerte zu optimieren kann gewaltig an der Realität vorbei gehen, aber die Werte sind top! Ich arbeite ja selbst mit diversen Messverfahren an medizinischen Geräten und ja, das Verfahren sollte die Nutzerrealität ansatzweise wiedergeben, sonst sind die Messungen und natürlich die entsprechenden Ergebnisse wertlos.
Leider hat Gereon es oben gut zusammen gefasst:
Solange nicht mal Einigkeit besteht hinsichtlich der Relevanz des kleinsten messbaren Unterschiedes, nämlich 1 Wort aus 20, entsprechend 5%, solange sind weitere Diskussionen mühselig. Dann über aussagekräftigere Tests nachzudenken ist praktisch unmöglich gegenüber Krankenkassen, denen das pauschalstmögliche Messverfahren noch am besten passt.
Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war. (Françoise Sagan)
Ohrenklempner
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#6

Beitrag von Ohrenklempner »

Die Schwierigkeit ist auch, dass die verschiedenen Wortreihen unterschiedlich gut verstanden werden. Es gibt im Freiburger 20 Reihen mit je 20 Wörtern. Laut einer Untersuchung aus den 70er Jahren beträgt die Standardabweichung 2,1 Wörter. Der gleiche Proband kann also in der einen Wortreihe 10 Wörter verstehen, in der nächsten Reihe versteht er 14 Wörter. Das ist eine Abweichung von +/- 10% in der Verstehensquote. Hier ist ein Link zu dem Artikel:
https://www.orl.uzh.ch/dga-ev/publikati ... iginal.pdf
Die Reihen 3, 15 und 20 werden eher gut verstanden, Reihen 5 und 14 eher schlecht.
Um das zu minimieren, soll die vergleichende Messung im Störgeräusch inzwischen mit 40 Wörtern, also zwei Messreihen, durchgeführt werden, und die gewählte Messreihe soll dokumentiert werden. Das ist zumindest bei den vdek-Kassen so, siehe hier:
https://www.vdek.com/vertragspartner/hi ... iha_PN.pdf
In §5 Absatz 1 steht:
Es sind pro Störschalltestung mindestens zwei Testreihen (2 x 20 Wörter) durchzuführen. Jedes
Wort wird mit 2,5% bewertet.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Freiburger eine subjektive Messung ist. Wir messen hier nicht die Spannung an einer Batterie sondern es besteht ein komplexes System aus Hörgerät und Mensch, bei dem die Ergebnisse nie zu 100% reproduzierbar sein können.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... :geek:

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Der Akustiker
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#7

Beitrag von Der Akustiker »

Kann ich alles so bestätigen.
Aber noch eine Sache und das bitte nicht böse gemeint:
Wenn ich etwas besseres haben möchte, dass dann bezahlt werden soll, sage ich einfach bei "Baum" -> "Flaum" und bei "Hanf" -> "Hans" und schwupp, schon bekomme ich etwas besseres für lau. => kann jeder Kunde super manipulieren, daher auch die Gerichtsgeschichten!
Also seid uns Akustikern nicht böse, aber die Krankenkassen schneiden uns schon sehr sehr viel ein. Wir bekommen für 6 Jahre Betreuung grob 150€. Ich möchte mal einen sehen, der für 150€ 6 Jahre lang arbeitet!
Und dann sollen WIR auch noch die Kosten tragen. Das machen wir nicht!
ABER JA!!!!!!! es sollten verschiedene (auch Vertragsgeräte) ausprobiert und im Portfolio sein.
Hören kann man mit jeden System...Verstehen nur, wenn das Gehirn es akzeptiert und trainiert ist! Akustiker aus Leidenschaft...
Captain
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#8

Beitrag von Captain »

Für links als günstiges Gerät würde ich dir das Modell Jet 1 BTE PP von Oticon empfehlen bzw. unter dem Label Soniton Personal 6.3 BTE P ist es noch etwas günstiger.

Das Gerät
Captain
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#9

Beitrag von Captain »

Captain hat geschrieben: 15. Mai 2025, 09:02 Für links als günstiges Gerät würde ich dir das Modell Jet 1 BTE PP von Oticon empfehlen bzw. unter dem Label Soniton Personal 6.3 BTE P ist es noch etwas günstiger.

Das Gerät
Das Gerät hat eine Funktion die sich Speech Rescue nennt.
Dabei werden hochfrequente Töne aufgenommen und in einen niedrigeren Frequenzbereich hineinkompremiert.
Das erhöt die Sprachverständlichkeit durch den Erhalt von Lauten wie S oder SCH.
Laut Audiogramm wären die hohen Töne normalerweise links kaum noch ausgleichbar.
Yvy
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#10

Beitrag von Yvy »

Vielen Dank für eure Hilfe
Zuletzt geändert von Yvy am 15. Mai 2025, 15:18, insgesamt 1-mal geändert.
rabenschwinge
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#11

Beitrag von rabenschwinge »

Das ist schlicht blödsinnig. Da geht weder eine Schublade auf, noch wird man einsortiert.

Ich glaube, mit Deinen Vorurteile und Deiner vorgefasste Meinung
stehst Du Dir selbst im Weg und machst es Dir unnötig schwer.
KatjaR
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#12

Beitrag von KatjaR »

Yvy hat geschrieben: 15. Mai 2025, 14:01 Durch meine langjährige Erkrankungen, habe ich bereits sehr viele negative Erfahrungen gemacht die mir bis heutigen Tag Probleme bereiten und daher bin ich ehrlich gesagt nicht in der Lage weitere Einschränkungen einzugehen 😞
Das heißt in der Schlussfolgerung was?
Du verzichtest auf ein auffälliges Hörgerät weil es nicht das für dich Bestmögliche und sichtbar ist?
Gestern hatten wir im Chat noch das Thema, Scham ein Hörgerät zu tragen weil manche Angst haben damit negativ aufzufallen.
Ein Bekannter zitiert dann gerne, was er auf einem Schild in einem Akustikerladen mal gelesen hatte:
Ihre Hörschädigung fällt mehr auf als ihr Hörgerät.
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
all_ears
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#13

Beitrag von all_ears »

Wie lange testest du denn schon? Vielleicht brauchst du ja einfach noch etwas mehr Zeit, bis du dich an das neue Hören gewöhnst?

Und wenn du das Gefühl hast, dass du bei deinem Akustiker nicht weiterkommst, dann wechsel doch erstmal und versuche es mit einem anderen Akustiker. Da hat jeder eine etwas andere Herangehensweise und auch andere Geräte im Sortiment. Und wenn "die Chemie" stimmt, geht da sicher noch mehr auch mit günstigeren Geräten. Erzähl ihm von deinen Bedenken und Schwierigkeiten im Leben.

Das ist auf jeden Fall erstmal einfacher als auf "sein Recht" zu pochen und "Beweise" zu suchen. Viel Erfolg auf deinem Weg!
dB 125-250-500-750- 1k- 1,5k-2k - 3k - 4k - 6k - 8k
R: 15 - 25 - 35 - 55 - 60 - 60 - 55 - 40 - 40 - 55 - 60
L: 20 - 40 - 45 - 50 - 50 - 50 - 45 - 45 - 50 - 50 - 60

versorgt mit Signia Silk Charge & Go 7IX
HG007
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#14

Beitrag von HG007 »

Der Akustiker hat geschrieben: 15. Mai 2025, 08:29
Wir bekommen für 6 Jahre Betreuung grob 150€. Ich möchte mal einen sehen, der für 150€ 6 Jahre lang arbeitet!
Du arbeitest ja nicht 6 Jahre für 1 Kunden, sondern du bekommst für jeden Kunden pro 6 Jahre diesen Betrag, ob der nun jährlich 1x oder 4x vorbei kommt.
Zudem verdienst du als Akustiker ja auch noch am Verkauf der HG.
Ich mag dir das ja gönnen, aber der Spruch "ich möchte mal einen sehen,der für 150€ 6 Jahre lang arbeitet" ist eher irreführend ;)
l 35 - 40 - 55 - 70 - 65 - 65 - 70 - 75
r 30 - 30 - 50 - 55 - 65 - 65 - 60 - 70
emilsborg
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#15

Beitrag von emilsborg »

Richtig, es ist (und muss vor allem bei zuzahlungsfreien Hörgeräten) eine Mischkalkulation sein.
Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war. (Françoise Sagan)
Dani!
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Re: Akustiker weigert sich reale Werte anzugeben

#16

Beitrag von Dani! »

Ohrenklempner hat geschrieben: 15. Mai 2025, 07:51 Die Reihen 3, 15 und 20 werden eher gut verstanden, Reihen 5 und 14 eher schlecht.
Um das zu minimieren, soll die vergleichende Messung im Störgeräusch inzwischen mit 40 Wörtern, also zwei Messreihen, durchgeführt werden,
Hier lauert dann wieder das nächste Problem: Die Konzentration lässt dann schnell nach, je genauer man messen möchte, also je mehr Wörter oder Situationen geprüft werden. Auch das ist dann nicht mehr reproduzierbar.
Ich bleibe dabei, dass der Freiburger schon der beste Kompromiss aus Vergleichbarkeit und Praktikabilität ist. Wie emilsborg schon schrieb: Der Mensch ist keine Maschine mit immer gleichen Ergebnissen bei gleichen Eingaben.
Dass es mir gut geht, dafür sind schließlich andere zuständig.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
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