Vorstellung, Hilfe

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
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Muffin5151
Beiträge: 5
Registriert: 30. Mai 2025, 11:07

Vorstellung, Hilfe

#1

Beitrag von Muffin5151 »

Hallo,

mein Name lautet Max, ich bin 22 Jahre alt und Student. Ich würde mich persönlich nicht als „schwerhörig“ einstufen, obwohl es mir zusehend schwerer fällt Leute akustisch zu verstehen. Ich entschuldige mich schon einmal im Voraus für den langen Post, aber mit liegt zu diesem Thema einiges auf dem Herzen.

Generell würde ich mich als einen sehr sensiblen Menschen einstufen, weshalb ich laute Orte eigentlich schon immer mehr oder weniger gemieden habe. Ich habe auch so gut wie nie Musik auf einer schädlichen Lautstärke gehört, es sei denn ich war mal im Club feiern, wie es wohl die allermeisten, auch nicht hörgeschädigten Personen mal getan haben

Vor circa drei Monaten fiel mir das erste Mal auf, dass ich Schwierigkeiten habe Gehörtes zu verstehen. Vor allem habe ich Probleme in meinen Vorlesungen; und wenn mir jemand zuflüstert, entspricht das eher Rätselraten anstatt Hören.

Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in einer sehr stressigen Phase, da ich mich auf mein Staatsexamen vorbereiten musste. Dem voraus ging auch ein Bar-Abend, von welchem ich einen Tinnitus bekam, der bis heute anhalten sollte; hinzu kommt ein Druckgefühl was eventuell auch mit dem extremen Schiefstand meiner Nasenscheidewand und der entsprechend schlechten Belüftung in Verbindung stehen könnte (Stichwort: Eustach’sche Tuben Dysfunktion etc.)

Einen Monat später, als ich dann wieder Zeit hatte, suchte ich dann eine HNO-Ärztin auf. Diese führte einige Tests durch (Standard-Hörtests mit Luft-/ und Knochenleitung), Tympanometrie, OAE,). Mein Tympanogramm sah wohl nicht ganz normal aus, weswegen ich auch an die lokale HNO-Klinik überwiesen wurde (ich warte immer noch auf den Termin…). Der Hörtest ergab, dass ich zwar in in einer Frequenz (ich meine es war so circa 4 kHz) eine leichte Senke bis 15dB hatte, aber sonst alles noch im Normbereich ist.

Ich muss gestehen, dass mich das Thema so langsam in den Wahnsinn treibt: egal wie viele Maßnahmen man ergreift man kann schädlichen Lärmquellen nie entfliehen, bzw. findet sich in einem Dilemma wieder (Bar-Abende, Clubs, Martins-Horn des Krankenwagen, Hochzeiten, Leute die einfach rumschreien…). Und ja, ich benutze bereits Gehörschutz wo es nur geht.

Ich mache mir auch Sorgen, dass (wie ich es bereits von anderen Usern auf Reddit gelesen habe) ein Hörgerät bei normalen Audiogramm nicht in Frage kommt; gleichwohl es natürlich sowas wie den „Hidden hearing loss“ gibt, von dem ich denke betroffen zu sein, der sich dann eher mit Sprachaudiometrie bestimmen lässt, weniger mit Audiometrie. Hat hiermit schon jemand Erfahrungen gemacht?

Zum anderen quält mich der Gedanke nicht mehr körperlich unversehrt zu sein. Ich weiß, das geht jetzt etwas in die philosophisch-psychologische Richtung, aber der Gedanke beeinträchtigt zu sein, zumal schon so früh im Leben ist ein wahr gewordener Alptraum. Eines der höchsten Güter war für mich immer die kognitive Gesundheit, inklusive meiner Sinne. Zu sehen, wie man im Vergleich zu anderen in dieser Hinsicht auf der Strecke bleibt ist für mich persönlich fast unaushaltbar. An einigen wenigen Tagen kann ich über diese Thematik hinwegsehen; an anderen Tagen erdrücken mich diese Gedanken, die teils in Selbstmordphantasien münden. Besonders schlimm ist es nach lauten Ereignissen, die meinen Tinnitus intensiver werden lassen und mich gedanklich wieder an jene Orte zurückkeren lassen...

Wie habt ihr diese Zweifel überkommen; wie geht ihr damit um?


Danke fürs Lesen (:
Captain
Beiträge: 247
Registriert: 13. Jul 2020, 16:54
4

Re: Vorstellung, Hilfe

#2

Beitrag von Captain »

Hast du mal darauf geachtet, wenn du ein Kopfhörer trägst und z.B. ein Podcast hörst auch schlecht verstehst?
Oder bringt dir eine Anhebung der Lautstärke den gewünschten Effekt?
Mike from MUC
Beiträge: 120
Registriert: 6. Apr 2022, 08:27
3

Re: Vorstellung, Hilfe

#3

Beitrag von Mike from MUC »

Servus Max,

danke für Deine Schilderung. Ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen. Ich hatte mal eine Phase, in der mich mein Tinnitus verrückt gemacht hat. Soll das ewig so weiter gehen? Ohne Pause, andauernd dieses Pfeifen im Ohr? Weder HNO-Arzt noch im Klinikum konnte man etwas "feststellen", und schon gar nicht eine Heilung in Aussicht stellen. Das liegt schon etliche Jahre zurück. Ich habe gelernt, das Pfeifen zu ignorieren. Tagsüber klappt das gut, beim Einschlafen klappte es im Laufe der Jahre immer besser. Das hat aber einige Zeit gebraucht.

Ich habe lange Zeit darauf verzichtet, weiter nachzuforschen, woher der Tinnitus kommt. Als es dann mit dem Hören schlechter wurde (liegt in der Familie), habe ich das auch erstmal ignoriert, bis es nicht mehr anders ging. Jetzt habe ich seit drei Jahren Hörgeräte, und da es nicht besser wird, muß ich mich eben doch dem Thema stellen. Vielleicht finden Experten ja doch eine Erklärung und damit einen Weg für mich, mit Tinnitus und Hörverlust umzugehen?

Ich finde den Spagat schwierig. Einerseits möchte ich alles tun, um meine Lage zu verbessern und meine Gesundheit zu erhalten. Andererseits möchte ich nicht, daß das Thema mein Denken beherrscht. Ich möchte den Experten vertrauen - und andererseits nicht von einem Spezialisten zum nächsten rennen in der Hoffnung, daß ein Wunder geschieht.

Ich wünsche Dir jedenfalls, daß Du Deinen Weg findest. Offen mit Deiner Situation umzugehen, hilft sicherlich weiter.
Muffin5151
Beiträge: 5
Registriert: 30. Mai 2025, 11:07

Re: Vorstellung, Hilfe

#4

Beitrag von Muffin5151 »

Captain hat geschrieben: 4. Jun 2025, 09:58 Hast du mal darauf geachtet, wenn du ein Kopfhörer trägst und z.B. ein Podcast hörst auch schlecht verstehst?
Oder bringt dir eine Anhebung der Lautstärke den gewünschten Effekt?
Tatsächlich ist mir aufgefallen, dass ich mit Noise-Cancelling Kopfhörern die geringsten Probleme habe. Aber auch oftmals wenn ich die Lautstärke erhöhe, weil ich einige Wörter (z.B. bei Podcasts) nicht verstehe (v.a. die Konsonanten) bringt das wenig bis gar nichts. Hat das etwas zu bedeuten?
markusCH
Beiträge: 84
Registriert: 27. Jun 2024, 14:34

Re: Vorstellung, Hilfe

#5

Beitrag von markusCH »

Hallo ich bin nun seit 11 Monaten Hörgeräte Träger habe eine leichte Hörschwäche in den oberen Tönen aber ich hatte Tinnitus seit ich die Hörgeräte trage ist er meistens weg. Da bin ich froh. Mache doch mal einen Hörtest oder hast Du schon einen gemacht kann sein das du auch schlechter hörst. Ich bin froh es hat mir geholfen.
Captain
Beiträge: 247
Registriert: 13. Jul 2020, 16:54
4

Re: Vorstellung, Hilfe

#6

Beitrag von Captain »

Wenn das Erhöhen der Lautstärke keine Verbesserung bringt und auch laut Hörtest alles ok ist, glaub ich kaum das ein Hörgerät Abhilfe schafft.

Hast du dein Audiogramm zur Hand und kannst es hier hochladen?
servus
Beiträge: 163
Registriert: 17. Mai 2024, 21:19
1

Re: Vorstellung, Hilfe

#7

Beitrag von servus »

Hallo Muffin5151, ich bin zwar um einiges älter als du und tatsächlich etwas schwerhörig, vo allem in den hohen Frequenzen. Tinnitus habe ich aber seit ca. 20 Jahren. Ich lebe jedoch sehr gut damit. Mal höre ich ihn, mal nicht. Mittlerweile sind wir irgendwie gute Freunde geworden. So gesehen, ist er keine Plage. Das klingt dir vielleicht etwas zu einfach als Antwort oder gar paradox: Lebt man mit dem Tinnitus ohne dagegen zu kämpfen, wird er automatisch leiser. Das wirst du meistern - auch den Rest.
Muffin5151
Beiträge: 5
Registriert: 30. Mai 2025, 11:07

Re: Vorstellung, Hilfe

#8

Beitrag von Muffin5151 »

Mike from MUC hat geschrieben: 4. Jun 2025, 11:10 Servus Max,

danke für Deine Schilderung. Ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen. Ich hatte mal eine Phase, in der mich mein Tinnitus verrückt gemacht hat. Soll das ewig so weiter gehen? Ohne Pause, andauernd dieses Pfeifen im Ohr? Weder HNO-Arzt noch im Klinikum konnte man etwas "feststellen", und schon gar nicht eine Heilung in Aussicht stellen. Das liegt schon etliche Jahre zurück. Ich habe gelernt, das Pfeifen zu ignorieren. Tagsüber klappt das gut, beim Einschlafen klappte es im Laufe der Jahre immer besser. Das hat aber einige Zeit gebraucht.

Ich habe lange Zeit darauf verzichtet, weiter nachzuforschen, woher der Tinnitus kommt. Als es dann mit dem Hören schlechter wurde (liegt in der Familie), habe ich das auch erstmal ignoriert, bis es nicht mehr anders ging. Jetzt habe ich seit drei Jahren Hörgeräte, und da es nicht besser wird, muß ich mich eben doch dem Thema stellen. Vielleicht finden Experten ja doch eine Erklärung und damit einen Weg für mich, mit Tinnitus und Hörverlust umzugehen?

Ich finde den Spagat schwierig. Einerseits möchte ich alles tun, um meine Lage zu verbessern und meine Gesundheit zu erhalten. Andererseits möchte ich nicht, daß das Thema mein Denken beherrscht. Ich möchte den Experten vertrauen - und andererseits nicht von einem Spezialisten zum nächsten rennen in der Hoffnung, daß ein Wunder geschieht.

Ich wünsche Dir jedenfalls, daß Du Deinen Weg findest. Offen mit Deiner Situation umzugehen, hilft sicherlich weiter.

Hey Mike,

danke für deine lieben Worte, es ist immer beruhigend zu wissen, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist!

Diesen Spagat den du meinst kann ich sehr gut nachvollziehen, so geht's mir auch. Ich muss zugeben, dass ich die letzten Monate versucht hab das Thema zu verdrängen und mir jeden Tag Ausreden einfallen lassen hab, warum ich etwas nicht verstanden hab.

Du machst mir auf jeden Fall Hoffnung, dass du deinen Weg gefunden hast!
Muffin5151
Beiträge: 5
Registriert: 30. Mai 2025, 11:07

Re: Vorstellung, Hilfe

#9

Beitrag von Muffin5151 »

Captain hat geschrieben: 4. Jun 2025, 14:48 Wenn das Erhöhen der Lautstärke keine Verbesserung bringt und auch laut Hörtest alles ok ist, glaub ich kaum das ein Hörgerät Abhilfe schafft.

Hast du dein Audiogramm zur Hand und kannst es hier hochladen?
Das Audiogramm wurde mir damals leider nicht mitgegeben; ich versuche beim nächsten Audiogramm eine Kopie zu erhalten!
Muffin5151
Beiträge: 5
Registriert: 30. Mai 2025, 11:07

Re: Vorstellung, Hilfe

#10

Beitrag von Muffin5151 »

servus hat geschrieben: 4. Jun 2025, 16:40 Hallo Muffin5151, ich bin zwar um einiges älter als du und tatsächlich etwas schwerhörig, vo allem in den hohen Frequenzen. Tinnitus habe ich aber seit ca. 20 Jahren. Ich lebe jedoch sehr gut damit. Mal höre ich ihn, mal nicht. Mittlerweile sind wir irgendwie gute Freunde geworden. So gesehen, ist er keine Plage. Das klingt dir vielleicht etwas zu einfach als Antwort oder gar paradox: Lebt man mit dem Tinnitus ohne dagegen zu kämpfen, wird er automatisch leiser. Das wirst du meistern - auch den Rest.
Danke, das gibt mir wirklich Hoffnung. Ich versuche mich daran zu gewöhnen.
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