Wirklich 50-60db???

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Tigermami
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Wirklich 50-60db???

#1

Beitrag von Tigermami »

Hallo,
gerade kamen mir so Gedanken, bei Vorlesen der Gute-Nacht-Geschichte.
wenn ich manches hier so lese was Andere von ihren mittelgradig schwerhörigen Kindern berichten bezüglich der Sprache kommen mir irgendwie Zweifel.
Tabitha spricht eigentlich sehr gut.
Sie hat einen großen Wortschatz und wir können uns auch unterhalten. Sie hat erstaunlich wenig Probleme mit einzelnen Lauten oder schwierigen Silben.
Sie liebt es vorgelesen zu bekommen. Allerdings lese ich auch laut und achte auf deutliche Aussprache und Betonung. Schon immer, liegt wohl an meinem Beruf.
Sie hat spät angefangen zu sprechen und einen richtigen Schub hatte sie erst ungefähr mit drei, als sie in den Kindergarten kam. Da begann sie mehr in Sätzen zu sprechen. Ich nahm immer an, sie sei halt einfach ein wenig später, wie in so vielem anderen auch.
Allerdings fällt es ihr nach wie vor schwer einem richtigen Gespräch, das über mehr als zwei oder drei gegenseitige Fragen hinausgeht zu folgen. Auf das Erzählen von ihren Kindergarten und Spielkreisfreunden geht sie nicht wirklich ein. Sie schweift ab, erzählt was anderes…nuschelt, spricht undeutlich, wenn sie flüssig erzählt. Sie spielt im KG viel allein, was mich erstaunte als ich es das erste Mal hörte, denn eigendlich erlebte ich sie immer kontaktfreudig. Der Sprachtest, den die Frühförderung gemacht hat, war im Ergebnis deutlich unter ihrem Altersdurchschnitt. Das hat mich echt erstaunt.
Ich zweifle nicht dass sie schlechter hört als andere. Aber wirklich bei 50-60db? Wie sicher ist eigendlich so eine BERA? Oder können manche Kinder ihren Hörverlust einfach besser kompensieren, als andere?
Bei der Brille war es jedenfalls so. Ihr Sehfehler ist eindeutig von meinem Mann vererbt und angeboren. Erst fiel es nicht wirklich auf. Dann trat auf einmal eine Verschlechterung der Sehfähigkeit ein und Tabitha machte Entwicklungsrückschritte, wurde unsicherer. Man erklärte mir, das das kindliche Auge bis zu einem gewissen Alter selbst durch das Gehirn ausgeglichen wird, und dann mit zunehmenden Alter und Anforderungen diese Fähigkeit verliert. Kann echt sein, mein Sohn bekam im Alter von zwei Jahren seine Brille (8 Dioptrin) und konnte sehen wie ein Adler, fand jeden Fizel. Aber das ist wohl mächtig anstrengend für die Augen und das Gehirn, also auch Versorgung durch Brille. Jetzt nach einem halben Jahr fragt er schon danach, wenn ich sie mal vergessen habe.

Hm, hört Tabitha jetzt wirklich so schlecht, oder ist das Ergebnis der BERA aus irgend einem Grund ungenau?

Wird sich wahrscheinlich mit der Zeit zeigen…
LG
Tigermami
;););););)
Mami von : Tabitha(8/01):stark weitsichtig (+11,5), mittelgradige SH,Wahrnehmungsstörungen
Jonas (2/03):weitsichtig (+10)-sonst topfit und Mini Simon (3/07) SH und stark weitsichtig (+9)
Andrea Heiker
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Re: Wirklich 50-60db???

#2

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo,

auf die BERA kann man sich in der Regel verlassen. Meistens ist die tatsächliche Hörkurve etwas besser, so dass Tabitha vielleicht doch eher bei 50 dB als bei 60 dB liegt. Normale Umgangssprache ist in einem Meter Abstand etwas 60-65 dB laut, so dass sie beim Vorlesen Dich durchaus hören kann. Und wenn Deine Tochter auch nur etwas mehr als die Hälfte versteht, können intelligente Kinder sich den Rest zusammenreimen, insbesondere wenn Geschichten wieder und wieder wiederholt werden.

Deine Tochter benimmt sich aber eindeutig wie ein schwerhöriges Kind: Nuscheln, Nicht Verstandenes überspielen, das Gespräch selbst steuern, damit sie nicht zuhören muss... Es gibt Kinder, die eine Hörschädigung besser überspielen können als andere. So wie Du berichtest, habe ich auch eher den Eindruck, dass die Entwicklungsverzögerung durch die Seh- und Hörbehinderung ausgelöst wurde. So wie Du berichtest, ist Eure Tochter eigentlich ziemlich intelligent. Das Gute daran wäre, dass sich mit Brille und Hörgeräten der Rückstand vermutlich schnell aufgeholt wird. Wenn Deine Tochter schon so verständig ist, würde ich versuchen, in Zusammenarbeit mit dem Akustiker ein Tonaudiogramm zu erstellen (Schönes Spiel, mit Belohnung etc.m sprich ihn mal an) Ein Tonaudiogramm ist genauer als eine BERA und ist bei der Hg-Anpassung sehr hilfreich.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Tigermami
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Re: Wirklich 50-60db???

#3

Beitrag von Tigermami »

Hallo Andrea,
das mit dem Spielen klappt nicht immer. Wenn Tabitha nicht will, dann kann man kaum was machen. Es ist als wenn sie die Rollos runterläßt. Das ist vor allen bei Fremden so. Arztbesuche oder die Kontrollen der Brille waren bisher immer schwierig, ich war fast immer frustriet, weil ich immer wegen mangelnder Mitarbeit meines Kinder der Diagnose keinen Schritt näher kam. So lagen zwischen den ersten Verdacht und dem Ergebnis der Bera fast ein dreiviertel Jahr!
Ich hoffe, wenn sie besser hört, macht sie auch lieber mit und dem Akustiker gelingt es einen Zugang zu Tabitha zu finden.
Mit der Frau von der Frühförederung kam sie auch sofort klar und der gelingt es sogar Tabitha an Tagen zu motivieren, an denen sie schlecht drauf ist. Aber sie geht auch ganz toll auf mein Kind ein!
LG
Tigermami
Mami von : Tabitha(8/01):stark weitsichtig (+11,5), mittelgradige SH,Wahrnehmungsstörungen
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Andrea Heiker
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Re: Wirklich 50-60db???

#4

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Tigermami,

vielleicht habt ihr auch Glück mit dem Akustiker. Viele Pädakustiker haben eine ganz tolle Einfühlungsgabe für Kinder. Hinzu kommt, dass Audiometrieräume für Kinder eher wie Spielzimmer als wie Arztzimmer aussehen. Außerdem gibt der Akustiker niemals eine Spritze und macht andere unangenehme Untersuchungen, so dass Kinder oft beim Akustiker entspannter sind als beim Arzt und daher gelingt beim Akustiker auch eher ein vernünftiges Audiogramm als beim Arzt.

Einfach mal abwarten, wie es wird. Vielleicht berichtest Du uns darüber?

GRuß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
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