Polemik zum Thema CI aller Orten

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Gordon
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Polemik zum Thema CI aller Orten

#1

Beitrag von Gordon »

Hallo,
hab mir gestern die GeoWissen, Thema Sprache gekauft, weil da ein Artikel über die DGS drin ist und ein Großes Extra " Wie Kinder sprechen lernen".
Bin eigentlich ein großer Fan von GEO, GEO Wissen und vor allem GEOlino.

Aber das Große Extra war derartig flach - völlig unter GEO-Niveau.

Beim Artikel Gebärdensprache zog es mir dann echt die Schuhe aus.

Zitat (unter Umständen mit Tippfehlern von mir):

"Man kann, erfahre ich später aus verschiedenen Quellen, aus Implantat-Trägern niemals Hörende, sondern im besten Falle Schwerhörige machen. " So weit so gut. Aber jetzt kommt der Hammer: "Als Grundlage für eine lautsprachliche Kommunikation taugt das nicht."

1. Halte ich diese Aussage für schlichtweg falsch.
2. Was soll das Thema CI überhaupt hier in diesem Artikel? Es ging um Aufbau und Struktur der DGS und die Kultur von GL. Was sollen da solche, auch noch falschen Statements.

Was ich damit sagen will, wir sollten uns echt hüten, andere Leute und ihre Entscheidung (pro oder contra CI) zu bewerten. Es ist unerträglich, wie von beiden Seiten, immer wieder Front gegen die jeweils andere Fraktion gemacht wird.

Ich würde mich freuen, wenn zumindest hier im Forum die Entscheidung Anderer geachtet und respektiert wird, was ja auch in der Regel der Fall ist.

Viele Grüße

Andrea

PS.: Bin am Überlegen, ob ich den ersten Leserbrief meines Lebens verfasse.
Mirko (02/04) an Taubheit grenzend beidseitig.
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zweifachemami
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#2

Beitrag von zweifachemami »

kann man das auch online lesen?? oder den artikel hier reinsetzen??
Sabine
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#3

Beitrag von Sabine »

Hallo Andrea,

handelt es sich dabei um den Artikel, der schon vor ein paar Monaten erschienen ist? In dem Fall habe ich es genauso empfunden, und wir haben damals auch eine Stellungnahme an die Redaktion geschickt.

Viele Grüße,
Gordon
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#4

Beitrag von Gordon »

Hallo Sabine,
ja, Redaktionsschluss war September 2007. Wie hat denn die Redaktion reagiert?

Hallo Zweifachmami,
hier reinstellen ist sicher nicht erlaubt, aber ich kann Dir die Seiten einscannen und schicken, wenn Du willst.

Ich bin einfach nur entsetzt, dass in solch einer seriösen, wissenschaftlichen Zeitschrift so ein schlecht recherchierten und inhaltlich unhaltbarer Blödsinn steht.

Viele Grüße Andrea
Mirko (02/04) an Taubheit grenzend beidseitig.
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Karin
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#5

Beitrag von Karin »

Ich habe den Artikel auch gelesen und habe auch an manchen Stellen gedacht: naja - ob das nun so wiedergegeben werden muss? Musste dies oder das mit rein?

Mit der Presse stehe ich auch auf Kriegsfuss - sowohl in die eine als auch in die andere Richtung.
Erklärbar ist es aber, denn die Journalisten haben oft wirklich nicht lange genug Zeit sich mit dem Thema zu beschäftigen. Bei Themen, die unseren Dunstkreis nicht so sehr berühren, merken wir die Fehler nur nicht, sie sind aber auch enthalten.

Leserbrief nützen nichts. Ich habe sicher schon 100 Stück geschrieben.... es wird sich nichts ändern an der Presse.

Gruß Karin
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MadameBovary
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#6

Beitrag von MadameBovary »

Ja, Karin, das stimmt, es macht keinen Sinn der Kestner-Medien-Presse einen Leserbrief zu schreiben.

Gordon, ich habe schon mal erlebt, dass im Internet ein Fernsehsender (?) oder war das ein Gesundheitshomepage (?),
aber auf jeden Fall hat hier der Leserbrief etwas bewirkt und einige Sachen wurden nachtäglich richtig gestellt.

So hoffnungslos ist die Lage auch wieder nicht. Viele gute Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichen Leserbriefe auch
zu den kritischen Artikeln. Und je mehr unterschiedliche Meinungen gehört werden, desto mehr erfahren die Leser, dass
doch andere Ansichten und Möglichkeiten gibt.
Viele Grüße
MB
Gudrun
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#7

Beitrag von Gudrun »

Hallo Andrea,

ich kenne den Artikel, ich hatte damals auch GEO gekauft. Ich habe den Artikel schon vor längerer Zeit gelesen und gerade überflogen. Das CI wird nur in diesen zwei Sätzen erwähnt, oder? Inseofern finde ich diese zwei Sätze zwar sehr ärgerlich, aber nicht so dramatisch. Wer sich mit dem Thema CI auseinandersetzt, wird sowieso nach vertiefter Literatur suchen. Aber die GEO-Redaktion sollte über diese Fehlinformation auf jeden Fall in Kenntnis gesetzt werden. Ich glaube, aus der DCIG wurden auch Leserbriefe hingeschickt, zumindest meine ich, in der Schnecke was gelesen zu haben.

Polemik ist für mich z.B. dieser Flyer einer Studentengruppe der Uni Hamburg: http://www.gehoerlosen-bund.de/download ... yer.RZ.pdf - Seite 1 ist ja noch harmlos, aber ab Seite 2, in der 2. Spalte wird gewertet und sämtliche Eltern von CI-Kindern sowie CI-Kinder, CI-Träger und Hörgeschädigte, die ohne DGS aufwachsen bzw. aufgewachsen sind, werden diskriminiert. War sicherlich nicht wirklich beabsichtigt, aber dazu kann ich nur sagen: Aufklärungsarbeit - so nicht.
Zuletzt geändert von Gudrun am 22. Jul 2008, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
Karin
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#8

Beitrag von Karin »

ja und die Schnecke hat dann auch sogleich auf den Flyer reagiert, und eine Umfrage gemacht, in dem man die Fragen umdrehte. Es kam das gleiche nur andersherum raus :-)

MB - hast du mir schon mal einen Leserbrief geschrieben?
Darfst du gern - wenn du magst, kann ich ihn auch veröffentlichen - no problem.

:-) Karin
ps: Gurdrun, ich habe mir den Flyer noch mal angeschaut, kannst du mir bitte die Stelle zitieren, wo da alle CI Eltern und Kinder diskrimminiert werden. Ich finde sie nicht.
Zuletzt geändert von Karin am 22. Jul 2008, 19:03, insgesamt 2-mal geändert.
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Nele M.
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#9

Beitrag von Nele M. »

Lieber Gordon,

könntest Du mir bitte auch diesen Artikel schicken?
Meine Emailadresse: Nelefant237@gmx.de
Danke.

Gordon
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#10

Beitrag von Gordon »

Hallo Nele, hallo Zweifachmama,

Ich scanne die Seiten am WE ein und schicke Sie Euch dann.

Hallo, Ihr anderen!
Ich finde den Flyer der Studentengruppe der Uni Hamburg auch ziemlich daneben.
Der ist auch alles andere als neutral formuliert.

Die Aussage von AB ist aber auch wirklich so blöd, dass einem nichts mehr einfällt.
"und bei längerer Implantatnutzung sind außerdem harmonischere
Partnerschaften und eine positivere Lebenseinstellung zu beobachten"
Da würde ich mir als GL, nicht implantierter, auch auf den Schlips getreten fühlen.

Ich bin heilfroh, dass Mirko, von solchem Gezerre momentan nichts mitbekommt und hoffe, dass er, wenn
er alt genug ist, genug Selbstvertrauen besitzt sich davon zu distanzieren.

Einen schönen Tag wünscht Euch - Andrea
Mirko (02/04) an Taubheit grenzend beidseitig.
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Karin
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#11

Beitrag von Karin »

Liebe Andrea, danke, dass du die Stelle von AB auch auffällig findest. Es ist aber nicht nur ein "sich auf den Schlips getreten fühlen, es ist weit mehr!

Es wird bei dieser Diskussion oft vergessen, dass Gehörlose seit Jahrhunderten mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Lange Zeit gingen sie nicht dagegen an. Ließen es mehr oder weniger geschehen, dass ihr Leben in Frage gestellt und ihre Sprache verungimpft wurde.

Seit es die Foschung zur DGS gibt, wurden auch parallel die CI entwickelt und mit dem wachsenden Selbstbewußtsein der Gehörlosengemeinschaft fing auch das Überlegen an, kann man sich gegenüber der hörenden Gesellschaft wehren, sollte man aufklären oder sollte man es weiterhin nehmen.

Da gibt es auch heute noch unterschiedliche Meinungen.

Die einen sagen: Lass die doch reden, wir wissen was wir sind und wie gut unser Leben und unsere Kultur ist - nach mir die Sintflut.

Die anderen sagen: nein, wir können das nicht im Raum stehen lassen, dass wir immer als minderwertige Menschen dargestellt werden, wir müssen auch an die Zukunft denken, an die Kinder, die nachkommen und wir müssen ihnen eine Zukunft mit DGS erhalten. Wir müssen an die Öffentlichkeit und uns wehren.

Nun kann man sich natürlich fragen, was besser ist. Oder sagen wir erfolgsversprechender.

Nur sollten es die Mütter von gehörlosen Kindern verstehen, dass die gl Menschen, die es nicht mehr hinnehmen und für sich und für die Kinder (von euch) kämpfen und aufklären, die heute gl geboren werden.

Es kann ja immer sein, dass die Kinder die "Seite" wechseln müssen oder wollen. Wenn aber die andere "Seite" nicht mehr da ist, wird das schwer werden. Es ist nicht Hetze gegen ein technisches Ding, es ist das öffentlichmachen, dass es ein Leben ohne hören gibt, das gut sein kann und dass eine Gemeinschaft da ist - eine Kultur, die später für die Kinder, (wenn hören und sprechen nicht klappt) da sein will.

Sprechen Eltern von Kindern mit CI gegen DGS und Gehörlose - so spricht man vielleicht gegen die eigenen Kinder, wenn sie später mit CI nicht zurecht kommen und gehörlos bleiben. Sie hätten dann keine Sprachkultur mehr und eben keine Kommunikationspartner, wenn es niemanden mehr gäbe, der DGS kann. Die Gehörlosen sind die Zukunft der Kinder, die nicht mit CI leben können oder wollen.

Lieben Gruß Karin

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Gordon
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#12

Beitrag von Gordon »

Hallo Karin,

ich sehe das genauso wie Du. Es ist schön für Mirko, dass es die DGS gibt und natürlich auch die GL-Kultur. Ich bin sicher die Letzte die was dasgegen, wenn Mirko mit DGS und GL-Kultur glücklich wird. Sollte er sich für diesen Weg entscheiden, werde ich ihn gern dabei zur Seite stehen, mit ihm DGS lernen und seine Freunde kennenlernen. Aber da wir in der Lautsprache heimisch sind, haben wir uns eben erstmal für die auditiv-verbalen Erziehung entschieden. Immer auch in dem Bewußtsein, sollte es nicht der richtige Weg sein, kann man jederzeit wechseln. Auch deshalb wollen wir ja jetzt erste Kontakte mit der DGS knüpfen.

Viele Grüße Andrea
Zuletzt geändert von Gordon am 23. Jul 2008, 09:09, insgesamt 1-mal geändert.
Mirko (02/04) an Taubheit grenzend beidseitig.
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MadameBovary
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#13

Beitrag von MadameBovary »

Hallo,

zum Zitat von AB:

"und bei längerer Implantatnutzung sind außerdem harmonischere
Partnerschaften und eine positivere Lebenseinstellung zu beobachten"

ich finde nichts falsches am Zitat. Hier wird in keinster Weise die DGS und Gehörlosenkultur schlecht gemacht.
Es wird von einigen leider in meinen Augen zu krass und zu tiefgründig interpretiert.

Ja, ich würde sogar sagen, dass das Zitat auf mich zutreffen kann. Seit ich mein CI habe, bin ich viel offener und positiver gegenüber bestimmten Menschen eingestellt. Ich habe keine Angst mehr auch stärker kommunikative Aufgaben zu übernehmen. Bei Partnerschaften ist es so, dass mein guthörender Partner (aber auch ich) in gewissener Maßen darunter litten, dass ich taub bin. Ich konnte in seinen Runden mit normalhörenden Freunden nicht mitreden, ich wusste nicht, worüber sie gerade reden. Heute verstehe ich zwar nicht alles, aber ich greife oft automatisch mindestens auf, worüber sie gerade reden (roter Faden), das war mit beidseitiger Hörgeräteversorgung unerdenklich, vorallem wenn wir in Kneipen waren. Im Störlärm verstand ich nichts und war nicht ansprechbar. Heute sage ich sage von mir aus auch mal was zum Thema. Und ich spreche auch nicht mehr so undeutlich oder laut wie früher.

Es wurden sicherlich Umfragen gemacht und viele CI-Träger haben davon berichtet. Das ist besonders der Fall, wenn eine Partnerschaft schon bereits besteht, und der eine Partner fortschreitend SH und ertaubt, da ist eine Partnerschaft besonders belastet. Viele CI-Träger berichten dann von einer Verbesserung einer Lebensqualität und eben auch die zwischenmenschlichen Beziehungen werden harmonischer.

Anfangs profitierte ich vom CI nicht bzw. kaum, aber das ergab sich mit Geduld und starken Nerven doch etwas mit der Zeit.
Viele Grüße
MB
andrea2002

Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#14

Beitrag von andrea2002 »

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die Seite von AB selbst aufzusuchen. Der Satz ist ein wörtliches Zitat aus zwei Studien, die in wissenschaftlichen Zeitungen publiziert wurden. Die Zitate sind als solche auf der Webseite angegeben und die Studien sind dort auch zitiert. Ich habe die Artikel nicht gelesen, könnte mir aber vorstellen, dass es in diesen Studien um progredient schwerhörige Erwachsene ging, die sich aus freien Stücken zum CI entschieden haben. Man kann AB vorwerfen, an dieser Stelle zu wenig differenziert haben: Aber was dann bei entsprechende Differenzierung dort zum Thema Kinder stünde, würde Dir Karin auch auch nicht gefallen.
MadameBovary
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#15

Beitrag von MadameBovary »

Ja, zum Thema Kinder würde es nicht passen. Aber ich denke das Zitat passt zu Erwachsenen und spricht auch diese an.
Viele Grüße
MB
MadameBovary
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#16

Beitrag von MadameBovary »

Durch Andrea angeregt hab ich auch mal geguckt:

http://www.bionicear-europe.com/de/soci ... pekte.html

Ich habe mir die Abstracts der erwähnten Studien angeschaut. Und da wird erwähnt, dass es sich um:
postlingually deafened adults
handelt (Also um sich nach dem Spracherwerb taube Erwachsene).

Und wenn man sich überlegt. An solchen Umfragen/Studien können sich eher keine Kinder beteiligen ;)

Viele Grüße
MB
Karin
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#17

Beitrag von Karin »

Liebe Andrea, normal hätte ich mir das heute nicht mehr zumuten dürfen...
Cochlea Implantate haben mittlerweile bewiesen, dass sie tatsächlich die Lebensqualität von Erwachsenen und Kindern bedeutend und positiv verbessern.
Nun sind CI schon in der Lage Beweise anzutreten ;-)

Aber ich muss sagen, die Seite ist nicht so schlimm, wie andere!
Die Seite der Lehnhardt-Stiftung ist 1000 mal frecher.

LG
KArin

Viele Grüße
Zuletzt geändert von Karin am 24. Jul 2008, 00:09, insgesamt 1-mal geändert.
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MadameBovary
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#18

Beitrag von MadameBovary »

Wo steht das Zitat jetzt?

Also ich hab echt langsam genug von dieser Wortklauberei. Das CI ist eine mehr oder weniger deutliche Unterstützung für bestimmte Personen, das steht fest und daran lässt sich nicht rütteln.
Viele Grüße
MB
Karin
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#19

Beitrag von Karin »

Hier steht das Zitat:
http://www.bionicear-europe.com/de/bene ... teile.html

Dick und fett!
Das CI ist eine mehr oder weniger deutliche Unterstützung für bestimmte Personen, das steht fest und daran lässt sich nicht rütteln.
Wenn das die Firmen und Ärzte etc das auch mal sehen sehen würden, dann wäre alles gut!
Gruß Karin und die dir auch recht gibt in Bezug auf "langsam genug" ;-)
Zuletzt geändert von Karin am 24. Jul 2008, 07:22, insgesamt 2-mal geändert.
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andrea2002

Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#20

Beitrag von andrea2002 »

Leibe Karin,

der Satz mit der Lebensqualität steht auf ein anderen Seite als der Satz, der weiter oben mit den sozialen Aspekten diskutiert wurde (Wo auch die Studien diskutiert werden). Ich denke allerdings, dass CI die Lebensqualität verbessert, auch bei Kindern. Hören und Sprechen (Lautsprache) zu können, macht das Leben v.a. im Beruf deutlich einfacher. Ein einfach zu haben, ist auch ein Stück Lebensqualität. Das bedeutet aber nicht dass GL keine Lebensqualität hätten. Das Leben von GL ist nun mal anders mit anderen Qualitäten.

Weder das CI noch Gehörlosigkeit+ DGS sind eine Garantie zum Glücklich-Sein!!!

Gruß
Andrea
Gudrun
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#21

Beitrag von Gudrun »

Liebe Leute,

man kann immer Korinthen kacken.

Problem ist, dass Diskriminierung oft durch einzelne Sätze entsteht.
zum Zitat von AB:

"und bei längerer Implantatnutzung sind außerdem harmonischere
Partnerschaften und eine positivere Lebenseinstellung zu beobachten"

ich finde nichts falsches am Zitat. Hier wird in keinster Weise die DGS und Gehörlosenkultur schlecht gemacht.
Jein. Das Problem ist, dass zwischen den Zeilen doch eine Botschaft steckt, und zwar die Botschaft, dass ein CI eine harmonische Partnerschaft begünstigt. Immerhin wurden diese Sätze vom Text isoliert und allein auf eine Seite gestellt, so dass der Eindruck erweckt wird, dass ohne CI eine harmonische Partnerschaft gefährdet wird. Diskutieren kann man jetzt, ob das von AB so beabsichtigt war.

Genauso vermittelt der Flyer der Hamburger Studentengruppe den Eindruck, dass eine ausschließlich lautsprachliche Erziehung sich negativ auf die Lebensfreude auswirkt (für mich, die das Gegenteil erfahren hat, eine große Beleidigung) und dass familiäre Beziehungen durch die CI-Rehabilitation gefährdet werden. Vielmehr wird der Weg der DGS als "DER Weg zum Glück" hingestellt. Verschiedene Leute, mit denen ich darüber sprach, unter anderem auch mehrere hörende Hörgeschädigtenpädagogen, haben es genauso empfunden, dass andere Wege abgewertet werden (sollten).

Ebenso diskriminierend sind Artikel, die CI-Träger und nichtgebärdende Menschen pauschal als "Menschen zwischen den Stühlen stehend" darstellen.

Manchmal muss wirklich differenziert werden und zwar in jedem Bereich, das gilt für beide Seiten, sowohl für die Pro-CI-Gruppe als auch für die Contra-CI-Gruppe.

Mir selbst passiert auch, dass ich diskriminiere. Früher war ich schärfer in der Wortwahl, jetzt denke ich mehr nach, wie ich etwas formuliere. Das bringt mir schon mal den Ruf ein, angeblich keine eigene Meinung zu haben und es jedem Recht machen zu wollen. Aber in Wirklichkeit versuche ich nur, Respekt zu zeigen, so wie ich ihn auch erwarte. Ich habe dennoch eine eigene Meinung, die jedem (der vernünftig lesen UND denken kann) bekannt ist, und die ich auch mit aller Überzeugung vertrete.
Zuletzt geändert von Gudrun am 25. Jul 2008, 01:25, insgesamt 8-mal geändert.
Gudrun
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#22

Beitrag von Gudrun »

Sorry, dass ich den Text so oft editiert habe, aber so ist das, wenn man an der Sprache feilt, damit möglichst nichts missverstanden wird. ;)
FinnsMama
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#23

Beitrag von FinnsMama »

Ich hab mir den Flyer auch durchgelesen und wollte eigentlich gar nichts dazu schreiben, aber Gudrun, was du da jetzt schreibst, das finde ich ein wenig an den haaren herbeigezogen.

Das Zitat, ja ok, das ist vielleicht nicht das Gelbe vom Ei und ja, die Studenten haben nur das zitiert, aber zum Weiterlesen haben sie die Quelle angegeben. Es ist doch nicht möglich, die ganze wissenschaftliche Abhandlung in den Flyer zu packen.

Außerdem denke ich, dass ein Flyer der "Gegenseite" nicht weniger diskutierbar geschrieben wäre. Da gibt sich doch keiner was.

Der Flyer ist ja scheinbar im Rahmen eines Seminars erstellt wurden und da wurden mit Sicherheit beide Seiten genug angeschaut. Das unterstell ich der Uni und dem Professor jetzt einfach mal. Ich selbst bin absolut nicht betroffen und fühle mich vielleicht deshalb nicht angegriffen, aber auf der anderen Seite hab ich so das Gefühl, dass man sich bei diesem Thema, egal wer, sehr leicht auf den Schlips getreten fühlt und das finde ich eigentlich echt schade, denn so hilft das keinem. Vor allem nicht den Eltern, die eine Entscheidung für ihr Kind treffen müssen.
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Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#24

Beitrag von Gudrun »

Ich hab mir den Flyer auch durchgelesen und wollte eigentlich gar nichts dazu schreiben, aber Gudrun, was du da jetzt schreibst, das finde ich ein wenig an den haaren herbeigezogen.
Wenn ich von verschiedenen Leuten weiß, die es genauso empfunden haben, und auch Andrea (Gordon) den Flyer "ziemlich daneben" findet, dann kann es nicht "an den Haaren herbeigezogen" sein.

Ich rede jetzt nicht von mir, aber es ist Tatsache, dass dieser Flyer direkt Betroffene verletzt (hat).
Der Flyer ist ja scheinbar im Rahmen eines Seminars erstellt wurden und da wurden mit Sicherheit beide Seiten genug angeschaut.
Das kann ich, die sich mit der Thematik nicht nur aus eigener Betroffenheit heraus, sondern auch theoretisch intensiv befasst hat, eben nicht bestätigen.

Das Problem von wissenschaftlichen Recherchen ist, dass immer nur Teilaspekte betrachtet werden können. Die daraus getroffenen Schlussfolgerungen sind auch immer subjektiv und vom vorhandenen (und auch nicht vorhandenen) Fachwissen abhängig. Umso wichtiger finde ich gerade auf diesem "verminten Gebiet" Sachlichkeit und Respekt gegenüber andere Sichtweisen, weil hier Menschen mit ihren Gefühlen im Zentrum stehen. Das gilt sowohl für die Pro- als auch für die Contra-CI-Seite.
Ich selbst bin absolut nicht betroffen und fühle mich vielleicht deshalb nicht angegriffen
Genau das ist der Punkt.

Wer nicht direkt betroffen ist, der kann sich nicht so gut in die Lage der wirklich Betroffenen hineinversetzen oder er ist nicht bereit, das zu versuchen. Gerade Letzeres kommt leider sehr oft vor (damit meine ich nicht dich).

Ich könnte nun auch sagen, dass es "Überempfindlichkeit" der DGS-Gehörlosen ist, wenn sie sich durch die Aussagen über "harmonische Partnerschaften dank CI" diskriminiert fühlen. Aber es steht mir nicht zu, die Gefühle von anderen herunterzuspielen, wenn ich nicht selbst betroffen bin.
so hilft das keinem. Vor allem nicht den Eltern, die eine Entscheidung für ihr Kind treffen müssen.
Eben. Jeder kann durch sein eigenes Verhalten dazu beitragen.

Ich nehme an manchen Forumsdiskussionen auch schon deshalb nicht mehr teil, weil ich Sachlichkeit, Toleranz und Respekt vermisse. Ich diskutiere gern mit jedem, mit dem ich mich konstruktiv unterhalten kann.
andrea2002

Re: Polemik zum Thema CI aller Orten

#25

Beitrag von andrea2002 »

Ach ja der berühmte Flyer,.... Der wurde in der DCIG/Schnecke sogar ziemlich heiß diskutiert. Also ich hab ich gleich unter dem Aspekt verblendete CI-Gegner abgetan und dann war für mich die Sache erledigt. Ich wette ebenso haben sogar die meisten anderen CI-Träger den Flyer einsortiert.

Ich werde nie verstehen, warum einige GL (je wieviele denn eigentlich?) und Karin Kestner so strikt und aus prinzipiellen Erwägungen heraus gegen das CI sind. Wie ich schon mehrfach ausgeführt habe, ist eine CI ein bloßes Stück Technik, das leider aber operativ (das ist der einzige Minuspunkt) in den Körper eingebracht werden muss. Das CI ist eine potentielle Riesenchance, von der Menschen aus unterschiedlichen Gründen aber in höchst unterschiedlichen Maße profitieren. Ich werde nie verstehen warum einige Menschen Hörgeräte durchaus als ein legitimes Hilfsmittel betrachten, das CI aber nicht. Das sind doch beides Krücken, die das Hören mehr oder weniger gut aber nie zu 100% ausgleichen. Wer schlecht sieht, benutze eine Brille oder Kontaktlinsen, Wer ein amputiertes Bein hat benutzt eine Prothese, wer nicht laufen kann einen Rollstuhl. Warum sollte man dann kein CI nutzen, wenn man auch mit Hörgerät nicht ausreichend hören kann? Es gibt ein einziges Argument (OP-Risiken, die man bei technischem Versagen ggf. auch mehrmals in Kauf nehmen muss), das gegen eine CI-Versorgung spricht. Alle anderen Argumente, die oft und gerne ins Feld geführt werden, haben mit schlechter Beratung, schlechter Erziehung, schlechter Bildung, allzu engstirnige sogenannte Fachleute etc. und pp. zu tun. Diese gesamten Misstände existierte jedoch auch schon vor dem CI und daher kann das CI wohl kaum der Auslöser dafür sein, oder?

Gruß
Andrea
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