Regelschule trotzt hochgradiger Schwerhörigkeit

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altini
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Regelschule trotzt hochgradiger Schwerhörigkeit

#1

Beitrag von altini »

Hallo, ich wollte mal fragen, ob es eine bestimmte Grenze gibt ab der man schwerhörige Kinder nicht in die Regelschule gibt.
Also hochgradig-Schwerhörig nicht in die Regelschule, mittelgardig Schwerhörig= Regelschule.
Gibts sowas???
Nach welchen kreterien hab ihr die Schule für eure Schwerhörigen Kinder ausgesucht??

Danke für eure Antworten
Nicole mit Alexa*2003 (26.SSW, hochgradig schwerhörig mit Hörgeräten)
Norbert_S
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Re: Regelschule trotzt hochgradiger Schwerhörigkeit

#2

Beitrag von Norbert_S »

Hallo altini!

Nein, eine solche einfache Grenze gibt es nicht.
Da spielen viele Sache eine Rolle, vor allem der allgemeine und der sprachliche Entwicklungsstand, möglicherweise vorhandene andere Einschränkungen, die allgemeine Kommunikationsfähigkeit des Kindes (Versorgung mit Hörgeräten, wie gut liest es von den Lippen ab?).
Und dann kommt es auch einfach auf die Schullandschaft in deiner Umgebung an.
Den Weg sollte dir der Mobile Dienst, der deinem Kind zur Seite steht, vorschlagen.

Deine Frage, nach welchen Kriterien andere Eltern die Schule für ihre schwerhörigen Kindern ausgesucht haben, geht ein wenig an der Sache vorbei. Das können Eltern in aller Regel gar nicht selbst entscheiden, weil ihnen die Sachkunde fehlt. Und es gibt auch kein simples Wahlrecht für Eltern.
Die Entscheidung trifft die zuständige Behörde in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten (das können ziemlich viele sein, und dann dauert es auch lange).
Wenn dein Kind jetzt fünf ist, dann sprich deinen Mobilen Dienst darauf an, wie es weiter gehen könnte und welche Schritte jetzt zu unternehmen sind. Der in den meisten Bundesländern übliche erste Schritt ist ein Antrag zur Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs (kann auch ein wenig anders heißen). Und erst dadurch kommt der Entscheidungsprozess ins Rollen.

Grüße
von

Norbert_S
isy Q.
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Re: Regelschule trotzt hochgradiger Schwerhörigkeit

#3

Beitrag von isy Q. »

also wir haben den antrag gestellt , ich weiß das die meinung und wünsche der eltern sehr wohl das meiste gewicht haben . klar wird es geprüft von ämtern und so weiter aber wenn man als eltern das gefühl hat " mein kind schafft die regelschule nicht " dann ist der antrag schon so gut wie durch . war bei uns jedenfalls so . lg
Nele M.
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Re: Regelschule trotzt hochgradiger Schwerhörigkeit

#4

Beitrag von Nele M. »

Hallo,

ich selber bin an Taubheit grenzend Schwerhörig und besuche die normale Regelschule. Mit Hilfe der FM-Anlage (oder auch Mikroportanlage) kann ich den Unterricht recht gut folgen. Außerdem habe ich noch eine Beratunglehrerin, die mir bei Problemen in der Schule hilft und mit den LehrerInnen spricht. Allerdings hat Norbert recht. Wie weit ist sie in der sprachlichen Entwicklung und kann sie auch gut kommunzieren. Ich selber kann sehr gut mit meinen Mitschülern unterhalten, nur in den Pausen fühle mich ausgegrenzt, weil ich öfters Nachfragen muss, weil es so laut ist.
Außerdem sollte man darauf achten, dass das Kind in der Regelschule glücklich ist und sich wohlfühlt. Dass es nicht gemobbt wird usw. Ich habe mehrmals schon Mobbing erlebt und das war eine negative Erfahrung für mich, die mein Selbstbewusstsein erniedrig hat. Generell bin ich glücklich auf der Regelschule, aber mit der Zeit sehne ich mich danach, mit Hörgeschädigten auf eine Schule zu gehen. Aus persönlichen Gründen, möchte ich die Schule aber nicht wechseln. Übrigens sind noch weitere 7 Hörgeschädigte Schüler von ca. 750 Schülern auf meiner Schule, in meiner Klasse alleine schon, sind wir insgesamt 4.

Viele Liebe Grüße,
Nele
karof
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Re: Regelschule trotzt hochgradiger Schwerhörigkeit

#5

Beitrag von karof »

Hallo!

Ich bin ja schon seit 17 Jahren aus der Schule raus und muss mal meine Erfahrungen schreiben,ich bin an Taubheit grenzend Schwerhörig.

Jedenfalls ich besuchte die Schwerhörigenschule (damals zu DDR Zeiten gab es andere Gesetze,da hatte ich keine Möglichkeit ne Regelschule zu besuchen) und nach 10 Jahren Schule besuchte ich dann eine Berufsschule unter hörenden. Dort fühlte ich mich nicht wohl,geriet schnell in die Aussenseiter rolle und war ganz alleine. Keiner half mir.

Es war schon ne Art Mobbing mit.

Heute würde ich sagen,es war eine Erfahrung für sich,nochmal würde ich keine hörende Schule besuchen.

Mein Kind ist ebenfalls schwerhörig und es wird aller voraussicht nach erstmal in die Regelschule kommen und es es nicht schafft dann gehts zur Schwerhörigenschule.

Momentan besucht es einen Regelkindergarten als "normales" Kind (also nicht als Integrativ)
Liebe Grüße
Norbert_S
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Re: Regelschule trotzt hochgradiger Schwerhörigkeit

#6

Beitrag von Norbert_S »

Hallo karof!

Danke für deinen Bericht aus einer anderen Zeit und anderen Welt.
Was du erlebt hast („Keiner half mir.“) sollte so heute (hoffentlich) nicht mehr vorkommen.
Vom Grundsatz her haben heute die Eltern zunächst mal das Recht, dass ihr eingeschränkt hörendes Kind die Regelschule besuchen darf, dort alle angemessenen Hilfen erhält und dort auch solange auch bleiben kann, wie es gut geht. Heute gibt es Problemlösungen, die zu deiner Zeit nicht vorhanden waren.

Und da ist eben der Knackpunkt. Eltern sollten sich nicht festlegen auf Regelschule oder besondere Schule und das dann durchkämpfen wollen. Schon gar nicht aus Muttis Bauchgefühl heraus. Sondern frühzeitig alle Kompetenzen und Instanzen einbinden, mögliche Hilfen einfordern und für den Rat der Fachleute aufgeschlossen sein.

Grüße
von

Norbert_S
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