Partnerschaft

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exagerado
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Partnerschaft

#1

Beitrag von exagerado »

Ich bin mit meinem Freund zusammen, den ich kenne gelernt ahbe, als ich noch keine Hg trug. Mittlerweile ist meine Sh aber so stark, dass ich auf Hg angewiesen bin. Da wir eine Distanzbeziehung haben, hat er die ganze Prozedur und meine Sorgen und Verzweifelung nicht wirklich mitbekommen. ICh will ihn auch nicht mit meiner Sh belasten. Ich glaube schon, dass er Verständis hat und mich so akzeptiert, aber ich liebe ihn und will nicht, dass er das Gefühl hat, meinetwegen auf irgendetwas verzichten zu müssen. Deshalb rede ich selten mit ihm über dieses Thema und versuche mich ganz normal zu verhalten. Aber natürlich ist es wichtig, aufrichtig und ehrlich zu sein und eien Beziehung ist ja auch dazu da, sich gegenseitig zu unterstützen, deshalb suche ich Rat: Wie kann ich meine Beziehung mit einem gut Hörenden so gestalten, dass er möglichst nicht unter meiner Sh leidet?
cooper
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Re: Partnerschaft

#2

Beitrag von cooper »

Ein Partner kann für einen Schwerhörigen eine wunderbare Ergänzung sein. Doch dazu muss er ziemlich genau wissen, was du hörst/verstehst, und was nicht.

Es ist nunmal einfach so, dass du manche Dinge nicht so wie andere Menschen machen kannst. Und es ist IMHO der falsche Weg, zu versuchen, sich nichts anmerken zu lassen. Denn das sort nur für völlig unnötige Missverständnisse, die jemanden massiv kränken können, der nicht weiß oder nicht nachvollziehen kann, wie es dazu kam.

Ein einfaches Beispiel: Ihr streitet euch (und das kommt nun wirklich in jeder Beziehnung vor), du bist verletzt und stürmst aus dem Zimmer. Er entschuldigt sich halblaut, aber du reagierst überhaupt nicht darauf. Dein Freund weiß aber nicht, dass du seine Entschuldigung einfach nur nicht hören konntest, und geht folglich davon aus, dass du seine Entschuldigung nicht akzeptierst -- was ja überhaupt nicht den Tatsachen entspricht.

Wegen solcher Vorfälle können Beziehungen zerbrechen. Noch dazu, wenn du ernsthaft überlegst, ihn zu deinem Lebenspartner zu machen, ist es nur fair, ihm gegenüber vorbehaltslos aufrichtig zu sein. Du wirst es ohnehin nicht auf Dauer vor ihm verbergen können, dass sich dein Gehör verschlechtert hat.

Also lass ihm die Chance, dir zu helfen. Es ist manchmal nicht einfach, Hilfe zu akzeptieren, und du musst auch in diesem Punkt ihm gegenüber aufrichtig sein, in wie weit du dir helfen lassen möchtest.

Viele Grüße, Mirko
Susan
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Re: Partnerschaft

#3

Beitrag von Susan »

Warum möchtest du dich verbiegen?

Wahrscheinlich erwartetst du von der restlichen Umgebung, Akzeptanz und Verständnis, was deine SH angeht. Sollte man das nicht auch von seinem Lebenspartner erwarten dürfen?

Was, wenn deine SH wie in so manchen anderen Fällen hier im Forum eine Prgredienz hat, und sich das Hören noch verschlechtert? Sollte dir da nicht jemand zur Seite stehen?

Für mich liest sich das, als hättest du selbst ein Problem mit der SH. Wenn das so sein sollte, ich hab hier nur mal gespiegelt, dann mußt du wohl erst mal deinen Standpunkt erarbeiten; was du von dir, deiner Umwelt, deinem Partner erwartest.

Ich finde schon, dass du ihn "belasten" darfst und auch solltest.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Susan
exagerado
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Re: Partnerschaft

#4

Beitrag von exagerado »

Hallo Susan,
vielen Dank für deine Antwort. Du hast vollkommen recht, ich habe meine Hörbehinderung selbst noch nicht wirklich akzeptiert und ja, leider gibt es eine sehr starke Progredienz, noch vor zwei Jahren bin ich ohne Hg prima ausgekommen, jetzt bin ich hochgradig schwerhörig, eine Ursache konnten die Ärzte nicht feststellen. Ich lebe mit meinem Freund ja nicht zusammen und da stellt sich schon die Frage, ob ich ihn mit diesem Problem belasten kann bzw. will. Wir haben eine Distanzbeziehung und sehen uns, wenn alles gut geht, einmal im Monat. Natürlich würde ich mich über Unterstützng freuen, ich brauche sie auch, aber unsere Beziehung ist einfach noch nicht so gefestigt.
cooper
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Re: Partnerschaft

#5

Beitrag von cooper »

Die eigentliche Frage ist: Soll dein Freund dein Lebenspartner werden, oder nicht?

Wenn nicht, könnte es wegen der großen Distanz eine Weile funktionieren, andernfalls wird es sich spätestens, wenn ihr öfter zusammen seid, nicht mehr verheimlichen lassen. Und ich sage dir voraus, dein Freund wird sich dann sehr gekränkt fühlen, dass du das so lange vor ihm verheimlicht hast und ihm das nicht anvertraut hast. Genau als das wird es empfunden, als Vertrauensbruch.

Du kannst dich auch nicht "normal" verhalten -- eben wegen deiner Behinderung. Es fällt an vielen Ecken und Kleinigkeiten auf, dass du diverse Dinge nicht hören kannst. Das schlimmste, was du machen kannst, ist, vorzutäuschen, du hättest verstanden, obwohl du das nicht hast. Klar, man kann dann vortäuschen, das vergessen zu haben, das macht es aber nur schlimmer und funktioniert spätestens beim zweiten Mal nicht mehr.

Niemand verlangt von dir, dich mit nem "Ich bin eine taube Nuss"-Schild auf den Marktplatz zu stellen oder dich öffentlich zu outen. Den Leuten in deiner Nähe, die es ja unmittelbar betrifft, solltest du aber reinen Wein einschenken.

Jeder hat Schwächen. Deine sind halt die Ohren, was soll's?

Viele Grüße, Mirko
exagerado
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Re: Partnerschaft

#6

Beitrag von exagerado »

HAllo Mirko,
danke für deine ANtwort, du hast vollkommen recht. Aber da es sich wirklichnicht verheimlichen lässt, habe ich es meinem Freund´natürlich schon gesagt. Im Moment geht es auch so ganz gut und er nimmt auch Rücksicht. Aber ich habe Angst, wenn es schlimmer werden sollte. Ich will nicht, dass jemand nur deshalb mit mir zusammen ist, weil er sich dazu verpflichtet fühlt oder unter bestimmten Einschränkungen leidet (wie dass man nachts nicht kommunizieren kann, dass ich ihn nicht in Gruppengespräcehn begelieten kann, dass die Kommunikation schlechter/schwieriger wird, dass ich evtl. nicht mehr arbeiten kann etc.) Davor habe ich ANgst, zumal meine Sh sich ja rasant verschlechtert hat.
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