Hörgerät...ja oder nein?

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schima2009
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Hörgerät...ja oder nein?

#1

Beitrag von schima2009 »

Hallo an alle!

Die Frage, die mich derzeit am meisten beschäftigt, ist die, ob mein Sohn ein Hörgerät bekommen sollte oder nicht. Wie ich schon in der Vorstellung geschrieben habe, hat er auf der linken Seite eine Ohrmuscheldysplasie mit Gehörgangsatresie. Die Ärzte sind alle unterschiedlicher Meinung, einige sagen, er sollte ein Hörgerät tragen, andere nicht. Bisher war ich auch überzeugt, daß er keins benötigt, hatte nie Probleme. Aber in letzter Zeit fällt mir schon auf, daß er etwas "nuschelt", also bestimmte Silben unklar ausspricht. Wir waren auch schon bei einer Logopädin in Behandlung, die sich nicht sicher ist, ob es sich noch entwickelt, oder ob das schlechtere Hören schuld ist. Cedric hört ja auf der fehlgebildeten Seite, wenn auch etwas schlechter, da ja der Gehörgang zu ist. Haben eine BERA-Untersuchung machen lassen, die das bestätigte.
Wir sind einfach unsicher, natürlich wär es uns am liebsten, wenn er ganz ohne HG auskommen könnte, aber wir wollen auch keine Chance verschenken, was wir dann später bereuen würden.
Mir wäre es ganz wichtig, Erfahrungen von KnochenleitungsHG-Trägern zu lesen. Wie "anders" hört man damit, bringt es soviel mehr oder gibts auch Mitglieder hier, die ganz ohne auskommen?
Es gibt ja auch Nachteile, wie z.B. Druckstellen am Schädel, die mich schon überlegen lassen, ob wir es machen sollten.
Man wird doch sicher auch irgendwie abhängig von so einem Gerät, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat. Jetzt kennt er es ja noch nicht anders...
Welches Knochenleitungs-HG könnt ihr empfehlen, wir stehen ja noch ganz am Anfang und es ist schon ganz schön verwirrend, was es da alles gibt. Mir ist schon klar, daß jeder was anderes für gut befindet, aber ich würd gerne von euren Erfahrungen lesen...

Vielen Dank für Eure Antworten!
fast-foot
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#2

Beitrag von fast-foot »

Hallo schima2009,

wie sehen denn die Luft- und Knochenleitungswerte der (hoffentlich notched-noise-BERA) aus?

Heute gilt der Grundsatz, dass eine Hörstörung, egal welcher Art (bis auf wenige Ausnahmen), zu versorgen ist.

Im Alter von etwa zwei Jahren ist die Reifung der Hörbahnen abgeschlossen. Bis gegen Ende dieses Zeitpunkts bringt eine Versorgung einen Nutzen, der später kaum zu erreichen ist.

Es bringt jedoch keinen nicht mehr aufzuholenden Vorteil, wenn man im ersten Lebensjahr versorgt (das spricht aber nicht gegen eine frühe Versorgung; ist aber wichtig zu wissen wenn bspw. über eine Operation entschieden werden muss).

Wenn bspw. auf der Atresie-Seite auch eine innenohrbedingter Hörverlust voliegt und auf der anderen Seite nicht, wird je nachdem vor Allem das bessere Ohr den Input des Hörgeräts wahr nehmen. Das ist dann so etwas wie eine CROS-Versorgung, die ebenfalls etwas bringen kann. Zudem gehe ich davon aus (dies ist jedoch nur meine Einschätzung), dass das schlechtere Ohr trotzdem profitiert speziell bei der Entwicklung der Hörbahnen, da mehr Input vorhanden ist).

Es gibt viele Menschen, die sogar einseitig taub sind und mit dieser Einschränkung gut leben können.

Gruss fast-foot
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schima2009
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#3

Beitrag von schima2009 »

Hallo fast-food!

Ich weiß jetzt nicht, was notches-noise-BERA bedeutet...aber ich hab hier Werte: rechts (gesund) FAEP´s bis 20 dB ableitbar, links bis 50 dB.
Dann hab ich noch ne Tabelle, mit ner Abkürzung NN, vielleicht bedeutet das notched-noise.
NN 500 1000 2000 4000
60 50 40 40 dB

Das Innenohr ist bei meinem Sohn angelegt, Hörvermögen ist auf jeden Fall da, nur sagt einem halt niemand, in wieweit er beeinträchtigt ist, also wieviel er auf der Seite hört. Unter diesen Werten kann man sich ja als Laie nix vorstellen. Hat jemand mehr Ahnung?
fast-foot
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#4

Beitrag von fast-foot »

Hallo schima2009,

immerhin war das eine notchedt-noise-BERA, Luftleitung. Wichtig wären aber auch Knochenleitung sowie beide Werte des anderen Ohres (ein Knochenleitungshörgerät muss auf die Knochenleitungswerte eingestellt werden, zudem ist es gut wenn man die Differenz der Hörvermögen beider Innenohren kennt). Hast Du diese Werte (die "Tabelle" für das bessere Ohr)? Insgesamt also vier"NN-Tabellen" für Luft- und Knochenleitung für beide Ohren.

Der Hörverlust auf dem schlechteren Ohr ist mittelgradig. Normal laute Stimmen werden noch gehört, im Tieftonberecih ist dort jedoch gerade etwa die Grenze. Kann also sein, dass er etwas hört, aber nichts versteht (wenn er die Sprache schon beherrscht). Andererseits sind BERA-Werte meistens etwas schlechter als das tatsächliche Hörvermögen.

Ich habe hier angenommen, dass sich die Werte, die Du angegeben hast, auf die Luftleitung beziehen. Wichtig ist aber, zu wissen, ob dies der Fall ist und ob noch andere Werte (wie bereits erwähnt) gemessen wurden. Vioelleicht kannst Du die Daten einstellen?

Gruss fast-foot
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Momo
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#5

Beitrag von Momo »

Liebe Mandy,

die Frage ist ob es sich bei den gemessenen Werten um die Knochenleitung oder die Luftleitung handelt. Wäre es die KL, dann liegt zusätzlich eine Innenohrsh vor.

Ob HG ja oder nein, ist schwierig zu beantworten. Wie du schon festgestellt hast, scheiden sich da die Geister. Fakt ist, man kann auch mit nur einem Ohr hören und normal sprechen lernen. Probleme kann es geben beim Richtungshören und im Störlärm, weil man dazu zwei Ohren braucht. Auch ist man natürlich von der schlechten Seite ohne HG nicht oder schlechter ansprechbar und muss dann immer das gute ohr in die Richtung drehen.

Der eine hat dadurch Leidensdruck, während ein anderer vielleicht gut damit zurecht kommt.

Vielleicht macht ihr mal einen Versuch mit einem (KL) Hörgerät und guckt, ob euer Sohn davon profitiert und ob er damit zurecht kommt und es überhaupt tragen mag (anfangs ist es normal wenn er es öfter abnimmt, weil ungewohnt- daher meine ich nach Gewöhnung). Wenn du uns verrätst woher ihr kommt kann euch vielleicht jemand einen kindererfahrenen Akustiker empfehlen?!

LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
schima2009
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#6

Beitrag von schima2009 »

Keine Ahnung, ob es sich um Luft-oder Knochenleitung bei der BERA handelte. Mein Sohn war damals noch kein Jahr alt, er wurde mit Sedierung schlafen gelegt, bekam Kopfhörer auf und dann wurde per Computer das gemessen. Mehr hab ich davon nicht mitgekriegt und genau wird das ja einem nicht gesagt.
Ich hab hier eine Verordnung für ein BAHA am Softband, aber die Entscheidung ob wir es machen, wurde uns überlassen...na toll!!!
Auf dem Befund steht noch drauf "Hinwendung im FF und SBR" auf beiden Seiten. Was bedeutet das denn nun wieder????
fast-foot
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#7

Beitrag von fast-foot »

Hallo schima2009,

war es ein Kopfhörer oder (ev. zusätzlich) eine Art Bügel mit Kunststoffteil, das hinter dem Ohr platziert wurde?

Für ein Baha empfehle ich, noch eine frequenzspezifische Knochenleitungs-BERA machen zu lassen, falls sich nicht heraus stellt, dass dies bereits geschehen ist. Wobei natürlich der Spielraum bei einer Einstellung begrenzt sein kann (je nachdem, in welchem Verhältnis die beiden Innenohren je Frequenz zueinander stehen).

Gruss fast-foot
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JND
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#8

Beitrag von JND »

Moin schima2009,

zu deiner letzten Frage: FF bedeutet "Freifeld".
Die Töne kommen also direkt aus einem Lautsprecher im Raum und dein Sohn hat für diese Messung keine Kopfhörer getragen.
Bei SBR bin ich mir nicht so sicher, ich würde vermuten das das "Schmalbandrauschen" bedeutet. Also ein Rauschen, das nur bestimmte Töne (um eine bestimmte Mittenfrequenz herum) enthält.

Zur "Hinwendung im FF und SBR auf beiden Seiten":
Im Klartext heißt das, dass dein Sohn damals aus einer bestimmten Richtung (meistens rechts oder links) einen Ton gehört hat und zumindest die Augen/den Kopf evtl. den ganzen Oberkörper in die jeweilige Richtung gedreht hat, aus der der Ton kam. Daraus kann man sagen, dass er richtungshören kann/konnte. Genauer festlegen will ich mich hier nicht, da ich nicht weiss wie oft dieser Test wiederholt wurde, bzw. mit was für Testtönen (Musik, Rasseln, Becken, Quietschetiere etc.) und welche Lautstärke diese hatten.

Zur Entscheidung ob KL-HG oder normales HG (wenn das von den anatomischen Gegebenheiten her geht): Prinzipiell würde es das Richtungshören im tieffrequenten Bereich verbessern. Autos, Staubsauger, Stimmen müsste er also besser orten können. Fahrradklingeln nicht unbedingt. Aber eine Garantie kann ich natürlich nicht geben.
fast-foot
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#9

Beitrag von fast-foot »

Hier habe ich noch eine Anmerkung:

Richtungshören ist bei ganz tiefen Tönen nicht möglich, ab welcher Frequenz genau weiss ich allerdings nicht.

Gruss fast-foot
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#10

Beitrag von fast-foot »

Zweite Anmerkung:

Bei einem Kind, das weniger als zwei Jahre alt ist, geht es natürlich nicht nur um die Förderung des Richtungshörens durch ein HG, sondern generell der Hörbahnen des betroffenen Ohres. Wobei auch später noch etwas auszurichten ist, wenn auch weniger.
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#11

Beitrag von fast-foot »

3. Anmerkung:

Ich berufe mich bei meinen Aussagen auf modernste Forschungsergebnisse.
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#12

Beitrag von schima2009 »

Ah, jetzt versteh ich die Abkürzungen...Das FF und SBR hat also nichts mit der BERA zu tun. Wir haben schon öfter eine Untersuchung gehabt, wo mein Sohn zwischen Lautsprechern sitzt und auf Geräusche reagiert und sich in die entsprechende Richtung wendet.
Bei der BERA (wurde übrigens 2x gemacht) hatte er nur Kopfhörer auf, also keine Knochenleitung.
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Re: Hörgerät...ja oder nein?

#13

Beitrag von fast-foot »

Das ist dann der bessere Fall, da so die Chance auf ein normales Innenohr besteht.
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