Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

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Holubenka
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Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#1

Beitrag von Holubenka »

Hallo,
ich bin Mutter eines inzwischen 4 Monate alten Sohnes, der mit 60 db SH auf beiden Ohren und allen Frequenzen diagnostiziert wurde (Schallempfindungsschwerhörigkeit).
Der Arzt sagte mir, dass ich einen Schwerbehindertenausweis beantragen könnte.
Gibt es mit dem Schwerbehindertenausweis nur Vorteile oder muss man sich auch auf Nachteile gefasst machen? Wer hat eine ähnliche Diagnose bei seinen Kindern und was habt ihr gemacht? Was sind die genauen Vorteile? Ich habe gelesen, dass es bei einem GdB von 50, wie es bei meinem Sohn wohl der Fall wäre, ein Pauschbetrag von 570 EUR jährlich von der Steuer abzugsfähig wäre. Bei vielen Institutionen wie Zoos, Museen etc. gibt es nennenswerte Ermässigungen erst ab einem GdB von 80. Das heisst, im Moment sehe ich die wirklichen Vorteile eines Schwerbehindertenausweises noch nicht (570 EUR Pauschbetrag würden aus meiner Sicht eventuelle Nachteile nicht aufwiegen). Bzgl. Kündigungsschutz etc. habe ich die Befürchtung, dass ihm ein Schwerbehindertenausweis eventuell sogar hinderlich sein könnte bei der Arbeitssuche, gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen. Ich weiss, es ist noch lange hin, bis mein Sohn Arbeit suchen wird, aber ich bin auch nicht sicher, ob man den Schwerbehindertenausweis dann irgendwann wieder 'ablegen' kann oder ob der dann sozusagen für immer gilt.
Ich würde mich sehr freuen von Euch zu hören, wie ihr damit umgegangen seid bzw. was ihr mir raten würdet.
Ich habe übrigens vergeblich versucht einen entsprechenden Beitrag in diesem Forum zu finden, in dem diese Fragen erörtert werden. Falls es doch einen gibt, den ich nicht gefunden habe, würde ich mich auch über eine Info freuen.
Vielen Dank und viele Grüße, Holubenka
Ein Sohn, 09/2010 geboren, mittel- bis hochgradige SH
maryanne
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#2

Beitrag von maryanne »

VORTEILE hat man als Behinderter nicht, auch nicht mit einem entsprechenden Ausweis. Es werden behinderten Menschen NACHTEILSAUSGLEICHE zugestanden.
Niemand muss seinen SB-Ausweis irgendwo vorzeigen noch muss er die Behinderteneigenschaft offenlegen. Die steuerliche Vergünstigung ist gedacht zum Ausgleich von behinderungsbedingten Nachteilen.
Bei Kindern muss die Behinderteneigenschaft ggf. bei einer entsprechenden Beschulung (z. B. Schwerhörigenschule) bzw. der Gewährung von Nachteilsausgleichen in der Schule (z. B. Befreiung vom Diktatschreiben, von mündlichen Prüfungen u.ä.).
Nachteile hat man mit dem Schwerbehindertenausweis nicht zu befürchten.

Maryanne
Momo
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#3

Beitrag von Momo »

hallo holubenka

also ich würde sagen als kind hat man keine nachteile.
und man muss den ausweis nicht zeigen, dann kann man aber auch die nachteilsausgleiche nicht in anspruch nehmen. außerdem kann man, wenn das kind 16 ist immer noch entscheiden, ob man dann einen neuen beantragt udn wenn ja wann man ihn nutzt.
und dass man einen hat muss man bei einem bewerbungsgespräch genauso wenig sagen wie die tatsache ob man schwanger ist oder nicht. ob es sinn macht es zu verschweigen steht auf einem anderen blatt. außerdem wird man ja immer sehen, dass er sh ist und da vermutet jeder einen schwerbhehinderttenstatus...nur so als denkanstoß.

zu vergünstigeten eintrittspreisen: das kannst du bei kindern vergessen, denn meist zahlen die eh schon weniger als schwerbehinderte und da nutzt der ausweis gar nichts, es sei denn ein kind hat das B mit drin, dann ist die begleitperson kostenlos.

gruß
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Coralie
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#4

Beitrag von Coralie »

Was mich daran interessieren würde ist, dass die Schwerhörigkeit in diesem Grade bei dem jungen Alter von 4 Monaten ja noch keine endgültige Diagnose vom Ausmaß der SH her ist. Haben andere zu diesem Zeitpunkt (nicht bei Taubheit) den GdB da schon zuerkannt bekommen und wenn ja mit Befristung?
CI einseitig, andere Seite mit Hörgerät versorgt bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit.
Momo
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#5

Beitrag von Momo »

hallo coralie

ja bei den fällen, die ich kenne mit befristung bzw. es wird ja deutlich darauf hingewiesen, dass man evtl. verbesserungen oder auch verschlechterungen angeben muss.

gruß
Zuletzt geändert von Momo am 9. Jan 2011, 18:20, insgesamt 1-mal geändert.
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cooper
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#6

Beitrag von cooper »

Hallo,

ich verstehe sehr gut die Unsicherheit, und fürchte, dass bei all dem Stress einwenig durcheinander geraten ist.

Es gibt zwei Dinge, die man unterscheiden muss: Die Anerkennung der Behinderung beim Versorgungsamt, und die Beantragung des Schwerbehindertenausweises.

Meldet man die Behinderung beim Versorgungsamt (die Unterlagen bekommt ihr von eurem Arzt), wird geprüft, welcher Grad der Behinderung einem zusteht, und man erhält einen entsprechenden Bescheid. Dabei liegen die Versorgungsamt-Sachbearbeiter aber nur selten richtig, ist jedenfalls meine Erfahrung, sodass man eigentlich immer Widerspruch einreichen muss, um wirklich den Grad der Behinderung zu bekommen, der einem zusteht.

Mit diesem Bescheid bekommt man auch gleich eine Bescheinigung für's Finanzamt, sodass man den Steuervorteil geltend machen kann. Dieser ist je nach Grad der Behinderung (GdB) gestaffelt.

Bis jetzt haben wir noch keinen Schwerbehindertenausweis im Spiel.

Liegt der GdB bei 50 oder höher, so kann man einen Schwerbehindertenausweis beantragen -- oder es auch bleiben lassen. Den Ausweis braucht man eigentlich nur bei den benannten Museen usw. und wenn man (z.B. bei Gehbehinderungen) die Marke für die Personenbeförderung kaufen möchte. Ansonsten ist der Ausweis nur ein weiters Dokument, das man mit sich rum schleppen und worauf man achten muss, dass man ihn nach Ablauf erneuern lässt.

Was deine Bedenken angeht, so richten die sich primär gegen eine Anerkennung/Meldung der Behinderung beim Versorgungsamt. "Dann muss man das ja angeben."

Aber das ist Quatsch.

Wenn ich mich irgend wo bewerbe, muss ich _nicht_ angeben, dass ich behindert bin. Und selbst wenn man mich beim Vorstellungsgespräch danach fragt, darf ich lügen, wenn ich der Meinung bin, es würde was bringen.

In der Praxis ist das Unsinn. Bei einer so schwerwiegenden Behinderung, dass man einen Ausweis bekommt (also GdB ab 50), fällt in der Regel beim Bewerbungsgespräch oder spätestens in der Probezeit auf, dass da was nicht stimmt. Sowas geht nur selten gut. Und das kratzt dann schon am Vertrauen.

Auch bei Versicherungen hat man keinen Vorteil. Da wird ohnehin nach gesundheitlichen Einschränkungen gefragt. Gibt man eine bestehende Behinderung, ob anerkannt oder nicht, nicht an, kann man die Police sowie das Geld gleich verbrennen. Bringt also auch nichts.

Auf der anderen Seite hat man nach der Anerkennung Anspruch auf Hilfe. Mobiler Dienst, Integrationspätze in Kindergärten, etc. An das kommt man ohne nicht heran, selbst wenn man es bräuchte.

Insofern ist meine Meinung: Ich habe viel zu lange mit meiner Anerkennung gewartet, und zwar völlig blödsinnigerweise, weil man mir früher den selben Quatsch von wegen keine Lehrstelle usw. erzählt hat. Lasst euch helfen.

Viele Grüße, Mirko
Irina Haun
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#7

Beitrag von Irina Haun »

Ich würde auf alle fälle einen außweis beantragen den man weis ja nie
Wir haben in der Fam alle Außweise aus den unterschdiedlichsten gründen ,

LG Irina
Amy 2010
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#8

Beitrag von Amy 2010 »

Hallo!

Meine Tochter ist 3 Monate alt und hochgradig, an Taubheit grenzend Schwerhörig beidseits. Sie hat bis 100dB keine Potentiale.

Ich werde dennoch keinen Ausweis beantragen, denn ich denke, das sie mit den CI´s in 10 Monaten hören wird, voraussetzung natürlich das alles klappt. Und als kleines Kind bzw. Säugling, wüsste ich nicht wozu man so einen Ausweis überhaupt braucht. Wenn sie später hören wird, ist sie ein ganz normales Mädchen. Sie hat halt CI´s so wie andere eine Brille haben.

Wenn wir irgendwann so ein Ausweis verlangt wird, kann man immernoch sehen. Aber das ist wie gesagt nur meine Meinung und ich werde das auch so handhaben.

Liebe Grüße
Heike und Tochter Amy *11.10.2010 (von Geburt an hochgradig, an Taubheit grenzende SH bds)
franzi
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#9

Beitrag von franzi »

Beantrage diesen Ausweiß den es ist egal wie gut sie dann mit CI oder hgs hört. Ihr könnt den Ausweiß ja jetzt beantragen und ihn dann bei bedarf dann hervor kramen.
Zuletzt geändert von franzi am 12. Jan 2011, 14:30, insgesamt 1-mal geändert.
seit geburt schwerhörig. erste Hörgeräte mit 11jahren, mittlerweile Hochgradig sh bis an taubheitgrenzende schwerhörig
Links seit 12.2010 CI , re-implantation Mai.2011 und recht oktober.2014 CI.
Coralie
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#10

Beitrag von Coralie »

Hallo Heike,

Du würdest zum jetzigen Zeitpunkt lediglich ein wenig Geld sparen, was ja auch ganz reizvoll sein kann. Ich finde es toll, dass Du inzwischen so positiv eingestellt bist (oder es zumindest so wirkt), aber auch mit hervorragenden Hörergebnissen und CI bleibt man "behindert" nach der Definition des Sozialgesetzbuches. So kann das CI mal ausfallen und man hört dann rein gar nichts. Auch ist das CI Hören zwar inzwischen häufig sehr gut und Deine Tochter wird nichts anderes kennen lernen, so dass es für sie normal sein wird, aber es ist anders als ein normales Hören und man kann nicht "überall mithalten". Man sollte sich davon freimachen, dass man einen Schwebehindertenausweis auf der Stirn trägt, meiner liegt Zuhause und im alltäglichen Kontakt weiß kaum einer davon, allerdings nutze ich ihn, wenn ich Vorteile dadurch haben kann, denn ich habe ja auch meine Nachteile. Der "Grad der Behinderung" wird ohne Hilfsmittel berechnet, so dass er sich bei Deinem Kind nicht "verbessern" wird, so ein Antrag kann ein paar Monate dauern, das wäre ärgerlich ihn nicht zu habe, wenn Du ihn beispielsweise für die Frühförderung brauchst....aber eins nach dem anderen, ihr seid ja sehr früh dran! Alles Gute für Deine Maus!
CI einseitig, andere Seite mit Hörgerät versorgt bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit.
MadameBovary
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#11

Beitrag von MadameBovary »

Heike,

ich würde den Ausweis trotzdem beantragen, wenn sie die CIs bekommt, denn es gilt immer der
Hörverlust ohne CI und ohne HG zur Statusbestimmung.

Bei dem derzeitigen Hörverlust würde deine Tochter 100% als Grad der Behinderung bekommen,
also das maximale. Und weil es auch vor dem 7. Lebensjahr festgestellt worden ist.

Sprich: Wenn deine Tochter es später als Erwachsene selbst beanträgt, besteht die Gefahr, dass
man ihr nur 80 zuspricht. Es gibt Hörgeschädigte, deren Eltern sich in ihrer Kindheit nicht drum
kümmerten und deswegen um die paar Vorteile gebracht worden sind.

Außerdem bekommt sie im Moment auch noch RF, H, GL zugesprochen.
Steuerbefreibetrag 3700€ - wenn man also als Schüler und Student jobben geht oder Azubi ist,
spart man viel Geld. Auch weil man die Wertmarke zum Zugfahren und Busfahren kostenlos bekommt.
Als Eltern spart ihr auch viel Geld mit, weil ihr für die Schülerjahreskarte dadurch nicht bezahlten müsst.
Eintrittsgelder, Bahnfahren etc.
Viele Grüße
MB
Julia
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#12

Beitrag von Julia »

MadameBovary hat geschrieben: Steuerbefreibetrag 3700€ - wenn man also als Schüler und Student jobben geht oder Azubi ist,
spart man viel Geld.
Hallo,

wollte nur anmerken: Dieser Steuerfreibetrag lässt sich auch auf die Eltern übertragen, also wäre das für Euch auch eine Ersparnis.

Kann man ganz gut hier nachlesen:
http://www.schwerhoerigen-netz.de/MAIN/ ... inhalt=350
http://www.schwerhoerigen-netz.de/MAIN/schwerb.asp?inhalt=375

Gruß, Julia
Zuletzt geändert von Julia am 12. Jan 2011, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
- Seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, mit 8 Monaten mit Hörgeräten versorgt. Seit März 2007 ein CI -
-----------------------------------------------
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Amy 2010
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#13

Beitrag von Amy 2010 »

@ Coralie

@MadameBovary

Ich weiß was ihr meint. Es hat nicht nur den Anschein das ich positiv denke. Ich tue es tatsächlich. Für mich und Amy kann es nur Berg auf gehen.

Ich sagte ja nicht, das ich den Ausweis nie Beantragen will, denn ich weis das es verlangt wird. Aber ich finde es als Säugling eben absolut nicht notwendig. Ich denke es reicht wenn sie 2 oder 3 Jahre alt ist. Das mein Kind immer gehörlos sein wird, ist mir bewusst. Wenn sie die Außenteile abnimmt wird sie nichts mehr hören, deswegen habe ich auch vor die Gebärdensprache zu lernen. Aber das ist nicht das Thema.

Ich denke man macht sich als Eltern eines solchen Kleinen Kindes andere Sorgen als so ein Ausweis. Und es gibt die Frühförderung, die einem diese Frage beantworten können, ob man ihn wirklich braucht in dem Alter schon.

Liebe Grüße
Heike und Tochter Amy *11.10.2010 (von Geburt an hochgradig, an Taubheit grenzende SH bds)
MadameBovary
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#14

Beitrag von MadameBovary »

Ja, du kannst ein paar Jahre warten, wie du möchtest.

Aber meiner Erfahrung nach ist es so, dass je älter das Kind wird, desto mehr Sachen auf
dich zu kommen werden. Daher, wenn sich jetzt im Laufe dieses Jahr die Gelegenheit bietet,
den Ausweis zu beantragen, also sind Audiogramm und Antragsformular in deinen Händen,
würde ich das dann machen.

Später könnte das zu mehr Stress ausarten, weil wenn deine Tochter CIs hat, da wirst du noch
mehr Termine haben und evtl. auch mehr Fahrerei.
CI-VU, CI-OP, CI-Reha, außerplanmäßige EInstellungen, Logopädie, evtl. Werschenberg.
Dann die HG-Anpassungen usw.
Das könntest du alles von den Steuern absetzen, mit dem Ausweis. Sprit ist nicht grad billig.
Und wenn deine Tochter sich selber fortbewegen kann, musst du noch mehr ein Auge auf
sie werfen. Jetzt ist sie noch in einem Alter, wo man sie irgendwo hinlegen kann und nicht viel
passiert.
Dann möchtest du möglicherweise nach Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen.

Dann ist es schon vorgekommen, dass man nicht sofort das bekommt, was einem zusteht.
Es gab schon Eltern, die mehrere Widersprüche einlegen mussten oder gerichtlich vorgangen
sind, im schlimmsten Fall.
Viele Grüße
MB
Amy 2010
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#15

Beitrag von Amy 2010 »

Dann werde ich mich eines besseren Belehren lassen und ihn beantragen. Danke!
Heike und Tochter Amy *11.10.2010 (von Geburt an hochgradig, an Taubheit grenzende SH bds)
Nina M.
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#16

Beitrag von Nina M. »

Ich würde den Ausweis auch deswegen jetzt beantragen, weil es deutlich einfacher ist einen entsprechend hohen GdB und die Merkzeichen durchzukriegen, wenn man es GLEICH macht.
Macht man es erst wenn das Kind 3 Jahre alt oder älter ist, wird das Versorungsamt vermutlich erstmal Papierkrieg führen und verlangen dass nachgewiesen wird, dass das Kind wirklich ab Geburt gehörlos war usw. usf... Ist zwar mit entsprechenden Unterlagen kein Problem dann, aber trotzdem vermute ich wird es jetzt einfacher sein...
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Momo
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#17

Beitrag von Momo »

Hallo zusammen,

gerne würde ich meinen Senf mal dazugeben.

Für ein Baby oder Kind sollte man immer einen Ausweis beantragen, unter anderem auch sofort aus oben genannten Gründen.

Ich kann verstehen, Amy, dass du deine Tochter gerne als normal ansehen würdest und daher die Notwendigkeit nicht erkennst. Trotzdem sie belibt immer schwerhörig oder gehölos, auch mit CI, denn sobald sie diese ablegt hört sie nicht mehr. Das ist das eine.

Das andere sind die steuerlichen Nachteilsausgleiche. Auf das Geld zu verzichten wäre einfach (entschuldige die Wortwahl) dumm, denn es wird die Zeit kommen wo ihr durch die SH Nachteile haben werdet und fü manche Dinge, an die ihr jetzt noch nicht denkt, mehr Geld ausgeben müsst als jemand mit normalhörenden Kindern. Es gibt Zusatzkosten, die auf euch zukommen, die manchmal n icht voin den Krankenkassen abgedeckt sind, z.B. optische Rauchmelder, besondere Kabel zum Telefonieren, MP 3 Hören; Ringschleifen, evtl. bessere akustische Dämmung in manchen Zimmern usw. Nur um mal ein paar Dinge zu nennen. Und dieses Geld, auch Nachteilsausgleich genannt, dient dann der Finanzierung solcher Sachen. Besonders vor dem Hintergrund, dass man nie weiß was im Gesundheitssystem noch gekürzt wird.
Außerdem könnt ihr auch jetzt dann beim Lohnsteuerjahresausgleich alle Fahrten zu Klinken usw. absetzten.

Kurz: auch wenn du JETZT nicht die Notwendigkeit siehst, beantrage den Asuwesi, nimm die (finanziellen) Nachteilsausgleiche und packe sie für Amy auf ein Sparbuch. Sie wird es euch spätestens als Erwachsene danken (denn dann wird einges weniger finanziert als bei Kindern).

Hinzu kommen dann noch andere Nachteilsausgleiche im Schul- oder Berfusleben, die sie in Anspruch nehmen kann, nicht muss!, auf die man evtl. nicht verzichten kann. Und im Nachhinein zu beweisen ab wann sie sh ist/ war, ist zwar nicht unmöglich aber manchmal sehr mühsam!

Und was noch wichtig ist: Man ist nicht verpflichtet den Ausweis vorzuzeigen! Und muss auch nicht sagen dass man einen Hat (dann kann man allerdings die Nachteilsausgleiche auch nicht haben). Und mal ganz ehrlich, wenn sie ein oder zwei Cis oder Hörgeräte hat, weiß das eh jeder.

In diesem Sinne viele Grüße
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#18

Beitrag von Amy 2010 »

Verstanden!
Heike und Tochter Amy *11.10.2010 (von Geburt an hochgradig, an Taubheit grenzende SH bds)
Momo
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#19

Beitrag von Momo »

liebe amy

fühl dich bitte nicht belehrt, ok? so war es keinesfalls gemeint. ich denke nur, dass man oben ausgeführtes manchmal einfach nicht bedenkt. versteh es nur als tipp oder hinweis.

liebe grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#20

Beitrag von Amy 2010 »

Ich habe nur das Gefühl das ihr denkt ich habe die Diagnose von Amy nicht akzeptiert bzw. verstanden. Aber das weißt du Momo, das ich das habe...
Heike und Tochter Amy *11.10.2010 (von Geburt an hochgradig, an Taubheit grenzende SH bds)
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#21

Beitrag von Momo »

liebe heike,

nein das denke ich gar nicht. ich weiß nur wie es mir damals ging, das man manche dinge noch nicht so übersblicken kann, vor allem was die dinge in der zukunft angeht.
und den ausweis kannst du in eine schublade legen und das geld (nach dem jahresausgleich) auf ein sparbuch und damit deiner tochter langfristig einen gefallen tun. daher soll es nicht mehr als ein tipp von einem "alten hasen" sein.
das hat damit ob du die diagnose akzeptierst oder nichts gar nichts zu tun!

liebe grüße
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cooper
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#22

Beitrag von cooper »

... leider werden hier munter der Schwerbehindertenausweis und die Anerkennung der Behinderung durcheinander geworfen, woraus dann auch noch falsche Schlüsse resultieren.

Einzig entscheidend ist der Bescheid des Versorgungsamtes. Punkt. Dort steht der Grad der Behinderung drin, und dort und nur dort werden die Merkzeichen zugeteilt, und nur der Bescheid ist für das Finanzamt relevant (manche Versorgungsämter -- vielleicht sogar alle? -- legen dem Bescheid sogar noch extra eine Ausfertigung für's Finanzamt bei. Wieso wohl, wenn doch der Schwerbehindertenausweis so wichtig ist?).

Der Schwerbehindertenausweis hat einzig und allein die Funktion, sich standardisiert in der Öffentlichkeit ausweisen zu können -- etwa bei den Verkehrsbetrieben, bei Museen, wo auch immer.

Wenn man den Versorgungsamtsbescheid also hat, gibt es weder Stress mit irgend welchen Anerkennungen in späteren Jahren oder Streit um irgend welche Merkzeichen. Ergo: Der Schwerbehindertenausweis ist völlig überflüssig, ein Stück Papier mehr, das man irgend wo aufbewahren und um dessen Verlängerung man sich immer wieder kümmern muss. Denn ein abgelaufener Schwerbehindertenausweis ist wertlos.

Insofern: Ob ihr den Schwerbehindertenausweis beantragt oder nicht, ist so egal wie 2 Pfund oder 1 Kilo -- sorgt nur dafür, dass ihr den Bescheid vom Versorgungsamt bekommt.

Viele Grüße, Mirko
Zuletzt geändert von cooper am 20. Jan 2011, 18:59, insgesamt 2-mal geändert.
Timmy
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#23

Beitrag von Timmy »

Hallo ,
ich finde den Schwerbehindertenausweis meiner Tochter überhaupt nicht überflüssig , wir können in unserer Stadt damit kostenlos parken (der Ausweis liegt dann mit den Merkzeichen nach oben hinter der Windschutzscheibe) , mit unserer Wertmarke kostenlos Bus und Bahn fahren und haben in sehr vielen Einrichtungen wie Schwimmbad oder Museen , Kino oder Zoo ermässigten Eintritt. Durch die vielen Arztbesuche und Logopädiestunden hätte ich bestimmt ein kleines Vermögen für Parkgebühren ausgeben müssen .
Ich habe sehr lange für diesen Ausweis gekämpft (insgesamt fast 2 Jahre) und bis vor dem Sozialgericht geklagt aber wir haben jetzt alle Merkzeichen die uns zustehen und den GdB von 100.
Habe es nicht bereut....
Liebe Grüsse
Timmy
Amy 2010
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#24

Beitrag von Amy 2010 »

Ich werde ihn beantragen. Und das ich das nicht wollte liegt nicht daran, das ich es nicht wahr haben will, das meine Kleine gehörlos ist...sondern weil ich es für überflüssig im moment fand.

Aber ihr habt mir die Vorteile davon nahe gelegt und ich meine Meinung geändert.
Heike und Tochter Amy *11.10.2010 (von Geburt an hochgradig, an Taubheit grenzende SH bds)
Timmy
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Re: Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises

#25

Beitrag von Timmy »

Hallo Heike ,
bekommt deine Tochter dieses Jahr ein Ci ? Meine Tochter wurde im März 08 implantiert , links trägt sie weiterhin ein Hörgerät. Ich wünsche euch wirklich alles Gute und ich weiss aus eigener Erfahrung was du durchmachst und noch durchmachen wirst. Mich hat die ganze Sache mit der OP und den vielen Klinikaufenthalten sehr viel stärker gemacht obwohl ich manchmal richtig mit den Nerven fertig war.
Alles , alles Gute und viele Grüsse
Timmy
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