Respekt vor der Entscheidung

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NelemJ
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Re: Respekt vor der Entscheidung

#26

Beitrag von NelemJ »

Also ich verstehe dem Thread so, dass es um den Respekt zur Entscheidung zum CI geht. Es geht nicht um Hörkurven ect.

Daher finde ich nicht gut, dass immer wieder nachgefragt wird wie denn die Hörkurven nun sind oder ob mit HG schon ausreichend getestet wurde.

Das war nicht Inhalt dieses Threads! Und ich finde es sehr schade, denn ich als Außenstehende habe den Eindruck gewonnen, dass auch hier einige die Entscheidung pro CI der Eltern nicht gut finden und ebenfalls die Entscheidung in Frage stellen. Sich quasi genauso verhalten wie es die Treadschreiberin beschreibt.

Es muss nicht immer nur um Hörkurven, HG, Fm-Anlagen und sonstwas gehen. Ich finde es auch wichtig, dass man hier einfach auch mal seine Sorgen und auch den Ärger ablassen kann. Wie in diesem Falle einfach, dass man sich nicht respektiert fühlt.
fast-foot
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Re: Respekt vor der Entscheidung

#27

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC
Man sieht hier sehr schön, dass jeder an jedem etwas auszusetzen hat. Und hier sehe ich das grundsätzliche Problem. Ich frage nach medizinischen Daten (I), hinterfrage Aussagen von Aerzten (II) und nehme Stellung zu Aussagen von Mitgliedern, was man je nachdem auch als Kritik auffassen kann. Hierfür (auch für (I) und (II)) wiederum werde ich kritisiert usw.

Man kann also am Verlauf dieses Threads sehr gut erkennen, wo das Problem liegt. Ich denke, dass der Mensch (bzw. jedes Lebewesen), um in der Umwelt überleben zu können, darauf angewiesen ist, Situationen richtig einschätzen, einzuordnen und beurteilen zu können. Den ganzen Tag erleben wir unzählige Situationen, die entweder uns selbst direkt, indirekt oder auch gar nicht betreffen. Aber auch letzteres kann plötzlich für uns eine wichtige Bedeutung erlangen. Ich denke, deshalb (gerade auch in Bezug auf den letzten Punkt) funktioniert unsere Denkweise so, dass wir andauernd versuchen, Situationen zu erkennen, vergleichen, einzuschätzen, bewerten, einzuordnen, um optimal (füher ging es vielleicht um das nackte Ueberleben) funktionieren zu können. Ich denke, dass unser Gehirn grundsätzlich so funktioniert, also letztlich Situationen analysiert, interpretiert, bewertet und einordnet, um Handlungsoptionen in Erwägung zu ziehen und in einem Entscheidungsprozess die aus der aktuellen eigenen Sicht momentan optimalste auszuwählen.
Ich orte das Problem da, dass eine Meinung, Vorstellung, (die man sich nun ein Mal macht, auch wenn man sich gar nicht bewusst mit der Situation auseinander setzt*) "vorschnell" kommuniziert wird,
also Leute, welche 1. sich mit dem Thema nur ungenügend bis gar nicht auskennen und 2. in Bezug auf die spezifischen Details der Situation nicht informiert sind, sich eine Meinung bilden (dies ist grundsätzlich erlaubt; man kann ja nicht das Denken verbieten) und diese "vorschnell" und ungefragt kommunizieren.
Das kann in jedem Falle problematisch sein, selbst wenn man gleicher Meinung ist (das heisst dann, dass man, ohne sich mit der Situation angemessen auseinander zu setzen, zu den gleichen Schlüssen gelangt, was deren Qualität sicher nicht aufwertet, sondern eher geeignet ist, Zweifel aufkommen zu lassen).

Die Frage ist nun, wie man mit dieser Problematik umgehen kann. Ich denke, die Entwicklung verschiedener Strategien kann vorteilhaft sein.

Als erstes sehe ich die Möglichkeit, ganz einfach zu kommunizieren (ist aber vielleicht auch schwierig), dass man im Moment so viel damit zu tun habe, selber mit der äusserst schwierigen Situation, in der man sich befindet, klar zu kommen, diese also zu verarbeiten und sich auch zu informieren, zahlreiche mögliche Szenarien (Verlauf der Hörfähigkeit unter welchen Massnahmen, Auswahl der Kliniken, Organisation von Teminen usw. usf.) zu entwickeln und gegeneinander abzuwägen etc., dass nur schon dies und zudem die Bewältigung des Alltags einen derart viel Energie koste, dass es nicht mehr ausreiche, anderen die langwierigen, schwierigen und komplizierten Entscheidungsfindungsprozesse zu erklären, die man selber durchgestanden und durchlitten hat und auch in Zukunft noch wird (und die man auch nicht wieder aufs Neue ins Bewusstsein rufen möchte), und dass man (im Moment) nicht darüber sprechen möchte.

Ausserdem kann man auch ein paar gezielte Fragen stellen, die aufzeigen, dass der, welcher seine Meinung (ungefragt) äussert, nicht viel Ahnung hat vom Thema. Viele dürften dann ziemlich schnell verstummen.

Wenn jedoch dies und sogar die ausdrückliche Bitte, sich nicht zur Thematik zu äussern und einen letzteres sehr belastet, ist je nachdem gar ein Kontaktabbruch zu prüfen (dieser kann auch vorübergehend sein).

Des Weiteren könnte auch ein Austausch in einer Gruppe von Leuten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, oder eine psychologische Unterstützung, zwecks Verarbeitung der schwierigen Situation, aber auch Erarbeitung von Strategien, welche den Umgang mit der komplexen Problematik erleichtern können, hilfreich sein.

Das Eröffnen eines Threads in diesem Formum hier scheint offensichtlich nicht hierzu geeignet. Vielleicht aber eine Kontaktsuche über dieses Forum.

Dies ist sind ein paar Gedanken aus meiner Sicht. Vielleicht beinhaltet der eine oder andere konstruktives Potential. Sorry für die vielleicht nicht immer leicht lesbaren Sätze; sie spiegeln aber meine Gedankengänge wider, und eine angemessene Umformulierung würde viel Zeit in Anspruch nehmen.

*) dass unser Gehirn so funktioniert, kann man sehen, wenn in einem Bild Informationen fehlen; es ergänzt diese dann durch Annahmen, die es über diese fehlenden Informationen trifft, etwa auf Grund füherer Erfahrungen, Prägungen etc.

Hiebei kann der Begriff "Bild" auch im übertragenen Sinne verwendet werden, wenn die Veranschaulichung des Sachverhalts auch am besten gelingt, wenn man ihn wörtlich nimmt
Zuletzt geändert von fast-foot am 26. Jan 2013, 15:05, insgesamt 5-mal geändert.
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Pevau
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Re: Respekt vor der Entscheidung

#28

Beitrag von Pevau »

-ohne Worte!
Petra mit 18 und 25 J. erfolgreiche Otosklerose OP mit Sohn Nikolas (*04.2000) seit Geburt beidseitig mittel-bis hochgradig schwerhörig.
Momo
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Re: Respekt vor der Entscheidung

#29

Beitrag von Momo »

eigentlich wollte ich nichts in diesem thread schreiben, weil ich mir schon am anfang gedacht habe wie es endet- nämlich genau so...

Liebe Bettina,

jeder der bisher nicht wusste wie es uns Eltern geht, wenn man eine Entscheidung treffen muss und getroffen aht für sein Kind -im Prinzip egal wie sie ausfällt- braucht nur diesen Thread zu lesen.
Wenn man ein hg Kind hat und eben die Entscheiung pro oder contra CI trifft steht man sofort entweder von der einen -achso toleranten - Seite oder eben von der anderen -ach genauso toleranten - Seite unter Beschuss.
Ich weiß es hilft dir nicht wirklcih weiter, aber du stehst damit nicht alleine da, es gibt viele viele andere Eltern, die ganuso wie du ihre Entscheiung, egal wie sie aussieht, rechtfertigen sollen. Aber man lernt mit der zeit es einfach nicht mehr zu tun. Du als Elternteil hast entschieden, du kennst dein kind, hast dich erkundigt und dann eben eine Entscheidung getroffen und ganz ehlrich das verdient großen respekt: denn gibt es etwas schwierigeres im leben als eine solche Entscheiung für jemand anderen zu treffen? Wie sich das anfühlt können viele derjenigen die meinen ihren Senf dazugeben zu müssen überhaupt nciht nachempfinden, weil sie eine solche Entscheidung nicht für jemand anderen treffen müssen oder mussten.
Ich wünsche euch alles Gute für euren Weg.
LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Uli R.
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Re: Respekt vor der Entscheidung

#30

Beitrag von Uli R. »

Momo,
ein toller Beitrag. So sehe ich es auch. 100% Zustimmung.
Ich kenne genug Eltern von CI-Kindern und weiß wie schwer es ist diese Entscheidung zu treffen. Habe selber 2 Töchter und eine Enkelin. Bei der jüngeren Tochter standen wir als Eltern zwei mal vor einer schweren Entscheidung bezüglich ärztlicher Behandlung.
Meine Mutter hat sich oft Vorwürfe gemacht weil sie bei mir als Kleinkind aus Angst eine (kleine) OP verweigert hat. Dabei hat sie sich nichts vorzuwerfen, denn ich hätte unter den Umständen damals sicher genauso gehandelt. Ob ich mit dieser OP hörend geblieben wäre steht sowieso auf einem anderen Blatt.
Die Entscheidung die die Eltern im Interesse ihrer Kinder treffen ist immer richtig.
Zuletzt geändert von Uli R. am 28. Jan 2013, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
blacky_kyra
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Re: Respekt vor der Entscheidung

#31

Beitrag von blacky_kyra »

Danke Momo ;)
:} Sohnemann (geb. 2011) trägt links ein HG Phonak-Q50 UP bei 91% HV
und rechts Med-el CI: Sonnet:}
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