Akustiker - weiteres Prozedere?

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Mama@AL
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Akustiker - weiteres Prozedere?

#1

Beitrag von Mama@AL »

Hallo,
Ich habe ein paar generelle Fragen bezügl. Akustiker. Wir haben mit unserem Sohn, 5 Monate, bald den 1. Termin beim Akustiker.
Was genau wird dort gemacht? Er soll Hörgeräte bekommen - werden beim 1. Termin nur Abdrücke angefertigt für die HGs und das wars dann od. Werden da beim 1. Termin auch weitere Tests/Untersuchungen gemacht?
Und wielange dauert es dann bis man die HGs bekommt, da vergehen sicher auch nochmal einige Wochen, oder?
Und wenn man die HGs bekommt, wird dann die Einstellung beim Akustiker gemacht od sind dann vorher noch weitere Untersuchungen im Krankenhaus?
Wie sieht da generell der Ablauf aus?
Möchte noch dazusagen dass wir von AT sind, weiß nicht ob das einen Unterschied im Ablauf bedeutet od das in jedem Land ident gehandhabt wird.
Aber bin in jedem Fall für eure Infos dankbar damit ich weiss wie es weitergeht ;-)
LG
Mama@AL
fast-foot
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Re: Akustiker - weiteres Prozedere?

#2

Beitrag von fast-foot »

Hallo Mama@AL,

in Deutschland sollte das Hörvermögen von Kindern in diesem Alter in einer hervorragenden Pädaudiologie oder einer entsprechenden Klinik mit adäquater Erfahrung mit Kleinkindern abgeklärt werden. Es ist selbst unter diesen Voraussetzungen nicht möglich, genaue Angaben zu machen.

Entsprechend sollte ein Pädakustiker mit der nötigen Erfahrung (und bestmöglicher Eignung/Qualifikation) die Hörgeräte einstellen.

Einige Wochen früher oder später sind nicht so dramatisch, zumal wegen der Messungenauigkeit und der daraus resultierenden Unmöglichkeit zur präzisen Abstimmung auf den Hörverlust ein früheres Tragen von Hörgeräten als fragwürdig angesehen werden kann.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Momo
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Re: Akustiker - weiteres Prozedere?

#3

Beitrag von Momo »

Hallo Mama@AL,

ich kann auch nur aus D´land berichten, aber ich denke es sollte ähnlich sein.
In der Regel wird bei diesem termin zunächst ein abdruck für die Ohrpassstücke gemacht (für jedes Ohr). Danach sollte ein ausführliches gespräch zum weiteren Vorgehen erfolgen und der Aksuitker wird entweder die von dir mitgebrachten Unterlagen oder welche von der Klinik/ dem Arzt zur Verfügung haben, um den Hörverlust eingermaßen einschätzen zu können und eine Vorauswahl in Frage kommender Hörgeräte zu treffen.
Dann sollte er zusätzlich auch eigene Messungen machen, was bei einem Baby viel Erfahrung erfordert, da man dabei auf Beobachtungen/ kleinste Reflexe oder Reaktionen angewiesen ist.
Ihr werdet dann ca. 1-2 Wochen später einen neuen termin bekommen. Da sind dann auch die Passstücke fertig und der Akusikter wird nach den ihm beaknnten Werten das Hörgerät einstellen und anpassen. In der Regel gehen sie dabei eher vorsichtig vor, um sich langsam an die nötige Verstärkung heranzutasten, da -wie oben schon geschreiben- bei einem baby die messungen noch nicht so genau sind. Auch das erfordert viel Erfahrung und Feingefühl, da man auch hier eben genau beobachten muss, ob und welche reaktionen sich auf verschiedene geräusche zeigen.
Empfehlen würde ich dir einen Art "Hörtagebuch" zu führen und dort Beobachtungen im Alltag zu notieren:auf welche geräusche reqgiert dein sohn und wie reagiert er darauf? lauscht er? erschrickt er sich? hält er inne? sucht er die quelle? dreht er den kopf in die richge richtung? usw.
am anfang wird man öfter zum akustiker gehen müssen, um die möglichst genaue einstellung zu finden, da sind solche beobachtungen serh hilfreich!
in deutschland ist es so, dass man das procedere mit mehreren hgs im vergleich macht (mindestsn noch ein anderes, oft auch noch zwei andere), um dann zu entscheiden mit welchen hgs die besten reaktionen kamen, welche am besten zu handhaben waren usw. auch dafür ist ein tagebuch hilfreich!

wichtig noch bei einem baby: besteh darauf, dass das batteriefach gesichet ist!

grüße
Zuletzt geändert von Momo am 2. Mai 2013, 07:34, insgesamt 1-mal geändert.
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Mama@AL
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Re: Akustiker - weiteres Prozedere?

#4

Beitrag von Mama@AL »

Hallo,
Danke für eure Antworten!
Den Tipp mit dem Hörtagebuch finde ich sehr gut! Da sieht man wieder wie hilfreich dieses Forum ist, da es vieles gibt worauf man selbst gar nicht denkt ;)

@fast-food: ich habe bereits des öfteren gelesen dass es bei den Kleinen recht schwer ist, da ja die Untersuchungsmethoden noch recht eingeschränkt sind. Aber keine HGs sind auch keine Lösung da ja ansonsten das Hören komplett verkümmert/ verlernt wird, oder? Hab mich natürlich auch schon gefragt ob die HGs auch Schaden anrichten können, aber ich denke das wird nur der Fall sein wenn sie schlecht eingestellt sind? Da muss ich wohl auf den Pädakustiker vertrauen dass der das gut im Griff hat.

Bin echt schon gespannt ob die HGs etwas bringen ( wenn wir sie dann endlich haben ) aber das wird uns die Zeit hoffentlich zeigen.
LG
Mama@AL
fast-foot
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Re: Akustiker - weiteres Prozedere?

#5

Beitrag von fast-foot »

Hallo Mama@AL,

hier eine Antwort aus meiner persönlichen Sicht:
Mama@AL hat geschrieben:@fast-food: ich habe bereits des öfteren gelesen dass es bei den Kleinen recht schwer ist, da ja die Untersuchungsmethoden noch recht eingeschränkt sind. Aber keine HGs sind auch keine Lösung da ja ansonsten das Hören komplett verkümmert/ verlernt wird, oder? Hab mich natürlich auch schon gefragt ob die HGs auch Schaden anrichten können, aber ich denke das wird nur der Fall sein wenn sie schlecht eingestellt sind? Da muss ich wohl auf den Pädakustiker vertrauen dass der das gut im Griff hat.
Das ist eine sehr komplexe Thematik. Deren erschöpfende Beantwortung würde mindestens den Umfang mehrerer Bücher umfassen. Deshalb versuche ich, ein paar Aspekte heraus zu greifen und einige plausible Kurzantworten zu geben:
Aber keine HGs sind auch keine Lösung da ja ansonsten das Hören komplett verkümmert/ verlernt wird, oder?
Das Hören beginnt bereits im Mutterleib. Je nachdem bestehen Hörschäden bereits in dieser Phase. Man könnte nun darüber diskutieren, ob eine allfällige Versorgung mit Hörgeräten bereits hier erfolgen müsste.

Es ist natürlich offensichtlich, dass dies zur Zeit nicht möglich ist. Hieraus folgt, dass das Hören nicht komplett verkümmert, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt, als grundsätzlich möglich wäre, versorgt.
Hab mich natürlich auch schon gefragt ob die HGs auch Schaden anrichten können, aber ich denke das wird nur der Fall sein wenn sie schlecht eingestellt sind?


Ich versuche, auf diese konkrete Frage eine möglichst präzise Antwort (im Rahmen des Möglichen, auch in Bezug auf Zeit etc.) zu geben:

Ein Hörgerät bedeutet immer eine potentielle Gefahr für das Innenohr. Leider kann man für den individuellen Fall in Bezug auf Hörschäden zuverlässig weder eine Prognose stellen noch einen kausalen Zusammenhang nachweisen.

Hieraus folgt, dass man Innenohrschädigungen auch bei "richtig eingestellten" Hörgeräten nicht ausschliessen kann.

Ausserdem gilt es zu bedenken, dass ein Hörgerät mehr oder weniger nur in der Lage ist, akustischen Input zu verstärken und nicht, die "starke Herausarbeitung der Charakteristik von Geräuschen" (wodurch das Gehirn mit hochwertigen Informationen versorgt wird, welche eine gute Klassifizierung (Unterscheidung, Einordnung) von akustischen Signalen und damit eine optimale Ausbildung der retrochleären Hörbahnen ermöglicht), welche ein intaktes Innenohr bewerkststelligt, zu ersetzen.
Der Vorteil einer Versorgung kommt also einfach gesagt desto besser zum Tragen, je grösser der Hörverlust ist (da es dort dann schon eher nur noch um die Quantität geht; einfach gesagt).

Es geht also auch um die Qualität der Reize, welche ab dem Hörnerv weiter verarbeitet werden, nicht nur um deren Quantität.

Insgesamt muss man meiner Ansicht nach eine Güterabwägung vornehmen zwischen dem zu erwartenden Vorteil, welcher durch eine bessere Ausbildung der retrocochleären Hörbahnen entstehen kann, und dem Nachteil einer allfälligen (zusätzlichen) Innenohrschädigung (viele weitere Aspekte lasse ich jetzt bewusst weg).

Wer ist in der Lage, nur schon diese beiden Faktoren gegeneinander abzuwägen, insbesondere in Bezug auf den individuellen Fall?

Aus meiner persönlichen Sicht (deren Hintergründe ich hier natürlich nicht ausführlich beleuchten kann) ist in Bezug auf eine Hörgeräteversorgung eine gewisse Zurückhaltung angezeigt (damit meine ich lediglich, dass nicht "jeder noch so geringe Verlust so früh wie möglich" versorgt werden soll).

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 2. Mai 2013, 19:45, insgesamt 3-mal geändert.
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