Hörgerät selbst programmieren

fast-foot
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Re: Hörgerät selbst programmieren

#26

Beitrag von fast-foot »

Lemberger hat geschrieben:schön daß Du uns hier auf die Risiken und Bedenken zum Thema

"Hörgerät selbst programmieren"

zum Besten gibst.
Interessant (und neu) ist auch, dass hier plötzlich von einem Akustiker auf Risiken im Zusammenhang mit Hörgeräten hin gewiesen wird... ;)

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
geddi
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Re: Hörgerät selbst programmieren

#27

Beitrag von geddi »

Hier nun der Bericht über meine Erfahrungen mit der Selbstprogrammierung.

Es ist in Deutschland nicht leicht, an ein auf dem Markt "freies" Hörgerät mit Programmiereinheit zu kommen. Aber es ist mir gelungen, ein Bluetooth- Programmiergerät und die dazu passenden Hörer inkl. Zubehör zu beschaffen. Das alles zu einem Preis, der sicher jeden schwindelig machen würde, der hier in Deutschland sein Geld mit dem Verkauf solcher Geräte zum Lebensunterhalt verdienen muss.

Und es ist natürlich auch verständlich, dass ein Fachmann deutlich mehr für diese Geräte verlangt. Ich bin sicher nicht der typische Kunde mit meinen Ansprüchen. Also eine großes "SORRY" an alle Hörgeräte-Fachfrauen/männer, denn es geht mir hier ja weniger um den Preis, als um den Beweis, dass man durchaus in der Lage sein kann, Hörgeräte selbst abzustimmen. Schließlich können ja auch nicht gelernte Sänger/innen hervorragende Musik produzieren - rein autodidaktisch .-)

Nach dem Gang zum Akustiker, bei dem in rund 20 Minuten ein exaktes Diagramm meiner Hörschwächen erstellt wurde, hatte ich die Grundlage für die Programmierung meiner beiden Hörgeräte in den Händen. Der Test kostete mich ein paar Euro.

Der nächste Schritt war das Anpassen der Hörer an meine Hörbedürfnisse. Die Frequenzen, in denen ich Schwächen hatte, wurden entsprechend angehoben. So liegt bei mir das Hörvermögen z.B. bei 4 Kiloherz um rund 8-10 DB unter dem Normalwert. Also hob ich an meinem PC und der Software für meine Hörgeräte entsprechend die Frequenz um 8-10 DB an. So machte ich das mit allen anderen schwachen Stellen.

Am Ende der Programmierung wurde dann die korrigiere Hörkurve an die beiden Hörgeräte übertragen. Und dann wurde es natürlich spannend, denn wie würde das nun bei eingesteckten Hörgeräten in meinen Ohren klingen?

Ich setzte also die kleinen technischen Wunderwerke in meine Gehörgänge und lauschte in die Welt der Töne und Klänge in meiner vertrauten Umgebung. Und siehe da - ich hörte plötzlich Dinge rascheln und knistern, deren richtigen "Sound" ich schon seit vielen Jahren nicht mehr so wahr genommen hatte. Alles Dumpfe war plötzlich hell und klar und bescherte mir schon lange vor Weihnachten eine wunderbare Überraschung.

Nun habe ich jederzeit die Möglichkeit, eventuelle Veränderungen zu korrigieren und spare mir die lästigen Wege zum Fachmann. Ich werde zukünftig jedes Jahr ein neues Hördiagramm meines Gehörs erstellen lassen.

Gerne berichte ich hier wieder, wenn es etwas Berichtenswertes gibt.

Jürgen - mit einem fröhlichen Gruß aus Köln am Rhein
Zuletzt geändert von geddi am 19. Dez 2013, 21:03, insgesamt 5-mal geändert.
Eve Kimberly
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Re: Hörgerät selbst programmieren

#28

Beitrag von Eve Kimberly »

Danke für Deine Info!

Finde es sehr interessant!
fast-foot
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Re: Hörgerät selbst programmieren

#29

Beitrag von fast-foot »

Hier noch ein Link, der mir bezüglich der Thematik sehr informativ scheint:

http://hearing.s-p-s.de/index.php/categ ... einstellen
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
geddi
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Re: Hörgerät selbst programmieren

#30

Beitrag von geddi »

@fast-foot

Leider funktioniert Ihr Link nicht. Aber hier ist der richtige:

http://hoergeraete-hacks.s-p-s.de/hoerg ... instellen/
janni0688
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Re: Hörgerät selbst programmieren

#31

Beitrag von janni0688 »

Ich (als Akustiker) möchte mich mal in dieses Thema einbringen:

Hörgeräteanpassung ist freilich keine Hexerei.
Eine Hörgerätevoreinstellung ist innerhalb kürzester Zeit mit ein paar Mausklicks erledigt. Aber das allein ist es nicht, was meine Arbeit ausmacht.
Das ganze beginnt mit Otoskopie, Anamnese und Audiometrie.
Auch, wenn auf individuelle Ohrpassstücke verzichtet wird, und man die Anpassung mit Domes macht, bedarf es einer Bewertung der anatomischen Verhältnisse im Ohr.
Die Auswahl der richtigen Domes beruht viel auf Erfahrung und audiologischem Wissen.
Auf Basis der Voreinstellung kann ich per Insitu-Anpassung die individuellen Gegebenheiten feststellen und das Resonanzverhalten im Gehörgang messtechnisch objektiv erfassen.

Mittlerweile dreht sich gefühlt jeder zweite Thread um Selbstanpassung. Ich habe aber noch von keinem gelesen, der sich Insituschläuche in die Ohren steckt und damit die Wirkungsweise seiner Hörgeräte überprüft und optimiert.

Selbstanpassung halte ich für den falschen Begriff. Ich befürworte die "Selbstfeinanpassung". Denn das beschleunigt die Anpasslaufzeiten und der Kunde erreicht vielleicht schneller seine optimale Einstellung. Trotzem sage ich euch, lasst den Hörakustiker seine Arbeit machen. Tontechniker hin oder her. Hörgeräteakustik ist etwas völlig anderes als Tontechnik. Ich hatte in der Berufsschule auch einige Tontechniker, etc. als Umschüler! Die mögen ja viel drauf haben, aber das hilft ihnen in der Hörakustik überhaupt nicht weiter.
Augenoptiker tun auch immer so als wären sie die geborenen Hörgeräteakusiker. Effektiv hat man das Gefühl, dass selbst der eigene Hörakustik-Lehrling im ersten Lehrjahr besser ist als die! Leider ist das gar nicht so unrealistisch, denn nach der Handwerksordnung kann ein Augenoptikermeister sofort auch den Akustikermeister machen. Egal, das ist offtopic, ich wollte damit nur sagen, dass Hörgeräteakustik vielleich doch tiefgreifender ist als manch einer sich das hier vorstellt.
Und das hat auch nichts mit "Stereoanlage selber einstellen" zutun. Die Lautsprecher beschallen euch aus einem soliden Abstand. Euer Hörgerät beschallt ein Volumen von ca. 1,2 ccm. Anatomisch ist jedes Ohr anders. Jeder Mensch hat andere pathologische Ursachen seiner Schwerhörigkeit, empfindet Höreindrücke anders und hat einen anderen Hörgeschmack. All das muss berücksichtigt werden und lässt sich nicht mit einer simplen Voreinstellung und ein paar zufälligen Klicks meistern.

Und zu guter Letzt: Über 700,-€ Festbetrag pro Gerät. Das bezahlt euch keine Krankenkasse, wenn ihr euch die Geräte selber beschafft und selbst einstellt. Eine Noah-Link kostet knapp 1000,- + ca. 90,-€ für den Ezurio-Bluetooth-Adapter (und nein, ein herkömmlicher Bluetooth-Stick geht damit nicht). Eine Ersparnis sehe ich dort nicht!
Es ist doch der Vorzug der Zeit in der wir leben, dass es für sogut wie alles Leute gibt die Experten in ihrem Beruf sind und sich auskennen.
Selbsthilfe und Internetforen sind ganz toll. Aber fangt nicht an euer Schwerhörigenforum-Internethalbwissen mit meinen Fähigkeiten und Fertigkeiten als Hörgeräteakustiker-Meister zu vergleichen. Das geht einfach nicht klar.
Ich hätte als Schwerhöriger überhaupt keine Zeit und auch keine Lust mir selber etwas zusammenzuschustern, mit fraglichem Erfolg und ohne jegliche Gewährleistung und Garantie.
Wenn ihr eure Wohnung renovieren wollt, dann könnt ihr in einen Einrichtungsmarkt fahren und das ganze Zeug einkaufen. Dann ein paar Kumpels zusammentrommeln und ein komplettes Wochenende opfern und in eigenregie die Wohnung tapezieren.
Sieht dann meistens nach pfusch aus, es sei denn es ist ein Maler dabei der weiß was er tut.
Wenn mein Auto gewartet werden muss, kann ich auch in den Baumarkt fahren. Öl und Ölfilter kaufen. Dann zum Teiledealer und die nötigen Ersatzteile kaufen.
Auch die Kumpels zusammentrommeln und locker einen Tag opfern... und so weiter und sofort.
Ihr merkt worauf ich hinaus will...
recke
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Re: Hörgerät selbst programmieren

#32

Beitrag von recke »

also das geht mir etwas zu weit mit der Entmündigung des einfachen "Nichtfachmanns". Beim Hörgeräteeinstellen habe ich mich noch auf den Akustiker verlassen, traue das aber ohne Weiteres versierten Technikern zu. Ich traue mir das nicht zu. Wenn hier von Wohnung malern, Kfz reparieren, usw. die Rede ist, dann Vorsicht. Jeder sollte wissen, was er tut dann geht Vieles und zwar wesentlich besser als von den vielen heutigen "Fachmännern". Ich meine besser, mir geht's nicht um die bloße Ersparnis. Man schaue sich bei vielen heutigen "Fachleuten" um und es schaudert. Wenn es nur unrühmliche Ausnahmen wären. Ein Maler oder Fußbodenleger würde nie in mein Haus kommen. Habe soetwas in den letzten 50 Jahren nicht gebraucht. 35 Jahre Autoeigenwartung, Rußlandtour bis Tbilissi ohne Probleme, Ultraleicht-Fliegermotor 18 Jahre Eigenwartung mit regelmäßiger Öffnung des Rotax-Motors. Waschmaschinen, Spülmaschinen, Fernseher Eigenwartung.
Laßt Euch mal heute vom Fachmann erklären, wie ein Fernseher funktioniert. Da werden nur noch Baugruppen gewechselt. Wir haben früher Widerstandswerte und Kondensatoren berechnet. Eine Odyssee könnte ich über 12 Handwerker an meinem Reihenhaus berichten, grausam. An der Terrasse werde ich bis zu meinem Lebensende werkeln, weil sich Fehler beim unteren Verdichten nicht ausbügeln lassen. Es waren alles gut bezahlte Fachfirmen. Ein gesundes Einschätzen der eigenen Fähigkeiten, keine Selbstüberschätzung, aber auch etwas Selbstvertrauen. Das sind meine bisherigen Lebenserfahrungen in 75 Jahren.
viele Grüße recke
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