Hallo zusammen,
nun ist einige Zeit vergangen, und ich möchte doch nochmal berichten, welche Erfahrungen ich mit dem EAS gemacht habe, vielleicht hilft das ja noch unentschiedenen Leuten weiter
Meine Hörsituation hatte ich ja ganz oben bereits erwähnt, deshalb gehe ich daruaf hier nicht mehr ein. Nachdem ich also Anfang des Jahres 2014 an der Uniklinik in FFM alle Voruntersuchungen für ein mögliches EAS System (
CI mit "natürlichem" Resthören im Tieftonbereich) erfolgreich abgeschlossen hatte, ging es gleich zur Enscheidung über. Hier musste auch entschieden werden, welche Firma "implantiert" werden sollte. Die Uniklinik Frankfurt implantiert als EAS System generell Cochlear oder MedEl. Aber woher sollte ich das wissen was besser ist?! Ich entschloss mich also bei meinem Hörgeräteakustiker mal nachzuhaken, denn ich wusste, dass dieser auch CI Einstellungen vornehmen kann und demnach direkt mitbekommt, welcher Patient wie und mit welchem System am besten klar kommt. Hier war die Aussage deutlich: Für EAS MedEl, für ein reines CI Cochlear. Begründet wurde das durch die Erfahrung der einzelnen Firmen in den Bereichen, MedEl bietet wohl bereits am längsten EAS Systeme an. Also war diese Hürde nun genommen: MedEl sollte es sein, geneauer eine Flex-Elektrode mit OPUS2 Prozessor.
Nachdem ich das der Uniklinik mitgeteilt hatte ging auch alles ganz schnell. 4 Wochen später (Ende März) hatte ich auch bereits meinen OP Termin. Gleich einen Tag nach "Check-In" in der Klinik ging's schon unters Messer. Wie die OP war? Keine Ahnung, ich habe nichts mitbekommen und bin erst etwa 4 Stunden später in meinem Zimmer wieder aufgewacht und hatte eine Binde in Riesenform um den Kopf und das Ohr

Verlaufen ist die OP zumindest gut. Ich habe aber gleich bemerkt, dass mein Restgehör sich verschlechtert hat. Laut Aussage der Ärzte sei das aber normal und würde sich im Laufe der Zeit wieder verbessern. Gleich vorweg: sie sollten Recht haben, mein Restgehör ist heute wieder genauso "gut", wie es vor der OP war. Schwindel, Schmerzen oder sonst etwas tauchten bei mir nicht auf, damit hatte ich auch nicht gerechnet, da mein Gleichgewichtsorgan auf der implantierten Seite vor der OP bereits nicht mehr intakt war.
Nundenn durfte ich dann also nach 3 weiteren Tagen der Beobachtung das Krankenhaus verlassen und bekam direkt meine Termine für die Erstanpassung, die 4 Wochen später stattfinden sollte. Bereits 2 Wochen nach der OP konnte ich dann schon wieder arbeiten gehen, und dann endlich war es soweit: der Erstanpassungstermin. Die Erwartungen waren klein da ich bereits von vielen gehört hatte, dass das erste mal Hören mit
CI wohl ziemlich "bescheiden" sein soll. Aber ich wollte mich überraschen lassen. Und so bekam ich nun mein Gerät hinter das Ohr gesteckt. Das Erste was gemacht wurde war eine Überprüfung des Implantats: alles OK. Dann wurden die einzelnen Elektroden nacheinander eingeschaltet. Ich war schockiert..... jeder Ton hörte sich gleich an, war nur ganz entfernt wahrnehmbar, und nachdem wir alle Elektroden eingeschaltet hatten, durfe ich zum ersten Mal das komplette Spektrum hören. Es war grausam, zumal ich ja durch mein anderes noch besser hörendes Ohr wusste, wie es sich anhören sollte. Und trotzdem habe ich in diesem Moment eine Erkenntnis gewonnen, die ich mir zu Herzen genommen hatte: "Es klinkt scheisse, aber hey, es klingt!!!". Trotzdem, verstanden habe ich alleine mit EAS zunächst nichts. Zudem habe ich gemerkt, dass das Zusammenspiel zwischen CI Versorgung und Hörgeräteanteil als 2 Teile im Kopf ankamen, ich hörte also quasie 2 "Stimmen" in einem Ohr. Das war anfangs sehr anstrengend, ist aber mittlerweile überhaupt kein Problem mehr. Nun ging ich also nach der Erstanpassung nach Hause. Ich bemerkte sehr schnell (und ganz besonders beim Radio hören), dass da doch mehr wie nur "ein Ton" ankam, und nicht alles gleich klang. Also versuchte ich mich auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Tönen zu konzentrieren. Das gelang immer besser und bereits nach 2 Tagen konnte ich schon erste Wörter nur mit der CI Seite verstehen. Das ist in etwa so, wie wenn man einen Muskel (hier der Hörnerv) unter Voll-last trainiert, der 13 Jahre lang nicht trainiert wurde. Das ist sehr anstrengend und hat als logische Konsequenz einen Muskelkater, der sich hier durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und teilweise doch starke Kopfschmerzen äußerte. Während dieser Zeit habe ich vermutlich so viel wie in meinem ganzen Leben noch nicht geschlafen

In den darauf folgenden Tagen musste ich noch 2 Mal in die Klinik, um weitere Feineinstellungen vornehmen zu können und Hörtests zu machen. Nach einer Woche konnte ich auf der implantierten Seite bereits 50 % der Wörter verstehen, das war ein riesen Fortschritt für mich. Die Wochen vergingen, ich lernte mehr und mehr Höreindrücke kennen und kam auch immer besser mit dem Gerät zurecht.
Etwa 4 Monate nach der Erstanpassung kam dann die Reha in Bad Nauheim. Hier wurde wöchentlich eine
CI Anpassung durchgeführt, außerdem gab es täglich mehrfaches Hörtraining. Auch das war anstrengend, hat sich aber durchaus gelohnt. Mit 75% Sprachverständnis auf dem CI Ohr wurde ich aufgenommen, mit 100% konnte ich die Klinik bereits nach 3 Wochen wieder verlassen. Auch das Verständnis im Störschall konnte deutlich verbessert werden. Beim Richtungshören hapert es noch etwas in der Unterscheidung zwischen vorne und Hinten, Rechts un links kann ich aber auch hier schon gut zuordnen. Das kommt aber mit der Zeit wieder meinten auch die Therapeuten. Ich bin mal gespannt

Während der Reha habe ich viele andere
CI und EAS Patienten kennen gelernt. Nicht bei allen waren die Fortrschritte so schnell und gut wie bei mir. Aber selbst ein Sprachverständnis von 50% sind 50% mehr als 0%. Das sollte man sich natürlich auch immer vor Augen halten. Man ist und bleibt eben doch Hörbehindert, kann sich aber das Leben hierdurch um einiges erleichtern.
Alles im Allem bereue ich den Schritt zu einem EAS/
CI bisher zu keinem Tag. Das Implantat erleichtert es mir immens, alltägliches besser zu meistern.
Ich hoffe ich konnte/kann dem Ein oder Anderen hiermit eine kleine Entscheidungsfindung geben.
Nach Hirnhautentzündung seit 2002 mittelgradige SH links, Steilabfall zu Taubheit ab 500 HZ rechts
Seit 2002 IdO Gerät links, seit 05/2014 EAS MedEL FLEX24 rechts