Hallo zusammen,
habe noch ein interessantes
aktuelles Paper zu der Thematik.
Kurz etwas zum Hintergrund/den Annahmen hinter dem Paper:
Es gibt permanente und temporäre Hörverluste durch Lärmeinwirkungen.
Es wird angenommen, dass ein permanenter Hörverlust durch Lärmeinwirkung durch wiederholte
temporäre Hörverluste und zu wenig Ruhephasen zwischen den temporären Hörverlusten entsteht.
Der permanente Hörverlust entspricht dann dem temporären Hörverlust.
Im Paper steht kein genauer Zeitraum drin, aber dem wiederholte temporäre Hörverluste zu permanenten Hörverlusten werden.
Als Anhaltspunkt sind hier die Zeiträume für Lärmarbeitsplätze sicherlich brauchbar.
Demzufolge sind die betrachteten Zeiträume 10 bis 40 Jahre, in denen wiederholte temporäre Hörverluste auftreten müssen,
um einen permanenten Hörverlust zu erleiden.
Im Paper werden zwei verschiedene gängige Anpassformeln DSLI/O und NAL-NL für Hörgeräte untersucht.
Es werden für die Frequenzen 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz und 4 kHz und Hörschwellen von 20 bis 110 dB HL
die vorhergesagten temporären Hörschwellenänderungen berechnet.
Sie betragen maximal 5 dB bei 8 h Beschallung mit Eingangssignalen von 80 dB SPL und maximal 1,2 dB
für Eingangspegel von 65 dB SPL. (Ermittelt mittels Audiogrammen von 57 schwerhörigen Kindern (leicht schwerhörig
bis an Taubheit grenzend schwerhörig)
D.h. nach 10 bis 40 Jahren tragen von Hörgeräten verändern sich die Hörschwellen durch das Tragen von Hörgeräten
nach dem Paper maximal um 5 dB.
Im Paper selbst werden auch noch Empfehlungen gegeben, was Akustiker und HNO-Ärzte tun können, um das Risiko von
temporären Hörverlusten zu begrenzen:
- Anpassformeln basierend auf NAL-NL verwenden statt auf DSL I/O (Hinweis: Autoren stammen aus dem Labor, in denen NAL-NL entwickelt wurde)
- Bei Hörverlusten größer als 90 dB HL wird die Verwendung eines
CI empfohlen
Um das individuelle Risiko zu ermitteln wird folgende Prozedur zur Messung von temporären Hörverlusten empfohlen:
- Messen der unversorgten Ruhehörschwelle mittels Audiometers nachdem in dem Test-Ohr mindestens 12 Stunden kein Hörgeräte getragen wurde
- Messen der unversorgten Ruhehörschwelle mittels Audiometers nach 8 Stunden Tragezeit des Hörgerätes.
Wenn eine Verschlechterung in den Ruhehörschwellen zwischen den beiden Messpunkten auftritt, ist dies als temporärer Hörverlust zu werten
und entsprechend die Verstärkung für hohe Pegel abzuschwächen.
Hinweis von mir: Diese Messung sollte mehrmals wiederholt werden und erfordert eine Genauigkeit der Tonaudiometrie von 1 dB.
Die Kalibrierung des Tonaudiometers muss also der Genauigkeitsklasse 1 nach Norm entsprechen.
Hoffe das die Thematik "Hörschädigung durch Hörgeräte" damit etwas sachlicher diskutiert wird in Zukunft (z.B. unter Angabe des möglichen Hörverlustes;))
Detailliertere Fragen zum Paper bitte per PN.
Schöne Grüße,
JND