Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

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LeinschK
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Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#1

Beitrag von LeinschK »

Hallo,
erstmal möchte ich mich vorstellen. Ich bin 17 Jahre alt und habe mit 8 Jahren auf der rechten Seite einen Hörsturz gehabt, wodurch mein rechtes Ohr nur noch schwer mit einem Hörgerät versorgbar ist. Nun steht zur Debatte, ob ich auf dem rechten Ohr ein CI bekommen soll und ich tue mich etwas schwer mit der Entscheidung :)
Vielleicht gibt es ja jemanden im Forum, dem ähnliches passiert ist oder der sich ein bisschen auskennt und mir einen Rat geben kann.
Danke im Voraus!:)
otoplastik
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#2

Beitrag von otoplastik »

Hallo,
herzlich willkommen.
Ich bin Mutter eines 16jährigen, der vor einem Jahr ein CI bekommen hat für sein taubes Ohr, das mit knapp 1,5 Jahren ertaubt ist. Auf der anderen Seite ist er schwerhörig und hört mit HG.
Darf ich ein paar Sachen fragen, um Deine Situation besser zu verstehen?
Bist Du vor dem 8. Lebensjahr normalhörend gewesen?
Ist das Gehör auf dem rechten Ohr seitdem gleich schlecht oder hat es sich im Laufe der Jahre noch verschlechtert?
Hast Du ein HG getragen auf dem Ohr?
Ist Dein linkes Ohr noch normalhörend?
Im Grunde ist Deine Entscheidung ja davon abhängig, wie sehr Dich die Taubheit rechts beeinträchtigt.
Von meinem Sohn kann ich sagen, dass er deutlich besser im Störgeräusch hören kann und sein Alltag dadurch weniger anstrengend geworden ist. Allerdings hat er auch kein guthörendes Ohr mehr, so wie ich das bei Dir aber vermute.
Prinzipiell ist es so, dass ein Ohr mit CI Zeit und Training braucht, um Hören zu lernen. Bei manchen geht es schneller, bei manchen dauert es länger. Schwieriger ist es, wenn das andere Ohr noch recht gut hört und damit das führende Ohr ist. Das ist bei meinem Sohn so, obwohl er dort eigentlich nicht gut hört. Dann muss das CI mgl. tgl. separat trainiert werden, hat man uns gesagt, in Situationen, in denen das andere Ohr nichts hört.
Außerdem wird Dir eventuell auch gesagt worden sein, dass Du mit dem CI vermutlich ie Sprache verstehen wirst, weil Du da schon relativ lange taub bist.
Bei meinem Sohn entwickelt es sich langsam, aber er hat schon ein wenig Sprachverständnis. Und das, obwohl er in letzter Zeit keine Lust mehr zum CI-Training hat und es meist sein lässt.
Man kann es wirklich vorher nicht sagen, wie gut man später mit einem CI hören wird. Aber die Verbesserung in lauten Umgebungen konnten wir schon ziemlich schnell beobachten, das ging auch schon ohne Sprachverständnis.

Das waren jetzt nur Ausführungen zum Thema CI.
Im Grunde ist aber auch möglich, dass Du eine Cros-Versorgung bekommst oder ein Knochenleitungshörgerät. Bei beiden Möglichkeiten wird der Schall von der rechten Seite auf die gut?hörende linke Seite übertragen.
Dabei wirst Du aber kein beidseitiges Hören haben, was man zum räumlichen Hören braucht. Das hast Du ja jetzt auch nicht.

Hast Du das schon probiert oder ist Dir das empfohlen worden?
Das war jetzt eine ganze Menge.
Wenn Du noch Fragen hast: stell sie !
Herzliche Grüße, Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
LeinschK
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#3

Beitrag von LeinschK »

Vielen Dank für Deine Antwort!
Ja, vor meinem 8. Lebensjahr war ich normalhörend und mein rechtes Ohr hat sich laut Hörtest meines Arztes nach einer Mittelohrentzündung im Sommer verschlechtert. Laut den Hörtests meiner Akustikerin ist alles gleich geblieben. Somit weiß ich nicht wirklich, ob und wie viel es sich verschlechtert hat, ich habe jedoch das Gefühl, dass es sich verschlechtert hat. Ich trage seit dem Hörsturz täglich ein HG und mein linkes Ohr ist komplett normalhörend. Eine Cros-Versorgung trage ich seit einer Woche und finde es gar nicht so schlecht, allerdings habe ich laut Hörtest dadurch, dass auch sämtliche Störgeräsuche übertragen werden, auf dem normalhörenden Ohr Einbußen von ca. 40%. Im Internet habe ich mir Hörsimulationen mit CI angehört, die mich etwas verunsichert haben. Stimmt es, dass man sich mit der Zeit an den Klang gewöhnt? Und wie hört sich Musik für deinen Sohn auf dem Ohr mit CI an? Liebe Grüße, LeinschK:)
otoplastik
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#4

Beitrag von otoplastik »

Hallo LeinschK,
also die Hörsimuliationen mit CI sind für manche tatsächlich ganz stimmig in der ersten Zeit.
Bei meinem Sohn war das anders, er hat zu Beginn ein Geräusch gehört, das eigentlich mehr ein Gefühl war, Alles war gleich, ein gnn oder so.
Das hat sich aber mit der Zeit (nach ein paar Tagen/Wochen) differenziert.
Wenn er jetzt etwas versteht mit dem CI, dann hört es sich für ihn so normal an, als würde er es mit der anderen Seite hören.
Es gibt aber auch den anderen Fall: Nach der Erstanpassung wird sofort Sprache verstanden. Die Bandbreite ist sehr groß.
Musikhören hat er auch viel trainiert, weil er selber Musik macht. Im Moment übt er nicht viel. Die Entwicklung ist aber schon da: einige Sachen hören sich für ihn komisch an, andere normal.
Für viele, besonders Spätimplantierte, ist Musik erstmal ein Graus. Mit viel Übung kann sich das aber sehr verändern.
Wenn Du noch ein normalhörendes Ohr hast, wird eher die Frage sein, ob das CI dann Dein Musikempfinden stört. Denn das eine Ohr hört ja gut. Mein Sohn war zu Beginn etwas gestört durch das CI, aber inzwischen bildet das Gehirn aus beiden Ohren einen für ihn normalen Klang beim Klavierspielen.
Im Grunde ist die elektrische Stimulation der Schnecke nicht natürlich und das Gehirn muss lernen, diese Reize zu verarbeiten und zu verstehen.
Aber das schafft es, zumindest meistens.
Da Du auf der anderen Seite normal hörst, ist tatsächlich die Frage, ob Dein CI-Ohr im Sprachverstehen ohne Störgeräusche jemals so gut werden kann wie das andere. Aber profitieren kann man schon viel früher davon.
Falls Du Dich irgendwann für ein CI entscheiden solltest, dann ist es von Vorteil, dass Dein rechtes Ohr immer stimuliert wurde mit dem HG.
Das hatten wir nicht, weil mein Sohn ja jahrelang schon ein Cros hatte.
Ein nicht-stimuliertes Ohr soll sich aber bei einer Implantation dann schwerer tun.
Vielleicht solltest Du auch noch ein Knochenleitungs-HG testen, damit ist das Hören angeblich natürlicher. Und Du musst kein Gerät auf dem gesunden Ohr tragen.
Aber es ist auch gut möglich, dass Du Dich an die Cros-Versorgung noch gewöhnst. Wie lange hast Du sie schon?
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
LeinschK
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#5

Beitrag von LeinschK »

Hallo Otoplastik,
vielen Dank für die Links!:) Ein BAHA habe ich schon getstet und damit leider keine guten Werte erzielt. Ich sehe gerade, dass Dein Sohn ein Naida CI Q70 hat, warum habt Ihr Euch für dieses Modell entschieden? Die Cros-Versorgung habe ich seit letztem Montag:)
fast-foot
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#6

Beitrag von fast-foot »

Es ist keine Frage, ob ein mit CI versorgtes Ohr so gut hören kann wie ein normal hörendes. Das ist derzeit unmöglich und äussert sich insbesondere beim Musikhören und beim Hören im Störschall.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
otoplastik
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#7

Beitrag von otoplastik »

Hallo,
schreibe Dir eine PN.
Grüße, Otoplastik
Otoplastik
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otoplastik
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#8

Beitrag von otoplastik »

Stimmt, sehr schlampig formuliert,
ich werde den Beitrag editieren.
otopalstik
Otoplastik
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SSD Alex
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#9

Beitrag von SSD Alex »

Hallo,

bin selbst mit 27 letztes Jahr einseitig durch einen Virus ertaubt (inkl Tinnitus, Gleichgewichtsorganverlust, Hyperakusis, etc).

In der letzten Woche habe ich im Implant Centrum Freiburg ein CI direkt nach meiner Voruntersuchung überraschend erhalten (war fast schon nach 11 Monaten zu spät, Verknöcherung der Cochlea!).

Ich freue mich sehr über diesen geglückten Eingriff und habe während meiner Krankenhauszeit einen Blog zum Thema einseitige Taubheit und CI gestartet.
Ich kenne das schwierige Abwägen im Vorfeld und möchte helfen, eine Entscheidungshilfe für SSDler zu bieten. Ich schreibe den Blog so, wie ich es mir im Vorfeld gewünscht hätte als Erfahrungsbericht zu lesen (bei einseitiger Taubheit gibt es noch recht wenig).

Ich habe mich persönlich bewusst für das CI entschieden (nach 7 Wochen psychosomatische Reha, halbes Jahr Cros-Geräte und BAHA Test).

Hier kannst du Details lesen:
https://einseitigetaubheit.wordpress.com/
https://www.facebook.com/EinseitigeTaubheit

Ich freue mich auf deinen Besuch und hoffe, dass es dir weiterhilft!

Liebe Grüße!
LeinschK
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#10

Beitrag von LeinschK »

Hallo Alex,

vielen Dank für die Antwort, deinen Blog werde ich mir mal durchlesen!:)
dracarys
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mai 2014, 13:44
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Re: Versorgung mit CI bei einseitiger Taubheit?

#11

Beitrag von dracarys »

Huhu :)
Ich (17, seit Geburt auf dem rechten Ohr taub, links normalhörend) hab auch lange über ein CI nachgedacht, mir wäre der Aufwand aber den Nutzen einfach nicht wert, schätze ich. Dass mein linkes Ohr nie gehört hat, macht das ganze natürlich nicht wirklich besser, was die Erfolgsaussichten angeht. Ich bin aber sehr gespannt wie es bei dir weitergeht und wie du dich dann entscheidest, ob CI oder nicht CI, und wie es mit CI für dich weitergehen würde und drücke auf jeden Fall mal die Daumen. LG Anna
Seit ich mich erinnern kann rechts komplett taub, links normales Gehör.
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