Windows Audio-Ausgang mit Hörgeräteeinstellungen - gibts da was?

Antworten
PierreDole
Beiträge: 5
Registriert: 4. Apr 2015, 19:36
10

Windows Audio-Ausgang mit Hörgeräteeinstellungen - gibts da was?

#1

Beitrag von PierreDole »

Moin in die Runde.

Zuerst vielleicht paar Worte zu meiner Person. Ich bin 35 Jahre alt und beidseitig hochgradig schwerhörig. Leider habe ich erst mit 26 Jahren angefangen Hörgeräte zu tragen und habe dadurch doch viel an Sprachverständnis eingebüßt.

Vor diesem Hintergrund bin ich auf der Suche nach einer Software/Audiotreiber/Tool/Sonstwas, das mir ermöglicht den Windowssound nach meinen Hörgeräteeinstellungen zu konfigurieren. Vor allem ist mir wichtig, dass die lauten Spitzen bei dynamischen Klängen (z.B. Musik) herausgefiltert werden. Ich habe einen ziemlich üblen Tinnitus und jedes Mal wenn ich Musik höre, wird er lauter. Nun war die Idee, dass wenn ich den Windowssound wie meine Hörgeräte einstellte, müsste ich nicht alles so laut machen um Sprache zu verstehen auf der einen Seite, und auf der anderen könnte ich vielleicht wieder bedenkenlos Musik hören.

Das einzige, was ich bisher gefunden habe, ist eine Software Namens 'Hear'. Das ist nicht nur ein Equalizer, sondern hat noch viele zusätzliche Funktionen. Aber so ganz glücklich bin ich damit nicht. Zumal es einen separaten Audioausgang erzeugt, anstatt den Standardausgang zu "manipulieren".

Die Eierlegende Wollmilchsau wäre natürlich eine Software, wie sie Akustiker haben, nur halt nicht für Hörgeräteprogrammierung sondern für den Windowssound.

Hat jemand damit Erfahrung gemacht oder vielleicht schon intensiv danach gesucht und weiß ob es so was in der Art überhaupt gibt?
Zuletzt geändert von PierreDole am 6. Apr 2015, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.
JND
Beiträge: 289
Registriert: 1. Jun 2010, 19:38
15

Re: Windows Audio-Ausgang mit Hörgeräteeinstellungen - gibts da was?

#2

Beitrag von JND »

Hallo PierreDole,

ich glaube mit der Hear-Software hast du schon die richtige Software gefunden.
Enthält Limiter, Multiband-Dynamikkompressor und noch so nen paar Sachen mehr.
(Und ich glaube du suchst eher nach einem Multiband-Dynamikkompressor als nach einem Equalizer. Ein Equalizer würde alle Laustärken jedes Frequenzbandes gemäß Einstellung verändern, ein Multiband-Dynamikkompressor nur die lauten/leisen Passagen, die dich stören/auf die dein Tinnitus reagiert).

Andere Vorschläge:
- Wenn du deine Musik/Filme über einen bestimmte Software laufen lässt, google mal nach Multibandkompressoren-Plugins für diese Software. Besonders wenn dein Musikplayer VST-Plugins unterstützt, sind die Chancen sehr gut.
- Studio-Musikbearbeitungssoftware wie ProTools, Audacity usw. verwenden, um den Windowssound als eingang zu haben und entsprechend verarbeiten zu können, sowie wieder ausgeben zu können. Ähnlich wie Hear, aber sicherlich mit noch mehr Einstellungsmöglichkeiten (bei entsprechender Software).
Nachteil beider Lösungen: Nur für bestimmte Software (Musikplayerlösung), bzw. erfordert umständlich vorverarbeitung (Musikbearbeitungssoftware).
Andere (teuere) Lösung:
- kauf dir eine externe Soundkarte und einen Mutliband-Dynamikkompressor
Hier kannst du jeden Sound, der aus deiner Soundkarte herauskommt verändern. Je nach Soundkarte gibt es auch als Software einen Multiband-Dynamikkompressor.

Vllt. einfachste Lösung:
- Geh zum Akustiker und lass dir ein spezielles Musikprogramm einstellen, so dass du die Musik angenehm hören kannst ohne den Tinnitus zu reizen. Vorteil wäre, dass du das auch bei Live-Musik einsetzen könntest;)

Hoffe das hilft etwas weiter,
JND
PierreDole
Beiträge: 5
Registriert: 4. Apr 2015, 19:36
10

Re: Windows Audio-Ausgang mit Hörgeräteeinstellungen - gibts da was?

#3

Beitrag von PierreDole »

Danke für deine Vorschläge. In der Tat, die Hardware-Seite habe ich gar nicht auf dem Plan gehabt. Da könnte man wirklich etwas finden. Vielleicht sogar eine Art Mischpult, statt einen Equalizer. Ich will nicht wissen, wie teuer so was wäre. Aber erstmal Ideen sammeln, dann gucke ich, was geht und was nicht.

Vielleicht hätte ich in meinem Betrag noch dazu erwähnen sollen, dass ich nur die Kopfhörer als Möglichkeit habe Sound über dem PC zu hören. Zum einen habe ich keine Boxen und zum anderen habe ich hier Gipswände. Meine Nachbarn würden mich lynchen, wenn ich irgendetwas in meiner Lautstärke über offene Boxen hören würde.

Hear hat leider den Nachteil, dass es nicht direkt den Audioausgang beeinflusst, sondern einen eigenen bereitstellt. Da ich viel am Rechner mache, habe ich schnell festgestellt, dass nicht alle Programme und Spiele diesen Audioausgang finden. Von daher kann ich es nicht universell für alles benutzen, was ich möchte.

Und da wären wir schon beim nächsten Punkt: Musik. Wie beschrieben, wirkt sich Musik negativ auf meinen Tinnitus aus. Irgendwann habe ich überhaupt keine Musik mehr gehört, bis... ja, bis ich die negative Auswirkung komplett vergessen habe. Ich habe dann angefangen E-Gitarre zu lernen (Rocksmith 2014) und bemerkte erst später, dass mein Tinnitus, nachdem er lauter wurde, nicht mehr leiser wurde.
Leider bietet Rocksmith weder eine Möglichkeit Plugins zu installieren noch erkennt es den Audioausgang von Hear. Das Gitarrespielen bringt aber so viel Spaß, dass ich nicht mehr damit aufhören kann.

Bleibt also nur noch die Hardware-Option über, in Kombination mit einer gescheiten Software. Ich werde mich über den Mutliband-Dynamikkompressor und Soundkarten schlau machen. Ich habe da leider keine Ahnung von. Habe aufgrund meiner Schwerhörigkeit nie auf Soundhardware Wert gelegt.
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
16

Re: Windows Audio-Ausgang mit Hörgeräteeinstellungen - gibts da was?

#4

Beitrag von fast-foot »

Hallo PierreDole,

um die "grundlegenden Funktionen"* eines Hörgeräts zu realisieren, brauchst Du grundsätzlich drei Effekte:

Equalizer, Kompressor und Limiter.

*) Störgeräuschunterdrückung, Rückkoppelungsmanagement, den Einsatz von Richtmikrofonen etc. zähle ich nicht dazu

Mittels Equalizer wird die frequenzabhängige Verstärkung eingestellt. Der zweite Effekt komprimiert das Signal oberhalb eines Kniepunktes (im Idealfalle für alle Frequenzen, welche durch den Equalizer verändert werden), und der Limiter begrenzt (optimalerweise ebenfalls bei allen bearbeiteten Frequenzen).

Für Deinen Verwendungszweck kann man sich den Limiter vermutlich sparen, da die Signale eh bereits begrenzt sein dürften.

Eine professionelle Audiobearbeitungssoftware könnte vielleicht Deine Anforderungen zumindest teilweise erfüllen (bspw. könnten die Einstellmöglichkeiten bezüglich Equalizing begrenzt sein etc.).

Unter Verwendung von Microsoft-Betriebssystemen (Windows-Versionen) sind ASIO-Treiber oder etwas Vergleichbares zu verwenden.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Antworten