Hallo maxi996,
maxi996 hat geschrieben:1) Wie sicher sind die festgestellten Höreinschränkungen? Können sich die Ergebnisse auch verbessern oder schlimmstenfalls verschlechtern?
Aus verschiedensten Gründen müssen die ermittelten Hörschwellen nicht sehr genau sein.
Bspw. sind in diesem Alter die Hirnstammpotentiale, welche auf Grund von Hörreizen ausgelöst werden, noch eher schwach ausgeprägt, was Fehlinterpretationen zur Folge haben kann.
Ausserdem reifen die Hörbahnen erst, was alleine "etwa 25 dB ausmacht".
Darüber hinaus kann durch das Tragen von Hörgeräten die Entwicklung der retrocochleären Hörbahnen entscheidend angestossen werden, was wiederum einen Schub in Bezug auf Verbesserung der Hörschwellen bewirken kann.
Die Werte können sich auch verschlechtern (real oder auch, weil die Tests "falsche Resultate geliefert haben").
maxi996 hat geschrieben:2) Unser betreuender Arzt im KH findet eine Hörgeräteversorgung bis zum Alter von drei Monaten als sehr früh und meinte, wir bräuchten da keinen Stress zu machen. Welches Alter ist denn üblich für eine Hörgeräteversorgung?
Was üblich ist, weiss ich nicht. Die DGPP empfiehlt bei diesen Messergebnissen, dass die Hörgeräteversorgung im Alter von sechs Monaten abgeschlossen sein soll (wenn ich mich richtig erinnere).
3) Bei uns in der Stadt gibt es gar keinen ausgewiesenen Pädakustiker. Ist es sinnvoll, hier einen weiteren Weg in Kauf zu nehmen? Problem ist, dass unser Sohn sicherlich noch einige Zeit im KH sein wird und ich weiß gar nicht, ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, jemanden von weiter weg für eine Hörgeräteversorgung anreisen zu lassen...
Jedenfalls halte ich es für wichtig, dass ein erfahrener Pädakustiker die (Auswahl und) Einstellung der Hörgeräte vornimmt.
maxi996 hat geschrieben:4) Und die Frage, die uns am meisten beschäftigt: Hat ein Kind mit einer so gravierenden Höreinschränkung überhaupt die Chance, in die Lautsprache zu kommen?
Die Chancen sind auf jeden Fall intakt, insbesondere, wenn man die in meiner Antwort auf Deine erste Frage wieder gegebenen Sachverhalte berücksichtigt.
maxi996 hat geschrieben:Irgendwann im nächsten Jahr soll dann die BERA noch mal wiederholt werden um zu schauen, wie die Ergebnisse dann sind und eventuell auch eine Cochlea-Implantat Versorgung zu diskutieren.
Laut Konsenspapier der DGPP müssen als Voraussetzung für eine Hörgeräteversorgung in diesem Alter die Diagnose und die Höhe der Hörschwellen gut abgesichert sein. Um dies möglichst zu gewährleisten, gehören nebst Durchführung einer BERA (verschiedene Formen) auch die einer Reihe weiterer Tests (Tympanometrie, TEOAEs/DPOAEs, Reaktionsaudiometrie etc.).
maxi996 hat geschrieben:Ihr habt von verschiedenen Hörfrequenzen gesprochen. Wie wird denn so etwas getestet?
Beispielsweise mittels Notched-Noise-BERA. Als Reizsignale kommen auch sich im Zeitverlauf ändernde Signale in Betracht, so dass mit einem einzigen Signal mehrere Frequenzen getestet werden können (man muss bei der Auswertung beachten, nach welcher Zeitspanne sich das Signal wie ändert und den (zeitlichen) Verlauf der Hirnstammpotentiale auf die entsprechenden Zeitpunkte beziehen.
Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme