Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

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Sonne40
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Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#1

Beitrag von Sonne40 »

Hallo,

ich habe ja schon mal geschrieben. Die Lehrerin vermutet AVWS bei meinem Sohn. Aber der Termin ist erst im März 2017.

Ich habe mich jetzt mal näher mit dem Thema beschäftigt und tu mir schwer mit den "Symptomen".

Mein Sohn ist jetzt in der ersten Klasse. Er liest schon recht gut und hat keine großen Probleme mit den Buchstaben, nur das T ist etwas schwierig, aber auch das löst sich durchs Üben gerade. Er schreibt auch gut und kann selbst Laute heraus hören, wenn er selbst etwas schreiben muss. Auch Silben kann er zuordnen.

Er hat halt öfters Probleme mit dem Hören, versteht manches falsch (aber meist lag oder liegt dann eine Schwerhörigkeit vor aufgrund von Infekten).

Kann es sein, dass er nur eine leichte Form von AVWS hat? Hat jemand da Erfahrungswerte mit dem eigenem Kind?

Liebe Grüße

Sonne
annib
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#2

Beitrag von annib »

Es gibt im Internet ganz informative Seiten. Über die habe ich mich (als Lehrerin) auch informiert, weil vermehrt Schüler mit AVWS auftauchen und ich bisher noch nie davon gehört habe. Dort gibt es zumindest ganz gute Tipps auch für den Umgang damit in der Schule.
Aber darf ich fragen, a) warum die Lehrerin das vermutet und b) warum der Termin so spät ist?
nach Hörsturz/Hörstürzen auf einem Ohr an Taubheit grenzend, jetzt mit CI
Sonne40
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#3

Beitrag von Sonne40 »

Hallo,

die Lehrerin vermutet dies, weil er vergaß zu Anfang ganz oft Teile seiner Hausaufgaben mit nach Hause zu nehmen. Er hörte auch tatsächlich schlecht, von August bis jetzt ständige Probleme mit den Ohren, v.a. rechts. Er verstand Aufforderungen nicht.

Ich bin froh, dass die Lehrerin das Thema ansprach und mich darauf aufmerksam machte. Er sitzt seither auch vorne.

Liebe Grüße

Sonne
fast-foot
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#4

Beitrag von fast-foot »

Hallo Sonne40,

ich möchte nur ein paar allgemeine Hinweise geben.

Wenn der Hörtest (Reintonaudiometrie) unauffällig ist, kann AVWS nicht diagnostiziert werden. In diesem Falle erübrigt sich eine Abklärung (also vielleicht vorher eine Reintonaudiometrie durchführen lassen, wobei kein Infekt vorliegen sollte (oder dann noch mindestens eine Knochenleitungsmessung durchführen).

Wenn öfter Hörbeeinträchtigungen durch Infekte vorliegen/vorgelegen haben, kann dies die Entstehung von AVWS begünstigen/begünstigt haben.

Es ist auch möglich, dass Dein Sohn vermehjrt Ressourcen aufwenden muss, um eine Hörbeeinträchtigung zu kompensieren, selbst dann, wenn er keine Probleme mit dem Hören zu haben scheint.
Sonne40 hat geschrieben:Ich habe mich jetzt mal näher mit dem Thema beschäftigt und tu mir schwer mit den "Symptomen".
Was heisst das genau? Meinst Du, dass Du die Diagnosekriterien nicht alle vollumfänglich verstehst?

Gruss fast-foot
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Sonne40
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#5

Beitrag von Sonne40 »

Hallo fast-Food,

ich verstehe das jetzt nicht so ganz. Ich habe diese Reintonaudiometrie geoogelt. Das ist wohl die Messung der Hörschwelle. Warum kann AVWs nicht diagnostiziert werden? AVWS hat doch etwas mit der Verarbeitung im Gehirn zu tun .....also wenn das Ohr organisch gesund ist.

Mit Symptomen meinte ich die Diagnosekriterien....die ich vollkommen verstehe, aber zum großen Teil nicht bei meinem Sohn feststelle. Daher die Überlegung, dass er nur eine leichte Form haben könnte...

Liebe Grüße

Sonne40
fast-foot
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#6

Beitrag von fast-foot »

Mit AVWS wird so in etwa eine Beeinträchtigung "der Leistungsfähigkeit der Hörbahnen nach dem Innenohr" bezeichnet.

Ist aber bspw. das Mittel-/und oder das Innenohr beeinträchtigt (was sich in einer auffälligen Reintonaudiometrie äussern kann), so findet die Beeinträchtigung (auch) auf Grund eines Schadens in den nicht retrocochläeren Hörbahnen (Aussenohr, Gehörgang, Mittelohr, Innenohr statt.
Die Auswirkungen, insbesondere, wenn (auch) das Innenohr betroffen ist, können nicht klar einer Bestimmten Form einer Hörstörung zugeordnet werden. Einfach gesagt sind die Auswirkungen bei AVWS ähnlich wie oftmals bei einem innenohrbedingten Hörverlust (bspw. Probleme bei Verstehen im Störschall, Richtungshören, in der Lautdisriminierung und -Erkennung etc.).
Ist das periphere Gehör unauffällig, so muss die Störung im nicht-peripheren Gehör (den retrocochleären Hörbahnen) liegen. Deshalb kann die Diagnose in diesem Falle bei auffälligen Kriterien gestellt werden - da das periphere Gehör nicht beeinträchtigt ist.
Ist letzteres hingegen beeinträchtigt, so kann nur schwer fest gestellt werden, ob noch zusätzlich ein Problem bei den retrocochleären Hörbahnen vorliegt, da die Auswirkungen mehr oder weniger die selben sein können (selbt eine Verringerung der auditiven Merkspanne bspw. kann damit erklärt werden, dass durch eine Schädigung des peripheren Gehörs in vermehrtem Ausmasse Kapazitäten im Hirn erfprderlich sind, um die Beeinträchtigung zu kompensieren, wodurch dann eine Einbusse in einem anderen Bereich eintstehen kann (was sich in einer Herabsetzung der auditiven Merkspanne äussern kann).

Einfach gesagt können beide Formen der Hörstörung (peripheres Gehör beeinträchtigt bzw. AVWS) die selben Auswirkungen zur Folge haben. Und aus diesem Grunde kann man eine AVWS nur dann diagnostizieren, wenn das periphere Gehör unauffällig ist (dann muss das Problem "nach dem Innenohr" vorhanden sein).

Je nachdem können Ausnahmen die Regel bestätigen.

Gruss fast-foot
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fast-foot
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#7

Beitrag von fast-foot »

Nachtrag:

Es ist natürlich etwas komplizierter, als ich geschrieben habe.

So sollte man mittlerweile davon ausgehen, dass auch Schäden am peripheren Gerhör vorhanden sein können, wenn die Reintonaudiometrie unauffällig ist.
Andererseits spricht man nicht mehr von "Innenohrschwerhörigkeit" bzw. meint mit diesem Ausdruck mittlerweile eine Schwerhörigkeit, welche auch einen "retrocochleär bedingten Anteil" (könnte man als "AVWS-Komponente" bezeichnen) enthalten kann (I).

Aus rein diagnostischer Sicht erachte ich es jedoch nach wie vor als (einigermassen) sinnvoll, als Bedingung für den Nachweis einer AVWS eine nachweisbare periphere Schwerhörigkeit auszuschliessen, es sei denn, man könne auf Grund von anderen Kriterien (bspw. bildgebene Verfahren etc.) auf eine AVWS schliessen.
Das heisst aber nicht, dass bei auffälliger Reintonaudiometrie das Vorhandensein einer AVWS ausgeschlossen werden kann* - nur ist deren Diagnose nicht (bzw. nur anderweitig) möglich.

*) das folgt sogar aus (I) bzw. aus den Gründen (für (I))

Gruss fast-foot
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Coffee
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#8

Beitrag von Coffee »

Hallo Sonne,

ums kurz zu sagen: fast-foot hatte sich in der ersten Antwort vertippt, es muss natürlich heißen, dass es bei einer auffälligen Reintonaudiometrie nicht möglich ist, eine AVWS zu diagnostizieren.

wenn die Reintonaudiometrie auffällig ist, ist es nichtmehr möglich AVWS zu diagnostizieren, das wurde in den Diagnosekriterien so festgelegt. In dem Fall werden einfach alle Verständnisprobleme auf die vorhandene Schwerhörigkeit geschoben, auch wenn eine leichte, durch Hörgeräte möglichst gut kompensierte Schwerhörigkeit beispielsweise keine weiterhin vorhandenen starken Verständnisprobleme erklärt.
Find ich persönlich blöd, aber liegt wohl 'wie von fast-foot schon gesagt' unter anderem daran,
dass es heute technisch ?noch? nicht möglich ist, die beiden Störungen per Untersuchung voneinander zu unterscheidem, momentan definiert man auffälliger Hörtest=Schwerhörig, unauffällig aber trotzdem Probleme (die sich in versch Tests bestätigen lassen zB Merkspanne)=AVWS.

Wenn du sagst, dass zu dem Zeitpunkt, an dem die Lehrerin sich beschwert hat, ständig die Ohren zu waren und du die AVWS Kriterien eigentlich nicht bestätigen kannst, würde ich vermuten dass es eher an den verstopfen Ohren lag, sicher sagen kann dir das natürlich nur der Arzt, daher würd ich die Diagnostik einfach mal durchführen lassen:
1) hast du dann Gewissheit
2) hast du den Lehrern was vorzuweisen (giltst nicht als unkooperativ und wenn andere Lehrer nochmal was dazu sagen hast du gleich was vorzuzeigen)
3) kann durch ständig verstopfte Ohren tatsächlich AVWS entstehen (wird zumindest vermutet, da man durch die verstopfen Ohren nur relativ "ungenau" hört und die Hörbahnen dadurch nicht ausreichend differenziert reifen können (oder irgendwie so)
4) kann man AVWS nur bis zu nem gewissen Alter ordentlich diagnostizieren lassen, danach haben die meisten Kinder (a) ausreichend Kompensationsmechanismen entwickelt um die Probleme einigermaßen zu kompensieren (und evtl. die Tests auszutricksen) und (b) gibts für ältere Kinder oder Erwachsene keine Vergleichswerte, wie gesunde in dem Alter in den Tests abschneiden würden.
Man könnte die Tests zwar weiterhin durchführen, aber hätte keine Referenzwerte und könnte die Tests nichtmehr wirklich auswerten.
=> daher mein Fazit: lasst die Diagnostik durchführen, dann habt ihr Gewissheit, aber größere Sorgen würd ich mir darum nicht machen, du sagst ja selber, dass du es eher auf damals verstopfte Ohren zurückführst.

Ach ja, es gibt selbstverständlich sehr leichte und auch sehr starke Fälle von AVWS.

Liebe Grüße
Coffee
fast-foot
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#9

Beitrag von fast-foot »

In meinem ersten Beitrag sollte es in der Tat "auffällig" heissen, danke Coffee (und Entschuldigung, falls hierdurch grosse Missverständnisse hervorgerufen wurden!)!

Die Idee, zuerst eine Reintonaudiometrie (allenfalls mit Knochenleitung und noch eine Tympanometrie) rührt daher, dass insbesondere für ersteres vermutlich viel eher ein Termin gefunden werden kann. Bei auffälliger Reintonaudiometrie erübrigt sich dann die Abklärung auf AVWS (andererseits muss man mindestens zwei Termine wahr nehmen, wenn die Ergebnisse der Reintonaudiometrie auffällig sind).

Gruss fast-foot
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fast-foot
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#10

Beitrag von fast-foot »

Nachtrag 2:

Neuere Ergebnisse in der Erforschung der Auswirkungen von Lärm zeigen, dass sich eine lärmbedingte Schädidung nicht nur auf das Innenohr beschränkt, sondern auch die retrocochleären Hörbahnen und sogar das Sprachzentrum betreffen kann. In einem noch weniger weit fortgeschrittenen Stadium (einer chronischen Lärmschwerhörigkeit) kann das Reintonaudiogramm unauffällig sein. Theoretisch liegt dann jedoch bereits AVWS vor. Falls sie so stark ausgeprägt ist, dass sie sich nachweisen lässt, heisst dies dann, dass sie "aus diagnostischer Sicht nicht mehr existiert", sobald die Schäden so weit fortgeschritten sind, dass sie sich auch in einer auffälligen Reintonaudiometrie manifestieren.

Natürlich "spielt auch in der weit verbreiteten Presbyakusis (Altersschwerhörigkeit) AVWS eine Rolle", nur könnte sie auch in diesen Fällen nur schon wegen der auffälligen Ergebnisse in der Reintonaudiometrie nicht diagnostiziert werden).

Gruss fast-foot
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Re: Leichte Form von AVWS...wer kennt sich aus?

#11

Beitrag von Sonne40 »

Hallo :-)

Vielen Dank für Eure Antworten und eure Hilfen. Das ist alles noch sehr neu für mich. Ich muss mich jetzt erstmal mit allem vertraut machen. :-)

Liebe Grüße

Sonne40
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