Neu hier und viele Fragen......

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
Steffi Sch.
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Neu hier und viele Fragen......

#1

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und mich beschäftigen viele Fragen.

Zunächst zu mir: Ich bin 52 Jahr alt und habe sein langer Zeit Schwierigkeiten mit dem Hören. Diese jedoch mehr oder weniger erfolgreich verdrängt. Da seit 3 Jahren ein Tinitus hinzugekommen ist, vermutlich durch eine schlimme Mittelohrentzündung (?), ist es inzwischen so schlimm, dass ich mich dann nach einem Jahr doch wieder zum Ohrenarzt getraut habe. In 3 Wochen werde ich eine Hörgeräteverordnung bekommen.
Einen Test bei einem Akkustiker habe ich schon gemacht. Natürlich hat der ein erschreckend schlechtes Ergebnis gebracht.

Abfinden kann ich mich mit dem, was mir bevorsteht, nicht. Ich fühle mich alt und unattraktiv. Wobei mir auf der anderen Seite schon klar ist, dass es so nicht mehr weitergeht und es ja auch nicht besser wird.Ich gebe blöde Antworten, weil ich falsch verstanden habe. Bei lauter Umgebung ist es besonders schlimm. Auch beim Autofahren. Oder ich reagiere gar nicht. Erschrecke mich, wenn plötzlich jemand neben oder hiner mir steht, denn ich habe ihn ja nicht kommen gehört. Fernsehen ist ganz schlimm, besonders bei ausländischen Filmen, wo ich mir nicht mit Lippenlesen einen Reim machen kann. Nur einige der Probleme....

Trotzden gehen mir viel Fragen im Kopf rum. Ich möchte unbedingt unsichtbare Geräte. Doch wie komme ich damit klar? Ich muss beruflich viel telefoniern, funktioniert das? Wie mache ich das beim Sport, ich laufe viel? Ist es wie mit einer Brille, irgendwann hört man ohne Geräte gar nichts mehr? Wie ist es im Kino, der Disco? Beim Fliegen?

Das alles beschäftigt mich sehr....

Wenn mir da jemand ein bisschen Mut machen könnte, dass alles halb so schlimm ist, wäre ich vielleicht ein bisschen beruhigter......

Vielen Dank!
Steffi Sch. :help:
Tuchel48.1.1
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#2

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Steffi, ich verstehe deine Ängste, aber so schlimm ist es wieder nicht. Sobald du neue Hörgeräte hast und sie regelmäßig trägst, wird einiges besser. Klar: einwandfrei wirst du nie mehr hören, auch mit noch so steuren Geräten, aber das Leben wird für dich wieder lebenswerter.
Ob unsichtbare Geräte für dich in Frage kommen, weiß ich natürlich nicht, aber selbst HDO-Geräte sind heute regelrecht winzig. Falls du lange Haare hast, sieht man die Geräte gar nicht. Es gibt Leute, die sagen: Schlechtes Hören fällt mehr auf als Hörgeräte! Recht haben sie!
Diae Befürchtung, irgendwann hört man ohne Geräte gar nichts mehr, ist Quatsch! Man hört ohne Geräte schlechter, aber man ist nicht taub! baer wenn du gelernt hast, die Hörgeräte regelmäßig zu tragen, willst du gar nicht mehr ohne sein, vorausgsetzt, du hast die richtigen!

Da ziemlich viele Hörgeräte mit T-Spule ausgestattet sind, kann man im Kino, im Theater usw. induktiv hören und prima verstehen. Über das Fliegen kann ich nicht viel sagen, ich bin bisher nur 1 mal geflogen, aber das ging auch.

Mein Vorschlag, probiere es aus, habe ein wenig Geduld und du wirst sehen, es ist alles halb so schlimm! Sollte das erste Gerät nicht deinen Wünschen entsprechen, geh wieder zum Akustiker und schildere dein Problem. In vielen Fällen läßt sich das Problem schnell lösen.
Kopf Hoch und viel Glück!
Gruß Hilde
Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#3

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo Hilde,

vielen Dank für die aufmunternden Worte.

Vielleicht bin ich zu ungeduldig und mache mir zu viele Gedanken. Wäre einfach froh, wenn ich damit schon ein Stück weit weg wäre.
Das Nachlesen auf Google usw. macht es ja auch nicht einfacher. Wenn ich lese, welche Erfahrungen manche Leute gemacht haben, dann wird mir ganz schwindelig. Wenn man so neu ist, weiß man ja auch nicht, ob man wirklich gut beraten ist, oder es noch eine bessere, andere Lösung gegeben hätte....
Steffi Sch. :help:
Tuchel48.1.1
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#4

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, steffi, hier im Forum gibt es selten Scharlatane, die nur ans liebe Geld wollen, sondern Leidensgenossen, die ähnliches erlebt haben und mit ihren eigenen Erlebnissen anderen ein wenig helfen wollen und können.
Was du auch machen könntest, wäre, dich einer Selbsthilfegruppe anschließen, damit der Kontakt nicht ganz abreißt und Selbsthilfe lernen, z. B. LBG lernen, Fingeralphabeth, Lippen absehen und den Unwissenden erklären, was du brauchst, daß du die Leute sicher besser verstehst, wenn du die Leute direkt beim Sprechen beobachten kannst.

viel Glück!
Kruemelmonster
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#5

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo Steffi,

auch von mir ein nettes Willkommen.

Vor einem Dreivierteljahr ging es mir ähnlich wie Dir, jetzt bin ich mitten im „Prozess“, so dass noch nicht für alles abschließende Lösungen gefunden habe. Aber erste Erfahrungen kann ich berichten und hoffe, es ermutigt Dich, auch wenn ich nicht garantieren kann, dass alles so gut wird wie früher. Aber hab Mut, es wird weniger schlimm als befürchtet, vor allem weil Du es nun angehst.

Ähnlich wie bei Dir hat sich meine Schwerhörigkeit schleichend über die Jahre entwickelt und ließ sich irgendwann nicht mehr ignorieren. Ich bin jetzt Mitte 40, berufstätig mit viel Kommunikation und auch privat recht aktiv (z.B. Ausgehen, Sport, Kulturelles etc.).

So war ich erstmal auch niedergeschmettert, als ich mir die Probleme eingestanden und meine Hörkurve schwarz auf weiß gesehen habe.

Die Hörgeräteversorgung finde ich nicht einfach, und es hängt wohl von vielen Faktoren ab, wie gut und wunschgemäß diese gelingt. Möglicherweise musst Du ein paar Akustiker und Hörgeräte durchprobieren, vielleicht klappt es schneller. Besser als vorher wird es jedenfalls werden!

Bei der Arbeit und privat musste ich gezwungenermaßen – trotz Hörgeräten - klar machen, was bei mir geht und was nicht (mehr), und welche Unterstützung ich von anderen brauche. Das hat mich anfangs Überwindung gekostet, aber die Reaktionen waren fast immer positiv und sehr ermutigend.

Bei der Optik der Hörgeräte denke ich inzwischen, dass es besser ist, wenn das Umfeld gleich Bescheid weiß. Gepflegtes Aussehen ist mir trotzdem wichtig, so dass ich schon überlegt habe, ob ich auffallende und dekorative Geräte nehme (z.B. bietet ein Hersteller welche mit Swarovski-Stein an). Rentner-Beige kommt jedenfalls nicht in Frage :-)

Was beim Sport mit Hörgeräte zu beachten ist, und was das HG mitmacht, ist wohl unterschiedlich je nach Gerät und Sportart, aber das wissen die Akustiker. Für manche Anforderungen (z.B. Wind beim Radfahren) kann man sie sogar einstellen. Ähnliches gilt für Disko, Kino und Fliegen.

Hier im Forum tauschen sich alle über ihre Erfahrungen und Lösungen für konkrete Probleme aus. Die meisten sind keine „ausgebildeten“ Experten. Aber da es bei Schwerhörigkeit für viele Fragen kaum Patentrezepte gibt, auch nicht vom HNO-Arzt oder Akustiker, finde ich die Tipps sehr hilfreich. Gerade wenn man selbst ratlos ist, lohnt es sich, welche auszuprobieren.

Daneben fand ich zwei Blogs sehr hilfreich und entlastend, in denen es nicht nur Tipps gibt, sondern die auch humorvoll viele Schwierigkeiten beschreiben, aus denen sich manche skurrile Situationen ergeben. Es war wirklich befreiend, zu lesen, dass es anderen ähnlich geht wie mir, und darüber lachen zu können.

https://notquitelikebeethoven.wordpress.com

https://thecookiebitechronicles.wordpre ... l-started/

Alles in allem hat sich meine Situation und meine Stimmung deutlich verbessert, seit ich die Probleme direkt angehe, auch wenn es meistens nicht die ideale Lösung von der Art des perfekt wiederhergestellten Gehörs gibt.

Ich wünsche Dir viel Mut, Ausdauer und Inspirationen!

Liebe Grüße,
Krümelmonster
Krümelmonster
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Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#6

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo Kruemelmonster,

vielen Dank für deine tolle Antwort.

Wahrscheinlich wird es wirklich einfacher, wenn es losgeht. Dieses lange drüber nachdenken macht mich mürbe.

Heute hat netterweise der Akustiker angerufen, bei dem ich schon einen Test gemacht hatte, und gefragt, ob ich inzwischen beim Ohrenarzt war. Klar, der will was verkaufen, aber es ist trotzdem ein gutes Gefühl, es kümmert sich jemand. Ohrenarzttermin für den Test für das Rezept ist erst am 7. April, am Montag danach kann ich gleich zum Akustiker gehen.

Dass kein gutes Ergebnis mehr dabei raus kommt, ist mir klar. Das hatte ich ja beim letzten Mal schon gesehen und war schockiert, das ich so schlecht höre. Ich hab noch keine Ahnung, was diese Kurven aussagen, aber in einem Bereich waren die Kreuze schon im Feld "An Taubheit grenzend". Wie furchtbar......

Du schreibst, du musstest dir klarmachen, was nicht mehr geht. Was ist das denn genau? Das ich nie mehr wie ein gesunder Mensch hören werde, ist mir klar. Aber ehrlich gesagt, ich hab gar keine Ahnung, was eigentlich normal war.

Die Blogs schaue ich mir mal an. Schön, dass man es auch mit Humor nehmen kann. Davon bin ich aber wohl noch ein Stück weit weg.

Trotz allem bin ich gespannt, wie es sein wird, mit Hörgeräten zu hören. Ich erhoffe mir auch, dass es alles seinen Gang nimmt, wenn es erstmal soweit ist. Die Sache ist ja lange genug überlegt worden......

Viel Grüße
Steffi
Steffi Sch. :help:
Henny
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#7

Beitrag von Henny »

Hallo Steffi,
Du sprichst mir aus der Seele, die gleichen Gedanken habe ich mir auch gemacht...und ich glaube, je mehr man sich vorher verrückt macht, desto schlimmer wird es... einfach machen - wenn das so einfach wäre!
Zuletzt geändert von Henny am 16. Mär 2017, 14:55, insgesamt 2-mal geändert.
Kruemelmonster
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#8

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo Steffi,

ich kann Dich gut verstehen. Bei mir hat sich nicht alles von heute auf morgen gelöst, und es gab und gibt immer mal wieder Frustration.

Meine Kurven und Diagnosen fand ich schon bedrückend, ebenso als ich einsehen musste, dass es definitiv nicht mehr besser wird und es keine medizinische Behandlung gibt.

Gleichzeitig hatte es endlich einen Namen, und ich mehr Klarheit. So konnte ich recherchieren, und Probleme besser verstehen, die für mich vorher schwer fassbar waren. Warum etwa Abendessen in großen Runden, Telefonieren oder Fernsehabende mit Freunden so anstrengend für mich sind und warum ich immer seltener Musik gehört habe. Von den Missverständnissen und Pannen ganz zu schweigen.

Nachdem ich es selbst verstanden habe, konnte ich es anderen erklären. Und ich konnte mir überlegen, was ich anders arrangiere (z.B. lieber ruhige Restaurants statt lauten Kneipen), welche Hilfe ich wo benötige (z.B. muss ich beruflich derzeit viele Besprechungen und Meetings leiten), oder worauf ich lieber ganz verzichte, weil es nur anstrengend für mich ist (z.B. gemeinsame Fernsehabende).

Meiner Umwelt habe ich gesagt, dass ich experimentiere. Mein gut hörendes Umfeld hatte übrigens manche gute Ideen, die mir nicht eingefallen wären. Und ich überlege jetzt regelmäßig, was klappt, was ist schwierig und warum, und wie gehe ich weiter vor...

Manches ist im Moment noch offen, z.B. ob und welches technische Zubehör ich nutzen werde (z.B. fürs Telefonieren, Tischmikrofone bei Sitzungen).

Da Du noch auf Dein Hörgerät wartest, kannst Du im Moment weniger experimentieren. Für die Hörgeräteauswahl empfehle ich Dir, Dich nicht drängen zu lassen und verschiedene Geräte und Einstellungen zu vergleichen, vor allem wenn Du unzufrieden oder nicht sicher bist. Lass Dir Zeit!

Vielleicht kannst Du ja den „Leerlauf“ bis zum ersten Hörgerät zum Lesen nutzen. Die Erfahrungsberichte fand ich vor allem anfangs viel erhellender als die sachliche Ratgeberliteratur, habe letzteres trotzdem auch gelesen. Zu dem einen Blog gibt es auch ein Buch:

Alexander Görsdorf: Taube Nuss. Rowohlt Taschenbuch Verlag.

https://www.amazon.de/Taube-Nuss-Nichtg ... 8&qid=&sr=

Lass’ Dich nicht unterkriegen!

Liebe Grüße,
Krümelmonster
Krümelmonster
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Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#9

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo Krümelmonster,

ja, die Zeit des Wartens ist wirklich schlimm. Noch 3 Wochen, bis es endlich los geht. Wenigstens sag ich schon "endlich".

Ich hatte am Wochenende ein Seminar, was sehr anstrengend war. Mit 25 Personen in einem Raum, ein Referent, der seinen Dialekt, eigentlich recht sympatisch, aber für mich viel zu sehr ausgelebt hat, dazu noch mal laut, mal leise.... Als am letzten Tag im Nebenraum eine weitere Veranstaltung stattfand, hab ich praktisch gar nichts mehr verstanden. Das alles war so anstrengend, dass ich am Sonntag zu Hause fast nur geschlafen habe.

Ansonsten geht es mir genauso wie dir. Große Runden kann ich überhaupt nicht mehr haben. Das ist sooo anstrengend. Mir wird inzwischen auch schon ein Essen mit 4 Personen zu Hause zu viel, wenn alle aus verschiedenen Richtungen durcheinander reden. Leider kann ich beruflich nicht wirklich um technische Unterstützung bitten, da ich mehr mit Kunden arbeite. Da ist jede Stimme unterschiedlich laut, jeder Raum, jede Umgebung anders.

Zumindest habe ich mit ein paar engeren Kollegen über meine Probleme gesprochen und auch angekündigt, dass ich demnächst Hörgeräte zur Probe tragen werde. Und sie haben sehr verständnisvoll reagiert. Waren sogar sehr betroffen, dass ich schon so lange mit diesem Klirren im Ohr rumlaufe. Das ich schlecht höre, ist allen schon aufgefallen.
Irgendwie erleichtert mich dieses "Outing" ein wenig. Wenn ich dann wirklich mit der Technik auf der Arbeit Probleme habe, reagieren sie vielleicht nicht so überrascht.

Ich versuche schon viele Informationen zu sammeln. Frage mich aber auch, ob mich das nicht auch auf eine Weise noch unruhiger macht. Meine Hoffnung ist, dass es vielleicht wirklich alles gar nicht so schlimm ist und das bessere Verstehen nachher überwiegt.

Was passiert, wenn ich mit meiner Verordnung zu einem Akustiker gehe, mehrere Geräte probiere, aber nicht zufrieden bin? Kann ich dann das Rezept nehmen, und es woanders weiter versuchen, oder streikt die Krankenkasse dann? Verlangt der erste Akustiker dann was für seine Bemühungen? Hast du damit schon Erfahrungen gemacht? Der, bei dem ich den Termin habe, hat angegeben, er könnte über 1000 Geräte zur Verfügung stellen, da sollte ja wohl was passendes dabei sein...

Vielen Dank jedenfalls für deine lieben Worte. Irgendwie bin ich ja wohl doch nicht alleine mit meinen Sorgen.....

Liebe Grüße
Steffi
Steffi Sch. :help:
Musiker_72
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#10

Beitrag von Musiker_72 »

Hallo Steffi,

noch ein paar Ergänzungen (sorry, wenn was doppelt kommt, ich habe die Antworten nur überflogen).

1. Der Tinnitus kann auch durch die Schwerhörigkeit kommen (Überanstrengung beim Zuhören). Daher kann der Tinnitus mit Hörgeräten auch wieder besser werden (war bei mir so, muss aber nicht so sein).
2. Ich fand, zusätzlich zu den schon genannten Links, diese Seite hilfreich:
www.hoergeraetetest.de
Der Akustiker, der die Seite betreibt, verwendet viel Sorgfalt auf die Anpassung von sehr kleinen Im-Ohr-Geräten. Diese würden Deinem Wunsch nach Unsichtbarkeit entgegenkommen, und Du könntest "ganz normal" telefonieren - die Technik hat aber auch Nachteile. Lies Dir mal die Infos durch (ich habe keine Im-Ohr-Geräte, spreche also nicht aus Erfahrung.
3. Telefon: Wenn Du Geräte hinter dem Ohr hast, brauchst Du wahrscheinlich zusätzliche Technik zum Telefonieren, lass Dich von Deinem Akustiker beraten. Es gibt da aber tolle Lösungen
4. Kino: M.E. stellen viele Kinos den Ton viel zu laut. Zusammen mit Hörgerät klingt es dann eher schlecht.
5. Disko: Würde ich die HG rausnehmen und statt dessen Ohrstöpsel reinmachen.
6. Fliegen: Ich bin noch nicht mit HG geflogen, sehe da aber kein grundsätzliches Problem.

Meine Ohren sind durch das HG-tragen nicht schlechter geworden (und das sollte bei gut eingestellten Geräten auch nicht passieren, obwohl natürlich durch die Hörgeräte die tägliche Gesamtdosis an Schall erhöht wird, sodass ein Restrisiko nicht ausgeschlossen werden kann), aber ich habe mich sehr an die Geräte gewöhnt, sodass ich jetzt ohne Geräte deutlich schlechter verstehe als vorher ohne Geräte. Aber die sehr starke Belastung durch die Höranstrengung ist nun weg, man kann halt nicht alles haben (ich kann also meine Hilfsmechanismen, die ich vor Tragen des HG hatte, nicht willentlich sofort wieder "anschalten").

Viele Grüße,

Musiker_72
Lchtschwrhrg
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#11

Beitrag von Lchtschwrhrg »

Hallo Steffi,
als noch ziemlicher HG-Newbie kann ich Dir zwar nachempfinden, dennoch, es scheint mir, dass Du mehr Probleme damit hast, was Andere über Dich wegen des HG denken könnten. Wissen wirst Du das nie, selbst wenn, wird es Dir nichts nutzen.
Ist nicht viel wichtiger, ob Du gut hörst? Schon mal überlegt, wie viele Fragen Du evtl. ohne richtiges Hören dann missverständlich beantwortet haben könntest?
Zwar bin ich nur leicht schwerhörig – ich höre gut – nur habe ich nichts vom Gehörten verstehen können, bzw. es strengt wahnsinnig an, das Gehörte zu verstehen, so dass weniger Konzentration für das angesprochene Problem übrig bleibt. So wurden 2 Stunden Konferenz weit anstrengender als ein stressiger langer Arbeitstag.

Mir fiel letztens bei einer Gruppensitzung erstmals auf, wie leicht es mit HG war, plötzlich wieder ohne den Zwischenschritt von Hören zu Verstehen im Fluss dabei zu sein.

Also mach Dir darüber keinen Kopf – zumal Du selbst bei den aktuellen kleinen HdO Geräten an Personen, von denen Du weißt, dass sie ein HG tragen verdammt genau hinschauen musst um das zu finden. Umgekehrt ist es genauso.

Wichtig wäre für Dich, einen und dann „den“ Akustiker Deines Vertrauens zu finden, jemand der Dich so berät, dass Du Dich nicht über den Tisch gezogen fühlst, weil Dir was „verkauft“ wird.

Bei meiner ersten Runde ohne jede Ahnung habe ich wissen wollen, was denn Kassengeräte können und was die Aufzahlungsgeräte dagegen besser. Allein die Antworten darauf zeigten mir schon, wer geschickt verkaufen wollte.

Weitere Frage – welche Aufpreisfreien bieten sie denn an und was ist da geboten – wurde mir nur bei Einem mit Vorlage der Geräte und einer Liste ohne Geschwurbel beantwortet. Damit konnte ich mich dann im Internet über die Geräte informieren. Inzwischen weiß ich, dass bei Kassengeräten zumindest 6 Kanäle Standard sind – und der Akustiker der mir erklärte, dass bei Kasse nur 4 Kanäle angeboten sind war für mich raus.

Verkaufen müssen alle – denn bei Kassenleistung heißt dass neben dem Gerätepreis auch eine Wartungspauschale für 6 Jahre – und die Testzeiten mit diversen Modellen um das Beste für Dich zu finden. Dafür zahlt sie Kasse aktuell bei beidseits Versorgung 1574 Euro. Das ist dann für den Zeitraum wirklich nicht besonders viel.

Wenn „mein“ Akustiker mich dann im Kassenbereich gut berät, und ich damit die Erfahrung gefunden habe, bin ich inzwischen sogar dafür bereit, mir ein Aufzahlungsgerät zeigen zu lassen- Das wird dann mindestens im Bereich von 1400€ Aufpreis liegen – was selbst der Akustiker sagt, für das was da bis dahin geboten wird der Zugewinn gegenüber den Kassengeräten nicht wirklich wesentlich ist. Auch da klare Worte.
Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#12

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo Lchtschwhrg,

ja, auch das ist ein Punkt, der mir zu schaffen macht. Wobei du natürlich Recht hast, es sollte mir egal sein, und wird wahrscheinlich auch überhaupt nicht ins Gewicht fallen, wenn es soweit ist.

Deine Tipps finde ich sehr interessant, vielen Dank dafür. Muss ich allerdings alles erst lernen. Was bedeuten z. B. die verschiedenen Kanäle? Schalte ich darin hin und her je nach Situation oder passiert das von selbst?
Wie hoch ist die Wartungspauschale? Oder ist das mein Eigenanteil am Preis?

Viele Grüße,
Steffi
Steffi Sch. :help:
Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#13

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo Musiker_72,

vielen Dank für den Tipp mit der Testseite. Sehr interessant finde ich die einzelnen Kommentare.
Ich hoffe, ich treffe auf den richtigen Akustiker und dann auch die richtige Wahl.
Wie sind deine Erfahrungen mit diesen Fachleuten, wenn du dann mit deiner Verordnung woanders hingegangen bist? Ist sowas problemlos möglich?
Steffi Sch. :help:
Musiker_72
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#14

Beitrag von Musiker_72 »

Ich hatte anfangs gar keine Verordnung, nur die Empfehlung vom Arzt, mal HG auszuprobieren. Ich wurde trotzdem beraten, als es dann an den Abschluss ging, habe ich mir eine Verordnung besorgt.
Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#15

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo Musiker_72,

das ist ja interessant. Ich war ohne Verordnung beim Akustiker, der hat zwar einen Hörtest gemacht, meine Versicherungskarte eingelesen, mehr aber nicht. Erst mit einer Hörgeräteverordnung will er weitermachen, kann ich was ausprobieren.
Beim Ohrenarzt muss ich nun einen neuen Test machen, da der alte fast ein Jahr zurückliegt, erst dann bekomme ich ein Rezept. Das geht natürlich nicht so schnelle, weil ich ja nur Kassenpatient bin.

Ist also auch nicht überall der gleich Ablauf......
Steffi Sch. :help:
Lchtschwrhrg
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#16

Beitrag von Lchtschwrhrg »

Steffi, Deine Verordnung ist absolut nicht dass "erste" und wichtige - zwar sollten nach Erstellung einer Verordnung eine bestimmte Frist eingehalten werden (m.I.n. 28 Tage) ABER das passt nie zum Test-Zeitraum den Du brauchst. Ein "gescheiter" Akustiker wird Deine Verordnung zuerst gar nicht wollen -der schaut sich höchstens die Hörkurve kurz an - macht die Hörtests selbst.

Was die Kanäle angeht kannst Du Dir das wie einen Equalizer vorstellen - d.h. verschiedene Frequenzen. Je mehr Kanäle, desto genauer kann der entsprechende Frequenzbereich verstärkt oder gedämpft werden. Damit kann das besser an das Hörvermögen angepasst werden. Wobei das nicht heißt, dass noch mehr Kanäle Dich noch besser hören i.S.v. verstehen lassen - sondern evtl. "natürlicher" klingen lassen.

Die Wartungspauschale ist ein Betrag der Kasse an den Akustiker (m.W. 170 -190€ für die 6 Jahre) die in dem Gesamtwert von 1574€ enthalten sind. Wenn Du Dich für eine Kassenlösung entscheidest, wirst Du in jedem Fall die Zuzahlung von 10€ pro Gerät leisten müssen (mit dem Begriff spielen manche Akustiker wenn man als Anfänger Zuzahlungsfreie und nicht Aufzahlungsfreie anfragt). Bleibst Du bei der Kassenversion ist es das für Dich - auch bei notwendigen Reparaturen. Entscheidest Du Dich für die Zuzahlungs-Variante, dann werden zumindest bei Reparaturkosten auch Teile davon auch zahlungspflichtig.

Wichtiger ist augenblicklich allein, mit der Suche nach Akustiker und dann Gerät zu beginnen - Verordnung hin oder her.
AlfredW
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#17

Beitrag von AlfredW »

Hallo,

der Frequenzbereich (tiefe Töne bis hohe Töne) wird in verschiedene Bänder/Kanäle eingeteilt; dadurch läßt sich das Hörgerät feine an den Hörschaden anpassen; i,d,R. sind heute 4 Kanäle üblich; teurere Geräte haben mehr davon.
Außerdem haben die HG verschiedene Programme, die für verschiedene Hörsituationen (z.B. Musik, Verstehen im Störgeräusch usw.) optimiert sind. Der Wechsel kann manuell oder auch automatisch erfolgen; durch die Automatik kann es allerdings auch vorkommen, dass ein unpassendes Programm geschaltet wird und man dann gerade weniger versteht, als es von der Technik her sein müßte.
Die Wartungspauschale ist im Preis mit drin. Wie hoch diese ist, weiß ich nicht. Meiner Meinung nach ist die Preispolitik in Sachen Hörgeräte nicht transparent.

Ein paar Tips noch von mir:
- zum Testen der HG mußt Du das Rezept nicht abgeben; Kopie genügt
- i.d.R. läßt dich der Akkustiker 4-5- Geräte testen; falls kein geeignetes Gerät dabei ist den Akkustiker wechseln
- die Geräte Minimum 2-3 Wochen testen
- ein Hörtagebuch führen und festhalten was gut und schlecht ist d.h. in welchen Situationen Du schlecht verstehst; damit läßt sich das Feintuning besser bewerkstelligen
- auch teure Geräte testen, um den Unterschied zu Kassengeräten beurteilen zu können
- auf keinen Fall die Geräte nach Größe und Farbe aussuchen; du mußt damit 6 Jahre klar kommen.
- überlege dir jetzt schon was dir wichtig ist und welche Hilfsmittel es gibt; es kann sein, dass nicht alle Hilfsmittel mit Kassengeräten nutzbar sind (z.B. Bluetooth) . Dadurch ist eine Kopplung mit dem Smartphone oder Telefon möglich.

So muß jetzt leider weg. Ich wünsche Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen.

Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
Phonak Audeo R P50 13T UP + TV-Link
Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#18

Beitrag von Steffi Sch. »

Hallo Lchtschwrhrg,

danke für die Infos.

Ich bin eben völlig unwissend auf dem Gebiet, weil ich mich bis vor kurzem überhaupt nicht damit befasst habe.
Steffi Sch. :help:
fast-foot
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#19

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC

Hier kurz meine Sichtweise zum angesprochenen "Restrisiko" von zusätzlichem, durch das Tragen von Hörgeräten verursachtem Hörverlust:

Nur schon die Wahl des Begriffs "Restrisiko" ist falsch, da hierzu voraus gesetzt werden muss, dass zwecks Verminderung der Gefahr des Eintretens des bezüglich seiner Eintretenswahrscheinlichkeit beurteilten Umstandes alles unternommen wird, um diese herab zu setzen.

Bei Hörgeräten ist dieser Umstand eindeutig nicht zutreffend, ja es werden sogar Gesetze missachtet*. Studien weisen übrigens darauf hin, dass durch das Tragen von Hörgeräten die Gefahr von zusätzlichen Hörschädigungen nicht ausgeschlossen werden kann, ja diese sogar nahe gelegt werden muss.

*) Aufklärungspflicht bezüglich Risiken und Nebenwirkungen bei medizinischen Eingriffen und Therapien.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 22. Mär 2017, 11:32, insgesamt 2-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Steffi Sch.
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#20

Beitrag von Steffi Sch. »

omg.... das klingt ja furchtbar.....!!!

Meine Frage war eigentlich ürsprünglich, ob man sich so sehr an die Hörgeräte gewöhnt, dass man ohne dann nachher noch schlechter hört, als vorher ohne Geräte. Z. B. höre ich meinen Wecker dann irgendwann nicht mehr?

Bei meiner Brille war es leider auch so. Anfangs konnte ich sie auch mal absetzen und habe lesen können. Irgendwann ging es ohne gar nicht mehr.

Es ging also mehr um den Gewöhnungseffekt, als um eine Gusundheitsschädigung. Welche mich jedoch sehr erschüttert, so wie du es darstellst.
Steffi Sch. :help:
Tuchel48.1.1
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#21

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Hörgeräte zerstören kein Hörvermögen, aber das Nichttragen führt zur "hörentwöhnung", weil auch das Gehirn einen Teil zum vollständigen Hören beiträgt und das Gehirn kann nur das verarbeiten, was es zugeführt bekommt. Je weniger das Gehirn zugeführt bekommt, desto weniger kann es verarbeiten. Daß du den Wecker irgendwann ohne Hörgeräte nicht mehr hörst, kommt drauf an, ob sich dein Gehör verschlechtert, aber das Hörgerät ist nicht schuld daran.
fast-foot
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#22

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC

Hier noch ein Link, unter welchem hochwertige Informationen* abrufbar sind:

http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servl ... _aslan.pdf

*) bspw. folgende:

"Die Schallintensität des Versuchsaufbaus der vorliegenden Arbeit betrug 115 dB SPL und wurde gewählt, weil dies der Intensität von hochverstärkenden Hörgeräten entspricht. Diese werden unter Umständen bei Patienten eingesetzt, deren Hörbahn durch Lärm bereits verletzt wurde. Dieses Szenario sollte durch den Versuchsaufbau in Teilen simuliert werden. Besonders dem Teilergebnis in der vorliegenden Arbeit, dass die TUNEL-positiven Zellen, die im MGB der Doppeltrauma-Gruppe gefunden wurden, im Zusammenhang mit einem schlechteren Sprachverständnis stehen, sollte klinisch Beachtung geschenkt werden. Patienten, die mit hochverstärkenden apparativen Hörhilfen versorgt wurden, könnten ihr Sprachverständnis, vor allem im Störgeräusch mit der Zeit deutlich verschlechtern."

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 22. Mär 2017, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
fast-foot
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#23

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC

Laut aktuellen Studien muss man also nicht nur damit rechnen, dass Högeräte das periphere Gehör zusätzlich schädigen können, sondern sogar die retrocochleären Hörbahnen und das Sprachzentrum.

Wenn man hingegen keine Hörgeräte trägt, können sich die retrocochleären Hörbahnen ebenfalls zurück bilden, allerdings treten keine Zellschäden auf, und der Prozess ist reversibel.

Aus meiner Sicht zielt eine intelligente Verhaltensweise darauf ab, Hörgeräte (falls möglich) nur selektiv zu tragen.

Zu weiteren Lösungsmöglichkeiten der Problematik möchte ich mich im Moment nicht äussern.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
akopti
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#24

Beitrag von akopti »

Hallo Steffi,

lass dich bitte nicht verunsichern, ich habe Daten aus ca 40 Jahren Hörgeräteanpassung ( ca 5000 Datensätze) und konnte daraus die von fast-foot angegebenen Untersuchungsergebnissen nicht herauslesen.
Es ist eher so, dass Kunden, die ihre Hörsysteme konsequent und regelmäßig getragen haben über viele Jahre ihre max. Diskrimination (max. Verstehensquote) erhalten konnten. In gegensatz dazu diejenigen Kunden, die die Geräte nur ab und zu, oder zu bestimmten Anlässen eingesetzt haben. Deren max. Verstehensquote ging nach und nach herunter. Zudem haben sie nicht gelernt Geräusche und Lärm zu erkennen, definieren und aus zu blenden. Dadurch haben sie im Störgeräusch eher schlechter verstanden als ein gut trainierter HG-Träger.
Die Schallintensität des Versuchsaufbaus der vorliegenden Arbeit betrug 115 dB SPL und wurde gewählt, weil dies der Intensität von hochverstärkenden Hörgeräten entspricht.
Häufigkeit von Schwerhörigkeit in Deutschland (Prävalenz)

Mehrere wissenschaftliche Arbeiten setzten sich mit der Zahl der Betroffenen auseinander. Nach einer Studie des Mediziners Wolfgang Sohn (Universität Witten-Herdecke, 2000) sind 19 Prozent der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre hörbeeinträchtigt.

Der Grad der Hörbeeinträchtigung variiert in dieser Personengruppe wie folgt:

56,5 % leichtgradig schwerhörig
35,2 % mittelgradig schwerhörig
7,2 % hochgradig schwerhörig
1,6 % an Taubheit grenzend schwerhörig
Hörsysteme mit einem Ausgangschalldruck von 115 dB werden bei "an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit" benötigt, betrifft also eine Gruppe von 1,6% aller Schwerhörigen.

Da du, Steffi, nicht darunter fällst, kannst du erst einmal beruhigt sein.

LG Dirk

Es scheint das Zeitalter der Populisten zu sein. Feuer legen, wo nichts brennbares ist.
Quotenkrüppel
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Re: Neu hier und viele Fragen......

#25

Beitrag von Quotenkrüppel »

Ein Grund warum nicht jede wissenschaftliche Veröffentlichung bzw ein wissenschaftlich formuliertes Ergebnis einer Studie in ungeschulte Hände gehört...

Aus einer wissenschaftlichen Arbeit (insbesondere einer Doktorarbeit) ist es nicht nur sinnlos sondern völlig unzulässig und fast schon strafbar einzelne Sätze herauszupflücken. Auch wenn es vielleicht die einzigen sind die man gerade im Zusammenhang versteht.
Beispiel: Aus der selben Arbeit einige Seiten weiter :
"Offensichtlich verändern hohe Schalldrücke die Hörschwelle einer durch Lärm
vorgeschädigten Hörbahn in einem anderen Maße als eine ungeschädigte Hörbahn.
Die Hörschwelle verschiebt sich nach einem zweiten Trauma offensichtlich weniger als nach einem ersten Trauma.
"

Hieraus könnte ich folgern wenn ein Schaden vorhanden ist, dann machts ein zweites Mal auch nichts mehr. Also das genaue Gegenteil.

Auf den 110 Seiten der Arbeit handeln insgesamt ca 15 Sätze überhaupt von Hörgeräten und dann auch ganz anders als du, lieber fast-foot das verstanden hast.

Also bitte: Wenn schon, dann richtig wissenschaftlich, ansonsten keine Panik schüren. Das nützt niemandem, auch wenns gerade noch so schön klingt. Und im Zweifelsfalle frage bitte einfach jemandem vom Fach bevor du wild irgendwelche Zusammenschnitte bastelst die dann einen ganz anderen Inhalt bekommen. Das sehe ich bei dir leider nicht zum ersten Mal.
Um den Schlusssatz der Arbeit zu zitieren: "Der Einfluss von apparativen Hörhilfen
auf die zentralen Strukturen des Hörens ist jedoch insgesamt bisher kaum
erforscht. Diese Thematik bietet viel Platz für neue Ideen und Projekte."


Zur eigentlichen Frage ob man nach einiger Zeit mit HG dann "schlechter" hört:

Nun ja, das Ohr ist ein Gebrauchsgegenstand der sich mit den Jahren abnutzt. Bei jedem egal ob der nun gut oder schlecht hört (deswegen werden im Alter ja die hohen Töne schlechter gehört: Über diesen Teil am Anfang der Cochlea laufen die tiefen Töne hinweg, also nutzen sich diese Töne schneller ab.)

Lärm schädigt das Ohr, klar. Wenn ich mein Ohr immensen Lärm aussetze dann ist das nicht gut. Allerdings trifft das nur auf hochleistungs HG zu die dem Hörgeschädigten mit mehr als 120 dB ins Ohr pusten, alle anderen HGs regeln vorher ab.

Es kann sein, dass man nach einiger Zeit mit HGs dann ohne weniger hört als vorher. Das ist aber nicht unbedingt wirklich so. Es liegt eher daran, dass man eben ein bisschen bequem geworden ist und unbewusst eingesetzte Kompensationen wie Lippenlesen etc etwas schleifen lässt. Einen Wecker oder ähnliches hört man dann immer noch genauso wie vorher keine Angst. :)
Zuletzt geändert von Quotenkrüppel am 22. Mär 2017, 21:13, insgesamt 1-mal geändert.
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