Martina stellt sich vor

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Martina103
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Martina stellt sich vor

#1

Beitrag von Martina103 »

Hallo,

ich bin Martina, 50 Jahre alt, wohne in der Nähe von Dortmund und arbeite im Krankenhaus.

Ich habe eine angeborene Hörminderung, trage aber erst seit 8 Jahren Hörgeräte. Eigentlich müsste ich geschlossene Hörsysteme tragen, was aber leider wegen einer chronischen Gehörgangentzündung nicht geht.

In der Vergangenheit bin ich mit meiner Hörminderung gut zurecht gekommen, aber an meinem neuen Arbeitsplatz habe ich Probleme: das liegt vor allem daran, dass mein Arbeitsplatz in einem recht lauten Durchgangszimmer liegt, 3 Telefone klingeln, Mitarbeiter quer durch den Raum rufen, Besprechungen werden in 1 Meter Abstand abgehalten, die Tür klingelt...
Ich habe meine Chefin 4x um einen ruhigeren Arbeitsplatz gebeten, was sie aber mit fadenscheinigen Argumenten konsequent ablehnt. Ich habe die Mitarbeiter mehrfach darum gebeten, Rücksicht auf mich zu nehmen und habe erklärt, wie ich mir den Umgang mit mir wünschen würde: mit Namen ansprechen, mich anschauen, damit ich von den Lippen ablesen kann, Türen schließen, in Gesprächen nicht dazwischenfunken... Leider war das auch nicht sonderlich erfolgreich.

Inzwischen habe ich den Schwerbehindertenvertreter eingeschaltet, und der wiederum den Integrationsfachdienst und die Betriebsärztin. Es hat eine Begehung meines Arbeitsplatzes stattgefunden und alle 3 halten es für notwendig, dass ich ein ruhigeren Arbeitsplatz erhalte. Nachdem der SBV mit meiner Chefin ein Gespräch geführt hat, ist die "Kacke am dampfen".

Meine Chefin lehnt einen anderen Arbeitsplatz weiterhin ab. Sie wirft mir vor, die Mitarbeiter nicht ausreichend über meine Hörminderung informiert zu haben. Sie hat mich aufgefordert, künftig nicht mehr zu versuchen die Hörminderung zu kompensieren (durch Lippenlesen, Zusammenreimen eines Sinnes wenn ich nur einzelne Wörter verstanden habe, Aufmerksamkeit darauf richten, ob ich angesprochen werden) damit mich die Arbeit nicht mehr so viel Zusatzenergie kostet.
Ich hätte die Mitarbeiter dazu zu bewegen, mehr Rücksicht zu nehmen, in dem ich nur noch reagiere, wenn diese mich "korrekt" ansprechen.

Sorry, das ist jetzt recht lang geworden...

Ich würde mich freuen, wenn ich mich hier darüber austauschen könnte, wie andere mit solchen Problemen am Arbeitsplatz umgehen.

VG
Martina
Rondomat
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Re: Martina stellt sich vor

#2

Beitrag von Rondomat »

Das ist völlig inakzeptabel. Deine Chefin wälzt die Aufgabe, für ein gutes Arbeitsumfeld zu sorgen, auf Euch Mitabeiter ab. Das wäre doch auch in seinem Imteresse, wenn Eure Kommunikation und damit auch das Arbeiten besser funktioniert. Jetzt musst Du wieder zum Integrationsfachdienst.

Meine Firma hat mir nach meiner Wiedereingliederung ein eigenes Büro eingerichtet, die Glastür durch eine geschlossene Tür ersetzt, das nutze ich einmal im Monat, ansonsten bin ich im HomeOffice. Es geht also schon, wenn man will, als Arbeitgeber ein gutes Umfeld zu schaffen.

Hat Deine Chefin noch einen Vorgesetzten über sich?
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
Martina103
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Re: Martina stellt sich vor

#3

Beitrag von Martina103 »

Hallo Rondomat,

musstest Du für Dein eigenes Büro kämpfen oder wurde es Dir automatisch zur Verfügung gestellt?

Ja, meine Chefin hat noch einen Chef über sich...
Ich gebe Dir Recht, dass sie versucht die Verantwortung abzuwälzen.
Ich denke inzwischen sogar, dass es ein Manipulationsversuch von ihr war, um mich von meiner Forderung abzubringen.

Darf ich fragen, wie ihr im beruflichen Umfeld mit der Behinderung umgeht, also mit Kollegen, Vorgesetzten, Kunden, Mitarbeitern aus anderen Abteilungen... Sprecht ihr das zu Beginn eines Gesprächs an? Oder erst wenn es Verständigungsprobleme gibt? Oder tragt ihr ein Schwerhörigenabzeichen?

VG
Martina
Dereck
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Re: Martina stellt sich vor

#4

Beitrag von Dereck »

Hallo und wirklich willkommen! Es schmerzt mir solche Beiträge zu lesen... Ich wünsche dir viel Kraft und alles wird gut!!!!
Martina103
Beiträge: 4
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Re: Martina stellt sich vor

#5

Beitrag von Martina103 »

Danke, Dereck!
Dani!
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Re: Martina stellt sich vor

#6

Beitrag von Dani! »

Martina103 hat geschrieben:Darf ich fragen, wie ihr im beruflichen Umfeld mit der Behinderung umgeht, also mit Kollegen, Vorgesetzten, Kunden, Mitarbeitern aus anderen Abteilungen... Sprecht ihr das zu Beginn eines Gesprächs an? Oder erst wenn es Verständigungsprobleme gibt? Oder tragt ihr ein Schwerhörigenabzeichen?
Beruflich kann ich dir da nicht viel erzählen, da ich immer mit denselben Leuten zu tun habe. Die wissen das.
Privat war ich auf einem Selbsthilfeseminar (hatte nichts mit Hören zu tun). Das erste was ich in der Gesprächsrunde mache ist, dass ich mich vorstelle und alle darauf hinweise, dass ich eben schlecht höre und sie mich für ggf. seltsames Verhalten meinerseits vorab entschuldigen mögen. Im Gesprächskreis selbst ist die Verständigung zwar kein Problem, aber man trifft sich auch nacher auf dem Gang oder in der Kantine in unwirtlicher Umgebung für Hörgeschädigte. Da möchte ich es gleich geklärt haben.
Immer muss man alles selber machen lassen
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
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