Pro Ci !

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
mäusepeter
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Re: Pro Ci !

#51

Beitrag von mäusepeter »

Na hallo Alle zusammen,
da ich nur im Büro einen Internet Anschluß habe konnte ich eben erst ins Forum schauen und bin total überrascht was mein Beitrag für Reaktionen auslöst.Ich danke erstmal den paar Leuten die uns gratuliert haben und sich sogar mit uns freuen.
Die anderen Beiträge haben mich auf keinen Fall genervt oder meine Stimmung runter gezogen, weil ich Julie jeden Tag sehe und überglücklich bin, dass sie diese Fortschritte macht und nach der Erkrankung wieder rundum fit ist.Ich weiß, dass in unserem Fall die CI´s die beste Lösung waren.
so, wo fange ich an? Ich mache es mir einfach:
Danke Sabine für die "realistische" Unterstützung.Ich bin froh endlich von Leuten zu hören die genauso gut klar kommen wie wir.Ich hatte schon den Eindruck, dass wir nun eine Randgruppe sind, weil es zu gut läuft.Ich vermute, dass es anderen Eltern auch wie uns geht, diese sich aber nicht bemühen was zu schreiben, weil man 1. ja gleich runter geredet wird und 2. weil man meist in ein Forum geht,wenn man Fragén und Probleme hat.Wenn alles wieder läuft, dann rutscht man wieder in den Alltag und kümmert sich kaum ums Forum.Sabine du schreibst, dass Du die Meningitis nicht akzeptierst. Warum nicht? Ich habe ähnliche Probleme und denke ich hätte das verhindern können.Ich werde noch mal persönlich Kontakt aufnehmen oder Du schickst mir eine Mail.Wir könnten betsimmt ein paar Erfahrungen austauschen.

Karin, die Aussage dass deine Seite Unruhe bringt war keine Wertung,aber im Forum wurde das ja auch heiß diskutiert.
Warum die Schnecke verknöchert oder nicht kann nach wie vor Niemand sagen.Bei uns hatte die verknöcherung schon stark eingesetzt und somit mußten wir uns schnell entscheiden. Ja es war wohl für Julie die letzte Chance hörend aufzuwachsen.Du führst 5 Punkte an, die das Sprachverständnis fördern und diese Punkte trafen bei uns zu oder wir haben an diesen Sachen gearbeitet.

Liebe Andrea, es ist so schade, dass mein Beitrag genau in diesem großen Tief von Dir kam.Ich denke in einer anderen Situation hättest Du ein wenig anders argumentiert. Aber wir haben ja alle solche Phasen und ich reagiere oft selbst aus einer persönlchen Situation raus falsch, obwohl ich Sachen realistisch sehen will.Die Situation, die du bschreibst kann sogar ich nachvollziehen.Ich hatte als Kind sehr viele MOEs und höre sicher auch nicht mehr 100ig.In Situationen wie Party´s ect. kann ich selbst kaum Gesprächen folgen. Als Jugendliche bin ich oft von der Disko vorzeitig abgehauen, weil ich mit keinem mehr reden konnte.Aber ich bin nomalhörend....eigentlich.
Es hörte sich so an als ob Du die Situation nicht akzeptierst.Aber es gibt doch keine Alternativen, das CI hilft super überhaupt mit Hörenden zu kommunizieren.Deine Situation bleibt die gleiche, ob mit CI oder Hörgerät, oder ohne alles. Wie hättest Du Dir die optimale feier denn gewünscht?

Gudrun, danke dass Du noch mal dargestellt hast wie Julies Ausgangssituationen waren. Ich hatte das Alles extra mit erwähnt, damit niemand ein falsches Bild bekommt.Und Einige haben das ja auch bewußt gelesen und berücksichtigt.
Die Frage wie sich andere Eltern fühlen kann ich nicht akzeptieren.Das Leben ist so: Was denkt ihr denn wie ich mich gefühlt habe, wenn andere Eltern mit ihren gesunden Kindern die Klinik verlassen haben, wenn andere Kinder nach einer Meningitis hörend geblieben sind und keine Folgeschäden hatten.
Oder wie man sich fühlt, wenn man in den Kindergarten zurück kommt und da ist alles normal weiter gegangen-nur mein Kind ist plötzlich anders-das ganze Leben ist anders.
Die Frage warum Ich oder in dem Falle warum Ich nicht die darf man sich nicht stellen, sonst dreht man ja durch.

Günther, nur kurz zum Schluß, die Aussage "wie vor der Erkrankung" habe ich bewußt gewählt. Wir akzeptieren die Gehörlosigkeit und schweigen nix tot aber wir können nur optimistisch sein-für Julie. Sie soll genauso positiv aufwachsen
und sich eben nicht als was Besonderes fühlen.

So ich wünsche allen einen schönen Tag.

Mäusepeter mit Julie
Andrea Heiker
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Re: Pro Ci !

#52

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Mäusepeter,

doch ich akzeptiere mein Schwerhörigkeit. Und technisch bin ich optimal ausgestattet (sieht man mal davon ab, dass ich nur ein CI habe und nicht zwei CIs). Aber trotz aller Technik habe ich meine Grenzen, ich bin eben NICHT normalhörend und manchmal möchte man mehr und kann es wegen der Grenzen nicht. Das hat nichts mit der Akzeptanz zu tun. Man erfährt täglich kleine und größere Grenzen und manchmal kommt dann der berühmte Tropfen.

Eine für mich ideale Party läuft so, nicht allzuviele Menschen, keine Musik und es redet nur einer. Wie Du sicherlich erkennen wirst, ist das völlig unrealistisch. Die andere Alternative, die etliche Schlappohren auch so praktizieren, man zieht sich komplett zurück, und gibt sich ausschließlich mit Leuten ab, die in jeder Situation Rücksicht nehmen oder eben selbst hörgeschädigt sind. Für mich ist das auch keine Lösung.

Gruß
Andrea
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Karin
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Re: Pro Ci !

#53

Beitrag von Karin »

test
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Re: Pro Ci !

#54

Beitrag von mäusepeter »

Hallo Andrea,
ich verstehe Dich voll. Weißt Du, Julie ist normal hörend und sonst auch gesund geboren und bis 01/2006 auch aufgewachsen. Dann diese blöde Erkrankung, Angst um ihr Leben, dann die Angst um alle möglichen (Spät)Folgen.Das nur die Gehörlosigkeit geblieben ist, war auch in ihrem Fall ein RIESEN RIESEN Glück.
Wir haben das jetzt akzeptiert und können in der ganzen Familie gut damit umgehen. ABER manchmal da wünsche ich mir einfach,dass alles wie früher ist.Dass das Leben für Julie dann einfacher wäre, dass sie dann in bestimmten Bereichen bessere Chancen hätte und und und....
Ich kann mir gut vorstellen wie es Dir manchmal geht. Und jetzt- allerdings wirklich erst jetzt weiß ich auch dass ein Mensch der in irgend einer Weise beeinträchtigt ist doppelt so viel tun muß, sich doppelt anstrengen muß um am normalen Leben teil zu haben.Das ist so, trotz aller Hilfsmittel.
Ich hoffe Du hast nicht oft so ein Tief und gehe davon aus dass Du super zurecht kommst.
Liebe Grüße Mäusepeter.
Maike
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Re: Pro Ci !

#55

Beitrag von Maike »

Hallo Mäusepeter,

es ist ganz wichtig, dass eben auch Ihr Eure tollen Erfahrungen mit Julie berichtet, damit eben ein vielfältiges Bild entsteht: Dass ein CI - wie in Eurem Fall - eben auch einem Kind so viel bringen kann, dass es sich kommunikativ in praktisch nichts von anderen gleichaltrigen hörenden Kindern unterscheidet. Und dass diese Möglichkeit eben nur dank des CI's für Julie bestand (eben nach M.), darf absolut nicht verschwiegen werden - und da ist es ganz arg wichtig, dass gerade Ihr auch an einer Karin Kestner "vorbei" aufzeigt, was eben auch zur Realität gehört und somit anderen Eltern voll Mut macht, sich nicht verunsichern zu lassen, sondern unbeirrt ihren Weg weiterzugehen mit ihren Kindern.

Auf keinen Fall darf es passieren, dass Ihr Euren Weg mit Julie "runterrelativieren" lasst, denn dann würde ja die Wirklichkeit, wie Ihr sie mit Julie täglich erlebt, vertuscht werden. Und genau das darf auch nicht passieren.

Eure Erfahrungen sind sehr wichtig und ich hoffe sehr, dass Du uns weiterhin daran teilhaben lässt. Dafür ist dieses Forum da!

Das Einzige, was für mich an Deinem Eingangsposting eben nicht oder nicht klar rüberkam, war eben die Aussage, dass man bei dem Hörverlust, den Julie vor der CI-Implantation hatte, normalerweise KEINE CI-Indikation besteht - AUßER eben im Meningitis-Falle. So klang es eben, als könne/solle man jedes Kind mit einem mittleren Hörverlust von 75/80 dB implantieren. Dem ist jedoch nicht so (denn mit Hörgeräten kommt man auch auf 20/30 dB hoch - und ein Hörgeräte-Hören ist bei so einem Hörverlust immer noch natürlicher als ein CI-Hören) - und genau das kam nicht klar genug aus Deinem Ausgangsposting rüber.

Euch weiterhin alles Gute - ganz besonders für Julie!
Maike
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Re: Pro Ci !

#56

Beitrag von mäusepeter »

Ach, noch schnell eine Frage

Maike und Andrea:
Wie alt seid Ihr und in welchem Alter habt Ihr Eure CI´s bekommen?

Mäusepeter
Maike
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Re: Pro Ci !

#57

Beitrag von Maike »

Hallo Mäusepeter, ich nochmal... :D

...bin zwar nicht Andrea und möchte auch NICHT für sie antworten, möchte aber auf Deinen letzten Satz im letzten Posting an Andrea bzgl. der Tiefs eingehen:

Man muss nicht unbedingt ein Tief haben, wenn man frustriert seine CI's und Hörgeräte auszieht. Das ist dann einfach eine reine Maßnahme zur Erholung, zur Regenierung, zum Abschalten. So geht es mir nämlcih ständig.

Wenn ich also meine CI's rausnehme, dann deshalb, weil ich schlicht und einfach eine AUSZEIT brauche. Das hat also NICHT mit einem Tief zu tun, sondern mit reiner Erholung. Ich stelle fest, dass ich dann nach so einer Auszeit oft wieder viel besser mit dem CI hören/verstehen kann.

Für Andrea und mich ist ein CI, eben weil wir es so spät als Erwachsene bekommen haben, einfach nochmal was anderes als für Julie. Für Julie dürfte es viel mehr Teil ihres Lebens sein als für uns. Und das ist ja auch absolut in Ordnung so.

Die Auswirkungen sind eben völlig unterschiedlich: Die einen brauchen ihre Auszeit, die anderen eben nicht.

Grüßle
Maike
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Re: Pro Ci !

#58

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Mäusepeter,

ich habe vor 4,5 Jahren mein CI mit grob gerechnet Mitte 20 bekommen. Ich bin schwerhörig geboren: Allerdings habe ich in meiner Kinderzeit besser gehört als heute. Ich dachte eine sehr, sehr lange Zeit als Kind, dass ich zwar Hg brauche, aber mit Hg höre ich halt so gut wie alle anderen. Dass das ein Trugschluss ist, habe ich sehr spät kapiert, gegen Ende der Grundschulzeit, mit ca. 10 Jahren. Wenn ich mich richtig erinnere hatte ich als Kind einfach auch noch nicht die hohen kommunikativen Anforderungen und ich fühlte mich als normalhörend mit Hörgeräten. Zu Parties geht man als Kind noch nicht, die Eltern passen sowieso auf, dass man alles Wichtige mitbekommt und außerdem wird beim Spielen einfach noch nicht so viel geredet. Kompensatorische Strategien wendet ein intelligentes schwerhöriges Kind auch automatisch an. Von außen betrachtet war ich wahrscheinlich auch wie normalhörend.

Dass ich eben doch nicht Alles mitkriege, habe ich nur gemerkt wenn die Batterie vom Hg alle war, dann habe ich alles stehen und liegen gelassen und bin zu meiner Mutter. Als dann das Zuhören wichtiger wurde und man sich für das zu interessieren begann, was die Erwachsenen z.B. an der Kaffeetafel sich so erzählen, da habe ich realisiert, dass es mit dem Hören doch noch nicht so weit her ist.

Gruß
Andrea
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Re: Pro Ci !

#59

Beitrag von Maike »

Grins, ich wieder mal - unsere Postings haben sich wohl überschnitten.

Ich war 32 Jahre alt, als ich mein erstes CI bekam. Da ich von Geburt an echt "stocktaub" war, habe ich auch jetzt keine Erinnerung (!) mehr daran, wie es mit den Hörgeräten vor dem CI geklungen hat, ich habe NICHTS auditiv unterscheiden können. Meine Hörkurve war eine "Fühlkurve"; ich hatte einen mittleren Hörverlust von rechts knapp 120 dB, links von mehr als 120 dB. Eine "Schmerzschwelle" war also bei mir nicht mehr messbar. Man hätte mich neben einen Presslufthammer stellen können, ich hätte den nicht mal gehört, sehr wohl aber gefühlt! :D

Dass ich überhaupt als erwachsene Gehörlose ein CI bekommen konnte, ist nur dem jahrelangen harten Einsatz meiner Eltern bei meiner Lautsprachanbahnung zu verdanken. Das sah so aus: Beinahe täglich (außer sonntags) bis zu drei (!) Stunden konsequente Arbeit meiner Mutter, damit ich auch ohne Hören voll lautsprachkompetent werden konnte.

Das jedoch war dann die Voraussetzung dafür, dass ich überhaupt "CI-tauglich" werden konnte. Mit meinen beiden CI's habe ich natürlich kein offenes Sprachverstehen (ich habe auch mein Abi, mein Studium und meine beiden Staatsexamina ohne Hören absolviert), weil ich kein Hörzentrum entwickeln konnte als kleines Kind. Ich war Meisterin im Ablesen vom Mund anderer Leute. Jetzt lese ich etwas schlechter ab, da ich ja eben auch total von den CI's profitiere: Beim Ablesen, in Gruppengesprächen etc etc etc. - die Liste ist lang. Ich kann sogar mit meiner Mutter und einigen ausgewählten Leuten telefonieren - etwas, was ich nie zuvor im Leben je konnte.

Mit meinen CI's habe ich eine Hörkurve, die an der Grenze "normalhörend-leichtgradig sh" ist, vom Verstehen her bin ich jedoch - würde ich mal einschätzen - hochgradig schwerhörig. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich im Alltag im Regelfall (für meine Begriffe jedenfalls) sehr gut damit zurecht komme. So komme ich z.B. in lauten Kneipen bisweilen besser zurecht als Hörende :D - und habe in extremen Lärmsituationen auch schon mal für nichtablesende Hörende "gedolmetscht" :cool: eben weil ich ja auch noch ziemlich gut ablesen kann.

Somit habe ich natürlich durchaus meine akustischen Grenzen, die ich auch durch das CI niemals überwinden werde können; das reine "Hören" wird für mich immer viel viel viel anstrengender sein als z.B. für Julie (vor allem in Situationen, in denen ich unbedingt was verstehen muss - in Gruppengesprächen in beruflichen Situationen z.B.) - und da brauche ich auch immer wieder regelmäßig meine "Auszeiten" ohne CI's. Aber es gibt dafür auch Situationen, in denen ich viel weiter komme, als mir meine CI's es jemals erlauben würden - eben weil ich ziemlich gut ablesen kann.

Ich bin oft gefragt worden, ob mir die CI's eine Lebensqualitätssteigerung gebracht haben. In meinem Falle: nein. Ich hatte - trotz der harten Arbeit an meiner Lautsprache - eine sehr sehr glückliche Kindheit (ich weiß, es hört sich widersprüchlich an, ist es aber nicht!), denn ich hatte die - für mich - besten Eltern der Welt, die ich je hätte haben können, die mich so, wie ich war/bin, voll akzeptiert haben. - Aber die CI's haben mir Möglichkeiten gegeben, die ich ohne die CI's vorher nicht hatte: z.B. kann ich jetzt Musik genießen, zu Vorträgen gehen (mit FM-Anlage natürlich und DEUTLICHEM Hinweis/Bitte an die Sprecher, Rücksicht auf mich zu nehmen etc.). Das hat mir vorher nicht gefehlt, da ich ja die Musik nicht vermisste und zu Vorträgen auch immer mit DGS-Dolmetschern hingehen konnte oder sogar ein Skript in die Hand bekam und somit u.U. mehr mitbekam als die Leute in den hintersten Reihen. Nur bei Diskussionen bin ich dann ohne Dolmi regelmäßig "rausgeflogen" akustisch. Aber das tue ich auch mit CI heute noch, wenn kein Dolmi bei Diskussionen in Runden von mehr als ca. 20/30 Leuten dabei ist...

Kurz und klein: Ich möchte keinen einzigen Tag meines Lebens ohne CI missen - genausowenig wie ich jetzt auch keinen einzigen Tag mit CI missen will.

Grüßle
Maike
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Re: Pro Ci !

#60

Beitrag von Andrea Heiker »

Achja Auszeiten von der Hörtechnik mache ich beinahe täglich und zwar als Erholung. Arbeiten kann ich viel besser in völliger Stille und ein Ärgernis ist für mich, dass ich mich nicht völlig taub machen darf. Wegen Telefon, Feueralarm und der lieben Kollegen.
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Re: Pro Ci !

#61

Beitrag von Maike »

Hallo Mäusepeter,

das, was Andrea eben berichtete, kann ich nur bestätigen. Auch in der Schule (sowohl zu meiner eigenen Schulzeit als auch jetzt als Lehrerin) konnte ich oft beobachten: Spätestens zu Beginn der Pubertätszeit werden Gespräche wichtiger als alles andere - und spätestens dann merkt man, wie weit die Grenzen einem ein echtes Dabeisein ermöglichen oder auch nicht.

Wie gesagt: Das muss Julie tatsächlich NICHT betreffen. Ich kenne genügend Leute, die eben die Grenzen nicht in dem Maße hatten und wirklich völlig "normal" aufgewachsen sind. Insofern ist es wirklich toll, wie gut Julie mit ihren CI's zurecht kommt.

Grüßle
Maike
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Re: Pro Ci !

#62

Beitrag von Sabine »

Hallo Julies Eltern,

stimmt, wenn alles rund läuft, hält man sich normalerweise nicht (mehr) in einem Forum wie diesem auf.
Ich habe mir allerdings damals vorgenommen, die Hilfe, die wir ausschließlich über's Internet bekommen haben, zigfach weiterzugeben. Ohne die Möglichkeiten des Internets wäre unser Weg ganz anders verlaufen, da wir leider sehr schlecht beraten wurden hier in Köln.
Für mich ist die Teilnahme an einem Forum wie diesem eine Möglichkeit, Eltern zu "treffen", die am Anfang des Abenteuers mit CI stehen, evtl. sogar noch vor der Entscheidung pro oder contra CI. Es haben sich so schon sehr viele Kontakte ergeben.

Doch, die Meningitis an sich habe ich akzeptiert. Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich es natürlich ganz schlimm finde, dass Menschen "einfach so" so krank werden.
Aber so ist das Leben, Garantien gibt es keine.
Was mich seit ca. 3 Jahren regelmäßig so runterzieht, ist die Frage, ob Christian damals mit dem falschen AB behandelt worden ist.
Solange ich für mich sagen konnte, es musste schnell gehandelt werden und gab keine Alternative, was alles bestens.
Dann sagte man mir, dass das so nicht stimmte, und das war ein richtiger Schlag.

"Klinik verlassen haben, wenn andere Kinder nach einer Meningitis hörend geblieben sind und keine Folgeschäden hatten."

Ja, daran hatte ich anfangs auch sehr zu knabbern.

Als wir noch mitten im Physiotherapie-Marathon steckten und täglich zu irgendeinem Termin fuhren, traten einmal meine direkte Nachbarin mit ihren drei Töchtern und ich mit meinen damals noch nur drei Söhnen vor die Tür. Der Hauptunterschied war, dass sie alle lustig ins Kino fuhren und ich mit der ganzen Mannschaft zu Christians Therapie musste.
Das war bitter, und so ging es in den ersten beiden Jahren ständig (Christian war eben nicht "nur" ertaubt.).

"optimistisch sein-für Julie. Sie soll genauso positiv aufwachsen
und sich eben nicht als was Besonderes fühlen."

Das macht Ihr genau richtig. Christian wächst auch so auf, hat ein unglaubliches Selbstbewusstsein und steht voll und ganz zu seiner Situation.

Ich wünsche Euch weiterhin ganz viel Spaß miteinander auf Eurem gemeinsamen Weg. Eins ist ja klar, das ganze Leben ist anders geworden, aber keinesfalls schlechter. Jedenfalls sehen wir das so.

Viele Grüße,

Maike
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Re: Pro Ci !

#63

Beitrag von Maike »

Erstellt von Andrea Heiker
Achja Auszeiten von der Hörtechnik mache ich beinahe täglich und zwar als Erholung. Arbeiten kann ich viel besser in völliger Stille und ein Ärgernis ist für mich, dass ich mich nicht völlig taub machen darf. Wegen Telefon, Feueralarm und der lieben Kollegen.
Andrea: sorry, aber das muss jetzt einfach mal sein: Du kriegst ein Extra-Bonbon von mir!

Hier: :D
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Re: Pro Ci !

#64

Beitrag von Andrea Heiker »

Danke, kriegst auch eines :D
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Birgit
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Re: Pro Ci !

#65

Beitrag von Birgit »

Erstellt von mäusepeter
Die Frage wie sich andere Eltern fühlen kann ich nicht akzeptieren.Das Leben ist so: Was denkt ihr denn wie ich mich gefühlt habe, wenn andere Eltern mit ihren gesunden Kindern die Klinik verlassen haben, wenn andere Kinder nach einer Meningitis hörend geblieben sind und keine Folgeschäden hatten.
Oder wie man sich fühlt, wenn man in den Kindergarten zurück kommt und da ist alles normal weiter gegangen-nur mein Kind ist plötzlich anders-das ganze Leben ist anders.

Die Frage warum Ich oder in dem Falle warum Ich nicht die darf man sich nicht stellen, sonst dreht man ja durch.

Hallo Mäusepeter,
diese Gefühle kenne ich auch, auch was Sabine schrieb mit den Therapien. (bei uns wars wegen der verschiedenen Behinderungen und auch Erkrankungen ein regelrechter Marathon und die Große sollte schließlich auch nicht zu kurz kommen.)
OK nei uns wars jetzt keine Krankheit sondern die Frühgeburt, aber dennoch kann man einfach nicht verstehen, warum manche Kinder Glück und andereeben nicht haben.

Ich habe aber inzwischen gelernt, dass man Fragen verschieden formulieren kann: Statt "warum?" frage ich heute "warum nicht?" Diese Frage ist genausowenig zu beantworten aber sie tut lange nicht so weh. Denn stellen tut man sich diese Fragen wider besseres Wissen trotzdem immer wieder mal. (Sicher auch abhängig vom aktuellen psychischen Zustand).

Schwierig ist es erst seit einiger Zeit wieder weil Claudia jetzt nach dem "warum" fragt. Außerdem setzt sie sich grad heftig mit ihrer behinderung auseinander (ich weiß, dass das wichtig ist, aber das tut schon auch weh, denn selbstverständlich liebe ich sie so, wie sie ist, aber wünschen täte ich ihr schon ohne jegliche Beeinträchtigung aufwachsen zu können).

Aber nochmal zu Dir, Mäusepeter: Toll ist es schon auch, dass Julie so gut hört wenn sie ihre CI trägt. Aber ich kannmir auch vorstellen, dass es ihr so ähnlich wie Christian gehen wird, der auch ohne CI am Strand oder so zurechtkommt. Wir erleben das mit Claudia so ähnlich; auch sie braucht ihre HG-Pausen und dennoch kriegt sie ganz viel mit.......(ihr zumindest reicht es und ich für mein Teil wäre manchmal auch froh, wenn ich meine Ohren stundenweise abschalten könnte - z.B: beim Einkaufen mit Dauerberieselung oder wenn Kollegen permanent Radios etc. anhaben "müssen", weil sie damit angeblich besser arbeiten können..)
tschüss
Birgit +
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Claudia 10/92, an Taubheit grenzend,fast blind und....
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timtom

Re: Pro Ci !

#66

Beitrag von timtom »

]
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[Editiert von timtom am: Mittwoch, März 28, 2007 @ 21:35][/size]
Günter Kissmann
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Re: Pro Ci !

#67

Beitrag von Günter Kissmann »

Zitat Mäusepeter:

"Günther, nur kurz zum Schluß, die Aussage "wie vor der Erkrankung" habe ich bewußt gewählt. Wir akzeptieren die Gehörlosigkeit und schweigen nix tot aber wir können nur optimistisch sein-für Julie. Sie soll genauso positiv aufwachsen
und sich eben nicht als was Besonderes fühlen."

Zitar Ende

Hallo Mäusepeter ich verstehe diesen Standpunkt gut.
Allerdings sehe ich darin auch gewisse Gefahren.

Was Besonderes ist Julie ja nicht, währe sie auch nicht, wenn sie taub währe. Aber sie ist anders als die Anderen und darum ging es mir.

Dieses anderssein sollte man dem Kind auch bewusst machen und ich denke durch die Geborgenheit die ihr Julie gebt fühlt sie sich in diesem anders sein auch anhenommen.

Wenn ihr dieses anders sein auch bewusst ist dann wird sie mit ihrer Behinderung die sie ja nun mal hat gut durchs Leben kommen.

Ist schwierig das zu erklären.

Ich hoffe du weißt wie ich es meine.

Gruß,

Günter

Günter, 1956 von Kind auf sh seit 2003 Ci, Jan-Derk 1983 normalh. Nina 1985 mittelgr, sh. Mathis 1986 mittelgr.sh, Janna 1991 normh. und Malte 1998 hochgr. sh
Maike
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Re: Pro Ci !

#68

Beitrag von Maike »

Äääääähem...

Hallo Günter,

kannst Du mir evtl. mal erklären, warum man Julie erklären muss, dass sie "anders" ist als andere? Meine Eltern haben mir sowas nie erklärt - und ich glaube, das war das Allerbeste überhaupt, was sie machen konnten: Sie haben mir dieselben Rechte und Pflichten wie einem hörenden Kind auch gegeben.

Du möchtest doch auch nicht bei Deiner Arbeit, in Deiner Verwandtschaft und in Deinem Freundeskreis als "anders" deklariert werden?

Ich jedenfalls hätte mich als Kind und Jugendlicher unheimlich gewehrt, wenn man mir erklärt hätte, ich sei "anders".

Warum soll man sich das Leben komplizierter machen als es ist?

Grüßle
Maike
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[Editiert von Maike am: Montag, März 26, 2007 @ 20:06][/size]
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Re: Pro Ci !

#69

Beitrag von phil71 »

Genau das ist doch das Problem unserer tollen "Normalen Gesellschaft" es wird bewertet und im besonderen Abgewertet!!! Natürlich ist Julie anders und darauf sollten ihre Eltern stolz sein!
Ich bin auf meine Fünfe super stolz und zwar WEIL sie anders sind und sich nicht dieser :rolleyes:Gesellschaft anpassen sondern ihren Weg finden!
Wo macht man sich denn da das Leben schwerer? Das versteh ich nicht!
Phil
Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht so sicher. (Einstein)
Bettina Hennig

Re: Pro Ci !

#70

Beitrag von Bettina Hennig »

Hallo Maike,

also so zu tun als ob alles so wäre wie bei anderen Kindern, halte ich zumindest ab einen gewissen Alter, für sehr gewagt.

Ich finde es immer sehr gefährlich von sich auf andere zu schliessen. Es muss doch von Kind zu Kind geschaut werden, besonders wenn die Gehörlosigkeit durch so eine gemeine und gefährliche Krankheit entstanden ist.
Diesen Teil seiner Lebensgeschichtekann man einem Kind doch nicht vorenthalten und es verschweigen (was meiner Meinung nach sowieso nicht geht).

Flip wird 13 und er versucht auch Nachzufragen und bemerkt das bei ihm einfach etwas anders ist. Ich kann ihm kaum vormachen das die ganze Welt nicht richtig lesen und schreiben kann, oder ist er ein "Fall" wo man drüber reden sollte?

So oder so, es geht ja nicht darum das es jeden Tag ein Thema sein sollte, ich glaube du reagierst da etwas überspitzt.

Viele liebe Grüße Bettina
[size=small]

[Editiert von Bettina Hennig am: Montag, März 26, 2007 @ 20:25][/size]
Sabine
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Re: Pro Ci !

#71

Beitrag von Sabine »

Hallo Günter,

vielleicht habe ich es falsch verstanden, aber im Leben würde ich Christian nie erklären, dass er "anders" ist.
Er ist Christian. Mehr braucht er nicht zu wissen.
Als er nachgefragt hat, warum er CIs hat und sonst niemand in der Familie oder in seiner Klasse, habe ich ihm das erklärt. Ging kurz und schmerzlos, hat ihn interessiert, er hat es sich gemerkt, und das war es dann.
Seine Situation erklären, ja sicher - auf Nachfrage. Ich bedränge ihn nicht damit, wenn das Thema gerade für ihn gar nicht dran ist.

Aber "Anderssein" erklären? Wir sind doch alle in so vielen Punkten verschieden, in DEM Bewusstsein erziehe ich meine Kinder.
Es ist normal, verschieden zu sein.

Für mich schwingt bei "anders" etwas Negatives mit in diesem Zusammenhang. So nach dem Motto: Er sticht 'raus, alle anderen sind SO, und er ist eben anders.
So sehen wir ihn nicht, und so sieht auch er sich nicht.

Aber wie gesagt, vielleicht habe ich es auch falsch verstanden.

Viele Grüße,

Karin
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Re: Pro Ci !

#72

Beitrag von Karin »

"Jeder ist anders" - das ist mein Beitrag dazu!
Liebe Grüße
Karin
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Bettina Hennig

Re: Pro Ci !

#73

Beitrag von Bettina Hennig »

Huhu Bine,

ich denke das Wort "anders" ist in diesem Zusammenhang schwierig, leider fällt mir auch kein besseres ein.

Ich denke du hast es richtig gemacht, Christian hat gefragt und du hast ihm darauf Antworten gegeben.
Genau das meinte ich damit das es kein "Alltagsthema/Dauerthema" werden soll und wenn die Kinder fragen auch angemessen reagieren.

Vielleicht habe ich eben Maike verkehrt verstanden, denn so kam es rüber als wenn es grundsätzlich kein Thema werden darf, was ja nun wirklich recht beknackt wäre.

Viele liebe Grüße Bettina

phil71
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Re: Pro Ci !

#74

Beitrag von phil71 »

:upsidown:
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Bettina Hennig

Re: Pro Ci !

#75

Beitrag von Bettina Hennig »

Hallo Phil,

herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort:D Du toppst fast Karin.

Viele liebe Grüße Bettina
Antworten