Hallo elpappo und natürlich alle anderen hier.
so ganz passt das thema Gebärden hier nicht mehr rein, aber die Tatsache, dass gerade ein
ci scheinbar übermäßig von ausfällen betroffen ist, zeigt eben doch dass technik zwar schon sehr gut ist, aber eben nie 100% und man sich schon damit auseindersetzten sollte was man macht wenn technik ausfällt, nicht getragen werden kann usw.
Ich finde es toll, wenn eine Familie so engagiert ist und Gebärden als zusätzliche Kommunikationsform erlernt, auch wenn ein
ci geplant ist. ich würde allen Kindern solche umsichtigen Eltern wünschen.
zum Thema Empfehlungen von Ärzten und Frühfördern:
Ärzte sehen (leider) meist nur ihr Fachgebiet und das bedeutet aus ihrer Sicht einen Defekt zu reparieren. Ich glaube die wenigsten Ärzte machen sich Gedanken über Identitätsfindung usw. geschweige denn über Gebärden.
Dass Frühförderstellen, d.h. studierte Hörgeschädigtenpädagogen von Gebärden abraten ist in Deutschland leider immer noch gängige Praxis. Selten werden wirklich alle Möglichkeiten der technischen Versorgung und gleichzeitig auch alle Möglichkeiten einer Kommunikation vorgestellt und dann die Entscheidung der Eltern unterstützt. Es gibt da verschiedene Resolutionen/ Stellungnahmen der versch. Verbände, die sich an der Un-Konvention orientieren und genau dieses einseitige Vorgehen bemängeln.
Ich werfe mal ganz provokativ die Frage in den Raum, ob die Sh Schulen die Verwendung von Gebärden vielleicht (auch) aus dem Grund ablehnen, weil sie selber keine ausreichende Anzahl an Mitarbeitern mit Gebärdensprachkenntnis besitzen und im Falle einer Entscheidung der Eltern für eine gebärdensprachliche Förderung schnell an Grenzen stoßen? Gründe hierfür sind sicher unter anderem, dass Gebärden lange Zeit in Deutschland verpönt und nicht gefördert wurden. Der Schwerpunkt lag auf Lautspracherziehung ohne Gebärden, allerdings sehr oft zu Lasten eine guten Kommunikation als Vorraussetzung für eine gute Schulbildung, so habe ich den Eindruck. Seit einiger zeit findet da ein Umdenken statt, aber die Hörgeschädigtenpädagogik kommt so schnell nicht hinterher. es mangelt meiner Meinung auch schon im Studium an der Verpflichtung Gebärdensprachkenntnisse nach festgelegten Standards / Anforderungen nachzuweisen.
Abenteuerlich finde ich manchmal die Begründungen, die man von den entsprechenden Stellen zu hören bekommt (die teilweise ja sogar wissenschaftlich widerlegt sind):
angefangen mit Gebärden hemmen den Lautspracherwerb (das ist noch harmlos)
bis hin zu dass die meisten gl Kinder motorisch gar nicht in der Lage seien ausreichend gut gebärden zu lernen und damit die Lautsprache eindeutig Vorteile biete (schon krasser).
Es ist immer noch gängige Praxis so lange Lautsprache als ausschließliche Förderung anzubieten bis nach Jahren vielleicht gemerkt wird "geht nicht" und dann könne man ja immer noch mit Gebärden anfangen (nur wie, wenn keiner ausreichend Kompetenz hat?).
Das Problem bei dieser Vorgehensweise ist meiner Meinung nach: wenn man dann erst nach Jahren der erfolglosen Lautsprachförderung anfängt Gebärden anzubieten, ist dem Kind schon einiges an Kommunikationsmöglichkeiten verloren gegangen, eine Beschulung (Wissensvermittlung) ist nur auf niedrigstem Niveau möglich (die Kinder werden dann einfach als lernbehindert eingestuft), die Kinder zeigen manchmal Verhaltensauffälligkeiten unter anderem aufgrund der fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten usw.
Würde man beides anbieten, Gebärden und Lautsprache- wobei man dann ja auch noch die Wahl hätte zwischen wirklicher bilingualer Förderung (DGS und LS) oder eben unterstützenden Gebärden, hätte man eine gesicherte Kommunikation und meiner Meinung nach werden die Kinder dann schon ihren Weg finden.
Letztlich muss jeder seinen Weg finden und sollte dann das Recht haben (so wie die Un-Konvention es vorsieht) darin unterstützt zu werden. Dazu gehört eben dann auch die
Toleranz, und zwar
von allen Seiten, eine solche Entscheidung wie auch immer sie aussieht (LS und DGS bilingual; LS mit unterstützenden oder begleitenden Gebärden; rein LS oder wie auch immer) zu respektieren und dann sollten die Fördermaßnahmen entsprechend darauf abgestimmt sein.
Empfehlen möchte ich diesbezüglich unter anderem diese Heft:
http://www.gehoerlosen-bund.de/dgb/inde ... 29&lang=de
Gruß