Meine Erfahrungen mit Schulen für hörgeschädigte
Meine schöne Schule stirbt aus wegen Inklusion. Ich möchte allen Eltern und Betroffenen gerne von meiner großartigen Schulzeit berichten. Ja,
Schule kann auch schön sein und Spaß machen. Man muss eben auf die richtige Schule gehen. Bei mir war es BBZ-Stegen, eine Schule für Hörgeschädigte.
Mein Name ist Marlene, und ich bin von Geburt an hochgradigschwerhörig und trug immer Hörgeräte. Seit 2021 trage ich auf einem Ohr ein Ci. Ich ging nur auf Schulen für Hörgeschädigte. Im jungen Alter von 10 Jahren ging ich auf ein Internat, das BBZ-Stegen. Die Schule liegt im idyllischen Dorf Stegen in der Nähe von Freiburg und ist umgeben von Wald, kleinen Dörfern und einer guten Luft.
Meine Internatserfahrungen möchte ich in einem anderen Bericht verfassen,
hierbei soll es nur um die Schule für Schwerhörige gehen:
• Es gibt kleine Klassen (max. 13 Kinder) &
• Höranlagen
• Gute Klangqualität im Klassenzimmer (Teppich, Schallschutzdecken)
• Gleichgesinnte
Man sitzt mit den Tischen wie ein Halbkreis vor der Tafel, so kann jeder Schüler jeden Klassenkameraden und die Tafel gut und bequem sehen. Blickkontakt und freies Mundbild sind für jeden eine Hilfe beim Hören. In der Schule bekommen jeder Schüler und jeder Lehrer ein Mikrofon, wodurch Hörgeschädigte sie besser verstehen können.
--> Die freundliche und verständnisvolle Atmosphäre lädt jedem ein, sich im Unterricht einzubringen, weil man alles versteht. Hören wird nicht anstrengend.
Ich bin inzwischen im 2. Jahr meines dualen Studiums und in den Semesterferien hält mein Arbeitgeber, das Vermessungsamt, Seminare ab. Die Seminare gehen meistens von 9:00 bis 16:00 Uhr, selbstverständlich mit Mittagspause und zwischendurch einer 15 min Kaffeepause. So gegen 15 Uhr haltet mein Gehirn ab und nach 16 Uhr brauche ich eine Hörpause. Für Hörgeschädigte ist Hören verdammt anstrengend, auch wenn ein Mikrofon verwendet wird. Was ich damit sagen möchte, ist dass die
entspannte Umgebung der Schule und die wenigen Mitschüler sind eine großartige Hilfe.
--> Die Lehrer sind es gewohnt, mit hörgeschädigten Schülern zu arbeiten und deswegen sprechen diese auch langsam, deutlich und sind hilfsbereit.
In einer Schule für Schwerhörige tragen auch andere Mitschüler Hörgeräte, Cis oder andere Hörhilfen. Keiner wird des Hörens wegen ausgegrenzt. Im Gegenteil, man tauscht sich untereinander aus und sieht das andere auch schlecht hören. Man ist nicht sonderbar oder behindert im schlechten Sinne. Nein, man hört nur schlecht, und damit kann man umgehen lernen.
--> Man gewinnt Selbstvertrauen
In meiner Klasse war es normal, dass man nach Ci oder Hörgerätebatterien gefragt hat. Wir haben einfache Gebärdensprache in unseren Gesprächen verwendet (Gebärdenbeispiel: Was, Wo, Wer, Spaß, langweilig, Freude, …), um es den anderen das Hören zu erleichtern. Gebärden zu können war wie eine Geheimsprache zu erlernen, es hat Spaß gemacht. In Stegen verstanden viele, was die Gebärde bedeutet, aber außerhalb der Blase (BBZ-Stegen) verstand uns keiner mehr. Wir fühlten uns cool/ besonders, niemals verunsichert.
Wissensaustausch mit Gleichgesinnten:
Die Welt der Hörgeschädigten ist inzwischen groß. Es gibt viele verschiedene Hörgeräte- und Ci-Marken, Höranlagen und andere Hilfeleistungen, die man nach der Schule gebrauchen könnte. In einer Schule mit hörgeschädigten Kindern sehen diese die Hörhilfen der anderen. Hörgeräte/Cis haben verschiedene Farben und Formen. Im Unterricht werden Mikrofone verwendet und manchmal gibt es auch einen kleinen Ausflug, um andere Hilfsmittel kennenzulernen, wie zum Beispiel Schrift- oder Gebärdendolmetscher.
--> Die Schule bietet mögliche Einblicke, wie man nach der Schule Hilfe bekommen kann.
Kontakt mit Normalhörenden:
Damit man aber nicht komplett in einer Umgebung mit Gleichgesinnten (Hörgeschädigten) aufwächst, bietet die Schule Olympia-Spiele und Skilager an. Bei den Olympia-Spielen werden Wettkämpfe in Leichtathletik mit anderen Schulen ausgetragen.
Ich erkannte, dass ich schneller lief als Normalhörende und eine Mitstreiterin von mir war besser im 800 Meter Lauf als die anderen.
--> Erkenntnis: Hörgeschädigt zu sein, ist eine Beeinträchtigung im Hören, aber ansonsten ist man normal
Inzwischen werden auch vermehrt normalhörende Kinder auf die Schule gelassen, dadurch lernt jeder mit jedem umzugehen und der Fokus liegt auf den Hörgeschädigten.
--> Normalhörende nutzen die Chance, kleine Klassen zu besuchen. Gönnen Sie das auch Ihrem Kind. Es bedeutet weniger Stress für Ihr Kind.
BBZ-Stegen:
Die Schule bietet jede Schullaufbahn an und es gibt immer die Möglichkeit, nach einem Abschluss den nächsthöheren Abschluss zu absolvieren:
• Grundschule
• Förderschule
• Hauptschule
• Realschule
• Gymnasium
Nach meinem Realschulabschluss habe ich auf dem Gymnasium weitergemacht und erfolgreich mein Abitur 2021 bestanden.
Meine ehemalige Schule hat einen schönen Film über BBZ-Stegen erstellt (
„Das BBZ Stegen stellt sich vor“). Hier bekommt man eine sehr guten Eindruck über die großartige Schule:
https://kmz-freiburg.taskcards.app/#/bo ... a51e9/view
Falls der Link nicht funktioniert: Auf der Homepage rechts steht Kontakt und unten drunter „Weitere Einblicke“ dann auf „TaskCard“.
Kleine Bemerkung am Rande für Gehörlose: Die Gebärdensprache ist erlaubt und wird angewendet!
Wechseln zwischen den Schullaufbahnen:
Da das BBZ-Stegen jede Schullaufbahn ermöglicht, kann einfach zwischen diesen gewechselt werden. Das BBZ bietet die Möglichkeit, in der 7. Klasse von der Realschule auf das Gymnasium zu wechseln. Das habe ich gemacht und war völlig überfordert. Nach dem Halbjahreszeugnis war ich wieder in der Realschule in meiner alten Klasse. Das ging superleicht und war wenig aufwand.
Meine Ergebnisse nach dem Schulabgang:
--> Hörbeeinträchtigung wird im Laufe der Zeit als normal empfunden, ich spreche offen über meine Hörbehinderung und freue mich, wenn jemand Interesse über das Hören zeigt.
-->Ich kann andere Menschen ohne Scheu auf meine Behinderung aufmerksam machen und sie bitten lauter, deutlicher und/oder langsamer sprechen. Außerdem profitieren auch Normalhörende davon, denn es erleichtert ihnen ebenfalls das zu Hören.
Bitte keine Inklusion:
Bitte schicken Sie Ihr Kind nicht auf eine Regelschule mit Inklusion, sondern auf eine Schule, auf dessen Bedürfnisse es spezialisiert ist. Es geht um das Wohl Ihres Kindes und nicht um das Ihre. Bedenken Sie all die Vorteile, die eine für Hörgeschädigte Schule anbieten kann.
Dankeschön an meine Eltern, dass sie meine Behinderung akzeptiert und mir die bestmögliche Ausbildung ermöglicht haben. 