Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

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Mike from MUC
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Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#1

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo CI-Experten,

vor drei Jahren habe ich HGs bekommen, mich hier angemeldet und gute Hilfe zu meinen Fragen bekommen. Ich habe danach eine Weile nur mitgelesen und versucht, meine Hörschwäche anzunehmen wie sie ist. Leider bleibt sie nicht so, sondern verschlechtert sich regelmäßig.

Beim letzten Kontrollbesuch beim HNO-Arzt vergangene Woche habe ich beim Sprachtest ziemlich "versagt". Der Arzt meinte dann: "Denken Sie mal über ein CI nach und lassen Sie sich bei der CI-Sprechstunde in München beraten." Der Akustiker hatte bisher noch nichts in die Richtung gesagt.

Puh. Zugegeben, beim Sprachtest hörten sich alle Wörter irgendwie gleich matschig an.

Nun habe ich begonnen, mich ins Thema einzulesen. Ich bin die Beiträge hier im Forum durchgegangen, die in meine Richtung gehen, und surfe, noch etwas willkürlich, durchs Netz. Wie passend auch der interessante Beitrag von Kurt2 vorgestern! Ein paar Fragen möchte ich gerne hier stellen und hoffe auf freundliche Antworten!

Am wichtigsten ist natürlich die Frage nach der Notwendigkeit! Da interessiert mich Eure subjektive Einschätzung. Wie war Euer Hörvermögen/Euer Leidensdruck, als Ihr Euch für ein CI entschieden habt? Ich schwanke zwischen "viel zu früh, mit HG hör ich doch das meiste noch" und "lieber früher als später, bei jedem Kontrolltermin ists schlechter geworden." Manche Situationen, vor allem im Job, sind mittlerweile schon anstrengend, zum Beispiel große Teamrunden.

Was passiert beim ersten Termin in einer CI-Sprechstunde? Mein Arzt sagte, ich solle einen Termin im Klinikum Großhadern (München) vereinbaren. Ist das schon eine intensive Untersuchung oder nur ein Gespräch?

Was sagt der Tinnitus zu einem CI? Ärgert er sich so, daß er abhaut? Oder freut er sich, macht noch mehr Radau und holt sich noch weitere Kumpels dazu? Wir leben zwar schon seit über 30 Jahren in einer Gemeinschaft miteinander, aber ich hätte nichts dagegen, wenn er sich ein wenig zurückzieht ...

Mein Onkel hat vor ca. 25 Jahren ein CI bekommen. Das ist in etwa mein Wissensstand. Was hat sich an der Technik seitdem -grundlegend- geändert? Ich finde ja Technik cool, und als Star-Trek-Fan liegt die Assoziation zu den Borg nahe ... Ob es auch ein Implantat für meine Kurzsichtigkeit gibt? 8-)

Schönen Gruß und schon mal vielen Dank!
gereon
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#2

Beitrag von gereon »

Hallo Mike,
ich habe weder CI noch Tinnitus. Dennoch kann ich Deine Fragen zum Thema CI und Tinnitus beantworten, da ich mich mit diesen Themen sowohl privat als auch beruflich intensiv beschäftigt habe (ich bin Sozialpädagoge in der Beratung von hörgeschädigten in einem Berufsbildungswerk).
Bzgl. Deiner Frage, wie hoch Dein Leidensdruck sein muss, um für ein CI in Frage zu kommen bzw. mit Hörgeräten nicht mehr ausreichend versorgt zu sein, folgender Hinweis. Im Sprachaudiogramm musst Du bei 65 db ein Sprachverständnis von unter 60% haben. Kommst Du hier auf 60% oder mehr, dann bist Du zur Zeit noch kein CI Kandidat. Wie Du meiner Signatur entnehmen kannst, bin ich links an Taubheit grenzend schwerhörig (Hörverlust ohne Hörgeräte im Tonaudiogramm 95% und im Sprachaudiogramm 80%) und rechts hochgradig schwerhörig (Hörverlust im Tonaudiogramm 85% und im Sprachaudiogramm 70%). Geht man nur danach, was ich ohne Hörgeräte höre, so wäre ich auch ein CI Kandidat. Aber mit Hörgeräten komme ich auf 70% und laut der Reha sogar auf 95% Sprachverstehen bei 65 db.
2023 war ich in einer Reha für Hörgeschädigte in Bad Nauheim. Dort haben auch einige Audiotherapeuten sowie der damalige Chefarzt und Präsident der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft ein CI sowie Tinnitus. Sie berichteten alle in ihren Vorträgen, dass sich der Tinnitus mit dem CI deutlich gebessert hat. Ihr O - Ton war damals: "Mit CI habe ich kein Tinnitus, lege ich das CI ab, dann habe ich Tinnitus."
Wenn ich richtig informiert bin, dann arbeitet in den Helios Kliniken in München die weltweit einzige gehörlose HNO Ärztin, die nicht nur selber beidseitig CI trägt, sondern auch implementiert. Ebenso soll dort mit Oliver Huppertz der Vize Präsident der Cochlea Implantat Gesellschaft als Audiotherapeut arbeiten, der ebenfalls beidseitig CI Träger ist. Vielleicht nimmst Du zu beiden mal Kontakt auf?
Zuletzt geändert von gereon am 21. Mai 2025, 10:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Captain
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#3

Beitrag von Captain »

Hallo Mike

Als Akustiker bekomme ich manchmal auch mit wie Kunden vom HNO Arzt eine CI-Empfehlung erhalten, obwohl laut Hörtest eine normale Hörgeräteversorgung weiterhin realistisch ist. Während der Anpassung und den begleitenden Messungen zur Verständlichkeit sind die Ergebnisse mit entprechend stark eingestellten Hörgerät auch gut.

Mike um deine Situation einschätzen zu können wäre es sehr hilfreich wenn du hier ein Bild von deinem letzten Hörtest einstellst. (Ton.- und Sprachaudiogramm)
gereon
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#4

Beitrag von gereon »

Captain hat geschrieben: 21. Mai 2025, 10:29 Hallo Mike
Als Akustiker bekomme ich manchmal auch mit wie Kunden vom HNO Arzt eine CI-Empfehlung erhalten, obwohl laut Hörtest eine normale Hörgeräteversorgung weiterhin realistisch ist. Während der Anpassung und den begleitenden Messungen zur Verständlichkeit sind die Ergebnisse mit entsprechend stark eingestellten Hörgerät auch gut.
Dies kann ich aus eigener persönlicher Erfahrung sowie beruflicher Erfahrung nur bestätigen. Denn oft haben HNO Ärzte sowohl von Hörgeräten als auch vom CI nicht viel Ahnung und dann wird wie in dem von Captain erwähnten Beispiel viel zu früh zum CI geraten. Oder der HNO Arzt, der zu einem CI rät implementiert selber CI und schaut nur auf das Ton- und Sprachaudiogramm und nicht darauf was mit entsprechenden Einstellungen mit Hörgeräten im Sprachaudiogramm noch an Sprachverstehen erzielt werden kann. Möglicherweise wird dann in solchen Fällen das dicke Geschäft gewittert, da ein CI ja auch mehre zehntausend € kostet.
Dieser Beitrag soll jetzt bitte nicht als kontra CI verstanden werden. Denn ich bin nicht gegen das CI. Ich bin lediglich dagegen, dass hier immer noch nicht grundlegend und umfassend über die CI Indikation, Implantation (mit Vor- und Nachteilen wie Risiken) sowie über die Nachsorge (zum Beispiel CI Reha, weil häufig das Angebot einer CI Reha nicht bekannt ist), beraten und informiert wird.
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Mike from MUC
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#5

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo gereon und Captain,

danke für Eure Antwort. Mein HNO-Arzt ist eher un-empathisch. Die Untersuchung war ziemlich knapp. Getestet wurde nur das Sprachverstehen, kein Ton-Audiogramm. Der letzte Hörtest beim Akustiker war da viel umfangreicher (siehe Anhang). Auch die Kopfhörer beim Akustiker waren besser. Ich denke, der HNO-Arzt macht es sich leicht und verlagert die detaillierte Diagnose und Beratung an die CI-Sprechstunde, dafür habe ich eine Überweisung bekommen. Die Ärzte haben ein volles Wartezimmer und können/wollen es sich nicht leisten, auf jeden intensiv einzugehen.

Da fühle ich mich beim Akustiker besser aufgehoben. Da bekomme ich innerhalb von zwei Tagen einen Termin, der nimmt sich eine Stunde Zeit, macht Hörtests rauf und runter und zeigt sich auch empathisch. Zumal der HNO-Arzt ja eh nichts machen kann: weder weiß er, woher der Hörverlust genau kommt (liegt in der Familie), noch kann er ihn stoppen. Warum ich alle halbe Jahr zum HNO-Arzt hingehe, weiß ich nicht. Er hat halt den Überweisungs- und Rezepteblock.

Wie Ihr schreibt, ist es nicht nur eine Frage des Rest-Hörvermögens, da Hörgeräte viel leisten. (Waren ja auch teuer genug ... ;) ) Deshalb interessiert mich auch die subjektive Einschätzung besonders. Also wenn jemand medizinisch gesehen für ein CI in Frage kommt: Welche Leidensschwelle hat bei Betroffenen dazu geführt, sich für ein CI zu entscheiden?

Ich mache mir keine Illusionen. Ich merke ja, wie es stetig schlechter wird. Selbst wenn es jetzt noch mit HGs paßt, wird der Zeitpunkt kommen, wo das Verstehen zu einem echten Problem wird. Für diesen Zeitpunkt möchte ich gerne ein Gespür entwickeln, um weder zu früh, noch zu spät zu reagieren.
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muggel
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#6

Beitrag von muggel »

Huhu,
also bei dem Tonaudiogramm bist du noch gaaaanz weit von einem CI entfernt. Warum dein Sprachverstehen so schlecht ist, erklärt sich mir nicht.
Wie ist denn das Sprachverstehen MIT Hörgeräten?
Ansonsten gilt: wenn du MIT Hörgeräten nicht mehr telefonieren kannst, Einzelgesprächen in ruhiger Umgebung nur noch mit Hilfe des Mundbildes folgen kannst, dann ist (grob) die Indikation für ein CI gegeben.

Zum Thema Notwendigkeit: ein CI ist medizinisch gesehen überhaupt nicht notwendig. Daher ist auch niemals eine NOTWENDIGKEIT für ein CI gegeben, sondern höchstens die Indiktation für ein CI. Wenn du trotz Indikation kein CI haben möchtest, dann wirst du auch nicht dazu gezwungen -- eben weil es keine Notwendigkeit dafür gibt.

Zum Thema CI und Tinnitus: da gibt es keine klare Aussage. Man sagt grob: bei 1/3 bleibt der Tinnitus gleich, bei 1/3 verschlechtert er sich (ggf. nur temporär), bei 1/3 wird er weniger. Ich selbst gehöre zu dem 1/3 bei dem er gleich geblieben ist. Wobei ich natürlich den Tinnitus stärker wahrnehme, wenn ich nichts höre als wenn er durch Geräusche "überdeckt wird" bzw. ich bewusst diesen fokussiere. Dennoch habe ich einen dauerhaften, durchgängigen Tinnitus.

Zum Thema Ersttermin: wie es in Großhadern ist, weiß ich nicht -- wäre für mich etwas zu weit weg. Letztendlich hängt es von der Klinik ab. Die einen beginnen mit einem Erstgespräch, bei denen schon mal ein Audiogramm erstellt wird, bei den anderen mit der Erstellung des Audiogramms und bei anderen nur mit einem Gespräch. Andere Kliniken möchten, bevor sie überhaupt einen Termin vereinbaren, ein aktuelles Audiogramm haben und lehnen ggf. ein Gesprächstermin ab, wenn diese zeigen, dass ein CI nicht indiziiert ist.
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
Achtung, auch gelegentlich bissig!
gereon
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#7

Beitrag von gereon »

Mike from MUC hat geschrieben: 21. Mai 2025, 12:38 Hallo gereon und Captain,

danke für Eure Antwort. Mein HNO-Arzt ist eher un-empathisch. Die Untersuchung war ziemlich knapp. Getestet wurde nur das Sprachverstehen, kein Ton-Audiogramm. Der letzte Hörtest beim Akustiker war da viel umfangreicher (siehe Anhang). Auch die Kopfhörer beim Akustiker waren besser. Ich denke, der HNO-Arzt macht es sich leicht und verlagert die detaillierte Diagnose und Beratung an die CI-Sprechstunde, dafür habe ich eine Überweisung bekommen. Die Ärzte haben ein volles Wartezimmer und können/wollen es sich nicht leisten, auf jeden intensiv einzugehen.
Da fühle ich mich beim Akustiker besser aufgehoben. Da bekomme ich innerhalb von zwei Tagen einen Termin, der nimmt sich eine Stunde Zeit, macht Hörtests rauf und runter und zeigt sich auch empathisch. Zumal der HNO-Arzt ja eh nichts machen kann: weder weiß er, woher der Hörverlust genau kommt (liegt in der Familie), noch kann er ihn stoppen. Warum ich alle halbe Jahr zum HNO-Arzt hingehe, weiß ich nicht. Er hat halt den Überweisungs- und Rezepteblock.
Wie Ihr schreibt, ist es nicht nur eine Frage des Rest-Hörvermögens, da Hörgeräte viel leisten. (Waren ja auch teuer genug ... ;) ) Deshalb interessiert mich auch die subjektive Einschätzung besonders. Also wenn jemand medizinisch gesehen für ein CI in Frage kommt: Welche Leidensschwelle hat bei Betroffenen dazu geführt, sich für ein CI zu entscheiden?
Die von Dir geschilderten Erfahrungen hatte ich bei meinen HNO Arzt zuletzt auch gemacht. Denn diese wollte mir noch nicht einmal die bereits schon erwähnte Reha in Bad Nauheim verordnen, da er die psychosoziale Auswirkungen meiner Hörschädigung bei meiner Berufstätigkeit nicht beurteilen könne. Ich gehe davon aus, dass er noch nie eine Reha für Hörgeschädigte verordnet hatte und sich damit nicht auskannte. Zuletzt bekam ich bei dem auch häufig keine Termine mehr. Die Verordnung für die Reha hat mir dann der ärztliche Dienst meines Arbeitsgebers gegeben. Daher gehe ich seit Juni letzten Jahres zum selben HNO wie mein Vater und habe immer einen Termin bekommen.
Wenn man zur starken Ohrenschmalzbildung neigt, sollte man sich diesen halbjährlich vom HNO entfernen lassen.
Sind Die Werte jetzt mit oder ohne HG? Userin Muggel hat Dir ja auch schon sehr ausführlich geantwortet. Ansonsten kann ich Dir nur empfehlen mal das DCIG Forum zu besuchen. Vielleicht findest Du dort ja auch CI Selbsthilfegruppen in Deiner Nähe und könntest Dich somit Betroffenen direkt austauschen
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Mike from MUC
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#8

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo muggel,

vielen Dank für die ausfürhliche Antwort. Das hört sich ja schon mal besser an als beim HNO-Arzt! Wie gesagt, der hatte nur den Sprachtest gemacht, kein Ton-Audiogramm. Das Audiogramm oben vom Akustiker war ohne HG.

Subjektiv ist mein Sprachverstehen mit HG ausreichend. Ich kann mich annähernd normal mit der Familie unterhalten. Telefon klappt dank iPhone und Bluetooth-Streaming recht gut. Aber: es hängt sehr vom jeweiligen Sprecher ab. Da wirds dann unangenehm, wenn ich dreimal nachfragen muß. Mein Problemfeld ist der Job mit den virtuellen Besprechungen via Skype. Da sind nur kabelgebundene Kopfhörer, bzw. Freisprechanlagen erlaubt, kein Streaming. Manchmal ist das Ausgangs-Signal zu leise, manchmal ist die Verbindung zu schlecht. Auch Präsenzbesprechungen sind knifflig, wenn der Raum groß ist. Die verschiedenen Programme in der HG-App helfen da einigermaßen, aber mein Eindruck ist, daß es schwieriger wird. Gespräche wie früher "mit halben Ohr" nebenbei mitbekommen geht nicht mehr.

Woher könnte denn das schlechte Sprachverstehen kommen? Und würdest Du mir raten, in eine CI-Sprechstunde zu gehen, auch wenn das Tonaudiogramm noch keine Indikation zeigt? Oder vorerst abwarten und sich in selbst in den Foren ein Bild machen?

Die Aussage zum Tinnitus ist interessant, danke. Das ist wie Glücksspiel mit 66% Chance, daß es nicht schlechter wird.

@gereon: Ja, das DCIG-Forum wäre dann ein nächster Schritt. Wie ich sehe, gibt es auch den Bayerischen Cochlea Implantat Verband e.V. mit eigenem Forum, aber die gehören wohl auch zur DCIG. Zwei Ansprechpartner wären in der Nähe.
gereon
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#9

Beitrag von gereon »

Mike from MUC hat geschrieben: 21. Mai 2025, 14:39 @gereon: Ja, das DCIG-Forum wäre dann ein nächster Schritt. Wie ich sehe, gibt es auch den Bayerischen Cochlea Implantat Verband e.V. mit eigenem Forum, aber die gehören wohl auch zur DCIG. Zwei Ansprechpartner wären in der Nähe.
Ja es gibt hier ebenso wie beim Deutschen Schwerhörigenbund auch Landes- und Ortsverbände.
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muggel
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#10

Beitrag von muggel »

Hallo,

ich glaube das CI wird bei Weitem hier total überschätzt. Ein CI ist KEIN Selbstläufer, sondern das Hören muss neu gelernt werden, also intensiv trainiert werden. CI rein und direkt alles wieder hören ist nicht, wird aber oft erwartet. Zunehmen stelle ich fest, dass die "neuen" CI-Träger erwarten, dass sie nach kurzer Zeit wieder alles verstehen, insgesondere im Störschall.
Nicht jeder erreicht MIT Ci in Ruhe ein Sprachverstehen von 100%, 70-80% sind so der Durchschnitt.. und dieses oft auch erst nach Jahren. Ich selbst trage jetzt seit über 20 Jahren das CI und erreiche ein Einsilberverstehen von 90-100%. Dennoch habe ich immer noch Probleme im Störschall, wenn mehrere Personen durcheinander sprechen, in Besprechungen, wenn der Sprecher weiter weg ist oder Störgeräusche stören usw. Ein CI ist eine Prothese und nicht das Allheilmittel, wie es hier oft angepriesen wird. Die Erwartungshaltung ist über die letzten Jahre massiv gestiegen und damit auch die Unzufriedenheit, wenn es nicht (schnell genug) klappt.
Früher wurde gesagt: wenn das Hörgerät nur noch Unterstützung bringt und man mit nicht mehr telefonieren kann, dann ist ein CI eine sinnvolle Option, die betrachtet werden sollte.

Du bist nach Tonaudiogramm mittelgradig bzw. in den Höhen hochgradig schwerhörig, noch weit entfernt von den WHO4-Hörgerätezuschlag. Deine Hörkurve ist auch recht linear und nicht aussergewöhnlich (extreme Badewannenkurve oder ähnliches).
Warum du dennoch so schlecht verstehst (auf dem linken Ohr) ist mit deiner Art des Hörverlusts zumindest nicht zu begründen -- im Gegenteil. Eigentlich müsste bei dir lauter = besser verstehen gelten.
Oder gibt es dafür eine Erklärung wie z.B. Hörschaden nach Meningitis (Hirnhautentzündung) oder anderen entzündlichen Prozessen (Röteln, Corona, Grippe)?
Warst du beim Hörtest extrem ko (nach der Arbeit, nach langen / vielen Besprechungen, Ablenkung durch andere private / berufliche Dinge?
Wie oft gehst du denn zum Nachjustieren zum Akustiker, wenn sich deine Schwerhörigkeit kontinuierlich verschlechtert?
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
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Captain
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#11

Beitrag von Captain »

Danke für das Audiogramm Mike 👍

Aus dem Tonaudiogramm lässt sich ableiten das der Bärenanteil deines Hörverlust im mittelgradigen Bereich liegt.
Lediglich links fallen die hohen Frequenzen in den hochgradigen Bereich ab.
Dein Hörverlust lässt sich mit fast jedem Gerät ausgleichen, da braucht es noch nicht mal ein Power-System.

Für essenziell wichtig halte ich für dich eine Versorgung mit Otoplastik!

Aus dem Sprachaudiogramm geht hervor das deine bestmögliche Verständlichkeit links bei ca.40% liegt.
Das ist leider nicht so gut 😕
Da das Umwandeln von Klängen & Tönen zu Wörtern eine Leistung des Gehirns ist, ist davon auszugehen das auch mit CI die Verständlichkeit links nicht über 40% hinausgeht.

Ein CI macht dann Sinn, wenn die technischen Grenzen eines Hörsystems erreicht sind. Das ist bei dir aber noch lange nicht der Fall.
Chocolate
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#12

Beitrag von Chocolate »

Hi ich wollte mich hier auch mal zu Wort melden,
ich bin etwas erschrocken, wie früh dein HNO da in Richtung CI denkt. Auch vor allem, da dein Hörverlust quasi dem "Standard" Verlauf entspricht und da keine Besonderheit aufweist wie muggel auch schon schrieb.
Der Weg wäre da eigentlich bei Bedarf stärkere HG oder erstmal stärkere Hörer/ Gehörgang dicht machen, je nachdem was du gerade an Versorgung hast.

Den Gedanken, dass du nicht zu spät dann erst in die Richtung gehen möchtest bzw. ab wann überhaupt es nicht mehr "zu früh" wäre kann ich verstehen. Vielleicht nimmst du dir da erstmal die Sprachniere wie sie auch im Audiogramm zu sehen ist als kleinen Maßstab, solange du da nicht komplett drunter liegst ist erstmal ganz entspannt. Danach kommt erst der Bereich in dem man schaut ob mit HG nicht mehr genug machbar ist an Sprachverständnis, was nicht heißt, dass es dann schon ein CI sein muss.

Frühe Implantationen mit viel Restgehör werden eher bei besonderen Hörkurven und oder bei weiteren Faktoren, die das Hören mit HG erschweren durchgeführt. In meinem Fall war es Badewannenkurve + Recruitment, darauf sind HG nicht ausgelegt bzw. konnten bei mir dann nicht mehr so nachgestellt werden da keine Lautstärketoleranz. In meinem Fall wurde es dann ein Hybrid-System, mein noch vorhandenes Restgehör wird weiter akustisch genutzt.

Ich finde es etwas schade, dass dein HNO da etwas sehr früh ist, weil so eine Ansage ja auch erstmal zu viel Unsicherheiten führt. Ich hoffe wir konnten dir ein paar davon nehmen.
Beidseits mittlerweile hochgradig bis an Taubheit-grenzend SH
(Progredient, "Badewannen"kurve)
Versorgt mit (re) Marvel CI von AB 03/23 und (li) Phonak Naida Link M
Mike from MUC
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#13

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo muggel,

vielen Dank für die ausführliche Einordnung. Das bestätigt letztlich mein Bauchgefühl, daß ich noch nicht reif bin für ein CI. Ich war verunsichert, weil der HNO-Arzt das ins Gespräch gebracht hat.

Warum ich links schlecht verstehe, weiß ich nicht. Der Hörtest war sowohl beim Akustiker als auch beim HNO-Arzt am Vormittag, kein Streß, nicht abgelenkt. Zugegeben: Hörtests sind mir ein Greuel. Wer wäre denn der richtige Ansprechpartner, um da weiter nachzuforschen? Bringt die Ursachenforschung etwas, um anschließend mit dem Hörgerät ein besserer Verständnis zu erzielen?

Zum Nachjustieren bin ich anfangs häufig gegangen, weil ich vermutlich falsche Erwartungen an das Hören mit HG hatte. Mittlerweile gehe ich etwa alle drei bis fünf Monate hin, wenn ich den Eindruck habe, daß es besser sein könnte. Da reichen dann kleine Lautstärke-Anpassungen ohne Hörtest. Ungefähr einmal im Jahr nimmt der Akustiker dann größere Änderungen vor nach einem ausführlichen Hörtest. - Das ist nur geschätzt, denn so lange habe ich die Geräte ja noch nicht. Das erste Mal habe ich vor elf Jahren gemerkt, daß ich links schlechter höre. Ich schätze, daß ich jährlich meßbar schlechter höre, aber nicht rapide. Nach dem, was Du sagst, bleibt mir noch ein gutes Stückchen Zeit, bevor ich an ein CI denken sollte.

Hoffentlich. Du beschreibst es ja sehr schön, daß man sich keine Illusionen machen sollte. Danke, das ist sehr hilfreich!
Mike from MUC
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#14

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo Captain,
Captain hat geschrieben: 21. Mai 2025, 15:55 Dein Hörverlust lässt sich mit fast jedem Gerät ausgleichen, da braucht es noch nicht mal ein Power-System.
[..]
Für essenziell wichtig halte ich für dich eine Versorgung mit Otoplastik!
[...]
Ein CI macht dann Sinn, wenn die technischen Grenzen eines Hörsystems erreicht sind. Das ist bei dir aber noch lange nicht der Fall.
Dankeschön! Das hört sich doch schon besser an als die Worte des HNO-Arztes. Otoplastiken habe ich. :yes:
Mike from MUC
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#15

Beitrag von Mike from MUC »

Chocolate hat geschrieben: 21. Mai 2025, 16:12 Vielleicht nimmst du dir da erstmal die Sprachniere wie sie auch im Audiogramm zu sehen ist als kleinen Maßstab, solange du da nicht komplett drunter liegst ist erstmal ganz entspannt.
[...]
Ich finde es etwas schade, dass dein HNO da etwas sehr früh ist, weil so eine Ansage ja auch erstmal zu viel Unsicherheiten führt. Ich hoffe wir konnten dir ein paar davon nehmen.
Herzlichen Dank für die deutlichen Worte! Du triffst damit ins Schwarze. Ja, der HNO-Arzt hat mich verunsichert, vor allem weil ich selbst bisher noch nie den Gedanken an ein CI hatte. Ihr habt das fantastisch relativiert! Entspannt bleiben ist ein guter Ratschlag. Nicht leicht umzusetzen. Aber nur mit Akzeptanz und Entspanntheit habe ich zum Beispiel gelernt, mit dem Tinnitus umzugehen.
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#16

Beitrag von emilsborg »

Hallo Mike,

Ich höre schlechter als du laut Tonaudiogramm und trotzdem komme ich auf 100% Verstehensquote ohne Störschall. Es muss also auch geklärt werden, wie schon Vorredner geschrieben haben, woher das schlechte Sprachverstehen bei dir herrührt. Denn da sollte eindeutig mehr drin sein als bisher dokumentiert ist.
Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war. (Françoise Sagan)
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#17

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo emilsborg,

wer wäre der beste Ansprechpartner, um das zu klären? Mein HNO-Arzt wohl nicht … Wird sowas in der CI-Sprechstunde abgeklärt? Oder gibt es spezialisierte HNO-Ärzte?
emilsborg
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#18

Beitrag von emilsborg »

Ich würde Kontakt aufnehmen mit einem anderen HNO Arzt der/die vielleicht auch Erfahrung mit Audiologie hat. Zum Beispiel Frau Professorin Limberger in Aalen (in Heilbronn an der Klinik) wäre eine Möglichkeit im Süden. Und wenn sie nicht selbst kann ist sie sicherlich in der Lage jemanden zu empfehlen.
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#19

Beitrag von Dani! »

gereon hat geschrieben: 21. Mai 2025, 10:22 Im Sprachaudiogramm musst Du bei 65 db ein Sprachverständnis von unter 60% haben.
Nur der Vollständigkeit halber: Der Wert ist MIT Hörgerät zu ermitteln.
Alternativ kann man im Sprachaudiogramm sich den Wert bei 100dB (ohne Hörgerät) anschauen, der ähnlich schlecht sein sollte.
gereon hat geschrieben: 21. Mai 2025, 10:22 Wenn ich richtig informiert bin, dann arbeitet in den Helios Kliniken in München die weltweit einzige gehörlose HNO Ärztin, die nicht nur selber beidseitig CI trägt, sondern auch implementiert.
Sicher dass es nicht noch andere implantierende Ärzte mit CI gibt? Sie ist meines Wissens Deutschlands erste implantierende CHEF-Ärztin mit CI.
Egal, nur weil man selbst CIs trägt heißt das ja nicht, dass man deshalb besser operieren könnte. Jemand, der eine tolle Frisur trägt, der kann noch lange nicht genauso gut Haare schneiden. Von daher wundert es mich, dass immer wieder Werbung für Frau Wolter gemacht wird.

Tinnitus, das unbekannte Wesen. Mein Tinnitus auf dem linken Ohr ist verschwunden, als mein RECHTES Ohr implantiert wurde.
Zwischenzeitlich war der Tinnitus auf beiden Ohren weg. Heute habe ich ihn nur sehr leicht, egal ob ich CIs trage oder nicht.
gereon hat geschrieben: 21. Mai 2025, 10:49 Denn oft haben HNO Ärzte sowohl von Hörgeräten als auch vom CI nicht viel Ahnung und dann wird wie in dem von Captain erwähnten Beispiel viel zu früh zum CI geraten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten niedergelassenen HNO-Ärzte jemals was von CI gehört haben. Ganz im Gegenteil bin ich immer erfreut darüber, wenn ein HNO-Arzt zumindest mal darauf hinweist, dass man sich mal mit dem Thema CI beschäftigen soll. Das heißt ja nicht, dass der Arzt gleich zum CI direkt rät.

Meine in München ansässige HNO-Ärztin hat mir auch schon diesen Hinweis gegeben, als ich noch völlig ablehnend dem CI gegenüber stand. Sie hatte aber vollkommen Recht. Immerhin hat sie in ihrer Ausbildung auch die CI-Abteilung in FFM durchlaufen und wusste wovon sie spricht.
Dass es mir gut geht, dafür sind schließlich andere zuständig.
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#20

Beitrag von Dani! »

Mike from MUC hat geschrieben: 21. Mai 2025, 12:38 Hallo gereon und Captain,

danke für Eure Antwort. Mein HNO-Arzt ist eher un-empathisch. Die Untersuchung war ziemlich knapp. Getestet wurde nur das Sprachverstehen, kein Ton-Audiogramm. Der letzte Hörtest beim Akustiker war da viel umfangreicher (siehe Anhang). Auch die Kopfhörer beim Akustiker waren besser. Ich denke, der HNO-Arzt macht es sich leicht und verlagert die detaillierte Diagnose und Beratung an die CI-Sprechstunde, dafür habe ich eine Überweisung bekommen. Die Ärzte haben ein volles Wartezimmer und können/wollen es sich nicht leisten, auf jeden intensiv einzugehen.

Da fühle ich mich beim Akustiker besser aufgehoben. Da bekomme ich innerhalb von zwei Tagen einen Termin, der nimmt sich eine Stunde Zeit, macht Hörtests rauf und runter und zeigt sich auch empathisch. Zumal der HNO-Arzt ja eh nichts machen kann: weder weiß er, woher der Hörverlust genau kommt (liegt in der Familie), noch kann er ihn stoppen. Warum ich alle halbe Jahr zum HNO-Arzt hingehe, weiß ich nicht. Er hat halt den Überweisungs- und Rezepteblock.
Da tust du dem HNO-Arzt Unrecht. Der niedergelassene Arzt ist halt kein CI-Spezialist und kann es nicht entscheiden. Dem Audiogramm nach zu urteilen hat er bei deinem linken Ohr aber Recht, dass du das mal von Spezialisten überprüfen lassen solltest. Auch wenn das Ton-Audiogramm links ähnlich ist wie rechts, Sprache verstehst du da aber kaum noch. Mit einem CI besteht immerhin die Chance, dass deine beiden Ohren wieder etwa gleich gut hören. Und Stereo hören hilft ungemein in schwierigen Situationen beim Verstehen.

Was Akustiker betrifft: Sie wollen Hörgeräte verkaufen.
Mein Akustiker hat mich nie auf ein CI hingewiesen, obwohl ich 14 Jahre oberhalb 2kHz taub war. Aber ja, freundlich und empathisch war er ....
Dass es mir gut geht, dafür sind schließlich andere zuständig.
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#21

Beitrag von Dani! »

Captain hat geschrieben: 21. Mai 2025, 15:55 Da das Umwandeln von Klängen & Tönen zu Wörtern eine Leistung des Gehirns ist, ist davon auszugehen das auch mit CI die Verständlichkeit links nicht über 40% hinausgeht.
Wenn die Töne verzerrt am Gehirn ankommen, hört man möglicherweise die Töne vergleichsweise früh, die Sprache kommt dann aber nicht mehr an. Das kann ein CI durchaus ausgleichen. Muss aber nicht.
Mike from MUC hat geschrieben: 21. Mai 2025, 14:39 Subjektiv ist mein Sprachverstehen mit HG ausreichend. Ich kann mich annähernd normal mit der Familie unterhalten. Telefon klappt dank iPhone und Bluetooth-Streaming recht gut. Aber: es hängt sehr vom jeweiligen Sprecher ab.
Mit "telefonieren können" ist meiner Meinung nach gemeint, den Hörer an eins der Hörgeräte zu halten, nicht streaming.
Mike from MUC hat geschrieben: 21. Mai 2025, 14:39 Mein Problemfeld ist der Job mit den virtuellen Besprechungen via Skype. Da sind nur kabelgebundene Kopfhörer, bzw. Freisprechanlagen erlaubt, kein Streaming. Manchmal ist das Ausgangs-Signal zu leise, manchmal ist die Verbindung zu schlecht. Auch Präsenzbesprechungen sind knifflig, wenn der Raum groß ist.
Das bleibt mit CI fast genauso schwierig. Hier solltest du eher um Alternativen bemühen, wie du die jetzige Situation mit Hörgeräten verbessern kannst.
Mike from MUC hat geschrieben: 21. Mai 2025, 21:13 wer wäre der beste Ansprechpartner, um das zu klären? Mein HNO-Arzt wohl nicht … Wird sowas in der CI-Sprechstunde abgeklärt? Oder gibt es spezialisierte HNO-Ärzte?
Ja, ich finde, die CI-Sprechstunde ist genau dafür da. Das sind die darauf spezialisierten HNO-Ärzte.

Und zum Schluss auch meine Einschätzung, dass ein CI noch zu früh ist. Vor allem, weil die Erwartung die falsche ist.
Dass es mir gut geht, dafür sind schließlich andere zuständig.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Mike from MUC
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#22

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo Dani!

Vielen Dank für Deine Beiträge. Unterm Strich empfiehlst Du also, daß ich die CI-Sprechstunde aufsuche; aber nicht primär, um mit einem CI versorgt zu werden, weil das noch zu früh ist. Sondern um das schlechte Verstehen links zu untersuchen. Richtig? Ja, der Gedanke kam mir auch schon nach Euren Beiträgen hier. Schaun wir mal. Ich schlaf noch ein paar Nächte drüber.

Zu meinem Thema Hören im Job sagst Du, daß ich nach Alternativen schauen soll, um die jetzige Situation zu verbessern. Ja, das werde ich machen. Ist schwierig, weil ich nicht unbedingt auf Fachkundige treffe. Ich muß also zuerst selbst wissen, was definitiv hilft, und kann dann auf die IT und den HR-Bereich in der Firma zugehen. Da werde ich sicher noch im Technik-Bereich des Forums fragen, wenn ich weiß, in welche Richtung ich schauen muß.

Schönen Gruß!
Kurt2
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Re: Fragen zum Einstieg ins CI-Thema

#23

Beitrag von Kurt2 »

"Ich schwanke zwischen "viel zu früh, mit HG hör ich doch das meiste noch" und "lieber früher als später,"

Hallo Mike,
ich kann dich sehr gut verstehen, mir ging es genauso. Zu deiner Hörkurve wurde genug gesagt, meine war wesentlich schlechter.
Für mich war letztlich folgendes Erlebnis ausschlaggebend, als der Leidensdruck durch das Nicht-Verstehen (nicht zu verwechseln mit dem Nicht-Hören) schon sehr hoch war. Meine Enkeltochter (knapp 5 Jahre alt, spricht sehr deutlich und eher langsam) und ich spielen im Sandkasten in ruhiger Umgebung, also Idealbedingungen, Einkaufen. Sie will noch "uderucker" kaufen; nach der dritten geduldigen Wiederholung begreife ich, dass sie "Puderzucker" kaufen will. Aber ich höre oder verstehe eben das p und z nicht. Anschließend will sie beim Schaukeln plötzlich "eitwerz" schaukeln; ich brauche wieder etwas, bis ich im Zusammenhang begreife, dass sie "seitwärts" sagt.
Nun habe ich ja seit 8 Wochen den Sprachprozessor (SP) und höre mit dem Restgehör auch ohne Hörgerät und SP im Tieftonbereich, verstehe aber vieles nicht. Vor der Operation verstand ich mit Hörgeräten eine Frau im Freundeskreis kaum. Jetzt mit SP verstehe ich sie wieder. Ich denke, dass mir die hochfrequenten Anteile der Sprache fehlen. Ein Gruppengespräch ist nach wie vor schwierig, aber ich habe ja noch viel Zeit.
Einen Tipp kann ich die noch geben. Vor 6 Jahren machte ich bei der Hörgeräteanpassung ein Hörtraining. Das hat mir damals viel gebracht. Ich bekam es damals vom Akustiker. Im Internet sind bei Hör-Wiki unter Hörtraining viele Apps und Übungen gelistet. Momentan bin ich von SoundSuccess ganz begeistert. Du kannst z.B. wechselnde Sprecher und Hintergrundlärm wählen und einen Satz mehrfach anhören. Wichtig ist die Ausdauer.
125-250-500-750-1k-1,5k-2k-3k-4k-6k-8k
R 18-18-30-40-60-95-95-85-100-100-105
L 20-25-40-45-55-90-90-90-85-115-105
Antworten