Voraussetzungen für Integration in einer Regeleinrichtung
Verfasst: 25. Jun 2003, 00:57
Hallo liebe Leute,
soorrrrryyyy, ist sehr lang... dafür habe ich auch viele Absätze gemacht!
Ich möchte eine kleine "Anleitung" aufstellen, welche Voraussetzungen für eine "erfolgreiche Integration" in der Regelschule bzw. im Regelkindergarten wichtig sind.
Für den Kindergartenbereich kann ich nicht so gut sprechen, da das bei mir schon eeeewig zurückliegt.
Ich habe als Gehörlose (mit Hörgeräten und nur lautsprachlich erzogen) eine Regelschule besucht und abgeschlossen. Deshalb rede ich jetzt hauptsächlich von der Schule, meine damit aber auch teilweise den Kindergarten.
Übrigens, ganz wichtig: Auch wenn alle genannten Punkte erfüllt werden, gibt es keine Garantie, dass die Integration auch klappt. Manchmal ist eine Hörgeschädigteneinrichtung wirklich die beste Lösung.
Also, ich fange jetzt einfach mal mit "Voraussetzungen für eine gelingende Integration" an:
a) Persönlichkeit des Kindes
Die Persönlichkeit deshg Kindes empfinde ich am wichtigsten. Am allerwichtigsten finde ich eine gewisse Frustrationstoleranz, wenn das Kind akustisch deutlich weniger versteht als die anderen Kinder. Es gibt hg (= hörgeschädigte) Kinder, die sehen ein Glas als halbvoll an, andere sehen es als halbleer an.
b) Kooperationsbereitschaft des hörgeschädigten Kindes
Ich finde es enorm wichtig, dass das Kind zu seiner Hörschädigung steht, das wird am besten erreicht, wenn die Eltern mit ihm immer wieder darüber sprechen, aber nicht als bedauernswertes Defizit. Das Kind muss wissen, dass es aufgrund seiner Hörschädigung weniger als seine Klassenkameraden versteht.
Wenn es Hilfe braucht, sollte es sie auf mehrere Kinder verteilen. Die Eltern können sich mit der Lehrerin absprechen, dass sie dann und wann die Kinder woandershin setzt (mit deren Einverständnis).
In den Pausen kann es schnell passieren, dass das Kind in eine Außenseiterposition gerät. Es sollte also lernen, auf andere Kinder zuzugehen statt zu warten, bis sie auf es zukommen.
c) Kooperationsbereitschaft der Eltern
Es zahlt sich fast immer aus, wenn die Eltern zu den Lehrern freundlich sind und "Verhaltensregeln" nicht als Forderungen, sondern als Vorschläge vorbringen, lieber mal Kompromisse schließen, soweit es für dashg Kind zumutbar ist.
Deshalb finde ich einen Mobilen Dienst (ist oft ein Hörgeschädigtenpädagoge) gut, weil er ein neutraler Vermittler zwischen Lehrer, Kind und Eltern ist. Bei echten Problemen können die Eltern sich an die Schulleitung wenden.
Eltern und auch Lehrer / Erzieher können die wichtigsten Spiele, die in den Pausen gespielt werden, mit dem hörgeschädigten Kind durchgehen und Lieder- bzw. Spieltexte für es aufschreiben.
d) kooperative Lehrer / Erzieher
Kooperative Lehrer / Erzieher bekommt man z.B. durch einen Besuch in der Sprechstunde, eine Info-Stunde im Unterricht / Kindergarten, durch Elternarbeit (evt. auch in Gremien), durch einen Mobilen Dienst, der in die Sprechstunde des Lehrers kommt.
Gut ist es, die Schulleitung darum zu bitten, dass sie die Lehrer informiert, bevor das Kind in die Regelschule kommt.
e) kooperative Mitschüler bzw. Kindergartenkameraden
Wenn die Lehrer das hörgeschädigte Kind ganz normal behandeln, ist das am idealsten. Die Eltern deshg Kindes können Treffen mit ihnen und deren Eltern organisieren. Eine Infostunde durch die Eltern oder durch einen Mobilen Dienst ist auch ganz hilfreich.
f) Klassengröße
Dieser Punkt lässt sich leider nur bedingt beinflussen, man kann aber je nach Schulrecht durchsetzen, dass einhg Kind drei hörenden Kindern entspricht.
Ansonsten gibt es die Alternative Montessori- und Privatschule, wo weniger Schüler sind, falls in Wohnortnähe vorhanden und die Eltern den Kontakt zu Hörenden besonders fördern wollen.
g) technische Hörhilfen und Sitzordung
Neben Hörgeräten,CI 's gibt es Zusatzgeräte wie die FM-Anlage, die allerdings auch den Nachteil hat, dass das Kind dadurch auf den Lehrer konzentriert ist und die schwächeren Schülerstimmen u.U. nicht mehr verstehen kann.
Bzgl. Sitzordnung ist die Hufeisenform natürlich ideal, aber in großen Klassen mit 25 und mehr Schülern kaum realisierbar. Das Kind sollte den Lehrer immer gut sehen können. Ich persönlich fand die 2. Reihe immer am besten, weil manche Lehrer hin- und her wanderten.
h) Kontakt zu anderen Hörgeschädigten
Ich finde den Kontakt zu anderen hörgeschädigten Kindern (und auch Erwachsenen!) wichtig, besonders zu regelbeschulten. Andere hörgeschädigte Kinder findet man in Elternvereinen, auf Elterntagungen, es gibt auch spezielle Freizeiten. Eltern könnten auch so etwas mit anderen Eltern organisieren. Email- und Brieffreundschaften sind eine weitere Möglichkeit.
Außerdem können Eltern von regelbeschultenhg Kindern miteinander telefonieren und ihrem Kind berichten, was sich beim anderen hg Kind so abspielt.
Ich fand es übrigens immer toll, wenn meinehg Freundin, die von weit kam, bei mir an einem Wochenende übernachtet hat.
Jetzt habe ich euch bestimmt erschlagen, es gäbe noch sooo viel mehr zu sagen, aber das fiel mir auf die Schnelle ein. Vielleicht fällt euch ja noch was ein.
Liebe Grüße,
Gudrun (die jetzt endlich ins Bett geht)
soorrrrryyyy, ist sehr lang... dafür habe ich auch viele Absätze gemacht!
Ich möchte eine kleine "Anleitung" aufstellen, welche Voraussetzungen für eine "erfolgreiche Integration" in der Regelschule bzw. im Regelkindergarten wichtig sind.
Für den Kindergartenbereich kann ich nicht so gut sprechen, da das bei mir schon eeeewig zurückliegt.

Übrigens, ganz wichtig: Auch wenn alle genannten Punkte erfüllt werden, gibt es keine Garantie, dass die Integration auch klappt. Manchmal ist eine Hörgeschädigteneinrichtung wirklich die beste Lösung.
Also, ich fange jetzt einfach mal mit "Voraussetzungen für eine gelingende Integration" an:
a) Persönlichkeit des Kindes
Die Persönlichkeit des
b) Kooperationsbereitschaft des hörgeschädigten Kindes
Ich finde es enorm wichtig, dass das Kind zu seiner Hörschädigung steht, das wird am besten erreicht, wenn die Eltern mit ihm immer wieder darüber sprechen, aber nicht als bedauernswertes Defizit. Das Kind muss wissen, dass es aufgrund seiner Hörschädigung weniger als seine Klassenkameraden versteht.
Wenn es Hilfe braucht, sollte es sie auf mehrere Kinder verteilen. Die Eltern können sich mit der Lehrerin absprechen, dass sie dann und wann die Kinder woandershin setzt (mit deren Einverständnis).
In den Pausen kann es schnell passieren, dass das Kind in eine Außenseiterposition gerät. Es sollte also lernen, auf andere Kinder zuzugehen statt zu warten, bis sie auf es zukommen.
c) Kooperationsbereitschaft der Eltern
Es zahlt sich fast immer aus, wenn die Eltern zu den Lehrern freundlich sind und "Verhaltensregeln" nicht als Forderungen, sondern als Vorschläge vorbringen, lieber mal Kompromisse schließen, soweit es für das
Deshalb finde ich einen Mobilen Dienst (ist oft ein Hörgeschädigtenpädagoge) gut, weil er ein neutraler Vermittler zwischen Lehrer, Kind und Eltern ist. Bei echten Problemen können die Eltern sich an die Schulleitung wenden.
Eltern und auch Lehrer / Erzieher können die wichtigsten Spiele, die in den Pausen gespielt werden, mit dem hörgeschädigten Kind durchgehen und Lieder- bzw. Spieltexte für es aufschreiben.
d) kooperative Lehrer / Erzieher
Kooperative Lehrer / Erzieher bekommt man z.B. durch einen Besuch in der Sprechstunde, eine Info-Stunde im Unterricht / Kindergarten, durch Elternarbeit (evt. auch in Gremien), durch einen Mobilen Dienst, der in die Sprechstunde des Lehrers kommt.
Gut ist es, die Schulleitung darum zu bitten, dass sie die Lehrer informiert, bevor das Kind in die Regelschule kommt.
e) kooperative Mitschüler bzw. Kindergartenkameraden
Wenn die Lehrer das hörgeschädigte Kind ganz normal behandeln, ist das am idealsten. Die Eltern des
f) Klassengröße
Dieser Punkt lässt sich leider nur bedingt beinflussen, man kann aber je nach Schulrecht durchsetzen, dass ein
Ansonsten gibt es die Alternative Montessori- und Privatschule, wo weniger Schüler sind, falls in Wohnortnähe vorhanden und die Eltern den Kontakt zu Hörenden besonders fördern wollen.
g) technische Hörhilfen und Sitzordung
Neben Hörgeräten,
Bzgl. Sitzordnung ist die Hufeisenform natürlich ideal, aber in großen Klassen mit 25 und mehr Schülern kaum realisierbar. Das Kind sollte den Lehrer immer gut sehen können. Ich persönlich fand die 2. Reihe immer am besten, weil manche Lehrer hin- und her wanderten.
h) Kontakt zu anderen Hörgeschädigten
Ich finde den Kontakt zu anderen hörgeschädigten Kindern (und auch Erwachsenen!) wichtig, besonders zu regelbeschulten. Andere hörgeschädigte Kinder findet man in Elternvereinen, auf Elterntagungen, es gibt auch spezielle Freizeiten. Eltern könnten auch so etwas mit anderen Eltern organisieren. Email- und Brieffreundschaften sind eine weitere Möglichkeit.
Außerdem können Eltern von regelbeschulten
Ich fand es übrigens immer toll, wenn meine
Jetzt habe ich euch bestimmt erschlagen, es gäbe noch sooo viel mehr zu sagen, aber das fiel mir auf die Schnelle ein. Vielleicht fällt euch ja noch was ein.

Liebe Grüße,
Gudrun (die jetzt endlich ins Bett geht)