Leistungsschwankung in der Schule

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Antworten
masupilami
Beiträge: 6
Registriert: 25. Jan 2008, 21:01
17
Wohnort: Bensheim

Leistungsschwankung in der Schule

#1

Beitrag von masupilami »

Hallo,
bin zwar schon länger im Forum und habe eigentlich immer auf meine Fragen und Probleme Lösungen gefunden. Nun bin ich aber etwas ratlos und wollte mal nachfragen wie es anderen so ergeht.
Also mein Sohn ist 7 Jahre alt, (seit 4 Jahren leicht bis mittel. Sh) und geht seit einem halben Jahr in die Grundschule (Regelschule). Er geht gerne dort hin und hat auch schon viele neue Freunde gefunden und ist sehr beliebt.In der Schule ist eigentlich bisher alles so wie es sein sollte. Nur hat die Lehrerin jetzt bemerkt, das mein Sohn Leistungsschwankungen hat. Mal hat er ein Tag da kann er sogar super schwere Aufgaben ruck zuck erledigen mal hat er wieder Tage da bekommt er die einfachsten Aufgaben nicht hin. Das ist mir zu hause bei den Hausaufgaben auch schon aufgefallen. Geht es aber nicht allen Kindern so? Egal ob Hg oder nich Hg ?Die Lehrerin meinte sie hätte Schwierigkeiten ihn einzuschätzen und wisse nicht wie sie ihn bewerten soll. Habt ihr so was ähnliches festgestell? Was soll ich machen? Wie kann ich ihn helfen/fördern? Leider fällt unser Förderlehrer jatzt auch weg.(Er hat die Schule gewechselt und es gibt noch kein Nachfolger) :help:
Semiha
Beiträge: 2
Registriert: 12. Feb 2010, 20:05
15

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#2

Beitrag von Semiha »

Hallo,
meine Tochter (7 Jahre, Regelschule) hat das gleiche Problem. Sie kann wohl auch außergewöhnliches leisten, aber auch die schlechteste in der Klasse sein. Ihre Leistungen schwanken jeden Tag habe ich mir sagen lassen. Fakt ist, daß unsere schwerhörigen Kinder, die noch während des Unterrichtes mit der FM-Anlage arbeiten, sich mehr konzentrieren müssen, als die anderen Kinder. Und das ist anstrengend.
Das Problem habe ich dann der Ergotherapeutin geschildert, die dann mit meiner Tochter einen Attentionertraining absolviert. Das läuft jetzt seit ca. einem Monat und ich hoffe, daß sich das Problem dann nach einigen Monaten bessern wird.
PetraAnett
Beiträge: 478
Registriert: 31. Jan 2007, 20:45
18

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#3

Beitrag von PetraAnett »

Hallo -

auch unser Sohn bringt das ganze Leistungsspektrum zusammen.
(Klassenbester bis letzter)
Diese Schwankungen haben wir auch vorher bei ihm beobachtet z.B. bei Spielen, beim malen, Musik machen ...
Manchmal leidet er darunter, wenn er sich anstrengt und es geht irgendwie an dem Tag alles nicht ...

@ Semiha Was ist ein Attentionertraining?

LG
Michael V.

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#4

Beitrag von Michael V. »

Hallo,

Leistungsschwankungensind bei SH oft stärker ausgeprägt. Wenn ich schlecht oder zu wenig geschlafen haben o.ä. fehlt mir die Konzentration,
die ein SH braucht, um die SH auszugleichen. Die Folgen potenzieren
sich offenbar. Das Problem habe ich bis heute nicht in den Griff bekommen.
Ich habe trotzdem im Studium und Beruf großen Erfolg.

Gruß
Michael
masupilami
Beiträge: 6
Registriert: 25. Jan 2008, 21:01
17
Wohnort: Bensheim

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#5

Beitrag von masupilami »

Hallo und danke für die Antworten. Ist schon einmal beruhigend das das "normal" ist für Hörgeschädigte. Die Frage ist nun, wie kann ich meinem Sohn helfen und wie mache ich es der Lehrerin verständlich. Sie hat sich zwar viel informiert, aber Theorie und Praxis sind ja immer zwei paar Schuhe. Werde sie wohl öfters auf die vermehrte Konzentration hinweisen müssen.
Attentionertraining? Auch noch nie gehört.Werde gleich mal auf die Suche gehen.

LG
Manuela
Momo
Beiträge: 5186
Registriert: 23. Jul 2002, 21:46
23
Wohnort: Niedersachsen

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#6

Beitrag von Momo »

hallo

auch bei meinem sohn ist ein starker leistungsabfall zum ende des schultages deutlcih zu merken. gleiches gilt für die woche: montags ist er noch fit, freitags dann reif fürs we.

ich denke man sollte der lehrerin immer wieder deutlcih machen, dass dein sohn nicht einfach so, wie wir, hört. für ihn ist das hören eine große anstrengung, die viel konzentration braucht. konzentration, die andere kinder für andere sachen aufsparen können. daher ist es auch logisch, dass er nach eine zuhörphase deutlcih weniger konzentrationsfähigkeit haben wird als alle anderen kinder seiner klasse.
im idealfall stellt sich die schule darauf ein und bietet eben immer mal sprachfreie arbeitsphasen an, insbesondere zum ende schulalltages.
weise auch nochmal drauf hin, dass z.b. das vorlesen (was in der grundschule gerne mal als entspannung gentutz wird) für ein sh kind auch arbeit ist und keine entspannung!

grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
masupilami
Beiträge: 6
Registriert: 25. Jan 2008, 21:01
17
Wohnort: Bensheim

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#7

Beitrag von masupilami »

Hallo,
was mir auch noch Kopfzerbrechen bereitet ist-
Wie wird er am Ende des 1. Schuljahres benotet? Unsere Schule hat da noch keine Erfahrung mit SH. (Es gab nur einmal ein blindes Kind.)Und ich glaube die Lehrerin weiß es auch nicht. Gibt es da irgendwelche Richtlinien oder auch Seminare für Lehrer? Hat da jemand schon Erfahrung?
Zu blöd auch das ausgerechnet jetzt der ambulante Dienst ausfällt.
Aber ich glaube, letztendlich sind wir Eltern immer auf uns selbst angewiesen. Wie gut das es das Forum gibt.

LG

Manuela mit Marius
Momo
Beiträge: 5186
Registriert: 23. Jul 2002, 21:46
23
Wohnort: Niedersachsen

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#8

Beitrag von Momo »

hallo manuela
wenn dein sohn an einer regelschule ist und "zielgleich" unterrichtet wird, d.h. er soll den gleichen leistungsstand haben wie alle anderen, dann wird er auch benotet wie alle anderen. natürlcih bekommt er im rahmen des nachteilausgleich ein paar sachen, so werden zumeist diktate nicht oder weniger streng benotet, gleiches kann auch für aufsätzte usw. gelten. das hängt immer vom kind ab. bei uns wird für regelschullehrer, die ein sh kind betreuen regelmäßig fortbildung über den mobilen dienst der sh schule angeboten. der mobile dienst kümmert sich dann auch um nachteilsausgleiche.
allerdings werden die kinder am ende klasse 1 doch noch gar nicht benotet. es gibt ein sog. berichtszeugnis wo genau drinsteht was das kind erreicht hat und (verschlüsselt/ nett verpackt) woran es noch arbeiten muss. außerdem solltet ihr im regelmäßigen austausch mit der lehrerin sein, um bei defiziten zeitnah helfen zu können.

lg
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
masupilami
Beiträge: 6
Registriert: 25. Jan 2008, 21:01
17
Wohnort: Bensheim

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#9

Beitrag von masupilami »

Hallo,
und danke nochmal für Eure Hilfe!

Manuela mit Marius
Semiha
Beiträge: 2
Registriert: 12. Feb 2010, 20:05
15

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#10

Beitrag von Semiha »

Attentionertraining ist Aufmerksamkeitstraining und wird von unserer Ergotherapeutin empfohlen. Schwerpunkte sind Konzentration und Aufmerksamkeit. Hier lernen die Kinder unter schwierigen Bedingungen sich zu konzentrieren. Zum Beispiel lernen die Kinder sich auf eine Sache zu konzentrieren, während die Kinder von der Therapeutin abgelenkt werden. Lernen sich auch auf mehrere Sachen gleichzeitig zu konzentrieren. Zudem müssen die Kinder lernen selbständig zu handeln, z. B. selbständig die Tasche zu packen, sich selbständig anzuziehen, die Hausaufgaben selbständig zu machen etc. Das ganze wird benotet. Ich als Mutter kann in der Woche meiner Tochter 18 Punkte vergeben, was sie bisher nicht annähernd geschafft hat. Während des Unterrichts werden auch noch mal Punkte vergeben. Ich kann hier nur sagen, für meine Tochter ist es sehr anstrengend, die Hausaufgaben die sie kriegt sind sowieso nicht zu lösen für eine siebenjährige. Ich hoffe, daß das ganze meiner Tochter helfen wird, aber wie gesagt es ist sehr anstrengend und eine Prozedur, die über einige Monate verlaufen wird. Meine Tochter muss mindestens 120 Punkte ergattern und das soll nicht leicht sein.
masupilami
Beiträge: 6
Registriert: 25. Jan 2008, 21:01
17
Wohnort: Bensheim

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#11

Beitrag von masupilami »

Hallo Semiha,
hatte im Internet schon einmal nachgeschaut. Aber Deine Aussage finde ich viel informativer. Das mit dem Punktesystem stand da nirgends. Da stand nur das auch die Eltern zu mehreren Gruppengesprächen geladen werden und das auch zu Hause viel geübt werden muss. Theoretisch finde ich das Trainig schon gut, aber in die Praxis umzusetzen, noch zu den Hausaufgaben und den anderen wenigen Freizeitbeschäftigungen wird wohl sehr anstrengend für das Kind.Würde gerne bei dir in ein paar Wochen nochmal nachfragen wie es bei euch so ergeht.
Danke für die Info

LG
Manuela
Coralie
Beiträge: 337
Registriert: 23. Dez 2009, 22:14
15

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#12

Beitrag von Coralie »

Mich macht der Beitrag nachdenklich. Ein schwerhöriges Kind in einer Regelschule ist Höchstleistung für das Kind über den Schultag hinweg, der nun ja oftmals schon bis in den Nachmittag geht (nicht nur das Hören ist Stres sondern auch der Lärmpegel). Selbsständigkeit wird von den Lehrern immer gepredigt. Klar, ich habe immer den Eindruck, die denken durch ihren hervorragenden Unterricht haben alle 20-30 Kinder alles zu verstehen. Das ist aber nicht der Fall. Der Großteil der Kinder braucht häusliche Unterstützung und ich denke gerade ein hörbehindertes Kind hat da noch einen Grund mehr dies einfordern zu dürfen. Mir wäre es lieber, mein Kind hat die Möglichkeit in häuslicher ruhiger Atmoshäre die Hilfe einzufordern und auf liebevolles Verständnis zu stoßen, als dass es auf Selbstständigkeit getrimmt wird bis es seine 120 Punke zusammen hat (Kann das Kind diesen Zahlenraum überhaupt schon überblicken und dann auch noch über einen so langen Zeitraum? In dem Alter fangen die Kids doch gerade an ein Veständnis für Zeit zu entwickeln...) Ich denke es ist eher die Kunst der Eltern für das Kind Lernpartner zu sein, Schule ist m.E. Familienangelegenheit wenn sie gut gelingen soll. Es gibt aus meiner Erfahrung heraus nur wenige Kinder, die in der Lage sind über die Schullaufbahn hinweg selbstständig und gut zu arbeiten. Das Massensystem Schule ist meines Erachtens nicht dafür geeignet die Grundlagen dafür zu legen, so dss die Eltern oder Nachhilfelehrer immer wieder einspringen müssen. Ich würde mein Kind nicht mit diesm System unter zusätzlichen Druck setzten wollen, aber jeders Kind ist natürlich anders und die dazugehörigen Eltern auch. Glaub mir, Selbstständig werden die Kids früh genug....und bei der Hausaufgabenhilfe kann man die Gelegenheit nutzen das Selbstbewußtsein des Kindes zu stärken, gerade wenn es in der Schule immer mal wieder der "Looser" ist. Das ist leider für uns Schwerhörige normal, da wir auch bei vorhandener Intelligenz immer wieder etwas nicht "verstehen" ...
CI einseitig, andere Seite mit Hörgerät versorgt bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit.
Timmy
Beiträge: 19
Registriert: 26. Jan 2010, 19:18
15

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#13

Beitrag von Timmy »

Hallo,
mir wurde mal von einer Familientherapeuten gesagt ,dass hörgeschädigte Kinder sich 10mal mehr anstrengen müssen als normalhörende Kinder!!

Diesen Satz werde ich nie vergessen....
Diese Therapeutin hat selbst eine hörgeschädigte Tochter und berät selbständig Akustiker ,Familien und Lehrer.
Jedenfalls sagte sie mir dass diese Kinder ,wenn sie jahrelang zuviel gefordert werden, irgendwann mal einen Zusammenbruch erleiden
würden.
Daran muss ich dann immer denken wenn ich wieder was von meiner Tochter verlange.

Schulisch hat sie keine Probleme weil in ihrer (Hörgeschädigten-)Schule nur 7-10 Kinder in einer Klasse sind. Jedes Kind mehr bedeutet wieder höhere Konzentration. Deshalb kann ich mir schon sehr gut vorstellen dass in einer normalen Schule ein hörgeschädigtes Kind grosse Probleme dadurch haben kann.
Um unsere Tochter zu entspannen machen wir ab und zu "Wellnessabende". Wir kochen Tee , zünden Kerzen an ,legen Entspannungsmusik auf ( leise) und ich massiere ihr den Rücken oder das Gesicht. Dadurch wird sie wieder etwas ruhiger und das Fernsehen ist vergessen.

Von Konzentationsschwäche würde ich bei deinem Sohn vielleicht nicht reden ,eher von einer (Reiz-)Überflutung? Kann das aber nicht sicher beurteilen ,ich weiss nur wie es bei uns ist.
Liebe Grüsse

Timmy
Pevau
Beiträge: 96
Registriert: 7. Jul 2009, 19:00
16
Wohnort: Viernheim

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#14

Beitrag von Pevau »

Hallo Timmy,
Dein Beitrag berührt mich.
Auch ich gehöre zu den Müttern, die meinen, alles für Ihr Kind tun zu müssen. Ich meine damit jegliche Unterstützung für die Schwächen des Kindes. In unserem Fall die Gehörschwäche und die damit verbundenen anderen Schwächen. Bei uns war es zuerst die Redeschwäche, später die Schreibschwäche, zur Zeit sind wir mit der Rechenschwäche beschäftigt. Alles ist miteinander verbunden. Und was tue ich? Ich übe zusätzlichen Druck auf mein Kind aus und vergrößere dadurch noch seine Belastungen. Und meine natürlich auch.
Auch ich muss mich oft ausbremsen, damit wir nicht kollabieren. Aber Erreichen wir wirklich gute Fortschritte ohne Druck und Anstrengung?
Bin immer noch auf der Suche nach dem goldenen Mittelweg.
VG
Petra
Petra mit 18 und 25 J. erfolgreiche Otosklerose OP mit Sohn Nikolas (*04.2000) seit Geburt beidseitig mittel-bis hochgradig schwerhörig.
Timmy
Beiträge: 19
Registriert: 26. Jan 2010, 19:18
15

Re: Leistungsschwankung in der Schule

#15

Beitrag von Timmy »

Hallo Petra, glaub mir auch bei mir war es so......
Jahrelang die Tochter in Logo ,Frühforderung und von Arzttermin zu Arzttermin geschickt aus lauter Angst etwas zu verpassen (sie hat erst mit 3 Jahren angefangen zu sprechen). Teilweise hatte ich Panik davor zu wenig unternommen zu haben.
Jetzt gehe ich die Sache etwas langsamer und ruhiger an denn meine Tochter hat mir ein "Stopschild" vor die Nase gehalten, sie leidet seit ca.1 Jahr unter selektivem Mutismus!
Dass heisst natürlich für uns wieder Therapie bei einer Kinderpsychologin ,aber alles mit Bedacht. Ich höre jetzt mehr auf die Signale meiner Tochter und versuche ihr den Rücken freizuhalten ,also weder Ballettunterricht noch Turnen ,Klavier -oder Geigespielen (sind nur einige Beispiele die manche Kinder heutzutage machen "müssen""dürfen"). Ich will damit nur sagen dass es, zumindest bei meiner Tochter , darauf ankommt wieviel man zumuten kann...........sie sind immerhin noch Kinder und brauchen eine gewisse Unbeschwertheit die uns Erwachsenen anscheinend abhanden gekommen ist.
Trotz alldem bin ich sehr stolz darauf wie gut sie zurechtkommt , sprachlich ,schulisch und im sozialen Umfeld mit Freundinnen .
Das hat natürlich auch damit zu tun dass sie sehr gefördert (und gefordert) wurde.
Mir tut es nur von Herzen leid dass sie dass alles in so jungen Jahren mitmachen musste ( 2 Hörstürze mit starkem Schwindel und Cortisoninfusionen , mehrmalige Aufenthalte in HNO-Klinik , CI-OP mit Reha , ständige Hörtests und Untersuchungen , MRT und CT (mehrmals) ,schubweise Verlust ihres Gehörs usw..........
Dabei will sie doch einfach nur Kind sein.........
Wir müssen unseren Kindern die Kraft geben die sie brauchen und nicht immer nur einen "Schubs"!!!
Es ist schwer ,ich weiss.....
Aber ich denke immer dran ,ich war auch mal Kind und ich hätte das glaub ich nicht mitgemacht.
Bin froh dass es mir nicht alleine so geht ,dass andere Eltern auch ihre Probleme damit haben.
Ganz liebe Grüsse

Timmy
Antworten