Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

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Holiday10
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Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#1

Beitrag von Holiday10 »

Hallo zusammen,
vor ca. 3 Monaten habe ich meine Arbeitsstelle gewechselt und habe meinen Kollegen auch gesagt dass ich nicht so gut höre, also hörgeschädigt bin.
Eigentlich haben die es gut aufgenommen und mehr oder weniger nichts dazu gesagt. Einige sind sehr tolerant und achten auf mich, indem sie mich direkt ansprechen und anschauen, andere schreien mich an, sodass ich ihnen sagen musste, dass es nicht auf die Lautstärke sondern eher auf die Deutlichkeit ankommt.
Vor ein paar Tagen habe ich mitbekommen, wie 2 Kollegen sich über mich lustig gemacht haben, als ich etwas nicht verstanden habe....das fande ich total respektlos, auch habe ich mich ein bisschen geschämt. Mir war es jedoch auch zu doof es anzusprechen. Ich arbeite im sozialen Bereich (Behindertenhilfe) und kann es einfach nicht verstehen, warum einige Menschen in dem Bereich nicht einfach auch "sozial" sein können.
Kann mir jemand vielleicht ein paar Tips geben, wie ich mit meiner SH besser bzw. auch selbstbewusster auf der Arbeit (mit den Kollegen) umgehen kann???
Über ein paar Antworten würde ich mich sehr freuen.
LG Holly
Momo
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#2

Beitrag von Momo »

Hallo Holly

bist du dir sicher, dass über dich gelacht wurde oder vermutest du das nur?
Meine Empfhelung - und da habe ich auch gute Erfahrungen mit gemacht - die Leute direkt drauf ansprechen. Erkläre ihnen, dass es dich verunsichert, wenn getuschelt wird und du das Gefühl haben musst, dass über dich geredet wird.

Ansonsten kann ich empfehlen Kontakte zu anderen SH zu suchen und das dort auch anzusprechen- oft bekommt man von Selbstbetroffenen die besten Tipps.

Erst einmal finde ich machen doch viele deiner Kollegen schon einiges richtig und gut ist auch, dass du deutlich sagst was nicht gut ist und dann aber auch benennst was genau du brauchst: z.B. deutlich sprechen; nicht schreien, aber auch nicht zu leise; angucken beim Sprechen; usw. Vielleicht hilft dir auch das
http://www.kommunikation.bbw-muenchen.net/index2.php4 weiter?

Grüße
Zuletzt geändert von Momo am 29. Aug 2013, 08:09, insgesamt 1-mal geändert.
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
santiago
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#3

Beitrag von santiago »

Hallo!
Holiday10 hat geschrieben:....Vor ein paar Tagen habe ich mitbekommen, wie 2 Kollegen sich über mich lustig gemacht haben, als ich etwas nicht verstanden habe....das fande ich total respektlos, auch habe ich mich ein bisschen geschämt..Ich arbeite im sozialen Bereich (Behindertenhilfe) und kann es einfach nicht verstehen, warum einige Menschen in dem Bereich nicht einfach auch "sozial" sein können...
Ich arbeite jetzt seit ca. 10 Jahren auch in der Sozialbranche und habe dazu auch schon mal einen schönen Spruch "erfunden":

"Viele Sozialprojekte wollen zwar furchtbar gerne MIT Behinderten ARBEITEN aber keine behinderten MITARBEITER einstellen."

Ebenso wie eine Behinderung die Betroffenen nicht automatisch zu "besseren Menschen" macht führt eine Beschäftigung in der Sozialbranche nicht automatisch zu mehr Verständnis oder gar zur Bereitschaft selbst "Nachteile" in Kauf zu nehmen weil sich der Kollege z.B. beim Telefonieren oder bei der Protokollführung schwer tut. Der Unterschied ist dann meist nur dass die wenig verständnisvollen Kollegen häufiger eine höhere Bildung und mehr Gender und Diversity Zertifikate besitzen 8-)

In so einer Situation hast Du eh nur 2 Möglichkeiten:
Entweder frisst Du alles in Dich rein und schämst Dich oder Du sprichst Dein Empfinden in einer Supervision oder direkt mit den jeweiligen Kollegen an. Auf lange Sicht fährt man meiner Meinung nach seelisch am Besten wenn es Dir gelingt eine gewisse pragmatische "Es ist wie es ist - Präpotenz" aufzubauen.

Diese fehlt uns SH häufig und das ist eine der wichtigsten Lektionen welche ich, auch erst relativ spät, durch den Umgang mit GL gelernt habe :}

Gruß
santiago
hilde tuchel

Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#4

Beitrag von hilde tuchel »

Hallo, Holly, manches haben andere schon geraten, aber ich frage dich: trägst du denn deine Hörgeräte sichtbar oder versteckst du sie?
Ich selber habe die positive Erfahrung gemacht: Wenn die Leute sehen, ich höre schlecht, nehmen sie auch Rücksicht, sie sprechen mich von vorne an und nicht von hinten und schreien ist schon lange nicht mehr üblich.
Du brauchst dich wegen der Hörbehinderung nicht schämen. Das ist nicht schlechter als andere Behinderungen, nur unsichtbar und deshalb solltest du die Hörgeräte "zeigen", dann erinnerst du die Leute an deine Bedürfnisse und du wirst dsehen, es wird manches besser.

viel Glück!
Gruß Hilde
Sandra

Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#5

Beitrag von Sandra »

hilde tuchel hat geschrieben:....... manches haben andere schon geraten, aber ich frage dich: trägst du denn deine Hörgeräte sichtbar oder versteckst du sie?
Ich selber habe die positive Erfahrung gemacht: Wenn die Leute sehen, ich höre schlecht, nehmen sie auch Rücksicht, sie sprechen mich von vorne an und nicht von hinten und schreien ist schon lange nicht mehr üblich.....
Hallo Hilde,

Du schreibst, dass Du Deine HG sichtbar trägst. Soweit ich mich entsinne bist Du heutzutage nicht mehr berufstätig. Wie lief denn damals als Du berufstätig warst oder hattest Du damals noch nicht soo schlecht gehört, dass Du im Beruf "hörmässig" noch gut kompensieren konntest?

Ich selbst denke, im Beruf ist nochmals was anderes was die Akzeptanz, Respekt anbelangt. Denn draussen im privaten Bereich mache ich immer noch viel bessere Erfahrungen als wie teilweise im Berufsleben (meine CIs kann man sehen). Es gibt leider solche und solche Mitarbeitern. Die meisten machen nicht aus böswillig sondern eher unsicherheit und wissen nicht damit umzugehen. Hörgeschädigte sind ebenso unsicher und vielleicht auch nicht sooo selbstbewusst, dass man nicht so gerne damit jedem "auf die Nase binden will" ..... Habe schon div. berufliche Erfahrungen der Hörgeschädigte mitbekommen und teilweise auch selbst erlebt.

Gruß
Sandra
Hilde_Tuchel

Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#6

Beitrag von Hilde_Tuchel »

Hallo, Sandra, es stimmt, ich bin nicht mehr berufstätig, aber ich habe auch schon men ganzes Leben lang schlecht gehört, aber nicht so extrem wie heute. Klar, Hörgeräte brauchte ich schon lange. Ich brauchte auch lange, bis ich so weit war, die Hörschädigung zuzugeben, aber heute mache ich das ohne mit der Wimper zu zucken, weil ich immer wieder merke, ohne HÖrgeräte verstehe ich die Leute fast gar nicht, ich höre sie ja kaum und ich möchte den Leuten nicht zumuten, mehrmals wiederholen zu müssen.
Da ist es doch allemal besser, die Leute wissen Bescheid und verhalten sich richtig. Oder bist du da anderer Meinung?
Zappenduster
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#7

Beitrag von Zappenduster »

Hallo,
warum schämt man sich eigentlich wegen einer Behinderung? Also ich persönlich käme nicht auf die Idee, mich zu schämen, nur weil ich schlecht sehe oder schlecht höre. Grund zum Schämen hat man meiner Meinung nach nur dann, wenn man den Grund auch zu verantworten hat. Also in diesem Zusammenhang hätten ja wohl eher Deine Kollegen Grund zum Schämen, weil sie beim Lästern ertappt worden sind.

Ich hab meine Kollegen über meine Schwerhörigkeit informiert, damit sie sich nicht wundern, wenn ich bei lauter Umgebung das Telefon mal nicht höre oder am Telefon nix verstehe oder nicht mitbekomme, wenn sie mich von der Seite ansprechen. Falls sie trotzdem gerne darüber lästern wollen, ist mir das aber eigentlich auch egal.

Gruß Nicole
Gruß Nicole
maryanne
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#8

Beitrag von maryanne »

Hallo Holly,

kann es sein, dass du dich eher peinlich berührt gefühlt hast, als geschämt?
Gefühle sind nun mal da, man kann sie nicht einfach wegatmen! Für Guthörende ist es meistens absolut unmöglich, sich auch nur ansatzweise in Schwerhörige hineinzuversetzen. Und es passieren unsereins ja manchmal Missverständnisse, die eine gewisse Komik haben. Von daher würde ich mich nicht in die Ritterrüstung zurückziehen und mich respektlos behandelt fühlen, sondern einfach fragen: "ich hab nicht mitgekriegt, was da komisch war, erklärt es mich und lasst mich mitlachen".

Humor ist nicht so einfach für Schwerhörige, aber üben lohnt sich. Ich selbst nehme das Leben dadurch viel leichter.

Dass jemand uns absichtlich und boshaft respektlos behandelt, dürfte wirklich selten sein. Dass Schwerhörige anstrengende Gesprächspartner sind (sein können), müssen wir halt akzeptieren und unseren Teil dazu beitragen, indem wir uns ein bisschen in die Guthörenden einfühlen.

maryanne
schlaumeier
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#9

Beitrag von schlaumeier »

Hallo maryanne und Holly,
ich möchte mich auch einmal zu diesem Thema äußern und Holly in einigen Punkten zustimmen.
Das man als Schwerhörige/ger, auf die Guthörenden zugehen soll, alles beichten und den Umgang mit uns sichtbar machen soll, ist das Eine, dennoch muss man sich doch mal Fragen, wie ist das denn mit den Guthörenden?
Warum sollen nur wir alles aufklären, erklären usw. Ist es nicht so, dass in unserer Gesellschaft mit gegenseitigem Respekt geworben wird.
Auch die Guthörenden haben die Möglichkeit sich an uns zu wenden, mit Interesse zu erfragen, wie die Einschränkung sich äußert, seit wann man schwer hört und wie man uns anspricht oder umgeht. Auch ich kenne das mit dem Gelächter. Leider ist es nun einmal so, dass Sie mehr tuscheln, weil wir das eben nicht verstehen und nutzen das gerne aus.
Also bitte nicht alles auf uns abwälzen, wir sind nicht anstrengend. Anders herum könnte man auch sagen, die Guthörenden sind faul :} smile oder haben keine Zeit...................
Das einzig Gute was ich gelesen habe, ist die Aussage: Humor und Lockerheit. Aber ist man sensibel (das sind auch Guthörende/der), muss diese Fröhlichkeit selbstverständlich gelernt sein. Denn nicht jedem ist die Lockerheit angeboren oder anerzogen. Deshalb benötigen diese Menschen eben auch professionelle Hilfe um dieses auch in der Tat umzusetzen. Der Tip von maryanne ist für Jedermann ein guter Tip und Hinweis, wie man bei solchen Situationen am besten reagiert.
santiago
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#10

Beitrag von santiago »

Hallo!
Bei Kollegen welche man täglich sieht wird die eigene SH wohl meist bekannt sein. Selbst kurze Haare und eine rot blinkende LED am HG oder CI nützen aber wenig wenn es an der Bereitschaft fehlt wegen einer "fremden" Behinderung auch selbst Nachteile in Kauf zu nehmen.

Wenn man beim z.B. beim Telefonieren oder bei der Protokollführung Schwierigkeiten hat und bei der Bitte um Unterstützung meist einen widerwilligen "Muss das denn sein?" Gesichtsausdruck oder längerfristig dann vielleicht sogar direktes Mobbing erntet wird mit Humor alleine halt leider auch nicht sehr weit kommen.

Manche Sachen kann man mit Humor und eine direkte Ansprache hinkriegen aber wenn das Umfeld nicht passt und auch nicht verbesserbar ist braucht man entweder eine sehr starke Persönlichkeit oder sucht sich schon aus Selbstschutz vielleicht doch besser ein anderes berufliches Umfeld 8-)

Gruß
santiago
maryanne
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#11

Beitrag von maryanne »

Hallo Helga,
sollte ich so verstanden worden sein, dass ich alles auf die Schwerhörigen abwälzen wollte, habe ich mich wohl nicht ganz klar ausgedrückt. Ich will gar nichts abwälzen.
Die Probleme Hörgeschädigter kenne ich zur Genüge! Ich möcht halt nicht bei den Problemen stehen bleiben, sondern Lösungen suchen und mir selbst das Leben erleichtern.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass außerhalb meiner Kernfamilie wirklich niemand mein Befinden ganz versteht, mal habe ich Lust, mich zu erklären, mal auch nicht.

Mal ein Buchtipp für alle: "Taube Nuss" von Alexander Görsdorf (Not quite like Beethoven), gerade erschienen und vielleicht ein nettes Geschenk an die guthörende Verwandtschaft (nachdem man es selbst gelesen hat).

maryanne
Voyagefromsilence
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#12

Beitrag von Voyagefromsilence »

Also : Ich bin immer gern bereit, mich zu integrieren, aber auch die anderen müssen etwas tun. Und das ist wichtig. Warum eigentlich soll nur immer der Schwerhörige etwas leisten, der Hörende aber gar nicht ? Diesen Punkt spreche ich ganz gezielt an, und das Buch von Alexander Görsch ( bisher habe ich andere Bücher verwendet) lege ich Arbeitskollegen hin zum Lesen. Wer dann trotz Aufklärung und Buch immer noch so widerwillig reagiert, den bitte ich dann zu einem Gespräch, in dem ich nochmal ganz deutlich darüber aufkläre, und auch erkläre wie das ist. Hat die Person dann immer noch Probleme, dann wende ich mich an den Vorgesetzten, mehr Zeit darauf verschwende ich nicht, und ich erkläre dann dem Vorgesetzten, was los ist, und dass sowas nur die Zeit verschwendet, und die Produktivität behindert. Das bedeutet Kosten. Solche Kosten wären vermeidbar, und wenn diese Person eben nicht reagiert, dann kommen so Sachen wie VerbaVoice und andere Dinge zum Einsatz. Was natürlich Kosten nach sich zieht, die vermeidbar wären. Diese Kosten werden dann auch angesprochen, und die Hintergrunderklärung dazu, dass eben jener Kollege diese Kosten verursacht, weil er die Produktivität so behindert. Ich habe keine Lust, unnötig Zeit zu verschwenden, und das zeige ich auch so.
Danach ist meistens auch Ruhe, und die Leute lernen es. Leute mit Hörschädigung missachten = Produktivität verhindern. Und es stört auch das Betriebsklima, wenn Leute mit Hörschädigung missachtet werden. Zudem : Wenn ein Facharbeitermangel existiert, dann ist es geradezu idiotisch, die nötigen Facharbeiter zu vergraulen . Sprich : Der exzellent ausgebildete Hörgeschädigte, der eine Firma verlässt, weil er dort nicht weiterkommt, weil er sich nicht einsetzen kann wegen ständiger Missachtung der Hörschädigung, der geht eben. Das wiederum verursacht der Firma auch Kosten. Sogar ziemlich hohe. Die Firma wird mühsam wieder einen Mitarbeiter suchen müssen. Also sollte es schon im Interesse der Firma sein, dass Leute mit einer Hörbehinderung eben auch mitarbeiten und mitmachen können. Alles andere ist Verschwendung, wenn man den Hörbehinderten aufs Abstellgleis setzt. Das, Holly, würde ich der Firma so erklären. Denn produktiv tätig für die Firma sein, dazu gehören auch Sitzungen, und wenn das nicht geht, weil ein Kollege dich da missachtet, dann kostet das auch. Der Kollege sollte schon allein im Interesse der Firma vernünftig sein..
Von Geburt an an Taubheit grenzend schwerhörig, re. Ohr taub, 2000 bds.ertaubt, li.CI-Implantat von Cochlear. 4.10.2013 re. CI-Implantat von Cochlear. http://voyagefromsilence.wordpress.com
Holiday10
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#13

Beitrag von Holiday10 »

Hallo ihr Lieben,
ich möchte euch danken für eure Ratschläge. Es ist echt schön Meinungen Betroffener einherzuholen. Wie ich jetzt weiter vorgehen werde weiß ich nicht, ich denke ich werde erstmal abwarten und schauen wie es sich auf der Arbeit mit meinen Kollegen so entwickelt. Wie gesagt es sind eigentlich immer die selben (2 Personen), die meine Einschränkung weniger tolerieren, aber vielleicht müssen die sich auch erst an mich gewöhnen. Der eine Kollege spricht immer so schnell, dass ich ihn kaum verstehe und oft nachfragen muss, dabei komme ich mir schon allmählich richtig doof vor.
Ich würde echt gerne alles so locker und leicht hinnehmen können mit dem mangelndem Sprachverständnis, bin aber noch lange leider nicht so selbstbewusst und muss noch an dem "Kämpfe um das, was dich weiterbringt. Akzeptiere das, was du nicht ändern kannst. Und trenne dich von dem was dich runterzieht." arbeiten.
maryanne
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#14

Beitrag von maryanne »

Hallo Holly,

Schnellsprecher und Nuschler sind eine Katastrophe, genauso wie Flüsterer. Solche Menschen können schon fast automatisch als unangenehm empfunden werden, weil sie die Kommunikationsfähigkeit Schwerhöriger quasi unterlaufen. Und leider ist ihr Verhalten schlecht abstellbar. Da hilft es wirklich nur, immer wieder freundlich um langsamere, deutlichere und ggf. etwas lautere Sprache zu bitten.

Locker und leicht hinnehmen musst du gar nichts, es geht viel mehr darum, dein Selbstbewusstsein nicht selbst zu sabotieren, indem du meinst, diese Leute wären dir nicht wohlgesonnen oder würden dich gar diskriminieren.

Maryanne
Waddu

Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#15

Beitrag von Waddu »

Klar ist, dass man sich selber akzeptieren muss. "Ich höre schlecht/gar nicht und ich akzeptiere es."
UND dass man akzeptieren muss, dass es Menschen gibt (Nicht-Behinderte und Behinderten), die einfach zum Kotzen sind. Da gibt es oftmals die einzige Möglichket: Ignorieren, denn es gibt andere Menschen, die wunderbar sind. ;)

Selbst hochqualifizierte Menschen können selbst "behindert" sein, weil sie bei Erkläungen etc. nicht klar ausdrücken können. (hätte, sollte, würde, müsste, um den heißen Brei herumreden etc.) Sozusagen erklärbehindert. ^^

Nutzt die Schwäche zur Stärke. Z.b.: einer beschwert sich über den Lärm, ein Sh grinst freundlich zurück und sagt: "Ich muss nur einen Schritt tätigen und habe Ruhe." (Hörgerät/Ci ausschalten) :D Lärmbehindert. ^^

Holly, wenn deine 2 Kollegen sich nicht bessern, scheiß auf die! Da du ja andere Kollegen hast, mit denen du klar kommst. ;)
Ich habe auch solche Kollegen, die zum Kotzen sind und sie behandle ich wie Luft.
Syrinx
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Re: Respektlosigkeit von Arbeitskollegen gegenüber meiner SH

#16

Beitrag von Syrinx »

Ich finde Voyagefromsilences Hinweis total klasse, wirklich das Handfeste aufzuzeigen. Ihr gebt euch keine Mühe=weitere Hilfsmittel= Zeit- und Geldverschwendung, wenn es normalerweise auch ohne Letzteres mit ein bisschen gutem Willen ginge. So etwas ist greifbar, aufzeigbar, professionell.Klar kann nicht jeder typmäßig so agieren. Aber der Hinweis, dass das Verhalten der Verweigerer Zeit, Kraft und Produktivität kostet, wir bei unserer Arbeit "behindert" werden, kann niemand ignorieren. Wenn man es dann noch schafft, sich vorher den beiden vermeintlich Lästernden direkt, bestenfalls humorvoll zu nähern und nachzuhaken, erscheint mir das wie eine richtig gute Idee.
Zu guter Letzt gibt es in jedem Betrieb Menschen, die grundsätzliche Angstbeisser sind, jedem Neuen die Unterstützung verweigern oder uns evtl. einfach nicht mögen, ob es an der Haarfarbe, unserem Wissen oder Auftreten liegt....Damit müssen wir alle klarkommen, hörend oder nicht hörend.

Mein Buchtipp für die, die es sich nicht vorstellen können wie es ist, schwerhörig zu sein und das Ganze mal etwas humorvoll aber fundiert verpackt:
Ulla Schultens-Katheuner: Ich bin schwerhörig - und das ist auch gut so
Ein Buch, das in diesem Jahr den Weg zu einigen Unwissenden unter meinem Weihnachtsbaum findet. :)

Grüssle
beidseitig mit Phonak Audeo V versorgt und
zum Hörjunkie mutiert :D
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