Frühförderstellen

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Andrea Heiker
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Frühförderstellen

#1

Beitrag von Andrea Heiker »

Liebe Eltern,

in letzter Zeit lese und höre ich von verschiedenen Eltern Klagen über die Frühförderung.

Erst einmal sind die Termine oft nur sehr selten, d.h. alle paar Wochen einmal. Auf der anderen Seite versuche die Frühförderstellen die Kinder mit aller Gewalt in den Sh- oder Gl Kindergarten bzw. Schule zu bringen. Es wird teilweise schon vorgeschlagen, dass sofort gebärdensprachlich gefördert werden soll, auch wenn das Kind noch sehr jung ist und Hg oder CI gerade erst bekommen hat. Kinder werden gleich als "schwierig", "autistisch" oder "minderbegabt" eingestuft, weil sie sich nicht verhalten wie erwartet. Manche Frühförderer reden hinter dem Rücken der Eltern mit den Ärzten und sagen dann etwas ganz anderes als sie den Eltern sagen. Bei ausländischen Eltern erfolgt überhaupt keine Aufklärung, sondern es wird gleich gemacht, was die Früherzieherung für richtig hält. Dabei findet gerade bei ausländischen Kindern eine systematische Entfremdung der Kinder von den Familien statt. Es werden für Kinder negative Gutachten geschrieben, obwohl des Kind nur zwei oder drei Mal bei der Früherziehung war und zwar in so großen Abständen, dass das Kind die Früherzieherin nur als fremde Person wahrnimmt. Viele sollen eine vorgefasste Meinung haben (Gebärden auf gar keinen Fall, auch nicht bei 4 oder 5 jährigen nichtsprechenden Kindern oder das andere Extrem Gebärden als die natürliche Muttersprache eines hörgeschädigten Kindes). Dauernd sind Ferien bei der Früherziehung usw. und so fort.

Ich habe derlei Geschichten von mindestens drei verschiedenen Früherziehungsstellen gehört, die alle einer Schule für Hörgeschädigten angeschlossen sind (die sehr unter Schülermangel leiden). Hat sich die Qualität dermaßen verschlechtert. Müssen Frühererzieher/innen für genügend Nachwuchs an den Schulen sorgen?

Vor ca. 25 Jahren war es anscheinend noch ganz anders, jedenfalls redet meine Mutter immer sehr lobend über die Frühförderung die ich genossen habe. Haben wir damals nur Glück gehabt und ist die Unzufriedenheit überall so groß? Wenn so sein sollte, dann sollte man das Thema doch mal hier zur Sprache bringen und evtl. Kontakte zu "guten" Frühförderstellen knüpfen.

Einige Eltern haben auch Angst oder sogar die Erfahrung gemacht, dass das Kind darunter leiden muss, wenn offene Kritik geübt wird.

Wie kann man da vorgehen. Ich finde es skandalös, was da teilweise abgeht.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Biettka
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Re: Frühförderstellen

#2

Beitrag von Biettka »

Hallo!
Danke Dir für Bewegung dieses Thema.
Ich bin noch neu im Umgebung mit Schwerhörigen, vor allen Kinder. Meine ganze Informationen basieren auf Erfahrungen aus diesen Forum, lesen unterschiedliche Bücher, Beobachtung meine Tochter und natürlich Meinungen von Ärzte und Frühförderstellen.
Bis jetzt habe ich ein mal Kontakt mit eine Frau von Allgemein Frühförderstelle (es war meine initiative). Mein Kopf war so groß. Sie hatte mir gesagt, das meine Tochter ohne Schwerhörigen Kindergarten nichts Schaft. Sie spricht aus Erfahrung. Ich habe nichts, absolut nichts gegen einen Schwerhörigen Kindergarten, aber ich möchte meine Tochter die Schanze zu geben sich unter Normalhörenden zu finden. Immerhin muss sie dem ganzen leben auch mit die Leute auskommen. Der Begründung hat die Beraterin nicht verstanden.
Heute war ich in 2 verschiednen Kindergarten und die Erzieherin haben mir erzählt Kinder mit Hörprobleme machen keine Probleme und haben keine Probleme. Im Gegenteil! Die entwickeln sich genau so gut wie Kinder welchen fehlt nichts! Manchmal sogar besser!
Wen Du schreibst das die Frühförderstellen so weit gehen, das die Gutachten schlecht erstellen. Und alles mögliche versuchen um mehr zu schaden bin ich am überlegen auf ich es nicht absage und bleibe nur bei Schwerhörigen Frühförderstelle in Bochum (Klinik Datteln hat automatisch ein Antrag gestellt)
Die zweite Sache welche mich etwas nervt sind so genannte Entwicklung Tests. Ich habe so was im Gefühl mein Kind muss alles können was vorgeschrieben ist im alter von 3 Jahren. Beispiel anziehen, Hemd, Pulli, Hose. Ich glaube nicht alle Gesunder Kinder können das gut, aber Doreen muss können sonst fehlt die Gutachten schlechter. Schließlich gesunder Kinder werden nicht getestet. Sie ist auffällig geworden und jetzt muss sie sich beweisen. Es ist ein Art von drück, so für mich, wie für sie.
Doreen ist sehr selbsttätig. Sie steht morgens auf, zieht Hausschuhe an, macht Pampers weg, geht auf Töpchen. Dann kommt sie zu mir. Sei paar Tagen verlangt sie HG um Bär im Blauen Haus gut hören zu können. Ich finde für 3 Jahre ist sie gut entwickelt. Also 3 wird sie am ende Januar es.
Na ja, mit Eure Hilfe sind wir nicht alleine.
Grüße
Ela, Doreen und Oscar
Doreen(3J)Mittel-bis Hochgradig Schwerhörig, sei Mitte Dez.03 mit HG Bds versorgt
Oscar(1J) hört nicht nur, wen er nicht will;)
rhae
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Re: Frühförderstellen

#3

Beitrag von rhae »

Hallo :)

ich möchte die Frühförderstellen eigentlich nicht so verteufeln. Sie sind meist die einzige Stelle die um die spezielle Problematik von schwerhörigen Kindern Bescheid weiß und die die örtlichen Einrichtungen für unsere Kinder, Ärzte, Akustiker usw. kennen. Neben lokalen Selbsthilfegruppen (die allerdings sehr dünn gesäht sind) und dem Internet (inklusive unserem Forum hier) bieten sie, meiner Meinung nach, die beste Informationsquelle für Eltern, die neu mit dem Thema "Schwerhörigkeit" konfrontiert wurden.

Allerdings arbeiten bei den Frühförderstellen auch nur Menschen und die haben bekanntlich mitunter ihre Tücken ;) Sie arbeiten meist eng mit Schwerhörigenschulen und -Kindergärten zusammen und darum werden diese Einrichtungen natürlich bevorzugt empfohlen, evtl. auch unbewusst.

Ich glaube wenn man sich selbst vorab gut informiert und etwas kritisch ist bei allem was andere Leute dem eigenen Kind verordnen (gilt für Frühförderstellen, Krankenhäuser, Ärzte und Akustiker gleichermaßen) fährt man sicher am Besten.

Gerade heute war ich wieder sehr froh über unsere Dame von der Frühförderung. Sie kam morgens in Marlenes Kindergarten und machte für die Kinder in der Gruppe eine spielerische Einführung in die Problematik mit der Schwerhörigkeit. Sie brachte dazu den Oticon-Otter mit den Hörgeräten mit und erklärte den Kindern z.B., dass "Fipps" nicht so gut hört und dass man ihn beim Sprechen am Besten anschaut usw. Ich hatte der Gruppenleiterin für das Thema heute zufällig den gleichen Otter mitgebracht (danke nochmal an Pea ;) ), der zudem alte Otoplastiken von Marlene an den Hörgeräten hat und damit möchte die Gruppenleiterin in den kommenden Tagen das Thema nochmal aufnehmen.

Auch wurde mir vom Kindergarten und von der Frau die die Eingliederungshilfe dort jetzt macht sehr anerkennend über die Frühförderstelle berichtet :)

Eigentlich waren wir nur ein einziges Mal mit unserer Frühförderstelle nicht einer Meinung und zwar beim Wechsel des Kindergartens von Marlene UND Robin aber schlußendlich haben wir als Eltern immer noch das letzte Wort bei der Erziehung unserer Kinder.

Viele Grüße Ralph :computer:
Andrea Heiker
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Re: Frühförderstellen

#4

Beitrag von Andrea Heiker »

Liebe Ela,

so war das nicht gemeint, dass Du jetzt die Termine nicht wahrnehmen sollst. Ich denke nur, es ist wichtig, dass man als Eltern darauf besteht, was man für richtig hält und sich nicht bequatschen lässt. Du kannst z.B. sagen, dass Deine Tochter erst gerade die Hgs bekommen hat und sie innerhalb kurzer Zeit voll und ganz akzeptiert hat. Sie beginnnt nun zu lautieren und wird sicher bald anfangen zu sprechen: Daher möchtest Du ihr die Chance geben, in einem normalen KiGA zurecht zu kommen.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Biettka
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Re: Frühförderstellen

#5

Beitrag von Biettka »

Hallo!
Die Schwerhörigen Frühförderstelle lehne ich auf kein fall ab!
Ich bin nur etwas enttäuscht von die Allgemeine Frühförderstelle. Ich habe mich da freiwillig gemeldet. Und die Frau hatte keine gute Eindruck auf mich gemacht. Sie klang so Dominant und sicher, weniger als Beraterin.
Mir hat schon nicht gefallen, wie Sie Termin mit mir gemacht hat. Samstag habe ich per Post Termin für Montag. Keine Zeit abzusagen. Und am Montag müsste ich meine Schwester ins Krankenhaus fahren. Es war stressig 2 Termine gleich morgens anzuhalten. Sie begründete es telefonisch bin ich nicht erreichbar. Es stimmt nicht, ich habe noch Fax.nr. Nicht immer bin ich zu Hause, klar, aber die Schwerhörigen Frühförderstelle in Bochum hat mich 1 Tag paar mal angerufen (Ich war in Klinik in Datteln) ich habe Tel.Nr gesehen und habe zurück gerufen. Also geht!
Ich will für Doreen nur das beste und ich bin glücklich das so was wie Frühförderstellen gibt, weil grade an Anfang fühlt mann sich sehr alleine mit die ganzen Sorgen und Ängste.
Grüße
Ela und die Kinder
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Doreen(3J)Mittel-bis Hochgradig Schwerhörig, sei Mitte Dez.03 mit HG Bds versorgt
Oscar(1J) hört nicht nur, wen er nicht will;)
Birgit
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Re: Frühförderstellen

#6

Beitrag von Birgit »

Also wir sind/waren teilweise hochzufrieden mit frühförderstellen, teils auch nicht. Aber es liegt eigentlich immer an der jeweiligen person und auch am "Nasenfaktor". mit manchen kann man einfach nicht so gut wie mit anderen.
Was die Ferien betrifft ändert sich zur Zeit in verschiedenen Schulen was ganz Gewaltiges: Z.B. gibt es nach meiner Kenntnis in der Schwerhörigenschule Frankenthal keine langen Ferien mehr für die Frühförderung (hat auf dem CI-Seminar in Hannover der Frankenthaler Schulleiter gesagt). Ich denke, dass sich das auch an anderen Schulen und in anderen Bundesländern durchsetzt. Es ist allerdings auch von der "Stellung" der Frühförderer (Lehrer, Fachlehrer, Erzieher......) abhängig.
tschüss Birgit
Birgit +
Christiane 5/86
Claudia 10/92, an Taubheit grenzend,fast blind und....
Cornelia 06/97
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