ich bin Grundschullehrerin und habe vor einer Woche eine Stelle an einer Grundschule mit Klassen für hörgeschädigte Kinder angetreten. Die Klassen werden zwar von Sonderpädagoginnen geleitet, die jedoch alle keine Musiklehrerinnen sind. So muss ich als Musiklehrerin in einer 6. Klasse Musikunterricht geben, obwohl ich keine sonderpädagogische Ausbildung habe. In dieser Klasse sind 4 Kinder, die ich 2mal wöchentlich eine Stunde unterrichte und 2 Kinder, die nur einmal wöchentlich dazukommen.
3 der Kinder beteiligen sich sehr aktiv im Unterricht, wiederholen Unterrichtsinhalte und Aufgabenstellungen, so dass ich sicher bin, dass sie mich gut verstehen und auch intellektuell meinem Unterricht folgen können. Ein Mädchen ist extrem still, sie kann aber sprechen und versteht mich nach Angabe ihrer Mitschüler auch. Ein Mädchen hat ein Implantat. Ich trage in den Stunden so ein Headset mit einem Gerät daran, so dass sie mich besser hören kann. Da sie das Implantat noch nicht lange hat, ist sie aber immer auf das Ablesen von den Lippen angewiesen und scheint auch damit Schwierigkeiten zu haben. Ein Junge ist gehörlos und kann auch nicht sprechen. Er kann gebärden, einige andere Kinder der Klasse können ein bisschen gebärden und helfen dann zu übersetzen, ich kann nicht gebärden und habe jetzt die ersten Wörter von den Kindern gelernt.
Meine Vorgängerin hat die Kinder wohl viel schreiben lassen und in einer Stunde pro Woche mit ihnen in der Turnhalle getanzt. Leider stieß der Vorschlag zu tanzen nun schon auf Protest bei einigen Kindern, es ist ihnen vorerst über, aber vielleicht mögen sie ja in einigen Wochen doch wieder tanzen.

Ich habe nun alle Ideen für den Musikunterricht zusammengetragen, mit denen ich alle Kinder so weit wie möglich beteiligen kann.
Zur Zeit bringe ich ihnen die Grundlagen der Rhythmuslehre bei (Notenlängen), wir klatschen und klopfen gemeinsam möglichst im gleichen Metrum (und visualisieren das in Form von Noten). Zusätzlich habe ich ein Musikstück ausgewählt, zu dem wir dann erstmal mitklatschen und mitklopfen, eventuell später mitsingen. Ich lasse sich die Kinder direkt vor die Lautsprecher der Anlage setzen, weil ich annehme, dass sie dann die Musik besser hören, als wenn sie die Lautsprecher im Rücken haben. (Ist meine Annahme richtig?)
Den gehörlosen Schüler und das Kind mit dem Implantat habe ich letzte Stunde dann die Hände auf die Lautsprecher des Keyboards legen lassen und in tiefer Lage bei dem Stück mitgespielt, so dass sie die Vibrationen spüren konnten.
Eine weitere Idee war, den Lautsprecher auf einen Tisch (oder den Boden) zu legen und sehr laut zu stellen, damit Tisch oder Boden schwingen. Leider scheinen die Lautsprecher zu schwach zu sein, ich fühle jedenfalls nichts.
An Instrumenten gibt es Xylophone (die Resonanzkörper schwingen nicht merklich, wenn ich darauf spiele), ein Keyboard, eine Gitarre, 2 Röhrentrommeln (klingen etwas "voller" als Klanghölzer), schlecht klingende Zymbeln (Mini-Becken) und Klanghölzer. Weiterhin gibt es im Raum eine Musik-Anlage (CD-Player), einen Kassettenrekorder, einen Videorekorder und einen Fernseher. Der Musikraum ist sehr groß, sehr hoch, hallt stark und hat Parkettboden. (Der Klassenraum der Kinder ist mit Auslegware versehen, aber dort gibt es die technischen Geräte nicht.)
Habt ihr Ideen, wie ich insbesondere den gehörlosen Schüler und das Kind mit Implantat so weit wie möglich in den Unterricht einbeziehen kann?
Ich habe schon überlegt: Selber Instrumente aus Alltagsgegenständen bauen (größere Rasseln oder Regenmacher, da kann man die Geräusche auch gut fühlen), Tanzen (wenn die Kinder wieder mögen), Body-Percussion (klatschen, klopfen, schnipsen...), häufiger Einsatz der vorhandenen Instrumente und eine Umsetzung eines Musikstückes mit Tüchern (da kann der gehörlose Junge mitmachen, auch wenn er die Musik nicht hört).
Ich fühle mich sehr unsicher in der jetzigen Situation, einfach weil ich keine Ahnung habe, weil ich nicht über die Köpfe der Kinder hinweg unterrichten will und auch weil die Fachkräfte an der Schule mir zwar so viele Tipps wie möglich gaben (z.B. bezüglich Nachteilsausgleich bei der Zensierung), aber sie haben von Musik nicht so viel Ahnung und konnten mir da auch nicht weiterhelfen.
Grüße,
Conni
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[Editiert von Conni am: Sonntag, Februar 6, 2005 @ 04:43 PM][/size]