Wie fühlt es sich als HG-Träger an, wenn man sie nicht trägt?

[LR_Tom]

Hallo zusammen

Langsam komme ich auch in die Range, wo es wahrscheinlich mit HG's weitergehen wird.
Ich habe vor 10 Jahren mal welche ausprobiert, irgendwie wurde mein Hörvermögen aber wieder besser und ich konnte
die Jahre wunderbar ohne sein, bis zum letzten Absturz im Ohr.
Wie ist es denn für euch, wenn man jetzt regelmässig HG's trägt, diese dann z.B. am Strand ablegt, oder auch im Bett oder bei sonstigen SItuationen?
Fühlt man sich dann wohl oder was fühlt man denn dabei? Hörgeräte sind ja sicherlich auch befreiend, wenn da wieder genug Signal kommt.

Vielleicht ist das eine seltsame Frage, aber es würde mich doch sehr interessieren.

LG Tom

[rabenschwinge]

Vorweg: ich bin hochgradig schwerhörig und ohne Hörgeräte ist Kommunikation bspw. nicht mehr möglich.

Ohne Hörgeräte tauche ich ab in meine Stille Welt. Das kann sehr angenehm aber auch beängstigend sein.

Meist aber ist es für mich nach einem langen Tag befreiend und beruhigend.

Raum für mich ohne dem Lärm der Außenwelt und ganz bei dem, was ich dem Moment mache.

[all_ears]

Meine Schwerhörigkeit ist nicht so ausgeprägt wie bei @rabenschwinge, dennoch finde ich geplante Hörpausen auch manchmal sehr angenehm. Bei mir ist es eher so, dass ich die Hörgeräte morgens erst nach dem ersten Kaffee einsetze, aber ich bin auch ein ausgeprägter Morgenmuffel. Brauche also erstmal meine Ruhe, bevor ich angesprochen werden möchte

Heute war ich z.B. beim Friseur und hab die Hörgeräte rausgenommen, das fand ich schon schwierig. Zum Glück war wenig los, so dass ich mich weiterhin mit der Friseurin unterhalten konnte. Wäre irgendwo der Föhn losgegangen, wär das vorbei gewesen. Kommunikation ist bei mir ohne HG nur in Ruhe und nur zu zweit realistisch machbar.

Zu deiner konkreten Frage: zu Hause fühle ich mich auch ohne Hörgeräte "wohl", weil es da wenig Überraschungen gibt. Im Alltag draußen würde ich mich inzwischen sehr unwohl und vor allem unsicher fühlen, wenn ich sie nicht trage. Ohne Hörgeräte wird mir erschreckend bewusst, wie dumpf die Welt dann ist. Ich möchte sie nicht mehr missen. "Befreiend" könnte man das tatsächlich nennen.

Ich finde die Frage auch gar nicht so seltsam

[777]

Es ist im Prinzip das genaue Gegenteil von dem, wenn du lange Zeit ein Hörproblem hast und dann ein Hörgerät trägst.

Dann merkst du, wie laut die Welt wirklich ist, und bist erst mal überfordert von all den Geräuschen und dem Lärm.

Hast du dich an die HG längere Zeit gewöhnt, und nimmst sie dann mal raus, merkst du, wie schlecht dein Hören geworden ist. Alles wird plötzlich dumpf und leise. Auch das kann überfordern wenn plötzlich jemand mit einem spricht, und man kaum was versteht.

Aber die Ruhe hat auch gute Seiten. Nach wirklich lauten, anstrengenden Stunden mit dem HG kann man zur Entspannung auch mal die Stille genießen, wenn man es abgelegt hat.

Für mich ist das Tragen der HG inzwischen besser zu ertragen als wenn ich sie nicht trage, weil ich dann an der Welt wieder teilhaben kann und vieles höre und verstehe.

Das hat aber viele Monate gedauert, bis ich mich daran gewöhnte.

[markusCH]

Hallo
Ich trage seit 18 Wochen Hörgeräte bin leicht Schwerhörig und dadurch konnte ich mich schnell gewöhnen. Ich bin froh über die Hörgeräte denn ich habe verschiedene Sachen nicht mehr gehört. Der Anfang ist nicht leicht alles ist lauter und wenn ich sie nicht trage ist alles dumpf und ich vermisse die Hörgeräte. Bei der Eingewöhnung muss man die Hörgeräte den ganzen Tag tragen oder wenn es nicht geht jeden Tag steigern.

[ReinerH]

Ich nehme meine Hörgeräte erst raus wenn ich bereits im Bett liege. Dann ist es für mich angenehm ruhig. Für mich ist das dann genau so positiv wie es auch am nächsten Morgen nach dem Einsetzen der Hörgeräte wieder ist. Ich nehme sie sonst fast nie zwischendurch raus.

[LR_Tom]

Ok, vielen Dank für eure Antworten/Erfahrungen.
Was mich etwas fürchtet ist, dass man evtl. wirklich frustriert ist, dass das Gehör so schlecht ist, obwohl man es ja weiss und auch den Hörtest kennt und dass man
sich irgendwie abhängig fühlt. Letztendlich ist es ja mit einer Brille auch so, aber Brille und HG sind eben doch zwei komplett verschiedene Dinge, bzw. Schwerhörigkeit
und Fehlsichtigkeit. Ich weiss, das sind Ängste, die man sich vorher stellen muss. Schliesslich geht es ja wieder drum, gut zu hören, bzw. wieder alles besser zu verstehen.
Ich hoffe nochmals etwas auf die Erholung meines Gehörs, das hat vor 10 Jahren, nach einem Lärmtrauma in einem Restaurant (wegen vorgängigem Hörsturz und Hyperakusis)
auch etwa 1,5 Jahre gedauert, bis das Hören wieder erträglich war. Was mich das alles ärgert...

[777]

Ich würde nicht so lange warten in der Hoffnung es wird wieder besser. Lieber einfache HG tragen, und wenn es doch wieder besser wird diese runter regeln. Ansonsten gewöhnt sich dein Gehirn schon zu sehr an das schlechte Hören und Verstehen, dann wird es später umso schwerer.

[KatjaR]

Ich würde nicht fürchten, dass du dich von etwas abhängig machst, was du jetzt ja noch garnicht nutzt.
Ich würde mich an deiner Stellle über die mir offen stehende Möglichkeit freuen, eine Hörverbesserung und damit
weniger Hörstress, mehr Energie, bessere Kommuniklationsmöglichkeiten etc. erreichen zu können.
Nach 10 Jahren ist eine Erholung von einem Lärmtrauma nicht mehr zu erwarten, warum sich das Leben anstrengender machen
als nötig?
Man nutzt doch auch Auto, Fernseher, Smartphone etc. auch wenn diese gefühlt ein "Abhängigkeitspotential" haben weil
man seine Möglichkeiten damit erweitert.

Viel Erfolg bei eventuellem Versuchen wünscht Katja

[LR_Tom]

Ich würde nicht fürchten, dass du dich von etwas abhängig machst, was du jetzt ja noch garnicht nutzt.
Ich würde mich an deiner Stellle über die mir offen stehende Möglichkeit freuen, eine Hörverbesserung und damit
weniger Hörstress, mehr Energie, bessere Kommuniklationsmöglichkeiten etc. erreichen zu können.
Nach 10 Jahren ist eine Erholung von einem Lärmtrauma nicht mehr zu erwarten, warum sich das Leben anstrengender machen
als nötig?
Man nutzt doch auch Auto, Fernseher, Smartphone etc. auch wenn diese gefühlt ein "Abhängigkeitspotential" haben weil
man seine Möglichkeiten damit erweitert.

Viel Erfolg bei eventuellem Versuchen wünscht Katja

Das stimmt, man ist ja auch vom Handy abhängig, zumindest ich

Mein neuer akustischer Setback ist erst seit 3 Monaten passiert,
der Letzte vor 10 Jahren und mein initialer Hörsturz vor 20 Jahren. Seit dem 1. Hörsturz ist mein Gehör leider beschädigt, konnte aber
bislang gut ohne HG‘s auskommen.

Ich hoffe deshalb, dass sich beim Hören noch was tut, da mir das neue „Hörproblem“ durch einen DJ Event eingebrockt wurde, obwohl ich meine angefertigten, max. dämpfenden Hörstöpsel an hatte… ich glaube einfach, meine stets überschützen Lauscher wurden über die Jahre so empfindlich, dass bereits über die Schädelleitung oder sonst wie es zuviel wird.

Aber eben, das Alter kommt auch noch dazu und es deutet sich schon langsam eine HG Beschaffung an.

Meine Frage, wie es sich ohne HG‘s für HG-Träger anfühlt, da ich durch den Setback teils nachts in Panik geriet, weil ich nur noch den Tinnitus gehört habe und sonst nix von ambienten Umgebungsgeräuschen. Somit stelle ich mir das evtl. noch anspruchsvoll vor, wenn man nach einem buntbeschallten Tag mit HG‘s dann nachts wieder so mit sich selbst ist… bzw, der Unterschied dann noch grösser ist.

Aber wahrscheinlich ist das alles Gewöhnung.

Grad noch zum ersten Abschnitt und dem DJ Event,
da stand neben mir eine Person mit HdO Hörgeräten am Konzert, wie soll denn sowas gehen? Ganz grauslige Vorstellung, mit Schwerhörigkeit und HG‘s ungeschützt in dem Lärm zu stehen… Oder geht sowas mit konfuktivem Hörverlust?


Sorry, war jetzt ein kleines Hin- und Her von Themen.

[rabenschwinge]

die Hörgeräte heutzutage machen bei plötzlichem Lärm.kurz dicht und Dauerbeschallung verwandeln sie tatsächlich in Sofagemütlichkeit bzw. Zimmerlautstärke.

Ist mir bei einem Konzert passiert auf dem ich mit meiner Tochter und deren Freundeskreis war.

Eigentlich gut laut.... Jedenfalls für Tochterkind nebst Freund.
Uneigentlich für Mama " Geht das nicht lauter ?!?"

[LR_Tom]

die Hörgeräte heutzutage machen bei plötzlichem Lärm.kurz dicht und Dauerbeschallung verwandeln sie tatsächlich in Sofagemütlichkeit bzw. Zimmerlautstärke.

Ist mir bei einem Konzert passiert auf dem ich mit meiner Tochter und deren Freundeskreis war.

Eigentlich gut laut.... Jedenfalls für Tochterkind nebst Freund.
Uneigentlich für Mama " Geht das nicht lauter ?!?"

Aber soviel dichten die doch nicht ab, diese Schiermchen oder Otoplastiken, oder? Also man würde sich ja
wenn das Kontert seine 95-100dB hat, einer potenziell weiteren Schädigung des Innenohrs aussetzen.
Dies versuche ich ja konsequent seit 20 Jahren zu vermeiden, was mir auch weitestgehend gelungen ist.
Also an Konzerte gehe ich jetzt auch nicht mehr, weil es mich trotz sehr gutem Hörschutz wieder erwischt hat.
Aber wahrscheinlich bin ich mittlerweile so empfindlich und paranoid…

[Birkbot]

ich glaube eher, nach mehr oder weniger 20 Jahren zumindest teilweiser Hörentwöhnung wirst du abends dankbar sein, wenn du die HGs wieder rausnimmst.

Ich trage Hörgeräte seit mehr als 40 Jahren, da bin ich wohl kein Maßstab, was Hörgeräte rein/raus angeht. Morgens nach dem Duschen rein, abends raus, dann schlafen. Wenn ich schwimmen gehe, nehme ich sie raus (kann komischerweise relativ gut verstehen im Wasser), am Strand z.B. trockne ich zuerst den Kopf ab, dann HGs rein, dann Restmensch. Will schon kommunikationsfähg sein...

[rabenschwinge]

wenn mein Hörgerät entscheidet *ist nicht* dann ist auch nicht und die Otoplastiken spielen brav mit.


Gleiches gilt übrigens wenn ich entscheide*langt, ich hab keinen Bock mehr* und die Hörgeräte via App ausschalte. Auch dann ist nix mehr und himmlische Ruhe.

Auch im.vollbesetzten Bus mit Kids im pubertären Alter und dementsprechender Geräuschkulisse.

[tabbycat]

@Rabenschwinge das funktioniert aber nur, wenn du kaum noch Resthörvermögen hast .

Wenn ich mit vergleichsweise geringem Hörverlust und auf einer Seite relativ offener Versorgung die HGs ausschalte, krieg ich immer noch ziemlich viel mit.
Manchmal ist der Sound dann schwerer erträglich als die volle Dröhnung mit eingeschalteten Höris...

[LR_Tom]

Aber selbst ein ICC oderCIC dämpft doch nicht so wie ein Hörschutz mit Silikonabdruck. Selbst wenn man doch eine hochgradige Schwerhörigkeit hat, wäre es an einem Konzert tendenziell schädlich für das Restgehör, oder sehe ich das falsch? Und so ein Schirmchen eines HdO dämpft doch fast nix?
Daher konnte ich es nicht ganz verstehen, warum jemand mit HG‘s an einem DJ Event ist wo ich nach dem DJ Event mit max. dämpfendem Hörschutz einen Tinnitus Schub plus eine Art Lärmtrauma bekommen habe.
Bei den Leuten ohne Hörschutz (die Mehrzahl) wird es allendalls über die Nacht gepfiffen haben…
Meine Güte, diese Sorglosigkeit mir den wertvollen Ohren….

[rabenschwinge]

Vermutlich, @tabbycat. Wobei das auch früher funktioniert hat
Aber ich hatte schon immer Otoplastiken und die dämpfen wohl ganz gut.

LR_Tom, was eh gründlich im A.... Ist, das kannst Du nicht weiter schädigen alte Rollisport-Weisheit.

Wäre ich leicht schwerhörig würde ich wohl auch dem Konzert auf Gehörschutz wechseln.

So aber schützen meine Hörgeräte meine Ohren sehr gut und ich versteh noch etwas.