Strategie beim GdB-Antrag

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Mike from MUC
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Strategie beim GdB-Antrag

#1

Beitrag von Mike from MUC »

Hallo miteinander,

ich habe eine Frage zur besten "Strategie" beim GdB-Antrag.

Mein Hörvermögen nimmt stetig ab. Aktuell war ich bei einer CI-Sprechstunde. Laut Ärztin bin ich gerade an der Grenze, wo sie ein CI empfehlen würde. Aus dem bisherigen Verlauf nehme ich an, daß die Empfehlung spätestens in einem Jahr noch klarer wäre.

Da kommt natürlich auch der Gedanke an einen GdB-Antrag. Ich würde es einfach mal probieren und schauen, wo ich rauskomme. Aktuelle Hörkurven habe ich ja.

Was mich nun interessiert: Ist es strategisch besser, gleich einen Antrag zu stellen, und dann in einem Jahr, falls es wieder schlechter wurde, einen Verschlechterungsantrag? Oder mal abwarten, wie es mit dem CI-Thema weitergeht (die nächste Untersuchung ist erst im Februar)? Und würdet Ihr dazu raten, sich beim VdK schon beim ersten Antrag beraten zu lassen? (Bin schon lange Mitglied.) Oder erst, wenn der Antrag abgelehnt wurde oder der GdB zu niedrig ist?

Schönen Gruß vom
Mike
deaf_tom
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Re: Strategie beim GdB-Antrag

#2

Beitrag von deaf_tom »

Das Thema habe ich gerade durchgespielt.
Ich leide an einer Otosklerose und höre aktuell noch 60%/50%, also noch deutlich besser als es bei dir ist. Der Bescheid kam gerade letzte Woche mit einem GDB 40.

Wenn du dadurch einen Vorteil hast, z.B. am Arbeitsplatz durch einen Antrag auf Gleichstellung, würde ich es auf jeden Fall jetzt gleich tun. Ansonsten bringt ein GDB <50 eigentlich nur einen Freibetrag bei der Steuer.
Richtig interessant wird es erst ab 50 mit bspw. zusätzlichem Urlaub oder einem möglichen früheren Rentenbeginn.

Einen echten Grund für eine Beratung sehe ich eigentlich nicht. Den Online-Antrag hatte ich in 5 Minuten ausgefüllt. Ob du es jetzt machst oder später ist ausschließlich deine Entscheidung.

Die Grundlage für meine Entscheidung war hauptsächlich die aktuelle Situation in der Firma. Ich bin jetzt schon längere Zeit krankgeschrieben (aus einem anderen Grund) und es ist absehbar, dass Anfang nächsten Jahres eine größere Entlassungswelle kommt. Um es dem Arbeitgeber im Zweifel nicht zu einfach zu machen, bin ich aktuell im zweiten Schritt gerade dabei, den Antrag auf Gleichstellung zu stellen.
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all_ears
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Re: Strategie beim GdB-Antrag

#3

Beitrag von all_ears »

Sofern dir der Steuerfreibetrag etwas bringt, würde ich empfehlen, den Antrag noch dieses Jahr zu stellen. Denn so kannst du den Freibetrag schon für die Steuererklärung von 2025 nutzen.
dB 125-250-500-750- 1k- 1,5k-2k - 3k - 4k - 6k - 8k
R: 15 - 25 - 35 - 55 - 60 - 60 - 55 - 40 - 40 - 55 - 60
L: 20 - 40 - 45 - 50 - 50 - 50 - 45 - 45 - 50 - 50 - 60

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Mike from MUC
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Re: Strategie beim GdB-Antrag

#4

Beitrag von Mike from MUC »

Danke für die schnellen Antworten.

An einen Steuerfreibetrag hatte ich gar nicht gedacht - guter Hinweis!

Am Arbeitsplatz ist die Situation nicht so dringend. Daß ich einen Hörverlust habe, ist in den jährlichen Gesprächen mit dem Vorgesetzten dokumentiert. Ich bekomme auch ohne GdB gute Unterstützung und bin wegen meiner langen Betriebszugehörigkeit quasi unkündbar. Aber grundsätzlich möchte ich schon, daß es auch "offiziell" in der Personalakte steht. Man weiß ja nie ...
deaf_tom
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Re: Strategie beim GdB-Antrag

#5

Beitrag von deaf_tom »

Langa Betriebszugehörigkeit hin oder her. Ich bin auch etwa 20 Jahre dabei.
Nur hat sich inzwischen das Betriebsklima völlig gewandelt, weil man seit einiger Zeit größere Verluste einfährt. Jeder, der nicht dauerhaft 120% gibt oder der länger krankheitsbedingt ausfällt, etc., steht wohl potenziell auf der Abschussliste.

Die Schwerhörigkeit ist bei mir nicht das Hauptproblem. Ich habe noch ein anderes gesundheitliches Thema, bei dem aktuell nicht absehbar ist, wann ich wieder volle Leistung bringen kann. Daher sehe ich mich aktuell schon gefährdet.
Wenn ich durch den GDB und eine Gleichstellung ggf. mein Arbeitsplatz etwas sicherer machen kann oder im Ernstfall zumindest finanziell etwas besser dastehe, hat es mir etwas gebracht.
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Dani!
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Re: Strategie beim GdB-Antrag

#6

Beitrag von Dani! »

Es spricht nichts dagegen, den Antrag sofort zu stellen und wenn du eine CI OP durchführen lässt dann sofort einen Verschlechterung Antrag zu stellen.
Von allen Behinderungen lässt sich ein Hörverlust am einfachsten bestimmen, das heißt die Vorhaben für die Berechnung sind am klarsten geregelt, da gibt es eigentlich keinen Spielraum wie bei anderen Krankheiten.

Im übrigen ist ein vollständiges und korrekt ausgefülltes SPRACH Audiogramm notwendig, nicht die Tonaudiogramme.
Manchmal liegt dir die Welt zu Füßen
und doch bist du zu alt, dich nach ihr zu bücken.
Dominik
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L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
deaf_tom
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Re: Strategie beim GdB-Antrag

#7

Beitrag von deaf_tom »

Ich war auch überrascht, dass etwa zwei Wochen nach der Unterschrift für Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht schon der Bescheid im Briefkasten lag.
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emilsborg
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Re: Strategie beim GdB-Antrag

#8

Beitrag von emilsborg »

[Quote=Dani! post_id=184406 time=1759499961 user_id=5148]
Von allen Behinderungen lässt sich ein Hörverlust am einfachsten bestimmen, das heißt die Vorhaben für die Berechnung sind am klarsten geregelt, da gibt es eigentlich keinen Spielraum wie bei anderen Krankheiten.
[/quote]
Ja und nein (leider). Auf dem Papier ist es tatsächlich deutlich klarer geregelt wie bei fast allen anderen Einschränkungen. Aber tatsächlich gibt es die (ambivalente) Einstufung von 20/40/60/80/95% Hörverlust je Ohr in Tabelle D in der Versorgungsmedizinverordnung https://www.gesetze-im-internet.de/ver ... 00008.html. Damit kann im Prinzip selbst ein fähiger Gutachter bei relativ vielen Hörgeschädigten wieder ein Stück weit freier entscheiden wie er es genau bewerten möchte (und fähige Gutachter mit Fachkenntnissen in Audiometrie/Phoniatrie sind rarer gesät als viele glauben wollen). Und schwupps sind einige der Vorteile durch die augenscheinlich bessere Regelung wieder fort.

[Quote=Dani! post_id=184406 time=1759499961 user_id=5148]
Im übrigen ist ein vollständiges und korrekt ausgefülltes SPRACH Audiogramm notwendig, nicht die Tonaudiogramme.
[/quote]
Das ist tatsächlich ein Kreuz wenn selbst beim HNO erklärt werden muss das man je Ohr bei 60/80/100 dB einen Freiburger Sprachtest für Einsilber braucht und noch die Schwelle bei der man 50 % Sprachverstehen für die zweistelligen Zahlen (Mehrsilber).
Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war. (Françoise Sagan)
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