santiago hat geschrieben:Hallo!
Da ich erst etwas später SH wurde fehlt mir die Erfahrung von klein auf SH zu sein.
Warum "schummeln" denn die Kinder beim Hörtest?
Machen sie es weil sie einen Druck "gut hören zu können" empfinden? Wollen sie den Eltern Freude machen oder machen sie es nur so aus "Spaß"?
Gruß
santiago
Ja warum?
Meine Antwort ist in unserem Fall eine recht einfache:
an vielen SH Einrichtungen wird so viel wert auf das gute Hören und Sprechen gelegt, dass die Kinder von manch engagierten Hörgeschädigtenpädagogen einzig und allein auf ihr (schlechtes) Hörvermögen und damit Defizit reduziert werden.
In unserem Fall ging das so weit, dass mein Sohn fast täglich überprüft wurde, weil alle so "besorgt" waren, dass sein Hörvermögen so starken Schwankungen unterlag. Mir als Mutter wurde damals nichts davon gesagt (wurde während der Kigazeit) gemacht.
Mir fiel nur auf wie gestresst mein Kind war, teilweise aggressiv. Ich habe es dann auf die Hörschwankungen, für die wir ja keine Erklärung hatten, geschoben. Natürlich habe auch ich es nicht einfach dabei belassen und war in engem (und gutem!) Kontakt zu unserer Akustikerin, um im Alltag eine Lösung für das Problem zu finden (zwei Hörprogramme frei wählbar je nachdem ob es ein guter oder schlechter Tag war - mit sehr gutem Erfolg!).
Gleichzeitig wurde im
KH untersucht, ob es eine erkennbare Ursache gibt dafür (erweiterter Ductus endolymphaticus/ LAV Syndrom) und wie wir weiter vorgehen wollen, um meinem Sohn den druck zu nehmen, da das Gegenohr zum damaligen Zeitpunkt ja schon taub war.
Wir für uns zuhause haben dabei dann vermehr auf den Einsatz unterstützender Gebärden gesetzt, was sehr zur Entspannung beigetragen hat. Im Kiga wurde da (wie ich heute weiß) nicht mitgezogen, weil wie gesagt Lautsprache so wichtig ist. (da fehlt mir manchmal vor lauter Methodenstreit die individuelle Betreuung, vor allem vor dem Hintergrund der emotionalen und psychischen Entwicklung der Kinder).
So, was geht dann in einem 5 jährigen sh Kind vor, wenn er fast täglich mit sorgenvoller Miene angesehen wird und gleich einen Hörtest machen muss, weil er haute ganz schlecht hört. Was macht ein 5 jähriges Kind was 1. darauf bedacht ist Erwartungen zu erfüllen und 2. keinen Bock mehr hat auf Hörtests, von der psychischen Belastung mal ganz zu schweigen? Richtig, er versucht die Erwartungen besser zu hören zu erfüllen und findet erstaunliche Strategien um das zu tun. Mit viel Glück erzählt er das zuhause oder aber es kommt anders heraus.
Ich bin jedenfalls rückwärts vom Stuhl gefallen als ich die Massen an gemachten Hörtests gesehen habe, und klar kannte er alle Reihen der Mainzertests auswendig...
Immerhin waren alle einsichtig und sind sich schon dessen bewusst dass das keine Glanzleistung war.
Folgen hat es bis heute: wenn beim Hörtest in der Schule (die nur mit meiner Erlaubnis gemacht werden) irgendwas nicht glatt läuft oder Absprachen was genau getestet wird nicht eingehalten werden gibt es Tränen. Zur Zeit verzichten wir ganz drauf, zumal wir mit unserer Akustikerin und der
CI-Klinik eine tolle Begleitung haben.
Ich hoffe ich konnte die Frage beantworten warum Kinder mogeln? Kurz: um eben den Erwartungen zu entsprechen. Kinder wollen ihren Eltern, Erzieherinnen usw. gefallen. Sie fühlen sich schlecht, wenn sie uns enttäuschen!
Wenn ich daran zurückdenke bin ich auch heute noch immer traurig.
Gruß