KatjaR hat geschrieben:Wie soll man denn bitte schön versuchen herauszufinden wie die Wahrnehmung mit Musik sein könnte???
Diesbezügliche Untersuchungen studieren.
Ausserdem Erfahrungsberichte studieren,
CI-Träger befragen (mit im Idealfalle ähnlichem Musikgeschmack).
Ist jedoch zugegebenermassen sehr schwierig; mir selbst konnten selbst einfachste Fragen nicht beantwortet werden. Und genau dieser UImstand führt mich zu einer entscheidenden Frage:
KatjaR hat geschrieben:Wie soll man denn bitte schön versuchen herauszufinden wie die Wahrnehmung mit Musik sein könnte???
Und wie soll man dann, falls dies nicht möglich ist (siehe auch oben), bitte schön, Aussagen darüber machen, wie sie angeblich sei?
KatjaR hat geschrieben:Was sind höhere Musikansprüche und wer legt das fest?
Dies braucht man aus meiner Sicht gar nicht erst fest zu legen, denn:
Um höheren Musikansprüchen gerecht werden zu können, muss man als eine Voraussetzung von vielen jede Harmonie einzeln erkennen können.
Dies ist mittels
CI nicht möglich. Daher wird eine Mindestanforderung gar nicht erfüllt, wodurch die Frage bereits an dieser Stelle geklärt ist (die Klangempfindung ist hier noch nicht ein mal Thema; das ist dann nochmals eine höhere Stufe).
KatjaR hat geschrieben:Prof Altenmüller (Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin) schreibt, dass nach dem Stand der Wissenschaft die Wirkung von Musik vor allem auf der Auslösung intensiver Emotionen beruht.
Die Wirkung von Musik als Gefühl. Dieses hängt in Bezug auf eine einzelne Harmonie davon ab, welche Spannungen durch die einzelnen Intervalle der verschiedenen Töne erzeugt werden. Wenn ich jedoch nicht in der Lage bin, sämtliche Intervalle einer Harmonie wahr zu nehmen, kann ich auch nicht die gesamte Harmonie erleben.
Noch schwieriger wird es, wenn sich die Intervalle verfälschen.
Gemäss einer Untersuchung sind so und so viel Prozent der
CI-Träger in der Lage, die Auflösung einer einfachen Harmonie-ABFOLGE emotional gesehen "richtig zu bewerten" (auf Grund ganz einfacher Kriterien, notabene), wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe.
Das sind also ganz tief angesetzte Kriterien.
KatjaR hat geschrieben:Ich habe bereits mehrere Workshops mit hörgeschädigten Menschen und Musik durchgeführt und/oder mitorganisiert und gestaltet, die Teilnehmer mit CI waren keinswegs beeinträchtigter als diejenigen mit HG, vor allem im Vergleich zu hochgradig Schwerhörigen mit Schallempfindungsstörung.
Kommt auf die Kriterien an. Mussten sie einzelne Harmonien erkennen?
Ich nehme an, nicht. Das Problem ist, dass auch ein musikalischer Laie in einem gewissen Masse Harmonien erkennen, aber nicht benennen kann. Deshalb kann man seine Hörleistung in Bezug auf das Erkennen von Harmonien nur schwerlich überprüfen. Das Erkennen von Harmonien (bzw. richtige Einordnen dieser) jedoch sehe ich als wichtige Voraussetzung an, wenn man höhere Ansprüche in Bezug auf das Hören von Musik stellt.
Malen kann auch ein Blinder; dies heisst jedoch nicht, dass er sehen (oder übertragen auf den
CI-Träger) erkennen kann.
Ich kann also im übertragenen Sinne die Frage, wie gut jemand sieht, nicht unbedingt damit beantworten, dass ich beurteile, wie gut die Bilder sind, welche er malt.
KatjaR hat geschrieben:(Mit Musik Hören lernen: Die Bedeutung von Musik für CI-Träger)Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, und dies kann man auch mit CI wieder uneingeschränkt erfahren, wenn man sich auf Musik, anfangs auch in veränderter akustischer Erfahrung einlassen kann. Dann kann Schritt für Schritt auch entweder eine Synchronisation der neuen akustischen Erfahrungen an die Hörerinnerungen erfolgen, oder wenn dies nicht möglich ist ein Erlernen und Annehmen neuer Musikerfahrungen erfolgen. Offenheit für neue Erfahrungen und Experementierfreude erleichtern sowohl den Umgang mit Musik, als auch das Hören mit CI. Das kann man aber im Vorfeld nicht erproben.
Sagt ja eigentlich bereits alles. Die neue Erfahrung ist, dass die fünfte Symphonie von Beethoven neu nach Scheisse klingt, was natürlich ziemlich heftige emotionale Reaktionen hervor ruft.
Und in der Umgewöhnungsphase wird man sich dann beim Anhören des Werks etwas eigenes zusammen reimen müssen, was mit der Intention des Komponisten relativ wenig zu tun haben dürfte - aber, er selbst war ja am Ende schliesslich auch nicht mehr in der Lage, seine Musik richtig zu hören.
Das kann man aber im Vorfeld nicht erproben.
Heisst auf Deutsch: Abschied nehmen von den gewohnten Hörerlebnissen, und im besten Falle kommt etwas dabei heraus, was einem zufrieden stellt oder gar besser gefällt als die Situation zuvor.
Klar ist auf jeden Fall:
In Bezug auf Musik hat ein
CI noch weniger mit Normalhörigkeit zu tun als in Bezug auf Sprache.
Natürlich sind die Fragen auch aus Sicht des aktuellen Hörstatus zu reflektieren.
Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme