Otoplastik hat geschrieben:Aber sicherlich wird kaum ein kritischer Leser dieses Forums diesen kurzen, nicht-validen Zeitungsartikel einer Tageszeitung als Beweis dafür nehmen, dass alle CI-Träger Schwierigkeiten oder fehlende Wahrnehmungen mit Musik haben müssen.
Vielleicht habe auf diesen Artikel verwiesen, weil ich in ihm eigentlich viele von mir selbständig gezogenen Schlüsse von einer Reihe von Fachleuten, welche unter anderem an der Spitze der Forschung und Entwicklung des
CIs stehen, bestätigt finde.
Und der Aufruf, hier kritisch zu sein, irritiert (oder amüsiert?) mich gerade etwas (denn das sollte oder darf man wenn schon immer sein; also auch gegenüber Aerzten, Kliniken, Diagnosen, anderen Mitgliedern etc.).
Otoplastik hat geschrieben:Fakt ist trotzdem: Es gibt CI-Träger, die differenzierte Musikwahrnehmung haben.
Ich habe ziemlich genau definiert, was möglich ist und was nicht (ob man unter dem, was möglich ist, "differenzierte Musikwahrnehmung" verstehen kann, möchte ich offen lassen).
Darauf möchte ich noch kurz eingehen:
Eine Stelle, welche mir im Artikel etwas undifferenziert erscheint, ist die folgende:
NZZ hat geschrieben:Verglichen mit den fast 2000 Frequenzen, die das gesunde menschliche Ohr zu unterscheiden vermag, ist der Spielraum der Implantate hingegen dürftig. Harmonien und Klangfarben verschiedener Instrumente, die letztlich auf einem fein austarierten Zusammenspiel bestimmter Frequenzen beruhen, können nur rudimentär wiedergegeben werden.
Dies ist zwar nicht falsch. Man könnte aber (wenn man bereits gelesene Aussagen noch im Hinterkopf hat) auf die Idee kommen, die zweite Aussage folge zwingend aus der ersten:
NZZ (I) hat geschrieben:Rein technologisch sind der Klangwiedergabe mit Cochlea-Implantaten derzeit allerdings enge Grenzen gesetzt: Übliche Implantate haben 12 bis 22 Elektroden. Damit können die Patienten 20 bis 50 verschiedene Tonhöhen hören...
Diese Aussage halte ich für nicht ganz korrekt. Zumindest sehe ich hier auf Grund der Funktionsweise des
CIs mehr Möglichkeiten. Diese werden jedoch stark eingeschränkt durch folgenden Umstand:
NZZ (II) hat geschrieben:Harmonien und Klangfarben verschiedener Instrumente, die letztlich auf einem fein austarierten Zusammenspiel bestimmter Frequenzen beruhen, können nur rudimentär wiedergegeben werden.
Weshalb dies so ist, habe ich bereits ausführlich begründet (und es wird auch im Artikel noch angesprochen).
In Bezug auf (I) sehe ich von den Implantaten her auf Grund ihrer Funktionsweise keine zwingende Einschränkung. Man kann von der Möglichkeit her deutlich mehr Frequenzen unterscheiden. Einem (linearen) Hören von Melodien sind also (rein von der Technologie her) keine Grenzen gesetzt. Dem möchte ich gar nicht widersprechen (und ich habe auch noch nie etwas anderes behauptet). Allerdings folgt für mich zwingend Aussage (II).
Und die Harmonien sind nun ein mal ein wichtiges Element in der Musik!
franki hat geschrieben:Klar ist , das mit einem CI alles kann aber nichts muss.
Diese Aussage halte ich für total falsch. Sicher kann ein
CI niemals das leisten, was ein normales Gehör zu leisten im Stande ist.
Das Gegenteil (zumindest in Bezug auf das uneingeschränkte Erkennen von HARMONIEN) könnte nur durch ein Experiment bewiesen werden (für diese Aussage braucht es nicht ein mal gross angelegte Studien, sondern eine einzelne Person mit dieser Fähigkeit könnte bereits den Nachweis erbringen).
Allerdings scheint diese Frage zu wenig interessant; vermutlich, weil nicht die (in Einzelfällen) möglichen Höchstleistungen interessieren, sondern eher der "zu erwartende Normalfall".
Ich halte die eine Kernaussage des Artikels für berechtigt:
NZZ hat geschrieben:An die Qualität des natürlichen Hörens reichen Cochlea-Implantate auch nach langjähriger Entwicklungsarbeit bei weitem nicht heran...
Und die zweite lautet für mich:
NZZ hat geschrieben:Harmonien und Klangfarben verschiedener Instrumente, die letztlich auf einem fein austarierten Zusammenspiel bestimmter Frequenzen beruhen, können nur rudimentär wiedergegeben werden.
Otoplastik hat geschrieben:Aber sicherlich wird kaum ein kritischer Leser dieses Forums diesen kurzen, nicht-validen Zeitungsartikel einer Tageszeitung als Beweis dafür nehmen, dass alle CI-Träger Schwierigkeiten oder fehlende Wahrnehmungen mit Musik haben müssen.
Ich stelle 1. fest, dass hier bislang noch niemand genau definiert hat, was er unter "differenzierter Musikwahrnehmung" versteht. Gleichzeitig behaupte ich, dass ich genau definiert habe, was mit
CI nicht möglich ist.
Ich denke, dass meine genaue Definition nicht richtig verstanden wird und einfach gesagt der Eindruck entsteht, dass ich eine (prinzipielle) Einschränkung in einem Bereich sehe, die ich jedoch in Tat und Wahrheit gar nie so geäussert habe.
Ob nun der Zeitungsartikel "nicht-valide" ist, oder aber Aussagen von Menschen, welche möglicherweise nicht genau wissen, wovon ich spreche (bspw: was ist eine Harmonie?), ist eine andere Frage.
*) mir ist der Artikel durch seine Klarheit und Differenziertheit positiv aufgefallen. Dies scheint nicht zu letzt am beruflichen Hintergrund der Autorin zu liegen, welche (aus meiner Sicht) ein gutes Verständnis für die Thematik aufbringt, über welche sie schreibt:
http://www.nzz.ch/impressum/helga_rietz_1.18164005
Und zum Schluss nochmals:
KatjaR hat geschrieben:Melodieerkennung ist durchaus möglich und eben auch eine Frage der neuronalen Voraussetzungen und des Trainings.
Es geht (mir) nicht primär um die Melodien. Diese sind nur EIN Bestandteil von Musik.
Gruss fast-foot