ein nicht ganz so fröhliches Hallo in die Runde.
Ein paar Wort zu mir (mein Lieblingsthema):
seit ich 5 bin trage ich
Die Ärzte sagten damals das Kerlchen ist so pfiffig, der sollte doch besser auf eine normale Schule gehen, da könnte er viel mehr lernen. So war es dann auch, aber es war auch eine sehr, sehr unschöne Zeit. Nicht nur das die Lehrer mit einem behinderten Kind vollkommen überfordert waren. Ich wurde ständig von den Kids gehänselt und manchmal machten die Lehrer auch mit. Ist ja auch der Brüller wenn man was falsch versteht aber verzweifelt versucht seine mündliche Note zu verbessern.
Das war nämlich das Hauptproblem weshalb ich ständig versetzungsgefährded war, obwohl meine schriftlichen Noten ganz Ok bis sogar gut waren.
Man kann doch unmöglich einen Schwerhörigen mündlich genauso benoten, bzw dasselbe einfordern wie jmd der gut Hören kann.
Ein Beispiel:
5te Klasse, Mathe, letze Stunde am Freitag vor dem Wochenende (das mag niemand)
Der Lehrer macht ein Kopfrechnen Spielchen und wers zuerst weiss darf ab in WE.
Obwohl ich sicher nicht der schlechteste im Kopfrechnen war, war ich regelmässig der letzte. Einfach weil ein Schwerhöriger aus den bruchstückhaften Hörinformationen erst mal was logisches zusammensetzen muss. Das ist eine nicht zu unterschätzende Kopfleistung die enorm schlaucht. Aus Sicht der Lehrer ist das aber eher ne "lange Leitung", sprich Dummheit oder eben Unkonzentriertheit
Ein Mädl hier im Forum namens Schneeweisschen hat es so formuliert:
"Ich konzentriere mich zu wenig. Ich bin mit den Gedanken immer wo anders. Ich müsse mich mehr anstrengen"
(Anschuldigungen der inkompetenten Lehrer)
Das ist nicht deine Schuld. Zwischen den Ohren stellt es sich einfache ab nen gewissen Zeitpunkt auf Durchlauf, man hört zwar noch mit, kann sich aber einfach nicht mehr konzentrieren. Man ist einfach vollkommen überlastet.
Das ich nicht dümmer bin als andre habe ich auch gemerkt mit Hilfe von Nachhilfelehrern. Jmd mit dem man ein zu eins die Dinge durchgehen kann die man nicht verstanden hat, und der darauf verzichtet einem langatmige einschläfernde Vorträge zu halten und einfach nur auf gestellte Fragen antwortet. (Fragen zu stellen bedeutet nämlich das man sich Gedanken gemacht hat und interessiert ist, das vorrausgesetzt)
Ab der 5te Klasse bis zur 10ten war die Schule die Hölle für mich. Ich war umgeben von Feinden die mich schikanierten und hänselten, sowohl die Kinder als auch die Lehrer und zu Hause wartet schon ein Vater auf mich der mich ganz gerne mal verprügelte, weil ihm halt danach war, oder weil ich nicht der Sohn war den er sich wünschte, falls er sich überhaupt einen wünschte. (angeblich seine stressige Arbeit oder so sagte die Mutter, soll ich doch Verständnis haben)
Meine Mutter hat sich leider auch oft sehr feige Verhalten. Immer wenn mal was war hat sie immer zuerst mich angeschaut anstatt mal zu mir zu halten.
Ich muss das so ausführlich schildern, damit man verstehen kann in welch verstörender Situation ich mich damals befunden habe und auch wieso so ein astreiner Misanthrop aus mir werden konnte. Diese Zeit hat mir in erster Linie etwas über Menschen beigebracht.
Ich schäme mich auch kaum zuzugeben das wann immer ein Massaker an einer Schule stattfindet, ein kleiner Mann in meinem Ohr zu mir spricht und "STRIKE" sagt.
(werd ich jetzt gebannt^^)
Allerdings erkenne ich nun Menschen die in der selben Situation stecken wie ich damals und hab eine nahezu märtyrerhafte Solidarität entwickelt. Menschen hab ich mir immer auf Armlänge gehalten, denn wenn sie einem wehtun können, werden sie es auch tun.
Und da wird jede Schwäche ausgenutzt.
Irgendwie hab ich es dann doch geschafft eine Berufsausbildung abzuschliessen und auch das Abi nachzuholen, mit immerhin guten Noten.
Dann ging ich studieren und wurde zwangsexmatrikuliert wegen einer Formalie. Hatte mich nicht rechtzeitig für eine Wiederholung einer Prüfung angemeldet die eben nicht im nächsten Semester sondern innerhalb von 2 Wochen hätte erfolgen müssen. Wahrscheinlich währe mir das mit funktionierenden Gehör nicht passiert.
Das war so der grosse Schnitt in meinem Leben, ich verlor jegliches Vertrauen in mein Gehör und war total frustriert darüber das ich nicht mehr weiterkomme.
Bin Jahrzehnte lang Taxi gefahren später auch LKWs, immer auf der Suche nach einem Job bei dem ich nicht ständig was hören muss.
Hatte auch mal ne Handvoll guter Freunde gehabt. Das Problem ist nur, das ausgerechnet diese Leute es nicht verstehen können das man keinen Job bekommt.
Es ist nämlich so das man das schlechte Gehör, bei Leuten die man richtig gut kennt auch mit einer gewissen Emphatie ausgleichen kann. Man kennt sie ja schliesslich, weiss was sie denken, über was für ein Vokabular sie verfügern, so das irgendwann die Kommunikation so reibungslos läuft das sie ganz vergessen das man ja fast taub ist. Seit ner Weile bin ich Sozialhilfeempfänger, da bleibt man ja schon so ein wenig stehen im Leben, während andere sich weiter entwickeln. Da hat man auch nicht so Lust sich anzuhören wie toll die Kinder anderer Leute sind, "ooh du verdienst jetzt nen 5 stelligen Betrag im Monat, freut mich für du Arsch."
Seit ein paar Jahren hab ich Zucker, meine Sehkraft hat stark nachgelassen(war mal bei 130%) und mein Traum von einem grossen LKW Führerschein und dem "cruisen" durch ganz Europa um den Rest meines Lebens zu vermeiden ist auch gestorben.
Vor zwei Wochen hatte ich erst einen Hörsturz links und seit gestern auch rechts.
Ja selbst das Einkaufen im Supermarkt....
Obwohl die ehe nur wissen wollen ob ich ne payback karte hab.
So deprimierden sich das auch alles anhört. Es gibt natürlich auch positive Veränderungen im Leben eines frisch ertaubten:
Nie wieder muss ich das scheissverdammte Kaufhauswerbegedudel ertragen müssen.
Geht mir sowas von diametral am Arsch vorbei.
Achja, ist doch mal schön sich auszukozten.