Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
Kruemelmonster
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Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#1

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo allerseits,

nachdem ich seit Monaten interessiert herumstöbere, habe ich mich nun angemeldet und möchte mich kurz vorstellen.

Ich bin Mitte 40 und höre seit längerem "nicht so gut". Mitte Dreißig wurde eine leicht- bis mittelgradige Schwerhörigkeit diagnostiziert, es war aber kein Hörgerät indiziert. Seither hat es sich schleichend verschlechtert, was mich beruflich und privat nun zunehmend beeinträchtigt.

Besonders fiel es beruflich auf, als ich vergangenes Jahr die Gruppenleitung in einem anderen Gebiet übernommen habe, wo ich u.a. viele Meetings, Ausschüsse etc. leiten muss. Bei neuen Namen, neuen Themen in großen Runden und Räumen mit schlechter Akustik wurde es zu schwierig. Neue Tests beim Akustiker und HNO-Arzt ergaben eine mittelgradige "Badewannenschwerhörigkeit" (siehe Signatur - ich hoffe, sie kommt mit). Es ist wohl erblich, viele Verwandte haben das Profil mit der Mitteltonsenke. Tinnitus hatte ich bisher zum Glück nicht.

Auch wenn sich das im Rückblick schon länger abgezeichnet hat, ist es nun neu und nicht leicht für mich, das in der Klarheit zu wissen, sich die Defizite einzugestehen und damit umzugehen.

Mein Stand und Erfahrungen:
  • Ich habe mehrere Hörgeräte ausgiebig getestet (Oticon OPN, Bernafon Juna, Phonak Audeo B) mit sehr ähnlichem Ergebnis: Das Sprachverständnis verbessert sich etwas, aber es bleiben auch Probleme bestehen. Hierzu schreibe ich demnächst mehr im "Hörgeräte"-Bereich.
  • Die bisher konsultierten Akustiker haben wenig Erfahrung mit Berufstätigen und mit meinem Hörprofil. Ähnlich wie bei den Hörgeräten hat ein Wechsel wenig gebracht.
  • Bei der Arbeit, v.a. in Sitzungen, musste ich trotz Hörgeräten die Kollegen um Mithilfe zu bitten, weil es sonst nicht ging. Mit den Reaktionen habe ich bisher positive Erfahrungen gemacht.
  • Insgesamt bekam ich bei Arzt und Akustikern für meine Bedürfnisse trotz meiner Fragen und Protokolle zu wenig Informationen und Instruktionen. Ich frage mich, ob es sich lohnt, eine Uniklinik aufzusuchen - leider keine in der Nähe...
Soviel zur Vorstellung. Ich bin gespannt auf Rückmeldungen!
Krümelmonster
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Pfadi
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#2

Beitrag von Pfadi »

Hallo Susanne,

ich bin vermutlich ein wenig jünger als Du und habe eine ähnliche Hörkurve wie Du. Gleicher Verlauf, nur jeweils 10 bis 20 db schlechter und einen beidseitigen Tinnitus.

Ich stehe auch voll im Berufsleben und habe viele Besprechungssituationen in unterschiedlich großen Runden. Außerdem bin ich kommunalpolitisch aktiv, dort also auch darauf angewiesen, die Wortbeiträge anderer (in Ausschüssen ohne Mikro) zu verstehen.

Im letzten Sommer habe ich mich dann ziemlich zerknirscht zum HNO-Arzt und Akustiker bewegt. Ich habe das mehrere Jahre vor mir hergeschoben, war aber an einem Punkt, wo der Schritt unvermeidbar war.
Denn ich konnte Besprechungen nicht mehr folgen, musste bei Unterhaltungen ständig nachfragen und Fernsehsendungen konnte ich schon lange nicht mehr folgen.

Beim ersten Akustiker bin ich quasi nach einer kurzen Beratung rückwärts wieder raus gegangen, der zweite Versuch war ein Volltreffer. Mein Akustiker ist in unserem Alter und seine Frau trägt Hörgeräte. Die Chemie stimmte und ich dachte so oft, dass das, was für seine Frau gut ist, doch auch für mich gut sein müsste. Auf Fragen, die Berufstätige bewegen, weiß er immer Antwort.

Obwohl meine Hörkurve schlechter als Deine ist, verstehe ich mit Hörgeräten offenbar besser als Du aktuell. Ich bin in Besprechungen nicht auf die Mithilfe anderer angewiesen.
Sichtbare Erfolge hat mir das Terzo-Gehörtraining gebracht, was mein Akustiker mir zu Beginn der Anpassphase im Ergebnis kostenfrei angeboten hat.

Mit Übung und Gewöhnung sollte bei Dir eigentlich auch noch mehr möglich sein.

Das klingt jetzt vielleicht, als wäre "alles easy" gewesen - das war es nicht. Ich habe in der Anpassphase und auch beim Gehörtraining ganz schön gekämpft und war auch immer mal verzweifelt. Aber es hat sich absolut gelohnt, ich bin jetzt zufrieden.

Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg und Durchhaltevermögen

Pfadi
Kruemelmonster
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#3

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo Pfadi,

vielen Dank für Deinen Zuspruch! Ich bin sehr froh, von ähnlichen Situationen wie meiner zu erfahren.

Welches Hörgerät hast Du, und gibt es Besonderheiten bei den Einstellungen? Wie lange hat es gedauert, bis Du das Optimum erreicht hast? Welche Tipps neben dem Hörtraining hatte Dein Akustiker, oder hast Du selbst noch Empfehlungen?

Außerdem scheint mir ähnlich wie Dir, dass die Hörgeräte bei meinem Hörverlust mehr verbessern müssten, verstehe aber nicht, was falsch läuft. Auch die Akustiker haben wohl mehr erwartet, hatten aber wenig konkrete Idee, außer lauter zu stellen und die Höhen zusätzlich anzuheben. Ich habe versucht, möglichst genau zu erklären, was ich brauche, was besser wurde und wo es noch hapert, auch schriftlich.

Seit etwa einem viertel Jahr trage ich die Geräte meistens den ganzen Tag, mit viel Kommunikation. Ich höre wieder etliche Geräusche, die ich vorher kaum gehört habe. Sprache und Musik klingen reichhaltiger und vielschichtiger, manchmal kommen verstörende oder nervende Klänge hinzu. Aber gerade dort, wo das Sprachverständnis wichtig ist, reicht es manchmal nicht ganz. Besonders frustrierend finde ich immer noch

- Sitzungen, Besprechungen
- Theaterbesuche (habe fast nichts, höchstens die Hälfte verstanden)
- Kultivierte / gesenkte Stimmen auch in ruhiger Umgebung
- Fernsehen
- Telefonieren

Letztlich finde ich es momentan sehr schwer, einzuschätzen, ob bei mir eben nicht mehr geht oder ob ich einfach noch Geduld haben muss.
Krümelmonster
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Pfadi
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#4

Beitrag von Pfadi »

Hallo Susanne,

ich habe meine Hörgeräte nach knapp drei Monaten gekauft. Das terzo-Gehörtraining (siehe https://www.terzo-zentrum.de/die-terzo- ... -therapie/) habe ich mit einem HdO-Trainingsgerät gemacht. Die Geräte sind in ihrer Einstellung und Laustärke wie "ein Sprung in kaltes Waser", aber es hat sich gelohnt, das durchzuziehen.

Nebeneffekt war für mich, dass definitiv klar war, dass ich mit HdO-Geräten nicht glücklich werden kann. Ich habe sehr abstehende Ohren und insbes. das linke Gerät hielt überhaupt nicht und krachte ständig gegen den Brillenbügel oder rutschte.

Ich trage nun IdO-Geräte von Audioservice (Icon G3 16), die sind fast unsichtbar und sitzen sehr gut.

Klar musste ich mich erst mal an die geschlossene Versorgung gewöhnen, aber das muss man sich ja auch an andere Hörgeräte. Anfangs hatte ich Angst, die kostbaren Teile zu verlieren, aber ich habe bisher - auch im Fitnessstudio - noch keine Körperhaltung gefunden, bei der sie rausfallen könnten.

Übung kostete es, die richtige Sprechlautstärke zu finden, da die Stimme mit Hörgeräten lauter klingt (meine Mitmenschen kennen mich mit lauter Stimme und plötzlich habe ich leise geredet).

Mit einer kostenlosen Smartphone-App (smart remote App) kann ich verschiedene Hörprogramme wählen, die Lautstärke und Klangfarbe (hart / weich) verändern. Das bedeutet nicht, dass ich ständig am Handy "rumfummele". In Alltag und Beruf passt immer das Universalprogramm.
Das Musikprogramm nutze ich zum Musizieren, Musik / Radio hören, Fernsehen, bei Konzerten o.ä.

Für das Universalprogramm ist Musik Lärm und wird daher - laienhaft ausgedrückt - etwas gefiltert und klingt daher matt. Der Unterschied wird beim Fernsehen ganz deutlich. Der Klang, der aus dem Fernseher kommt, ist ja schon bearbeitet / nicht ganz natürlich und wird durch das Universalprogramm schlechter. Nicht so durch das Musikprogramm, das diesen Filtereffekt nicht hat.

Ich habe noch zwei weitere Programme (Sprache in Störlärm, Verkehr), die mir aber nichts bringen. Ich nutze sie praktisch nicht.
Da ich noch freie Speicherplätze habe, werde ich mir von meinem Akustiker bei Gelegenheit noch eine Einstellung zum Musizieren speichern lassen, für die ich momentan händisch Veränderungen an der Lautstärke und Klangfarne vornehme.

Die Lautstärke verändere ich übrigens nur ganz selten. Zum einen passt die Standardlautstärke ganz gut, zum anderen finde ich bei veränderter Lautstärke schlecht die richtige Sprechlautstärke.
Aber wenn Du bspw. im Theater nur zuhörst, brächte es vielleicht eine Verbesserung.

Zu Deinen schwierigen Hörsituationen:

Sitzungen, Besprechungen
Funktioniert mit der Universaleinstellung gut. (Auch Normalhörende kriegen mal was nicht mit und dann frage ich halt auch mal.)

Theaterbesuche
Da war ich bisher nicht. Dürfte aber zu den eher herausfordernden Situationen gehören.

Kultivierte / gesenkte Stimmen auch in ruhiger Umgebung
Ich kenne es, Menschen unterschiedlich gut verstehen zu können. Das ist mir Hörgeräten bei mir aber viel viel seltener / besser geworden.

Fernsehen
Das ist mit dem Universalprogramm unbefriedigend, mit dem Musikprogramm bin ich zufrieden (Ohne Hörgeräte könnte ich nur bei entsprechender Lautstärke Nachrichtensprechern folgen.)

Telefonieren
Mit dem HdO-Trainingsgerät ging das gar nicht, ich musste - "zur Freude meiner Kolleg/-innen" - die Freisprechfunktion nutzen. Die richtige Hörerhaltung habe ich nicht schnell genug gefunden.
Bei den IdO-Geräten halte ich den Hörer ganz normal ans Ohr, verändere die Hörerneigung inzwischen intuitiv ein wenig. Hörer zwischen Schulter und Ohr klemmen, das geht nicht. Aber ansonsten ist Telefonieren jetzt kein Problem mehr.
(Beim Telefonieren kommt ja erschwerend hinzu, dass der Anfang des Telefonats am wichtigsten (wer will was von mir). Wenn der Teil des Telefonats nicht verstanden wird, dann lässt sich das schlecht retten).

Mir ging es Anfangs wie Dir. Denn ich kannte niemanden in einer Vergleichbaren Lebenssituation, der Hörgeräte trägt. Das Umfeld denkt, da geht man zum Akustiker wie zu einem Augenoptiker, sucht sich ein Gerät aus und dann ist alles gut... Mitmenschen, die Verständnis zeigen wollten, erzählten von ihren Erfahrungen mit Gleitsichtbrillen - ich habe mich da recht missverstanden gefühlt.
Und ich sehe es auch so: Bei berufstätiges aktiven aufstrebenden Menschen sind die Anforderungen ganz andere als bspw. bei Hochbetagten, die überwiegend zu Hause im Sessel sitzen. Ich würde ggfs. noch mal einen anderen Akustiker aufsuchen, wenn Deiner das nicht bringt...

Schönen Sonntag

Pfadi
fast-foot
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#5

Beitrag von fast-foot »

Hallo Kruemelmonster,

möglicherweise findet eine Aufwärtsmaskierung statt.

Von daher gesehen könnte man bspw. beim rechten Ohr die Verstärkung bei den Frequenzen von 1'500 Hz bis 3'000 Hz auf vielleicht 20 dB fest setzen, um der Aufwärtsmasikierung (höhere (besser gehörte) Töne werden durch tiefere (weniger gut gehörte und daher mehr vestärkte) überdeckt) entgegen zu wirken.

Für das linke Ohr gilt ähnliches.

Zum Terzo-Gehörtraining:

Ich habe bisher keine wissenschaftliche Studie gefunden, welche die Wirksamkeit der "Therapie"* bestätigen würde.

*) ich bin etwas skeptisch, ob sich die Behandlung "Therapie" nennen darf, zumal ein Wirksamkeitsnachweis auf wissenschaftlicher Basis bisher nicht erfolgt ist - zumindest habe ich auf die Schnelle nichts gefunden (ausser völligem Bullshit) (ansonsten bitte einen Link, welcher auf entsprechende Studien verweist; danke)

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
pascal2
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#6

Beitrag von pascal2 »

Der erste Weg zur Besserung ist der, dass man sich eingesteht, dass man behindert ist.
Man einfach nicht mehr alles so wie früher machen kann und entsprechend behinderungsgerecht Abstriche in Kauf nimmt.
Wer das kapiert hat, dem bleibt dann auch der große Zusammenbruch eines Tages erspart, wenn es noch wesentlich schlechter wird.

Gut gemeinter Rat, von einem erfahrenen Hörbehinderten, der ebenso jeden Tag 8 Stunden im Berufsleben steht.
Zum Glück hat der weise Trittin die Entwicklung des Deutschen Rentensystems früh erkannt und das Flaschenpfand eingeführt !
Kruemelmonster
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#7

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo Pfadi,

tausend Dank für Deine ausführliche Rückmeldung und für die Mühe, das hilft mir sehr.

Wegen des Hörtrainings werde ich den Akustiker fragen, leider gibt es keine terzo-Anbieter in erreichbarer Nähe. Vielleicht gibt es vergleichbare Angebote - mir erscheint das jedenfalls sinnvoll, um besser von den Hörgeräten zu profitieren.

IdO-Geräte wollte ich zuerst auch, gehen bei mir leider nicht, da meine Gehörgänge zu eng sind. Dafür komme ich - zumindest mechanisch gesehen - mit den HdO-Geräten (RITE) gut zurecht.

Den Lautstärkeregler nutze ich, und ebenso die Stummschaltung, um zu testen, welchen Unterschied das Hörgerät macht, allerdings nicht in von mir geleiteten Sitzungen - die Themen sind im Moment schon ohne Hörproblem eine Herausforderung.

Manchmal scheint es, dass trotz allem wichtige Frequenzen fehlen, so dass Laute verschluckt werden, manche Leute sprechen wohl komplett in diesen Frequenzen.

Diese Woche bin ich wieder beim Akustiker. Mal sehen, wie geduldig und findig er ist. Die Probleme werde ich ansprechen und ihm dieses Mal die Doku vorab mailen. Ich frage mich, ob und wie man von den gefühlt 1000 Einstellungsvarianten und -konstellationen je die Beste findet und hoffe, dass der Akustiker dieses Mal ein paar Programme zum Ausprobieren abspeichert.

Dein Akustiker ist wohl ein echter Glücksgriff, vielleicht gibt es nicht so viele von der Sorte.

Witzig, das Gleiche mit der Gleitsichtbrille musste ich neulich von einer Freundin anhören und fühlte mich ebenfalls missverstanden.

Eine gute Woche wünsche ich Dir
Krümelmonster
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Kruemelmonster
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#8

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo fast-foot,

die die mittleren Frequenzen etwas weniger zu verstärken, hat der Akustiker auch schon probiert. Aber ich war mit dem Ergebnis nicht zufrieden, weil so halt doch etwas gefehlt hat, wo ich wohl am meisten Unterstützung brauche.

Ein Hörtraining erscheint mir schon sinnvoll, um den Umgang mit den neuen Klängen zu üben - die finde ich teilweise sehr verwirrend und irritierend, und das Gehirn muss sich irgendwie neu justieren. Dazu habe ich von den Akustikern bisher kaum Hinweise bekommen, obwohl ich versucht habe, das zu beschreiben.

Viele Grüße
Krümelmonster
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fast-foot
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#9

Beitrag von fast-foot »

Hallo Kruemelmonster,

nach einer CI-Implantation muss in der Regel das Hören neu erlernt werden, mit entsprechendem Aufwand. Das ist unabdingbar und auch sinnvoll.

Den Ansatz, im Rahmen einer Hörgeräteversorung das Hören mittels bestimmter Trainingsmethoden zu verbessern, halte ich grundsätzlich für richtig. Die Frage lautet ausschliesslich, ob zur Zeit Methoden existieren, welche diesem Anspruch gerecht werden. Ich würde sie mit nein beantworten (ich teile so in etwa die Einschätzungen von Herrn Launer im unten verlinkten Artikel):

http://www.nzz.ch/wirtschaft/hoeren-mus ... 1.18524034

Gruss fast-foot
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Kruemelmonster
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#10

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo Pascal2,

vielen Dank für Deinen Rat.

Herauszufinden, wie groß die Beeinträchtigungen letztlich sind, finde ich gerade die große Herausforderung.

Wenn ich das geklärt habe, muss ich mich neu arrangieren. Das tue ich schon, indem ich Familie, Freunde und Kollegen informiere und um Hilfe bitte, und auf manche Aktivitäten jetzt öfters verzichte. Hiermit habe ich bisher überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Als nächstes will ich auch klären, welche sonstigen Unterstützungsmöglichkeiten es am Arbeitsplatz gibt.

Es gibt wohl Leute mit größeren Verlusten, die das besser versorgen konnten, so dass ich mich halt frage, was da bei mir noch geht, bevor ich z.B. den Behindertenbeauftragten kontaktiere.

Wie hast Du das gemacht?
Krümelmonster
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RemyRiver
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#11

Beitrag von RemyRiver »

Kruemelmonster hat geschrieben: Es gibt wohl Leute mit größeren Verlusten, die das besser versorgen konnten, so dass ich mich halt frage, was da bei mir noch geht, bevor ich z.B. den Behindertenbeauftragten kontaktiere.
Viele Akustiker haben wenig Erfahrung mit solch einem Hoerverlust,das ist frustrierend fuer uns betroffene. Da brauchst du einfach mehr Zeit zum Einstellen lassen.

Deine Situation hab ich auch gerade. 1-2 Frequenzen werden noch nicht ausreichend versorgt, werd mir demnaechst wieder einen Termin geben lassen.

Bei mir auf der Arbeit hab ich es meinen direkten Kollegen einfach persoenlich gesagt. Ich glaube fast die meisten vergessen das immer wieder, aber wenn dann was ist kann man sie einfach nochmal dran erinnern. Mein "Boss" hat das erst nach 3 Jahren Erfahren, betrifft ihn aber auch nicht. Kollegen von anderen Abteilungen wissen es oftmals auch nicht, wenn ich dann mal enger mit ihnen zusammen arbeite sage ich es ihnen. Ist fuer dich mehr Aufwand, hat aber einen besseren Effekt auf die Kooperation anderer bei der arbeit.

Bei Meetings wuerde ich dir raten nach moeglichkeit immer den Platz zu waehlen neben der person die du am schlechtesten verstehst.
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fast-foot
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#12

Beitrag von fast-foot »

Hallo Kruemelmonster,
die die mittleren Frequenzen etwas weniger zu verstärken, hat der Akustiker auch schon probiert. Aber ich war mit dem Ergebnis nicht zufrieden, weil so halt doch etwas gefehlt hat, wo ich wohl am meisten Unterstützung brauche.
Rein subjektiv vom Empfinden her? Es ist klar, dass die Verluste dort am grössten sind. Ebenso klar ist, dass sich diese nur bedingt ausgleichen lassen, da die in jemem Bereich verstärkten Frequenzen eben die höheren Frequenzen überdecken.

Somit kannst Du zwischen folgenden Möglichkeiten wählen:

1. Die Mitten "normal" verstärken, was auf Kosten der höheren Frequenzen geht.

2. Die höheren Frequenzen zusätzlich verstärken, was unangenehm sein könnte, aber höchst wahrscheinlich den Dynamikbereich dieser Frequenzen einschränkt.

3. Die mittleren Frequenzen weniger verstärken. Hiermit wird dem Effekt der Aufwärtsmaskierung entgegen gewirkt.

Heraus zu finden, welche Massnahme bzw. Kombination der drei Grundvarianten sich am besten auf das Sprachverstehen auswirkt, ist natürlich nur durch Ausprobieren möglich (Feinanpassung). Die üblichen Anpassregeln sind meiner Ansicht nach nicht besonders brauchbar für Hörverluste dieser Art. Man hätte diese bei der Entwicklung der Anpassregeln wohl besser gar nicht berücksichtigt, um einei "Verschlechterung der Qualität für die übrigen Hörverluste zu vermeiden".
Kruemelmonster hat geschrieben:Es gibt wohl Leute mit größeren Verlusten, die das besser versorgen konnten...
Die Aussagekraft der Reintonaudiometrie ist beschränkt. Mittlerweile existieren Forschungsarbeiten, welche diesen Sachverhalt näher untersuchen.

Gruss fast-foot
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pascal2
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#13

Beitrag von pascal2 »

Hallo Krümelmonster,

bei mir wissen es die Kollegen im Team.
Leider wird das aber im Berufsalltag von ihnen immer wieder vergessen.
Bei Meetings ist es ebenso schwierig, habe schon alles vor Jahren durchgespielt mit Mikrofonen usw. Das nervt teilweise die Kollegen und irgendwann nervt es einen auch selbst, weil das alles mit Aufwand verbunden ist, die an den Kräften zehren.
Protokolle wurden eine Zeitlang auf meinen Wunsch hin geschrieben, aber dann ist irgendwann ein schnell anberaumtes Meeting und da wird es nicht gemacht dann wird es auch das nächste mal nicht gemacht und dann schläft es wieder ein. Man will nicht ständig wie ein qängelndes Kleinkind dastehen und sagen, aber liebe Kollegen, ihr habe doch versprochen........
Daher bin ich dazu über gegangen, meinen Arbeitsbereich so einzurichten, dass er meiner Behinderung entspricht.
Was mich zu arg akustisch forderte, habe ich nicht mehr gemacht.
Dazu gehört es im Betrieb nur noch per Mail zu kommunizieren.
Das geht heutzutage und wenn sie versuchen einen verzweifelt anzurufen, lernt es auch irgendwann der Letzte, dass es von mir halt keine Telefonnummer registriert gibt.
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit klappte das dann auch.
Es ist sogar so, dass dadurch viele Arbeitsabläufe rationaler gestaltet sind, das haben sogar Kollegen eingestanden, die inzwischen ähnlich mit ihren Projekten verfahren.
Eine Mail ist wie ein Anrufbeantworter, meist knapp, rational und präzise und da lässt sich auch nach längerer Zeit noch die Historie, der Entscheidungsprozess nachvollziehen. Da kann dann keiner kommen und sagen, ja aber wir haben doch mit einander was ganz anderes mündlich vereinbart.
Zudem bleibt einem auch der zeitraubende Small Talk erspart, wenn einer plötzlich meint, einem seine letzten Urlaubserlebnisse erzählen zu müssen.

Ansonsten gehe ich halt auf akustisch für mich nicht beherrschbare berufliche Veranstaltungen nicht mit, so z.B am 12.01 ist bei uns abends der traditionelle Neujahrsempfang in einer Kneipe, aber ohne mich.
Die Überforderung erspare ich mir ganz bewusst, weil ich keine Lust habe da zu sitzen, wenn sich meine Kollegen angeregt unterhalten und ich dazwischen vor lauter Stimmengewirr kein Wort verstehe.
Solche Erlebnisse, wiederholt, machen nämlich einen ganz langsam aber sicher depressiv.
Zermürben und kosten unendliche Lebensenergie.
Jeder Tropfen höhlt den Stein und ich mache mir lieber meiner Behinderung gerechte positive Erlebnisse, die dann oft halt in Ruhe und alleine, z.B. Sport.

Das jetzt nur mal ein Paar Beispiel dafür, wie ich mein Arbeitsumfeld meiner Behinderung gerecht eingerichtet habe.
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schmetterling
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#14

Beitrag von schmetterling »

Hallo ihr lieben,
ich bin schon einige Zeit hier als Leser unterwegs. Die Beiträge sind immer interessant und auch manchmal hilfreich. Ich bin seit 17 Jahren betroffen und berufstätig. Die Ursache der Schwerhörigkeit ist leider unbekannt. Der Verlauf ist schleichend, mit 3 Hörstürzen während der ganzen Zeit. Meine nächsten Kollegen und der Chef sind informiert. Ich komme mit meinen Hörgeräten, den Phonak Audeo Smart xs ganz gut klar. Meetings und Teams sind auch kein Problem. Das spricht ja meistens nur eine Person. Viel mehr sind Feste, Fernsehen und Autofahrten anstrengend. Vor kurzem habe ich einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt. Das Ergebnis steht aber noch aus. Meine aktuellen Hörgeräte wurden mit Power Lautsprechern nachgerüstet. Leider haben die Geräte keine zusätzlichen Funktionen sowie z.B. Bluetooth.
Ich denke aber gewisse Defizite sind selbst mit den besten Hörgeräten nicht auszugleichen.
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schmetterling
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#15

Beitrag von schmetterling »

Oh, tut mir leid. Die Werte sind etwas daneben gegangen. Ich mach das nicht so oft ;)
Kruemelmonster
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#16

Beitrag von Kruemelmonster »

Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank noch für die Beiträge - ich finde es sehr hilfreich zu erfahren, wie es anderen geht, und was Ihr macht.

@ Remy River: Vielen Dank für die Einschätzung, ich bin sehr gespannt, was geht bzgl. Einstellung. Endlose Anpassungssitzungen mit frustrierendem Ausgang scheint tatsächlich ein Schicksal der Cookie Biter zu sein. Hier übrigens der tolle (finde ich) Blog, von dem ich gestern im Chat erzählt hatte:

https://thecookiebitechronicles.wordpre ... l-started/

https://thecookiebitechronicles.wordpress.com

@ fast-foot: Heute habe ich einmal wieder meine (teilweise frustrierenden) Erfahrungen mit der aktuellen Einstellung des Phonak Audeo B zusammengeschrieben und dieses Mal vorab an meinen Akustiker gemailt, für die nächste Anpassungssitzung.

@ pascal2: Ja, so einen Prozess habe ich wohl auch vor mir und schon angefangen. Zufällig kam heute eine gehörfreundliche Raumreservierung für eine meiner Sitzungen aus einer Abteilung, die ich noch nicht informiert hatte - bin froh, wenn der Flurfunk mich etwas entlastet. Die beruflichen Socializing-Events mag ich auch nicht so gern. Nun habe ich einen Grund mehr, der dagegen spricht.

@ schmetterling: Auch Dir vielen Dank, das finde ich ermutigend, und die Werte konnte man doch gut nachvollziehen. Schwerbehinderung ist bei mir m.W. nicht gegeben, aber ich frage mich, ob ich trotzdem einen Grad der Behinderung einstufen lassen soll?

Viele Grüße vom
Krümelmonster
Krümelmonster
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#17

Beitrag von Pfadi »

Hallo Krümelmonster,
Du dürftest auf einen GdB von 30 % kommen. Das bringt einen Steuerfreibetrag, hat aber keine arbeitsrechtlichen Folgen. Ich habe es gemacht - so kennt mich das Versorgungsamt im Falle einer Verschlechterung wenigstens schon. Ist ja auch mit wenig Aufwand verbunden: Formular ausfüllen, Hörgeräteanpassungsprotokoll mitschicken und fertig.
Viele Grüße
Pfadi
Gerhard_R
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Registriert: 27. Sep 2016, 01:57
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#18

Beitrag von Gerhard_R »

Du hast eine Wannenform wie ich.

Was mir hilft ist vollständige Abdichtung mittels Powerdomes zum testen, danach c-Shells ähnlich cic geräten. also rics mit eingebeteten Verstärkern in c Shells.

Bei der Wannenkurve gehen die Tiefen und mittleren Töne verloren, wenn das Ohr offen ist und das HG auch noch hohe Frequenzen verstärkt.

KEINE offene Versorgung, auch wenn deine Kurve noch relativ schwach ausgeprägt ist.

Edit: atm teste ich OPN1 mit 100dB Höreren und Power domes, morgen werden Abdrücke für c-Shells gemacht, mit Abstand das beste Hörerlebnis für mich unter den aktuellen am Markt erhältlichen HG....
Zuletzt geändert von Gerhard_R am 10. Jan 2017, 09:39, insgesamt 2-mal geändert.
Oticon OPN1, 105dB.PM, closed.
Innenohr SHG. Wannekurve. 40-80-40.(Tief- Mitte-Hoch).
Musiker_72
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#19

Beitrag von Musiker_72 »

Hi,

erst mal zur Ausgangsfrage: Ich bin auch Mitte 40 und berufstätig in einem akustisch anspruchsvollen Beruf. Mir helfen die Hörgeräte sehr gut und es gibt nur wenige Problemsituationen. Allerdings habe ich keine Badewannenkurve, sondern den typischen Verlauf "nach oben immer schlechter".

Entschuldigt, wenn ich mich total irre, aber ich hätte gedacht, dass man einen Cookie Bite möglichst offen versorgen sollte - denn sonst kommen die Frequenzen, die man noch gut hört, nicht durch.

Wegen der Aufwärtsmaskierung müsste man die hohen Frequenzen auch etwas verstärken, obwohl man die noch gut hört, und die mittleren Frequenzen vielleicht nicht ganz so stark, wie man es eigentlich müsste.

Was ein Problem ist: Hörgeräte und Hörgeräteakustiker sind - natürlich gibt es Ausnahmen - immer noch überwiegend auf alte Leute mit starkem Hörverlust eingestellt. Hier ist es das Ziel, dass man einer normalen Unterhaltung (die bei ca. 60 dB stattfindet) folgen kann. Solche Einstellungen sind aber nicht hilfreich, wenn man eine Einzelperson bei 60 dB sowieso noch ohne HG verstehen würde (was bei Dir sicher der Fall ist, nach Deiner Kurve zu urteilen).

Um aber z.B. in Meetings etwas zu verstehen, müssen viel schwächere Schallanteile hörbar gemacht werden. Man braucht bei leisem Eingang also mehr Verstärkung.

Ferner gibt es HG-Einstellungen, die dafür sorgen, dass leise Eingangspegel gar nicht verstärkt werden (weil es sich meist um Nebengeräusche handelt). Auch das ist nicht sinnvoll, wenn man auch in anspruchsvollen Situationen gut hören muss.

Ich selbst habe das Bernafon Juna, das Du auch getestet hast. Hier könnte ich Dir eine Menge zu guten Einstellungen sagen, die auch für berufstätige tagen.

In irgend einem englischen Blog gab es mal einen Artikel, wo es um HG Einstellungen für eine Uni-Dozentin ging, vielleicht finde ich das, dann poste ich das noch.

Gruß,

Musiker_72
pascal2
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#20

Beitrag von pascal2 »

Die Badewannenkurve ist sehr schwer versorgbar, weil da insbesondere die Frequenzen betroffen sind, die sprachrelevant sind.
Kenn ich, hatte selbst früher die Wannen beidseitig.
Zum Glück hat der weise Trittin die Entwicklung des Deutschen Rentensystems früh erkannt und das Flaschenpfand eingeführt !
RemyRiver
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#21

Beitrag von RemyRiver »

Musiker_72 hat geschrieben:
Entschuldigt, wenn ich mich total irre, aber ich hätte gedacht, dass man einen Cookie Bite möglichst offen versorgen sollte - denn sonst kommen die Frequenzen, die man noch gut hört, nicht durch.

Wegen der Aufwärtsmaskierung müsste man die hohen Frequenzen auch etwas verstärken, obwohl man die noch gut hört, und die mittleren Frequenzen vielleicht nicht ganz so stark, wie man es eigentlich müsste.

Was ein Problem ist: Hörgeräte und Hörgeräteakustiker sind - natürlich gibt es Ausnahmen - immer noch überwiegend auf alte Leute mit starkem Hörverlust eingestellt. Hier ist es das Ziel, dass man einer normalen Unterhaltung (die bei ca. 60 dB stattfindet) folgen kann. Solche Einstellungen sind aber nicht hilfreich, wenn man eine Einzelperson bei 60 dB sowieso noch ohne HG verstehen würde (was bei Dir sicher der Fall ist, nach Deiner Kurve zu urteilen).
Cookie Bite (Der von Kruemmel als Beispiel genommen) sind P, N, G, H, CH, SH. Wobei sie nicht weit von K, F, S und TH entfernt ist, sind etwa 5-10 Dezibel. (Vgl: http://www.dazugehoeren.com/hoeren/spra ... egross.jpg )

Klassischer (altersbedingter) Hochtonverlust waere TH, F, S und H. Bei dir kommen noch K und T dazu.

Wieso denkst du, das beim Cookie Bite es wichtiger ist die verbleibenden Frequezen so natuerlich wie moeglich zu nutzen, bei einem klassischen Hochtonverlust aber nicht?
Zuletzt geändert von RemyRiver am 10. Jan 2017, 14:44, insgesamt 1-mal geändert.
Hz 125 250 500 750 1000 1500 2000 3000 4000 6000 8000
dbR 20_25_35_60__60__60__60__50_25___5__15
dbL 10_10_10_10___5___5___5___5___5___5__15
Musiker_72
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#22

Beitrag von Musiker_72 »

Ich meinte das als Antwort auf Gerhard, der eine geschlossene Versorgung empfiehlt. Ich selbst bin auch offen versorgt, wenn man die nötigen Verstärkungen damit hinbekommt, finde ich das immer besser.

Das ist aber auch Geschmacksache. Ich habe auch für Situationen, wo ich Außenschall unterdrücken möchte, ein geschlossenes Hörgerät. Ich bevorzuge aber die offene Variante und verstehe damit auch deutlich besser.

Wenn man, aus welchen Gründen auch immer, stark auf die Zusatzfunktionen des HG angewiesen ist, dann werden diese mit einer möglichst geschlossenen Variante immer besser funktionieren.
RemyRiver
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#23

Beitrag von RemyRiver »

Musiker_72 hat geschrieben:Ich meinte das als Antwort auf Gerhard, der eine geschlossene Versorgung empfiehlt. Ich selbst bin auch offen versorgt, wenn man die nötigen Verstärkungen damit hinbekommt, finde ich das immer besser.

Das ist aber auch Geschmacksache. Ich habe auch für Situationen, wo ich Außenschall unterdrücken möchte, ein geschlossenes Hörgerät. Ich bevorzuge aber die offene Variante und verstehe damit auch deutlich besser.

Wenn man, aus welchen Gründen auch immer, stark auf die Zusatzfunktionen des HG angewiesen ist, dann werden diese mit einer möglichst geschlossenen Variante immer besser funktionieren.
Die geschlossene Versorgung empfehle ich auch. Ich hab das schon verstanden worauf du dich bezogen hast.

Bei Hochtonverlust kann eine offene Versorgung funktionieren, sicherlich, aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen das eine offene Versorgung bei den tieferen Toenen nichts bringt. Als ich im Dezember ein geschlossenenes Schirmchen hatte war ich so geschockt als ich das erstemal gehoert habe wie die Verstaerkung "richtig" klingen kann, weil ich davor immer nur eine offene Versorgung hatte wo der Ton zwar verstaerkt wird, aber nicht mal Ansatzweise verstaendlicher wurde.

(Wobei Kruemmel's Verlust natuerlich etwas niedriger ausfaellt als meiner, da muss man etwas "experimentieren", auch ist ihr "biss" eher im Hochton bereich angesetzt, nicht so wie bei mir.)

Die Tiefen Toene muessen "weiter reisen" da sie tiefer in der Cochlear sitzen als die hohen Toene. Dem entsprechend sorgt die geschlossene Versorgung dafuer das der tiefe, verstaerke Ton nicht sofort durch das offene Ohr wieder "abhaut".
Zuletzt geändert von RemyRiver am 10. Jan 2017, 14:56, insgesamt 2-mal geändert.
Hz 125 250 500 750 1000 1500 2000 3000 4000 6000 8000
dbR 20_25_35_60__60__60__60__50_25___5__15
dbL 10_10_10_10___5___5___5___5___5___5__15
pascal2
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#24

Beitrag von pascal2 »

Bei mir wurde bei der Wanne schon als ich noch mittelgradig schwerhörig war, fast komplett das Ohr verschlossen.
Zum Ende hin, war dann nicht einmal mehr eine kleine Belüftungsbohrung drin.
Ich hatte Hörgeräte, die eigentlich nicht pfeiffen sollten, taten das dann aber doch, wegen der starken Verstärung und so mußte dann ganz dicht gemacht werden.
Zum Glück hat der weise Trittin die Entwicklung des Deutschen Rentensystems früh erkannt und das Flaschenpfand eingeführt !
Gerhard_R
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Re: Mitteltonschwerhörigkeit "mitten im Leben"

#25

Beitrag von Gerhard_R »

Musiker_72 hat geschrieben:Ich meinte das als Antwort auf Gerhard, der eine geschlossene Versorgung empfiehlt. Ich selbst bin auch offen versorgt, wenn man die nötigen Verstärkungen damit hinbekommt, finde ich das immer besser.

Das ist aber auch Geschmacksache. Ich habe auch für Situationen, wo ich Außenschall unterdrücken möchte, ein geschlossenes Hörgerät. Ich bevorzuge aber die offene Variante und verstehe damit auch deutlich besser.

Wenn man, aus welchen Gründen auch immer, stark auf die Zusatzfunktionen des HG angewiesen ist, dann werden diese mit einer möglichst geschlossenen Variante immer besser funktionieren.
Du hast keine Erfahrung, schmeißt wilde Fantasien und Halbwissen umher und kannst nicht mitreden.
Oticon OPN1, 105dB.PM, closed.
Innenohr SHG. Wannekurve. 40-80-40.(Tief- Mitte-Hoch).
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