Preise von Hörgeräten

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Ottogerd

Preise von Hörgeräten

#1

Beitrag von Ottogerd »

Ich habe mal etwas in USA Preislisten gestöbert. Die mich interesierenden HG Signia kosteten weniger als die Hälfte als bei uns, trotz Zoll und Einfuhr USt. Auch Versand nach DL ohne Probleme. Und eine Audiogramm würden sie auch noch einstellen.

Ich werde zwar keines dort kaufen da ich den Service vor Ort brauche, aber interessant finde ich das schon.

Ich bin ja noch nicht lange im Thema. Aber es scheint in DL kaum eine Branche zu geben, die ihre Preise so verschleiert wie bei HG. Jeder druckst rum, windet sich, aber Transparenz geht anders.
Bert667
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Re: Preise von Hörgeräten

#2

Beitrag von Bert667 »

Ich gehe jetzt mal von mir aus und erläutere dir meine Gedanken zu dem Thema:

Ich habe, bis der HGA das erste mal Geld von mir gesehen hat, 16 Wochen HGs getestet. Jede Woche 1-2 Termine. Jeweils 30 Minuten. Das waren weit über 10 Arbeitstsunden Aufwand für den HGA.

Der HGA bekommt keinerlei Garantie von mir. Ich hätte nach dieser Zeit sagen können "Danke fürs kostenlose testen, ich bestell HG XYZ in den USA. Tschüss!"

Das muss er über den einmaligen Verkaufspreis der HGs kompensieren. Da ist nur logisch und absolut nachvollziehbar, dass bei uns bei einem kleinens Dorf-HGA die HGs viel mehr kosten als 1. bei großen Ketten oder 2. in Ländern mit viel geringerem Lohnniveau.

Du bezahlst nicht nur die HGs sondern auch das Testen und den Service während der 6 Jahre Laufzeit.

Und es gibt nunmal keine Preisbindung. Jeder HGA kann verlangen was er möchte. Und jeder Kunde kann sich schlau machen und Feilschen. Wer das nicht tut, ist selbst schuld. Ich habe meinem HGA ganz klar gesagt: "Das ist der maximale Preis, den ich dir gebe, ansonsten kaufe ich woanders." Aber dabei war ich bei meinem genannten Preis fair und nicht unverschämt.
Ottogerd

Re: Preise von Hörgeräten

#3

Beitrag von Ottogerd »

Das ist allles schon klar und die Argumente ja auch alle bekannt. Müssen wir nicht aufwärmen.

Aber nicht jeder beansprucht einen Akustiker in diesem Maße.

Ich wollte auch nichts dagegen sagen. Ich kauf ja bewusst beim örtliche Händler teurer als anderwo, obwohl mir Fielmann aus dem Stegreif am Telefon einen ganz erheblich günstigeren Preis genannt hatte. Und auch einen Termin in 2 Tagen in einer anderen Filiale.

Wollte nur aufzeigen wie preiswert HG in USA sind.
Ohrenklempner
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Re: Preise von Hörgeräten

#4

Beitrag von Ohrenklempner »

In den USA ist das so, du gehst da in die nächste Shoppingmall in die Hörgeräteabteilung, lässt dir ein paar Geräte einstellen und bezahlst. Eine halbe Stunde Aufwand. Reparaturen, Ersatzteile, Service, Nacheinstellungen... kostet alles extra. Hörgeräteverkauf ist dort reiner Einzelhandel und kein Handwerk.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

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Dani!
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Re: Preise von Hörgeräten

#5

Beitrag von Dani! »

Hinzu kommt, das in den USA nicht jeder in der Lage ist, sich ein HG zu leisten. Mit allen negativen Konsequenzen, die damit verbunden sind - auch für die übrige Gesellschaft (z.B. soziale Abwärtsspirale).
B:in allgeme:in ke:in kle:in Kev:in se:in Adm:in
Dominik
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urlaubsreif
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Re: Preise von Hörgeräten

#6

Beitrag von urlaubsreif »

Transparenz geht anders.
Ganz recht.

Ich ärgere mich schon lange über die überhöhten Preise in Deutschland.
Und darüber, dass jeder Draufzahler Leistungen bezahlt bzw. bis zur vollen Mehrkostenerstattung vorfinanziert, die er womöglich gar nicht in Anspruch nimmt.

Das Problem hierzulande ist für meine Begriffe, dass die einzelnen Leistungen nicht sauber voneinander getrennt werden. Daran Schuld sind aber die GKV und die großen Ketten, die ganz anders kalkulieren können.

- Erstanpassungsaufwand mit der Erfordernis, möglichst viele Gerätesorten in allen möglichen Qualitätsstufen zu testen sowie

- Folgeanpassungsaufwand

sind schon einmal zwei verschiedene Paar Schuhe.

Vergleichsmessungen mit aufzahlungsfreien Geräten um dem KK Amtsschimmel genüge zu tun.

Geräteanpassungsaufwand zwischen höher- und minderwertigeren Geräte unterscheidet sich teilweise beträchtlich.

Dazu kommt das Händchen des Akustikers. Ich habe einen Audiologen erlebt, der hat ein Mittelklassegerät in nur 15 Minuten perfekt eingestellt. Ein Amplifon Akustiker hat das in 10 Sitzungen nicht zuwege gebracht und alles nur noch verschlimmert. Allein schon deshalb, weil er keine Ahnung hatte von Oticon.

Garantiezeit 6 Jahre sind viel zu lang in einem Segment, in dem alle 18 Monate ein Produktwechsel stattfindet. Über denselben Zeitraum eine Reparaturkosten- und Wartungsabsicherung. Aber auch hier gibt es große Unterschiede bei den Geräten.

All das wird eingepreist.
Neben der Gewinnmarge, die gewiss auch kein Almosen ist.

Wenn du dich auch noch über EK Preise aufregen möchtest, dann guck mal bei Alibaba ;-)

Ich beispielsweise brauche exakt:

2x Oticon Opn S1 mit Otoplastik spezial
max. 2 Anpassungssitzungen (über die erste Inklusivsitzung hinaus)
5 Jahre Garantie und Wartung

Kostenpunkt international:

zwischen 2.500 und 3.500 Euro

Kostenpunkt bei meinem Aku:

5.900 Euro
_Hz 125 250 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000
dbR 55__55__60__60__65___55__70___85__90
dbL 65__75__75__80__75___65__75___70__70
akopti
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Re: Preise von Hörgeräten

#7

Beitrag von akopti »

Östereich ca 7000 Euro
Schweiz ca 6500 Euro
Niederlanden ca 6000 Euro
Dänemark ca 4500 Euro
Schweden ca 5000 Euro

soweit zu International.

Aber wichtig, all diese Länder haben einen vergleichbar gute Anpassqualität wie in Deutschland.
Zudem ist in all diesen Ländern die Hardware und die Anpassleistung nicht getrennt. Auch muss man schon ganz schön suchen, um überhaupt Preise zu finden, soweit zur Transparenz.

Diese Länder haben ein ähnliches Lohnniveau wie Deutschland. Nur damit sollte man Verlgeichen, damit es kein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen wird.

Gruß

Dirk
urlaubsreif
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Re: Preise von Hörgeräten

#8

Beitrag von urlaubsreif »

Diese Länder haben ein ähnliches Lohnniveau wie Deutschland. Nur damit sollte man Verlgeichen, damit es kein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen wird.
Ein interessanter Einwand, Dirk.

In Deutschland ist allerdings im Gegensatz zu diesen von dir genannten Staaten die Mittelschicht am wegbröseln und ziemlich instabil. Die Schere zwischen arm und reich klafft weitaus stärker auseinander. D.h., die reale Einkommensarmut ist in Deutschland eben auch weitaus größer als in Skandinavien.

Aber selbst Schweden und Dänemark liegen dabei nach deinen Angaben noch unter unseren Durchschnittspreisen. Mein Aku ist mit seinen 5.900 Euronen ja keine Ausnahme.

Für die Niederlande habe ich sogar aktuelle Preise vorzuliegen.
Die liegen bei 3.500 Euro für meine o.g. Anforderungen. Nicht bei 6.000.
_Hz 125 250 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000
dbR 55__55__60__60__65___55__70___85__90
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Ottogerd

Re: Preise von Hörgeräten

#9

Beitrag von Ottogerd »

Irgendwie ist aber das ganze System für mich schwer verständlich. Alle Akustiker haben weitgehend mehr oder weniger die gleiche Geräte. Aber Kunden pilgern von Aku zu Aku, wo jedes Mal zuerst das Gleiche stattfindet. Langwieriger Hörtest und Beratung und dann Prüfung diverser Geräte. Völlig unnötige Doppelarbeit, die nur Zeit und Geld kostet und wie ich hier lese oft Monate dauert.

Wie man das optimieren könnte weiss ich nicht. Aber dass HG so teuer werden sind wundert einen nicht, bei dem enormen Arbeitsaufwand.

Insofern müssen wir uns da selbst an die Nase fassen.
urlaubsreif
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Re: Preise von Hörgeräten

#10

Beitrag von urlaubsreif »

Aber Kunden pilgern von Aku zu Aku
Tun sie das?
Nur um die gleichen Geräte zu testen?

Ich denke mal, das tun sie nicht ;-)
Zumindest ich weiß Besseres mit meiner knappen Zeit anzufangen. Ich HASSE diese Anpassungsphasen und versuche, sie so knapp wie möglich zu halten.

Kunden wechseln den Aku. Das stimmt und kommt sogar öfters vor. Aber dann liegt es meiner Ansicht nach an der fehlenden Wellenlänge oder der mangelnden Dienstleistung. Es gibt auch Akustiker, die haben nur eine begrenzte Auswahl an Geräten im Programm. Deshalb erkundige ich zumindest mich schon im Vorfeld, ob meine Wunschgeräte überhaupt bedient werden und hierzu auch regelmäßige Fortbildungen der Akustiker besucht werden. Das hat mich meine schlechte Erfahrung mit Amplifon und Oticon gelehrt, welche die Oticon aus dem Programm genommen hatten und deren Akustiker im Blindflug schädliche Konfigurationen zusammengebastelt haben.

Das Procedere ließe sich aber ganz leicht vereinfachen.
Sämtliche Ohrpassstücke, Hörkurven und Anpassungsdaten werden dem Kunden ausgehändigt und separat mit der KK verrechnet. Dann müssen die auch nicht 5x angefertigt werden.
_Hz 125 250 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000
dbR 55__55__60__60__65___55__70___85__90
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akopti
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Re: Preise von Hörgeräten

#11

Beitrag von akopti »

und der höhere Verwaltungsaufwand der KK zahlt dann wer?
urlaubsreif
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Re: Preise von Hörgeräten

#12

Beitrag von urlaubsreif »

und der höhere Verwaltungsaufwand der KK zahlt dann wer?
Sobald die KK aufhört, Mehrkosten mit einem enormen Aufwand an Verwaltung und Inanspruchnahme sonstiger staatlicher Ressourcen abzubügeln, wochenlang sowohl den Akustikern als auch den Patienten hinterherzutelefonieren, werden ungeheur viel personelle Ressourcen zur Abwicklung dieser Kleinigkeiten frei.
_Hz 125 250 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000
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AlfredW
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Re: Preise von Hörgeräten

#13

Beitrag von AlfredW »

Hallo,

ich habe mir die Antworten teilweise durchgelsen;
man sollte doch die HG zu USA-Preisen anbieten + 3 Anpassungsterminen; der Reset ist Privatsache; warum soll ich für Kunden bezahlen, die mit nichts zufrieden sind (übertrieben gesagt); ich lasse die HG nach der Hörkurve programmieren und das passt soweit; 2-3 weitere Termine und gut ist.

Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
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Nanni
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Re: Preise von Hörgeräten

#14

Beitrag von Nanni »

Warum muss ich mit Steuerklasse I höhere Beiträge zahlen, als jemand der Steuerklasse II oder III hat und somit per se mehr Leistungen in Anspruch nimmt als ich??

Warum wird hier allseits geschrieben, dass die Anpassung Geduld und mehrere Monate in Anspruch nehmen kann?
Ohrenklempner
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Re: Preise von Hörgeräten

#15

Beitrag von Ohrenklempner »

Nanni hat geschrieben:Warum muss ich mit Steuerklasse I höhere Beiträge zahlen, als jemand der Steuerklasse II oder III hat und somit per se mehr Leistungen in Anspruch nimmt als ich??
Wegen Artikel 6 Absatz 1 Grundgesetz. ;)
Warum wird hier allseits geschrieben, dass die Anpassung Geduld und mehrere Monate in Anspruch nehmen kann?
Weil's so ist. In meinem Alltag ist zwischen 1,5 Stunden und 11 Monaten schon alles dabei gewesen. ;)
AlfredW hat geschrieben: man sollte doch die HG zu USA-Preisen anbieten + 3 Anpassungsterminen; der Reset ist Privatsache
Ein schlitzohriger Akustiker wäre zu einem solchen Deal bestimmt bereit. ;)

Immer diese Doppelmoral... einerseits sollen die Krankenkassen eine bestmögliche Versorgung bezahlen, andererseits soll da und dort und dort gespart werden. Wir haben momentan ganz brauchbare Verträge, mit denen sich 98% der Versorgungen zu aller Zufriedenheit durchführen lassen. Wenn ich da an die Zeit vor 2013 denke, ist es einen riesigen Schritt besser geworden. Aber ich stimme auch völlig zu, dass es natürlich noch besser werden kann. ;)
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tabbycat
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Re: Preise von Hörgeräten

#16

Beitrag von tabbycat »

Ohrenklempner hat geschrieben: Immer diese Doppelmoral... einerseits sollen die Krankenkassen eine bestmögliche Versorgung bezahlen, andererseits soll da und dort und dort gespart werden. Wir haben momentan ganz brauchbare Verträge, mit denen sich 98% der Versorgungen zu aller Zufriedenheit durchführen lassen. Wenn ich da an die Zeit vor 2013 denke, ist es einen riesigen Schritt besser geworden. Aber ich stimme auch völlig zu, dass es natürlich noch besser werden kann. ;)
Wir leben in Deutschland und somit dem Land der Weltmeister im Jammern - ich sach nur "German Angst" ;)

Wobei "Bangemacherei, Mythen und Märchen" wohl leider auch zur Geschäftemacherei in der HG-Branche beitragen. - Da muß man nur mal hier im Forum lesen, was teilweise an Aussagen zu zuzahlungsfreien Hörgeräten getätigt wird - ähnlich dem, was Tante Erna übern Gartenzaun blökt, weil Onkel Erwin das vom Nachbarn seines Cousins Egon gehört hat - und der weiß ganz bestimmt, daß das bei Frau Posemuckels Neffen so war ;)

Wer meint, er wäre in USA besser versorgt, sollte dort vielleicht mal ein paar Jahre leben und arbeiten und deren (so gut wie nicht vorhandenes) Sozialsystem "genießen".
Eine Bekannte (gebürtige US-Amerikanerin, also quasi "Mother Tongue" aber hier aufgewachsen) ist nach ihrer Handwerkerausbildung für ein Jahr rübergegangen - und ziemlich kleinlaut und reumütig wieder nach Deutschland zurück. Die jammert glaub ich nie wieder über das deutsche Gesundheitssystem...
*********************************
Entweder wir finden einen Weg,
oder wir machen einen. 🤗
(Hannibal Barkas)
Ottogerd

Re: Preise von Hörgeräten

#17

Beitrag von Ottogerd »

tabbycat hat geschrieben:
Wer meint, er wäre in USA besser versorgt, sollte dort vielleicht mal ein paar Jahre leben und arbeiten und deren (so gut wie nicht vorhandenes) Sozialsystem "genießen".
Eine Bekannte (gebürtige US-Amerikanerin, also quasi "Mother Tongue" aber hier aufgewachsen) ist nach ihrer Handwerkerausbildung für ein Jahr rübergegangen - und ziemlich kleinlaut und reumütig wieder nach Deutschland zurück. Die jammert glaub ich nie wieder über das deutsche Gesundheitssystem...
Ist die Bekannte vielleicht die Tante Erna ? :) :)
urlaubsreif
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Re: Preise von Hörgeräten

#18

Beitrag von urlaubsreif »

Wer meint, er wäre in USA besser versorgt
Es geht im konkreten Fall nicht um besser oder schlechter, sondern um preisgünstiger UND bessere Qualität der Geräte.
sollte dort vielleicht mal ein paar Jahre leben und arbeiten und deren (so gut wie nicht vorhandenes) Sozialsystem "genießen".
Dass das amerikanische Gesundheitssystem kein Vorbild sein kann, weiß hier wohl jeder!

Ich kann doch aber - um mal das Prinzip des Gedankengangs zu übertragen - nicht jede berechtigte Kritik an der deutschen Mutti der Nation dadurch im Keim ersticken, dass ich darauf hinweise, dass wir es mit Trump oder Putin noch schlechter hätten treffen können. :huh: German Angst :eek: ;)

Natürlich könnte sich hinsichtlich der Hörgeräteversorgung auch in Deutschland ohne Qualitätseinbußen ein Markt entwickeln, wenn die einzelnen Leistungen entflechtet und gesondert abgerechnet würden.

Kann ehrlich gesagt nicht verstehen, dass dagegen eine derart große Sperre unter vielen Foristen gibt. Denn die Versorgung des Großteils Hörbehinderter ist noch immer grottenschlecht, um es mal auf den Punkt zu bringen. 33% aller angepassten Hörgeräte verschwinden in Schubladen. Dies bestimmt nicht deshalb, weil sie so g.eil sind. Es muss sich ein Hörbehinderter hier sogar den Vorwurf des "Solidarschweins" gefallen lassen, wenn er einfach nur die Qualität einfordert, die ihm nach Recht und Gesetz auch zusteht und die er benötigt. Eine Haltung, die mir Null nachvollziehbar ist.

@AlfredW
warum soll ich für Kunden bezahlen, die mit nichts zufrieden sind (übertrieben gesagt); ich lasse die HG nach der Hörkurve programmieren und das passt soweit; 2-3 weitere Termine und gut ist.
Ich denke, das trifft die Problematik nicht ganz.

Wenn Kunden mit "nichts zufrieden" sind, hat das zumeist ganz andere Gründe als einen überbordenden Anspruch.

a) die Schwerhörigkeit ist an der Grenze zum CI und nur noch schwer durch HG's auszugleichen
b) der Akustiker beherrscht sein Handwerk nicht
c) die lebenspraktischen Anforderungen an das Gerät sind höher, als es das Gerät hergibt
d) es ist ein Erstzuversorgender mit Hörentwöhnung

Individuell erforderliche Anpassungsleistungen angemessen zu vergüten ist Aufgabe der Krankenkasse. Es kann doch nicht angehen, dass die Draufzahler die finanzieren, weil das bei den teureren Geräten eingepreist wird.

Schon gar nicht, wenn es sich angeblich um Luxusgeräte handelt, für welche die Solidargemeinschaft nicht zuständig sei und der Blick über den deutschen Tellerrand glasklar zeigt, dass nicht die Geräte selbst die Kostentreiber sind.
_Hz 125 250 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000
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urlaubsreif
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Re: Preise von Hörgeräten

#19

Beitrag von urlaubsreif »

Immer diese Doppelmoral... einerseits sollen die Krankenkassen eine bestmögliche Versorgung bezahlen, andererseits soll da und dort und dort gespart werden.
1. Ja, das sollen die KKn. Denn dazu sind sie gesetzlich verpflichtet.
2. Ja, das ist möglich und kein Widerspruch. Alles eine Frage der volkswirtschaftlichen Ökonomie.

;-)
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Ottogerd

Re: Preise von Hörgeräten

#20

Beitrag von Ottogerd »

Im Grunde müßte man die VO (Kauf) vom HG und Beratungsleistung trennen. Dann kann der Aku ordentlich kalkulieren, ohne ständig kostenlose endlose Beratungen einrechen zu müssen, deren Zeit er nur schätzen kann. Und Privatzahler müßten das nicht über den Preis sponsern.

Z.B. Mit der VO gibts einen Berechtigungsschein für max 5 kostenfreie Beratungen vor dem Kauf. Vorzulegen bei Aku. Berechnen an die KK. Weitere werden mit Stundensätzen berechnet.

Auch Kassenpatienten müssen bei ihrem Arzt Sonderleistungen selbst bezahlen.

Aber wenn ich hier lese, Monate lange Testphasen. Das kann nicht auf dem Rücken derere ausgetragen werden, die etwas - will mal vorsichtig sagen - etwas entscheidungsfreudiger sind.
urlaubsreif
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Re: Preise von Hörgeräten

#21

Beitrag von urlaubsreif »

Z.B. Mit der VO gibts einen Berechtigungsschein für max 5 kostenfreie Beratungen vor dem Kauf. Vorzulegen bei Aku. Berechnen an die KK. Weitere werden mit Stundensätzen berechnet.
Das wäre für Erstzuversorgende eine unzumutbare Konstruktion.

Hier müssen mehrere Geräte in unterschiedlichen Qualitätsabstufungen getestet und ggf. auch nachjustiert werden. Mit 5 Anpassungssitzungen kommt man da nicht hin.

Die Neulinge können ja nichts für ihre Situation und dafür, dass Hörverluste so unterschiedlich ausfallen in Ausprägung und Auswirkung.

Wenn allerdings der obligatorische Kassengerätetest wegfällt, schlicht deshalb, weil die KKn die erforderlichen Gerätekosten voll übernehmen, lässt sich auch hier viel Zeit einsparen.

Man könnte über einen Bonus nachdenken für all jene, welche die dann erhöhten Festbeträge für die HGs nicht voll ausschöpfen. Ganz teuer nützt ja nicht in allen Fällen auch ganz viel.

Für Folgeversorgung von Leuten, die ihre "Marke" kennen und einfach nur neue Geräte benötigen, weil die Zeit der Altgeräte nunmal auch endlich ist, dürfte das aber durchaus ein praktikables Modell sein.
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tabbycat
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Re: Preise von Hörgeräten

#22

Beitrag von tabbycat »

urlaubsreif hat geschrieben:
Ich kann doch aber - um mal das Prinzip des Gedankengangs zu übertragen - nicht jede berechtigte Kritik an der deutschen Mutti der Nation dadurch im Keim ersticken, dass ich darauf hinweise, dass wir es mit Trump oder Putin noch schlechter hätten treffen können. :huh: German Angst :eek: ;)
Berechtigte Kritik an unserem System finde ich ok, mich selbst ärgert auch vieles daran - nicht nur die Hörgeräteversorgung. Mich ärgert das teilweise Gejammere auf hohem Niveau in Kombination mit Gerüchteküche und Bangemacherei.

Bei aller berechtigter Kritik gibt es leider auch genug wahlweise unreflektierte/ denkfaule/ obrigkeitshörige/ unkritische Kassenpatienten, die zum nächstbesten, vielleicht unseriösen Akustiker gehen, sich aufgrund ihres Halbwissens das Teuerste in die Ohren hängen lassen, in manchen Fällen überversorgt sind und mangels Geduld oder ob der Einschüchterung durch den Aku trotzdem nicht gescheit hören - oder sich eben gar nicht erst an Hörgeräte rantrauen, weil die ja angeblich so teuer sind (wobei wir wieder bei Tante Erna wären - die @Ottogerd übrigens keine Amerikanerin ist :lol: , sondern manchmal auch Irma, Hermine oder Hiltrud heißt und alternativ zum Gartenzaun auch als Kaffeeklatschtante unterwegs ist)
urlaubsreif hat geschrieben:
Man könnte über einen Bonus nachdenken für all jene, welche die dann erhöhten Festbeträge für die HGs nicht voll ausschöpfen. Ganz teuer nützt ja nicht in allen Fällen auch ganz viel.

Für Folgeversorgung von Leuten, die ihre "Marke" kennen und einfach nur neue Geräte benötigen, weil die Zeit der Altgeräte nunmal auch endlich ist, dürfte das aber durchaus ein praktikables Modell sein.
d'accord! :daum:
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Ohrenklempner
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Re: Preise von Hörgeräten

#23

Beitrag von Ohrenklempner »

Ich fände es absolut falsch, den Versicherten ein Budget an Akustikerterminen vorzuschreiben. Das führt dazu, dass die Versicherten einem höheren Druck ausgesetzt sind, sich für Hörgeräte zu entscheiden und sich letztlich aus der Not heraus für die falschen Geräte entscheiden.

Das "Bonussystem" ist ne tolle Sache. Ich praktiziere das. Unproblematische Folgeversorgung oder Verlustversorgung => gibt nen schönen Rabatt. :)
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

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Ottogerd

Re: Preise von Hörgeräten

#24

Beitrag von Ottogerd »

urlaubsreif hat geschrieben:
Z.B. Mit der VO gibts einen Berechtigungsschein für max 5 kostenfreie Beratungen vor dem Kauf. Vorzulegen bei Aku. Berechnen an die KK. Weitere werden mit Stundensätzen berechnet.
Das wäre für Erstzuversorgende eine unzumutbare Konstruktion.

Hier müssen mehrere Geräte in unterschiedlichen Qualitätsabstufungen getestet und ggf. auch nachjustiert werden. Mit 5 Anpassungssitzungen kommt man da nicht hin.

Die Neulinge können ja nichts für ihre Situation und dafür, dass Hörverluste so unterschiedlich ausfallen in Ausprägung und Auswirkung.
Das ist sicher richtig, aber ich finde das ganze System schlecht organisiert. Als Neuling der durch einen Hörsturz plötzlich ein solches Teil braucht wundere ich mich schon. Ich war jetzt bei 3 Akus. Jeder hat erst sehr zeitraubend, für ihn und für mich, immer wieder bei Null, sprich mit einem Hörtest angefangen. Obwohl ich den ja vom HNO dabei hatte. Das ist doch Unsinn.

Mit meinem Audiogramm hätte er gleich ein HG anpassen und zum Test mitgeben können. Das dann optimieren. Aber so habe ich unsinnige Stunden verbracht, die seine und meine Zeit kosten.

Ich bin selbst Dienstleiter, aber da muss ich mich schon wundern.

Kleine Episode am Rande bei Aku: "Hören sie jetzt besser", Mh, da müßten sie jetzt was sagen um das beurteilen zu können.
Mukketoaster
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Re: Preise von Hörgeräten

#25

Beitrag von Mukketoaster »

Das Problem an den ständigen Messungen ist ganz leicht zu erklären, denn ich mache das auch!
Ich kann nur meiner eigenen Messung trauen. Ich habe schon oft genug erlebt das bei dem Arzt nur die Hälfte oder gar falsch gemessen wird.
Sorry, aber so läuft das leider.
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