Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

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Silvia1969
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Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#1

Beitrag von Silvia1969 »

Hallo!
Schon wieder beschäftigt mich eine Frage:
Ich komme im Alltag und im Berufsleben gut zurecht, obwohl ich links taub bin (kein Sprachverständnis, kein Hören - nur ein Spüren der Töne) und rechts ebenfalls schwerhörig bin.
Ich trage zu Hause meine Hörgeräte nicht (meine Söhne und mein Mann haben tiefe Stimmen, die ich gut verstehen kann), außer Haus trage ich mein HG immer.
Ich sehe sehr viel vom Mundbild ab, das erleichtert mir vieles. Bis zu meinem 42 Lebensjahr wusste ich nicht, dass ich dies tat, ich machte dies total unbewusst.
Nun überlege ich, ob ein CI links bereits jetzt sinnvoll wäre. Oder ob ich damit warten soll.....
Noch komme ich ja imm Alltag gut zurecht. (auch wenn es manchmal anstrengend ist, das gebe ich zu).
Welche Meinungen habt ihr? Danke schon mal für eure Antworten.
Liebe Grüße,
Silvia
seit der Mumpserkrankung im sechsten Lebenfjahr links fast taub, rechts ebenfalls mittel- bis hochgradig schwerhörig, HdO-Hörgeräte Phonak Naida Marvel 90 SP, hatte schon etliche Hörstürze
fast-foot
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Re: Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#2

Beitrag von fast-foot »

Hallo Silvia1969,

eine Indikation ist gegeben, sofern nicht eine Kontraindikation vorliegt (eine solche ist zumindest nicht offensichtlich).

Vorteile sind die Ermöglichung von ("echtem") Richtungshören und vermutlich ein verbessertes Sprachverstehen insbesondere im Störschall.

Ueber die Nachteile wurde bereits einiges geschrieben.

Der Vollständigkeit halber noch den Hinweis, dass auch eine BICROS-Versorgung indiziert ist und ein Knochenleitungshörgerät*.

Je nach Befund käme allenfalls ein Mittelohrimplantat* in Frage (wenn der innenohrbedingte Hörverlust ein gewisses Mass nicht überschreitet).

*) auch bei dieser Versorgungsart muss in den Schädelknochen gebohrt werden

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
maryanne
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Re: Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#3

Beitrag von maryanne »

Natürlich wäre ein CI jetzt sinnvoll .
Maryanne
Silvia1969
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Re: Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#4

Beitrag von Silvia1969 »

Ja, ich denke auch, dass ein CI nur Vorteile bringen könnte.
Allerdings hat mal ein Arzt gemeint, dass es mich irritieren könnte, wenn ich links auf einmal mit CI hören könnte, ich sei es ja nicht mehr gewöhnt....
Richtungshören und Sprachverstehen wäre natürlich wunderbar! Das sind zwei sehr starke Argumente, die für ein CI sprechen.
Was ist denn der Unterschied zwischen einem CI und einem Mittelohrimplantat? (so wie du es, fast foot, geschrieben hast).
Ich trage beidseitig Hörgeräte, um auch links etwas zu spüren (hören tue ich hier nichts) weil ich sonst viel zu einseitig orientiert bin. Durch das ständige hinhören mit nur dem rechten, hörenden Ohr neige ich sehr zu Verspannungen, wenn ich nur rechts ein Hörgerät trage. Deshalb bin ich eigentlich nicht für eine BICROS-Versorgung.
Liebe Grüße,
Silvia
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fast-foot
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Re: Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#5

Beitrag von fast-foot »

Die Verwendung eines (aktiven) Mittelohrimplantats setzt eine (einigermassen) intakte Innenohrfunktion voraus. Ich vermute, dass diese bei Dir nicht gegeben ist (Aufschluss darüber kann nur eine Knochenleitungsmessung des betreffenden Ohres geben - natürlich mit ordnungsgemässer Vertäubung (was nicht immer der Fall ist)).

Es wird die Mittelohrfunktion "überbrückt" und der Schall via ovales oder rundes Fenster (hier gibt es verschiedene Möglichkeiten etc.) auf das Innenohr übertragen. Dieses muss also (halbwegs) funktionieren. Der Vorteil besteht darin, dass unter der gerade eben genannten Voraussetzung mehr Informationen übertragen werden können, welche darüber hinaus auch so interpretiert werden können, wie die retrocochleären Hörbahnen darauf ausgelegt worden sind (also kein "Umlernen, kein Informationsverslust).

Je nachdem, wie lange Du auf dem betreffenden Ohr nichts mehr gehört hast (falls dies überhaupt der Fall ist - gemäss Deinen Schilderungen sieht es danach aus), ist es jedoch möglich, dass ein CI nicht viel bringt - was dann für ein aktives Mittelohrimplantat ebenfalls gilt. Auch die Ursache kann eine Rolle spielen (liegt sie beim Hörnerv oder gar "dahinter", bringt weder ein CI noch ein Mittelohrimplantat etwas - leider sind die diagnostischen Möglichkeiten diesbezüglich begrenzt bzw. wird z.T. auch darauf verzichtet).
Silvia1969 hat geschrieben:Ich trage beidseitig Hörgeräte, um auch links etwas zu spüren (hören tue ich hier nichts) weil ich sonst viel zu einseitig orientiert bin. Durch das ständige hinhören mit nur dem rechten, hörenden Ohr neige ich sehr zu Verspannungen, wenn ich nur rechts ein Hörgerät trage. Deshalb bin ich eigentlich nicht für eine BICROS-Versorgung.
Eine BICROS-Versorgung könnte genau hier Abhilfe schaffen, da der Schall von der nicht hörenden Seite auf die hörende übertragen wird.

Gruss fast-foot
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Silvia1969
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Re: Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#6

Beitrag von Silvia1969 »

Danke für deine Erklärungen.
Eine BICROS Versorgung kommt für mich nicht in Frage, obwohl dies für andere durchaus hilfreich sein mag.
Ich habe auf der Reha eine gleichaltrige Frau kennengelernt, die ebenfalls in der Kindheit durch die Mumpserkrankung auf einem Ohr ertaubte. Sie konnte nichts mehr hören auf diesem Ohr, sie spürte auch keine Töne (so wie es allerdings bei mir der Fall ist).
Sie ließ sich trotzdem ein CI implantieren und hatte schon nach kurzer Zeit ein Sprachverständnis von 60%-80% auf dem ertaubten Ohr. Dies bestärkt mich, dass es sich durchaus lohnt, ein CI zu "riskieren".
LG, Silvia
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Edda
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Re: Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#7

Beitrag von Edda »

Hallo,
hab letztes Jahr eine Doku über eine CI -Implantat gesehen, war sehr interessant.
Im Internet zu finden unter:

BR Lebenslinien Das Ohr ist eine Tür

Wurde am 12.6.2015 ausgestrahlt und zeigt eine 31 jährige Frau , die taub war und diesen Sprung gewagt hat. Vielleicht hilft Dir das weiter.
Und ich wünsche Dir den Mut diesen Schritt zu gehen.

glg Edda
fast-foot
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Re: Trotz Taubheit links/SH rechts-gutes Sprachverständnis - trotzdem CI?

#8

Beitrag von fast-foot »

Silvia1969 hat geschrieben:Sie konnte nichts mehr hören auf diesem Ohr, sie spürte auch keine Töne (so wie es allerdings bei mir der Fall ist).
Sie ließ sich trotzdem ein CI implantieren und hatte schon nach kurzer Zeit ein Sprachverständnis von 60%-80% auf dem ertaubten Ohr. Dies bestärkt mich, dass es sich durchaus lohnt, ein CI zu "riskieren".
Manchmal kann man sicher prognostizieren, dass ein CI nichts bringen wird. Wie es bei Dir aussieht, weiss ich natürlich nicht (da ich nicht über die hierzu erforderlichen Befunde verfüge, falss sie überhaupt erhoben wurden).
Aber das Beispiel relativiert (nebst vielen weiteren) das "Schreckgespenst der Deprivation" meiner Ansicht nach (deren Folgen halte ich für überbewertet - ausser bei Kindern, da sich dort die Hörbahnen erst in der (grundlegenden) Entwicklung befinden).

Gruss fast-foot
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